Bockendes Kind - bocken lassen oder beruhigen?

Wie seht ihr es, wenn euer Kind anfängt zu bocken, was ja in einem gewissen Alter auch ganz normal ist. Lasst ihr es bocken oder geht ihr hin und beruhigt ihr euer Kind und redet auf das Kind ein? Was ist besser? Sollte man Kinder aus bocken lassen oder sollte man versuchen beruhigend auf das Kind einzuwirken? Wenn man es bocken lassen sollte, wie macht ihr es dann, wenn ihr unterwegs seid? Ich habe mein Kind mal bocken lassen und nicht reagiert und hatte sämtliche Passanten dann gegen mich, die mich verachtend ansahen und auch dumme Bemerkungen gemacht haben.

Das Bocken der Kinder ist ja auch ein Versuch die Grenzen zu überschreiten, die man ihm gegeben hat. Das gehört ja auch zur Entwicklung dazu. Deswegen muss ich sagen, dass ich denke, dass man ein Kind ruhig mal bocken lassen sollte. Seht ihr das ähnlich?

Mein Sohn will gar nicht beruhigt werden, wenn er mal wieder seine Bockphase hat. Da bliebt mir gar nichts anderes übrig, als ihn in Ruhe zu lassen, auch wenn dann das ganze Spielzeug durchs Kinderzimmer fliegt. Außerdem sollen Kinder ja lernen, dass sie durch dieses Verhalten nicht das erreichen können, was sie wollen, und da ist beruhigen meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.

Bei meinem Sohn war es schon immer so, dass er sich in der Öffentlichkeit nie wirklich getraut hat, richtig herum zu schreien und seiner Wut freien Lauf zu lassen. Da beschränkte es sich eigentlich immer darauf, dass er wie angewurzelt irgendwo stehenblieb oder sich auch mal auf den Boden gesetzt oder gelegt hat, aber eben meistens ohne dabei zu schreien. Entweder gehe ich dann einfach stur weiter, bis er von alleine nachkommt, das geht aber nur an Stellen, wo keine Autos fahren, denn ein Kind könnte ja auch mal plötzlich auf die Idee kommen, auf die Straße zu rennen, oder ich stelle ihn einfach wieder auf die Füße, nehme in an die Hand und gehe weiter. Da kommt er dann schon mit, wenn auch manchmal sehr langsam.

So eine Situation hatten wir mal mit der Tochter meines Ex-Freundes. Wir waren zusammen einkaufen und sie wollte unbedingt irgend so ein kleines Spielzeug haben, was es war, weiß ich nicht mehr. Da ich aber die Einkäufe immer bezahlt habe und von Anfang an die Regel aufgestellt habe, dass es nur EINE Kleinigkeit zum Naschen gibt, habe ich ihr gesagt, dass sie ihren Vater fragen muss. Als der auch verneinte, fing sie dann an, zu bocken.

Sie stellte sich mit verschränkten Armen an den Einkaufswagen, zog die Mundwinkel nach unten und fing an, zu heulen. (Ich hasse so was, da könnte ich selber aggressiv werden!). Ich habe sie dann ignoriert, aber mein Ex-Freund ging dann zu ihr und erklärte ihr eben, dass es nur eine Sache gibt. Und das sollte auch eingehalten werden, denn sonst lernen Kinder ja nie, sich an Regeln zu halten, wenn man als Erwachsener nicht konsequent ist. Insofern finde ich, dass man ein Kind auch mal bocken lassen kann, es kommt schon von ganz alleine hinterher.

Grundsätzlich bin ich ja eher dafür, ein Kind für etwas, was es getan hat zu belohnen und nicht zu bestrafen, für etwas, was es nicht getan hat. Aber fürs Bocken kann man Kinder natürlich nicht belohnen. Ich würde ein Kind daher durchaus bocken lassen, aber es würde Konsequenzen haben. Wenn ein Kind im Supermarkt richtig schlimm bockt, würde ich ihm mitteilen, dass es beim nächsten Mal nicht mehr mit kann und genau das muss man dann natürlich auch umsetzen.

