Bilderbücher, die pädagogisch zu denken geben?
Ich und auch meine Kinder sind mit dem Kinderbuch Zehn kleine Negerlein aufgewachsen. irgendwann wurde das Buch dann von Erzieherinnen im Kindergarten verpönt und aus den Regalen verbannt. Heute kann man es wieder in jeder Buchhandlung kaufen. Aber es wird in vielen pädagogischen Einrichtungen als rassistisch gesehen.
Es gibt noch mehr Kinderbücher, die pädagogisch zu denken geben. Struwelpeter, Struwwelliese sind nur 2 Bücher. Kennt ihr noch mehr dieser doch kultigen Bücher, die aber pädagogisch zu denken geben? Würdet ihr sie euren Kindern eher vorenthalten oder habt ihr sie im Bücherregal? Welche Bücher gibt es noch, die bedenklich sind?
Ich denke man sollte seinen Kindern auch mal so etwas vorlesen. Es kann ja eigentlich nicht so schlimm sein, wenn man selber es doch auch überstanden hat. Man kann ja auch dazu sagen, dass es eben von früher ist und man früher Geschichten brutaler erzählt hat. Ich finde aber auch, dass man es bei ganz kleinen Kindern nicht machen sollte, weil diese dann eben nicht verstehen, dass es eine alte und nicht ernst zu nehmende Geschichte ist. Unter schlimme Geschichten fallen eigentlich ziemlich viele alte Geschichten. Mir fallen da noch die Grimms Märchen ein.
Mir hat man so etwas auch als Kind vorgelesen und ich habe keinen Schaden davon getragen. Auch hatte ich eigentlich bei keiner Geschichte Angst. Ich denke, dass da ein Kind auch schon ein bisschen unterscheiden kann und nicht alles für Ernst nimmt.
Was gibt dir denn am Struwelpeter zu denken? Die Geschichten sind doch alle so ausgelegt, dass man eben Konsequenzen zu spüren bekommt, wenn man sich nicht an die Regeln hält. Ob es nun das Paulinchen ist, was die ganze Wohnung abfackelt oder die drei Buben, welche vom Nikolaus in Tinte getaucht werden.
Gerade die Geschichte mit dem Nikolaus ist heute wichtiger als man vielleicht denken mag. Denn sie bringt Kindern die entsprechende Toleranz näher, die man Mitmenschen gegenüber haben sollte, die anders sind. Bedenklich finde ich diese Geschichten gar nicht, sondern lehrreich.
Ich finde die Pädagogik aus dem 19. Jahrhundert, die Struwwelpeter und Co. zugrunde liegt, alles andere als zeitgemäß. Habt ihr euch die schon mal aus Erwachsenensicht angeschaut? Da sterben Kinder oder werden schwer verletzt, weil sie lächerliche kleine "Vergehen" wie Daumenlutschen auf dem Kerbholz haben. Durch Angst zum Gehorsam - das ist doch ein grauenhafter Ansatz!
Besonders der Suppenkaspar ist ein ganz übles Beispiel, finde ich. Er verhungert schön langsam und drastisch dargestellt bis zur Suppenterrine auf dem Grabstein. Und warum? Weil er bei Tisch nicht brav alles in sich hineinschaufelt, was er auf dem Teller hat. Angesichts der vielen übergewichtigen Kinder heutzutage - muss man den Nachwuchs wirklich noch mit Drohungen dazu bringen, mehr zu essen, als er kann oder will?
Meiner Meinung nach müssen nicht alle "klassischen" Bilderbücher oder Kindergeschichten ausnahmslos von der Bildfläche verschwinden. Auch Kinder verstehen in begrenztem Maße, dass sich die Zeiten ändern, sodass manche Bücher sogar wichtigen Gesprächsstoff liefern können. Aber wenn einem die fehlgeleitete Pädagogik oder der Rassismus auf jeder Seite entgegenschreit, sollten vielleicht Alternativen in Betracht gezogen werden.
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