Feind des Feindes ist ein Freund?
Man kann nicht jeden anderen Menschen mögen. Zum Teil ist es so, dass es mehrere Leute gibt, die eine bestimmte Person nicht ausstehen können. So etwas ist zum Beispiel auch oft in Schulen Alltag. Hin und wieder kommt es dann vor, dass sich durch diese gemeinsame Ablehnung eines Mitschülers Leute zusammenfinden, die sonst eigentlich nichts miteinander zu tun hatten. Die gemeinsame Feindschaft schafft ihrerseits dann wieder eine Freundschaft. Ich habe ein solches Beispiel selbst einmal während meiner Zeit an der Berufsschule und im Ausbildungsbetrieb erlebt und fand das eigentlich interessant.
Habt ihr es auch schon einmal erlebt, dass ihr jemanden nicht mochtet, zum Beispiel einen Mitschüler oder eine Arbeitskollegin, und erst durch und über diese Ablehnung in einen näheren Kontakt mit anderen gekommen seid, denen es ebenso ging wie euch? Wie habt ihr das erlebt? Könnt ihr sagen, dass aus einer gemeinsamen Feindschaft einer Person gegenüber eine Freundschaft zwischen diesen beiden „Feinden“ entstehen kann?
Tatsächlich ist es mir schon einmal so gegangen. Ich bin von jemandem gemobbt worden und habe mitbekommen, dass auch eine andere Person mit ihr in Streit liegt. Wir sind dann tatsächlich ins Gespräch gekommen und haben uns über die "Täterin" ausgelassen, haben uns gut unterhalten. Dieses Gespräch hat sehr gut getan, denn sie konnte mir erzählen, dass ich auch bei weitem nicht das einzige Opfer bin, sondern dass sie es immer wieder tut, wenn sie ihre Position gefährdet sieht.
Allerdings war die Bekanntschaft nach einigen wenigen Gesprächen zuende, denn wir hatten einfach keine Berührungspunkte. Uns verband eben nur die "Täterin" - und das Thema ist irgendwann recht schnell durchgekaut und von allen Seiten beleuchtet. Dazu kam bei mir auch, dass ich mit dem Thema abschließen und nicht mehr ständig darüber reden oder daran erinnert werden wollte.
Nur weil man genau in einem Punkt "gemeinsame" Interessen verfolgt, so entsteht aus so einer Konstellation keine "Freundschaft". Auch sollte man sich davor hüten, so einen Zusammenhang oder so eine Kausalkette zu konstruieren. Denn die eigene Position zu einem Dritten wird nicht von anderen bestimmt! Oder zumindest ist es so, dass Dritte keinen Einfluss darauf haben sollten, sofern man sich als autonomes, eigenständiges Individuum sieht, welches sich weder Instrumentalisieren noch massiv Beeinflussen lassen kann. Und hier wäre man ja im besten Fall nur Mittel zum Zweck. Eine solche "Beziehung", welche auf die gemeinsame "Feindschaft" zu einer Person beruht, kann eigentlich nur Ausgangspunkt für weiter Konflikte sein. Man stelle sich vor, die beiden Feinde versöhnen sich.
Wie im Kleinen so auch im Großen: die Geschichte der Menschheit hat genügend Beispiele die zeigen, dass solche Allianzen nicht von Bestand sind und später die Gräben nur tiefer sind. Dazu kann man vielleicht die Unterstützung der Taliban durch die USA im Kampf gegen die Sowjetsoldaten in Afghanistan. Die dafür Kosten aber müssen heute noch getragen werden. Oder auch die staatliche Unterstützung von "konservativ-radikalen" Kräften in der Bundesrepublik.
Eine wirkliche Freundschaft habe ich noch nicht erlebt, die aus einer gemeinsamen Abneigung gegen eine weitere Person resultieren würde. Allerdings war es während meiner Schulzeit und auch schon während meiner Arbeit so, dass es jemanden gab, den ich nicht mochte. Meistens war ich dabei nicht alleine und es gab weitere Personen, die diese Person nicht mochten. Dann war es in der Schule auch schon mal so, dass man eben mit anderen Schülern ins Gespräch kam, die diese Person auch nicht ausstehen konnten.
Eine Freundschaft musste dadurch nicht unbedingt entstehen, aber man wusste eben, dass man auf einer Wellenlänge war, was die Feindschaft zu der anderen Person betraf. So war es auch bei dem Fall bei der Arbeit. Man hatte eben immer ein Gesprächsthema mit anderen Kollegen und man hat sich mit diesen zwar dadurch mehr unterhalten, aber nicht unbedingt so gut verstanden, dass direkt eine Freundschaft entstand.
Ich denke nicht, dass der Feind eines Feindes ein Freund sein muss. Er kann doch auch ebenso gut ein Feind sein für einen selbst. In einem sozialen Gewürfel, wie die Schule es ist, gibt es mehrere Probleme, die auf eine so einfache Konstellation schließen lassen könnten. Zum einen handelt es sich eben um ein Gewürfel und nicht um ein richtiges Gefüge. Dann sind in diesem Gewürfel auch noch junge und damit weniger reife Menschen vertreten, die sie Welt teilweise noch recht einfach und verklärt ansehen. Und schließlich will man sich ja profilieren und hat niedere Ziele, wie zum Beispiel jemanden fertig zu machen. Dazu verbündet man sich auch mit dem Feind, wenn sich die Gelegenheit bietet und unter Umständen entwickelt sich daraus auch eine Freundschaft.
Unter Erwachsenen ist das aber nicht mehr so einfach. Da stellt man sich dann schon eher gegen den Feind eines Feindes, damit man unnötige Streitigkeiten und albernes Gehabe aus dem Weg räumen kann. Ich zum Beispiel kenne jemanden, den ich absolut nicht mag, was ja auch nicht weiter tragisch ist. Ich zeige das aber nicht. Jemand anderes, den ich ebenfalls nicht sonderlich sympathisch finde, mag meinen "Feind" auch nicht, lässt das aber im Gegensatz zu mir deutlich heraus hängen. Das finde ich voll daneben und statt dass ich mich mit dieser Person verbünde, sorge ich doch lieber dafür, dass sie ihre Einstellung unseres gemeinsamen Feindes gegenüber ein wenig zurück schraubt, zumindest in der Öffentlichkeit. Und ich werde ganz bestimmt nicht der Freund dieser Person, nur weil wir einen gemeinsamen Feind haben. Das wäre ja absolut kindisch.
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