Mir wäre es dann auch reichlich egal, wenn die Leute gucken würden. Das Kind setzt seinen Kopf sicher nicht durch und ich würde sicherlich in gewissen Situationen nicht nachgeben, nur damit es still ist.

Daheim lass ich meine Kinder wenn möglich ausbocken oder ich versuche sie auf andere Gedanken zu bringen. Wirklich beruhigen kann man sie ohnehin nicht, das lassen sie meist gar nicht zu. Unterwegs versuche ich meistens ein wenig auf die Kinder einzureden, schon damit die anderen ringsum nicht das Gefühl haben man würde sich gar nicht darum kümmern. Gerade wer keine Kinder hat kann ja nicht wirklich nachvollziehen dass man dem Kind nichts Gutes tut wenn man auf Forderungen eingeht die völlig fehl am Platz sind nur um seine Ruhe zu haben, denn damit wird es auf Dauer nicht besser sondern schlimmer.

Konsequenz ist die oberste Regel wenn die Kinder durchdrehen. Man muss einfach versuchen einen Weg einzuschlagen und auch dabei zu bleiben, selbst wenn es schwer fällt. Nur so kann man den Kindern zeigen dass es auch Grenzen gibt an die sie sich zu halten haben. Wenn man nämlich am Ende doch nachgibt zeigt das den Kindern doch nur dass sie einfach lange genug schreien und brüllen und am Ende vielleicht sogar noch um sich hauen müssen um ihren Willen zu bekommen.

Meine Tochter hat früher gern mal auf dem Weg zum Kindergarten einen Wutanfall bekommen. Meist gingen wir verspätet aus dem Haus weil sie an solchen Tagen schon schlecht in Gang kam. Hatten wir den Bus gerade verpasst sind wir zur U-Bahn gelaufen, was sie noch mehr störte und woraufhin sie mindestens bis zur U-Bahn mantra-artig schrie "Ich will aber Bus fahren", immer und immer wieder. Solange wir liefen ging es ja nur darum ob ich mich daran störe, und da das nur bedingt der Fall war versuchte ich ihr immer zu erklären dass das nicht gehen würde weil wir dann zu spät kämen. Schrie sie in der U-Bahn-Station oder gar in der Bahn selbst weiter sagte ich dann immer "Ich weiß! Aber das geht nicht, sonst kommen wir zu spät! Und außerdem ist es zu spät dafür, wir werden jetzt sicher nicht zurückgehen nur um eine Station mit dem Bus zu fahren." In der Regel sagte ich das allerdings immer "nur" einmal nach jeder Station und beobachtete sie dann nur bis an der nächsten Station wieder Leute einstiegen und ob des Schreiens meiner Tochter den Kopf schüttelten. Das wiederholte sich bis wir ausgestiegen sind.

Gelegentlich half es auch sie abzulenken indem man ihr zu einem anderen Thema eine Frage stellte und versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln, aber das klappte leider nicht immer. Ihren Willen bei so sinnlosen Diskussionen habe ich ihr aber nie gelassen.

Ich habe keine eigenen Kinder, aber habe schon öfter mal im Kindergarten gearbeitet. Wenn dort ein Kind angefangen hat zu bocken, habe ich es meistens erst im Netten probiert und erklärt, warum es nun mal nicht nach der Meinung des Kindes gehen kann, aber wenn es dann noch gebockt hat, habe ich es meistens ausbocken lassen. Meistens regen sie sich dann ab und sind wieder einigermaßen normal. Ausbocken lassen hat mir auch als Kind immer geholfen. Man hat mich bocken lassen und irgendwann war die Wut dann auch weg.

