Jobs mit Gewissenskonflikten kündigen?

vom 02.12.2012, 20:22 Uhr

Ich habe letztens einen Bericht über eine Frau gesehen, die aus einem Gewissenskonflikt heraus ihren Beruf als Versicherungskauffrau aufgegeben hat, um sich eine andere Tätigkeit zu suchen. Sie hatte ein sehr schlechtes Gewissen dabei, irgendwelchen Menschen, oftmals älteren Personen, Versicherungsprodukte anzudrehen, die im Zweifel nicht den Personen, sondern vor allem den Versicherungen etwas bringen. Weil sie weitgehend darauf verzichtet hat, solche Dinge an den Kunden zu bringen, entgingen ihr zwar einige Einnahmen in Form von Bonuszahlungen, aber sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen, andere Leute über den Tisch zu ziehen.

Es gibt einige Jobs, die ich nicht mit meinen Moralvorstellungen vereinbaren könnte. Das betrifft vor allem Berufe, in denen ich Tiere quälen oder töten müsste. Ich würde auch nicht unbedingt in einem Kriegsgebiet als Soldat an vorderster Front arbeiten wollen, wobei ich das Sanitätswesen in Ordnung fände. Ich weiß nicht, wie schwer es mir fallen würde, Leuten irgendwelche Versicherungen aufzuschwatzen. Es wäre sicher ein Job, der mich nerven würde, aber einen echten Gewissenskonflikt hätte ich da vermutlich nicht. Schließlich können die Leute es sich immer noch selbst aussuchen, ob sie unterschreiben wollen oder nicht.

Seid ihr in eurem Job schon einmal in einen Gewissenskonflikt geraten? Bei welchen Tätigkeiten war das der Fall? Welche Berufe würdet ihr nicht machen, weil ihr diese nicht mit eurem Gewissen vereinbaren könntet? Kam es vielleicht schon vor, dass ihr erst später gemerkt habt, dass ihr einen bestimmten Job nicht mit eurem Gewissen vereinbaren konntet? Habt ihr dann gekündigt?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ein Job in dem ich Menschen oder Tiere quälen oder sogar töten müsste, könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Da könnte der Job noch so gut bezahlt sein, ich würde es nicht machen.

Auch wie in deinem Beispiel genannt Versicherungen an ältere Leute verkaufen, die nur der Versicherung selbst Vorteile bringen, würde ich nicht gerne machen. Klar ist es letztlich den Menschen selbst überlassen, ob sie unterschreiben, aber gerade ältere Leute kennen sich da nicht mit aus und können es meist auch nicht im Internet nachlesen.

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» crazygirl1990 » Beiträge: 573 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kann für mich da schon einige Jobs ausschließen. Schlachter zum Beispiel hätte ich niemals werden können, weil ich mich schlichtweg geweigert hätte, ein Tier umzubringen. Ich meine, es gehört zum Beruf dazu, aber ich bin da eben nicht geeignet.

Als Richter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt entscheidet man mitunter allerdings auch, wie es mit dem Leben einer anderen Person weitergeht und dazu muss man eben auch gemacht sein. Als Erzieher hat man Einfluss auf die Entwicklung von Kindern, als Krankenschwester oder Arzt trägt man eine enorme Verantwortung. Und so zieht sich das doch durch sämtliche Berufe und ich denke, dass einem irgendwann schon klar wird, dass man immer in irgendeiner Art und Weise Einfluss auf etwas anderes durch sein Tun hat.

Und wer sich eben dafür entscheidet, Versicherungen zu verkaufen, der wird das auch aus einem bestimmten Grund so entschieden haben. Und man kann ja auch Menschen, die keine Versicherung brauchen, genau das klar machen. Man kann also schon was gutes tun. Denn wenn man diese Menschen nicht selber etwas andreht, dann tun es andere und da ist Aufklärung generell besser, als zu kündigen. So hätte ich das jedenfalls gemacht.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Ja, ich bin auch schon in einem Gewissenskonflikt gewesen. Ich habe Ernährungswissenschaften studiert und als Student habe ich eine Zeit lang in einem Pharmakonzern als Ernährungsberaterin gearbeitet. Zunächst wollte ich den Job eigentlich nicht wirklich annehmen, weil hinter der Beratung eben auch ein Medikament zum Abnehmen stand. Das widerstrebt natürlich durchaus meinen Vorstellungen von einem gesunden Abnehmen.

Ich bin dann aber dennoch zum Vorstellungsgespräch gegangen, wo dann eben näher geschildert wurde, dass es eben bewusst eine unterstützende Ernährungsberatung zur medikamentösen Therapie geben soll um den Patienten zu erklären, dass das Medikament eben nur eine Unterstützung ist, man dadurch alleine aber nicht zum Ziel kommen wird. Da ich in dem Pharmakonzern gearbeitet habe, die das Medikament produzieren, stand das Medikament natürlich durchaus dennoch im Mittelpunkt, aber es war für mich zumindest insofern in Ordnung, als dass ich den Leuten eben klar machen sollte, dass eine Ernährungsumstellung eigentlich unumgänglich ist.

Somit habe ich den Job damals angenommen. Es war definitiv nicht mein Traumjob, aber ich hatte zumindest kein großes schlechtes Gewissen, da ich das Medikament ja definitiv nicht vermarkten musste oder dergleichen. Wenn es um einen Job gehen würde, wo ich Leute bewusst hinters Ohr hauen müsste, dann könnte ich damit nicht umgehen. Ebenso würden für mich eben keine Jobs in Frage kommen, wo man eben Tiere töten oder quälen müsste oder dergleichen.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich selbst habe noch keinen Job ausgeübt, in dem ich einen Gewissenskonflikt mit mir hätte herumschleppen müssen, was wohl vor allem daran liegt, dass ich bisher in den meisten Fällen im Büro gearbeitet habe und das auch rein intern, also ohne irgendeine Verbindung nach außen, die mit dem Verkauf oder dem Anwerben zu tun gehabt hätte. Ein kleiner Gewissenskonflikt hat sich in meinem Fall nur dann ergeben, wenn ich einige meiner ehemaligen Chefinnen mal wieder am Telefon verleugnen musste, weil irgendein Geschäftspartner Geld von ihr haben wollte, welches sie nicht bezahlen konnte. Aber das erlebt man in einem Unternehmen leider wiederum nicht selten. Wirkliche Gewissenskonflikte, weil mein Job an sich schon etwas gewesen wäre, wohinter ich nicht wirklich stehen konnte, hatte ich aber tatsächlich noch nie. Ein Job, in dem ich Tiere quälen müsste, käme insofern für mich ebenfalls nicht in Frage, aber auch Versicherungen könnte ich nicht verkaufen.

Dass es ein Versicherungsmakler eben nicht so einfach damit hat, mit offenen Karten zu spielen, sondern dass oft Unsinn über die beworbenen Versicherungsverträge erzählt wird, damit sie eben gekauft werden, ist übrigens Gang und Gäbe. Ein Versicherungsvertreter verdient das meiste Geld mit dem Verkauf seiner Verträge, weil er häufig wenigstens zum Teil durch Provisionen bezahlt wird und höchstens ein Fixgehalt bekommt, das allerdings nicht gerade gut bemessen ist, sondern in seiner Höhe sehr niedrig ist. Er muss also Versicherungen verkaufen, um selbst überleben zu können und so weiß ich von meinem Vater, der diesen Job vor langer Zeit auch mal gemacht hat, dass man den potenziellen Kunden natürlich nur das Beste vom jeweiligen Vertrag erzählt und auch alles so darstellt als wäre dieser Vertrag für sie genau das richtige, auch, wenn man eigentlich weiß, dass dem eben nicht so ist. Insofern kann ich mir durchaus vorstellen, dass es hier zu Gewissenskonflikten kommen kann und das war auch der Grund, weshalb mein Vater diesen Job nur ein halbes Jahr gemacht und dann ebenfalls gekündigt hat.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich hatte bisher noch keinen Job, bei dem ich in einen Gewissenskonflikt geraten bin. Allerdings liegt das daran, dass ich im Büro arbeite und sich da wohl eher weniger Gelegenheiten ergeben dürften, die man eventuell nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann.

Aber es gibt auch Jobs, die ich nicht ausüben könnte. Unter anderem könnte ich nie Tierarzthelferin sein, weil ich sicher jedes Mal heulen würde, wenn ein Tier eingeschläfert werden muss oder ich ein Tier leiden sehen muss. Da würde ich auf Dauer nicht mit klarkommen. Auch könnte ich niemals in einem Labor arbeiten, in dem beispielsweise Tierversuche durchgeführt werden. Das wäre eins der Dinge, die ich absolut gar nicht mit meinem Gewissen vereinbaren könnte.

Ich arbeite zwar in einer Chemiefirma, aber wir sind produzierendes Gewerbe und Händler, bei uns werden keine Versuche durchgeführt. Das wird auch sicher nie passieren, aber ich wüsste, dass ich mir einen neuen Job suchen würde, falls es, aus welchen Gründen auch immer, dazu kommen sollte!

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


winny2311 hat geschrieben:Und wer sich eben dafür entscheidet, Versicherungen zu verkaufen, der wird das auch aus einem bestimmten Grund so entschieden haben. Und man kann ja auch Menschen, die keine Versicherung brauchen, genau das klar machen. Man kann also schon was gutes tun. Denn wenn man diese Menschen nicht selber etwas andreht, dann tun es andere und da ist Aufklärung generell besser, als zu kündigen. So hätte ich das jedenfalls gemacht.