Mein Sohn hatte auch mal so eine Phase, in der er wirklich bei jeder Gelegenheit bockig wurde. Besonders schlimm war das dann natürlich, wenn wir gerade draußen unterwegs waren. So kam es auch öfter vor, dass mein Sohn im Supermarkt bockig wurde, weil er eine bestimmte Süßigkeit oder ein Spielzeug nicht bekommen hat. Er hat dann auch geweint und gebettelt, aber ich bin dann auch hart geblieben und nicht erlaubt, dass er seinen Willen durchsetzt. Irgendwann habe ich sein Bocken dann auch ignoriert, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Bockerei dann noch schlimmer wird, wenn man ihm besonders viel Aufmerksamkeit schenkt.

Ich wurde auch schon das ein oder andere Mal komisch angeschaut und manche Kunden haben dann auch den Kopf geschüttelt oder irgendwelche Kommentare abgelassen, aber ich habe mich dadurch echt nicht aus der Ruhe bringen lassen. Eine Freundin von mir gibt beispielsweise immer nach, wenn ihre Kleine beim Einkaufen zickt, damit sie ihre Ruhe hat und man auch nicht bei den anderen Leuten negativ auffällt. Da muss man schon standhaft sein, denn sonst tanzen einem die Kinder auf der Nase herum. Die wissen dann ganz genau, dass Mama schon nachgibt, wenn man nur laut genug brüllt. Die Phase hielt bei meinem Sohn nur ca. 2 Monate an. Dann hat er gemerkt, dass er damit nicht weiterkommt und hat auch relativ schnell damit aufgehört.

@winni2311: Und wie sollten das Eltern machen, die ihr Kind nicht einfach zu Hause lassen können? Aber insgesamt lasse ich mich nicht beeindrucken, wenn meine Kinder bocken. Selbst in der Öffentlichkeit ist es mir egal, wie andere Leute schauen. Im Gegenteil, da kommt auch mal ein Spruch zum Kind, dass sie von den Leuten angeschaut wird, weil sie selbst ein Gesicht zieht, wie frisch Prügel bekommen.

Das ist dann einem Kind schnell peinlich und es wird zumindest nach Außen besser erscheinen wollen. Wobei es auch auf den Grund ankommt, warum ein Kind bockt. Ist es mir sich selbst nicht zufrieden, weil es eine Sache nicht verstanden hat, dann sollte man schon als Erwachsener erklärend reagieren. Liegt es aber daran, weil der Nachwuchs seinen Willen nicht durchsetzen konnte, dann einfach bocken lassen.

Ich würde in einer solchen Situation auf keinen Fall versuchen, dass Kind zu beruhigen, denn dann schenkt man ihm in dem Moment nur die Aufmerksamkeit die es haben möchte. Dann wird es wieder anfangen zu Betteln, und versuchen einen zu erweichen, was auch immer es haben wollte, dann wird es das mit Sicherheit auch bekommen. Und das finde ich gar nicht in Ordnung. Bei der Erziehung ist es sehr wichtig, dass man konsequent ist, und sich an die selbst aufgestellten Regeln hält.

Ich würde das Kind in diesem Moment einfach weiter bocken lassen, uns es wäre mir auch ganz egal was die anderen Menschen dazu sagen, schließlich verhält sich mein Kind peinlich und unangemessen und nicht ich. Ich glaube ich würde es dann aber auch mal richtig scharf darauf hinweisen, dass es sich an die Regeln zu halten hat, sonst gibt es das beim nächsten Mal gar nicht mehr. Es ist einfach wichtig, dass das Kind möglichst schnell begreift, dass es keinen Sinn hat zu bocken, weil es nur Nachteile mit sich bringt, aber kaum Vorteile hat.

Ich versuche meinem Kind in solchen Bockphasen immer Vorschläge zu machen, wie wir das anders machen könnten, wenn das nicht funktioniert, lasse ich sie bocken. Manchmal geht sie auf meine Vorschläge ein, aber es gibt halt auch durchaus Tage wo einfach auch nichts anderes hilft, also bocken zu lassen.

Mittlerweile lasse ich sie das auch im Geschäft machen, so beruhigt sie sich letztendlich sowieso schneller, als wenn ich mich ihr zu lange zu wende, das zögert das Ganze nämlich nur noch mehr hinaus.