Manchmal kann man auch dazu "gezwungen" sein. Mein Freund hat auch eine Zeit Versicherungen verkauft, im Callcenter der Ergo. Und er hat es genauso beschrieben, wie im Eingangspost, du verdienst dein Geld damit, Leuten Angst zu machen. Warum er das gemacht hat: Weil seine damalige Freundin Zwillinge bekommen hat und wieder studieren wollte. Er hatte dort Arbeitszeiten, die sich gut vereinbaren ließen und einen großartigen Verdienst, trotz 25 Std./Woche. Für jede verkaufte Versicherung gibt es eine Provision und Zwillinge sind teuer. Aber er konnte es in der Tat nicht lange mit seinem Gewissen vereinbaren und hat sich was neues gesucht.

Ich hatte auch mal so eine Situation. Bei mir war es aber nicht meine Arbeit sondern eher die Art und Weise, wie meine Chefs ihre Geschäfte gemacht haben, also die Einstellung an sich. Mein einer Vorgesetzter hätte seine eigene Großmutter verkauft, wenn es ein gutes Geschäft gewesen wäre und wusste immer, wie man unliebsame Mitarbeiter los wird. Da wollte ich nicht Handlanger spielen und habe meinen Einjahresvertrag nicht verlängert. Jetzt verdiene ich zwar etwas weniger, habe aber auch eine bessere Arbeit.

» clau0815 » Beiträge: 20 » Talkpoints: 8,11 »



Ich kann sehr gut nachvollziehen warum die Frau diesen Job gekündigt hat. Ich denke auch, dass es für sie selbst das beste war. Es gibt eben Menschen, die es auf Dauer nicht mit ihren Gewissen vereinbaren können, wenn sie den Menschen etwas andrehen, was sie vielleicht gar nicht brauchen. Schlimmstenfalls dreht man den Leuten noch etwas an, was ihnen sogar noch schadet und sämtliches Geld aus der Tasche zieht. Dies wäre dann der nächste, extremere Schritt, den es leider ziemlich oft gibt.

In meinen jetzigen Job habe ich zum Glück nicht solche Gewissenskonflikte. Ich muss aber zugeben, dass ich schon mal bei einer Versicherungsfirma angeworben wurde um dort zu arbeiten. Irgendwie habe ich mich dort etwas zu lange daran gehalten, auch wenn ich der Firma früh genug den Rücken gekehrt habe, aber im Nachhinein ist es schade um die investierte Zeit. Zunächst hatte es einen relativ guten Anschein. Mit der Zeit kamen mir dann aber Zweifel ob denn die angebotenen Produkte überhaupt etwas bringen. Ich habe dann bei meinem zuständigen Vertrauensmann mal etwas nachgebohrt. Er hatte ziemliches Vertrauen zu mir und meinte, dass der Großteil an Versicherungen, die dort angeboten wurden, nicht wirklich gut sind und den Leuten helfen. Ich hatte vorher schon Zweifel, aber an dem Tag habe ich der Firma dann den Rücken gekehrt, denn mit so etwas will ich nichts zu tun haben.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Es gibt einige Berufe die ich nicht machen würde aus Gewissenskonflikten. Kurz umschrieben sind es vor allem diese Berufe, wo ich anderen etwas verkaufen muss um selber überleben zu können. Egal ob der andere das brauch oder nicht. Ich will niemals daran gebunden sein, etwas anderen andrehen zu müssen, um meine Miete, Essen oder sonst was zahlen zu können. Zum Beispiel Eismann oder Bofrost wäre so ein Job der niemals gehen würde. Da bekommt man einen minimalen Fixlohn um wenige hunderte Euro und der Rest geht nur aus der Provision der Verkaufszahlen heraus.

Ich habe auch eine Reportage gesehen, auch mit einer Dame bei einer Versicherung, da ging es darum, dass sie alle Ansprüche erstmal abschmettern sollte, auch wenn Anspruch darauf bestand. Das war hauptsächlich nach Unfällen und so was. Kann ich schon verstehen, dass sich da dann doch mal das Gewissen bei manchen meldet, kann nur nicht verstehen, dass man sich so einer Anweisung beugen kann.

Für mein Freund zum Beispiel würde nie ein Beruf in Frage kommen, der mit Arbeitszeiten am Wochenende oder in der Nacht zu tun haben. Kommt aber daher, dass er seine Ausbildung gemacht hat, dort von Montag bis Freitag gearbeitet hat und nun seither in dieser Firma ist und nie etwas anderes gesehen hat. Ich zum Beispiel habe kein Problem mit Nachtschicht oder Wochenende arbeiten, da ich nicht etwas anderes gemacht habe, ich war in der Gastronomie und im Sicherheitsdienst, da gibt es so was wie Wochenende nicht.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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