Alte Kinderlieder lassen oftmals zu denken?
Jeder kennt bestimmt das alte Schlaflied "Weißt du wieviel Sternlein stehen". Dort gibt es eine Textpassage, dass man morgen früh wieder aufwacht, wenn Gott es will. Meine Tochter war damals so 4 Jahre, als ich ihr das Lied vorgesungen habe. Sie unterbrach mich beim Singen und meinte "Mama, was ist denn, wenn Gott es nicht will?". Ich war in dem Moment sprachlos und meinte dann, dass Gott es ganz bestimmt will und sie sich keine Sorgen machen muss.
Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich mir dann die Lieder doch schon ein wenig vorher durch den Kopf gehen lies, bevor ich sie vorgesungen habe, weil ich doch eigentlich nie darüber nachgedacht habe, dass dieses Schlaflied ja eigentlich ziemlich krass ist.
Welche Kinderlieder kennt ihr noch, die doch eigentlich für Kinder unverständlich sind? Denkt ihr, dass man einem Kind schon sagen kann, dass es, wenn Gott nicht will, dass es aufwacht, es stirbt? Oder würdet ihr gerade das Schlaflied anders dem Kind interpretieren?
Bei ganz kleinen Kindern würde ich dann so eine Antwort eher etwas ausweichend formulieren. Vielleicht das eben Gott auch über das Leben entscheidet und er dafür sorgt, dass das Kind auch am nächsten Morgen wieder aufwacht. Irgendwie so würde ich es dann verpacken und nicht direkt sagen, dass damit die Ungewissheit gemeint ist, ob man am nächsten Morgen noch lebt und dann wach wird.
Ich fand als Kind das Lied "Schlaf Kindchen Schlaf" nicht schön. Da gibt es ja die Passage " Der Vater ist in Pommelland und Pommelland ist abgebrannt" Da habe ich mich dann immer gefragt, ob der Vater tot ist, wenn doch das Land abgebrannt ist, in dem er sich befand.
Stimmt, wenn ich darüber nach denke, gibt es viele Kinderlieder mit Textpassagen die für Kinder eher unverständlich sind. Wie zum Beispiel in deinem Text beschrieben, die Textpassage mit dem Gott. Ich würde meinen Kindern niemals erzählen, dass sie nicht wieder aufstehen, wenn Gott es nicht will und dann sterben. Dann bekommen die Kinder doch Angst und wollen nicht mehr schlafen, weil sie denken dass sie am nächsten Morgen nicht mehr aufstehen werden und nicht mehr spielen können und vor allem das Mama und Papa dann auch nicht mehr da sind.
Mir fallen zwar jetzt auf die schnelle keine weiteren Kinderliedern mit passenden Textpassagen ein. Es gibt sehr viele Kinderliedern mit krassen Textpassagen, die meiner Meinung nach für Kinder nicht geeignet sind. Ich werde sie meinen Kindern zwar deshalb nicht vorenthalten, weil diese Lieder einfach zu einer Kindheit gehören, aber ich werde ihnen auch nicht die Wahrheit über den Sinn des Textes erklären, sondern dann lieber schön umschreiben.
Du meinst wahrscheinlich eher das Lied: "Guten Abend gut Nacht", dort gibt es die Passage: "Morgen früh wenn Gott will, wirst du wieder geweckt." Tja besonders alte Kinderlieder sind oft vom Text her nicht mehr zeitgemäß, deshalb verwendet man sie auch selten noch im Kindergarten oder zu Hause.
Die Kinder sind außerdem ihrem Alter immer weiter voraus und fragen natürlich nach, was die Sätze bedeuten. Oft hat man dann als Elternteil nicht die passende Antwort parat. Ich würde meinem Kind solche Lieder gar nicht erst vorsingen, wenn ich nichts damit anfangen kann.
@wirreszeug: Ja sorry, dieses Lied meinte ich.
Ich frage mich nur, was bei Liedern dann "zeitgemäß" bedeutet. Sind denn die Kinder heutzutage empfindlicher als ganz früher? Die Kinder haben sich doch eigentlich nicht geändert. Aber wieso macht man sich eigentlich so viel Gedanken heutzutage. Sicher war ich erst einmal wirklich geplättet als meine Tochter das damals von sich gegeben hat und ich habe dieses Lied auch nicht mehr gesungen. Aber schon meine Eltern sind mit diesem Lied groß geworden.
Zeitgemäß bedeutet für mich in diesem Zusammenhang, dass diese Lieder in einer Zeit geschrieben wurden, in der die Kindersterblichkeit noch sehr viel höher war als heute. Damals war es nichts ungewöhnliches, dass man ca. 7 Kinder auf die Welt gebraucht hat und vielleicht 2 oder 3 davon im Säuglings- oder Kleinkindalter gestorben sind. Die Leute müssen also auch ein völlig anderes Verhältnis zum Tod gehabt haben, als das heute der Fall ist. Damals war es auch der Sicht der Leute so, dass Gott die Kinder gegeben, aber auch oft wieder genommen hat. So entstanden dann eben Textzeilen wie "Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt". Auf die damalige Lebenssituation hat das gepasst, aber bei uns passt es eben schon lange nicht mehr, deswegen kommen uns diese Textpassagen so seltsam vor.
Das schlimmste Kinder-/Schlaflied ist für mich "Heidschi Bumbeidschi" im Originaltext. Das ist so ziemlich das letzte, was ich meinem Kind jemals vorsingen würde. Weil es eben nicht in unsere Zeit passt. Aber, wie gesagt, zur ungefähren Entstehungszeit des Liedes war es etwas ganz alltägliches.
Ich habe allen meinen Kindern dieses Lied vorgesungen. Keines hat als sehr kleines Kind gefragt, was diese Textzeile soll. Es war ihnen ja auch klar, was das Wort Gott bedeutet und dass das Konzept Gott eben auch Allmacht bedeutet.
Später als mein ältestes Kind schon in der Grundschule war, hat es dann doch mal nachgefragt. Dann habe ich es eben in dem Zusammenhang erklärt, den Jessy_86 schon erwähnte: Ich habe den Kindern eben erläutert, dass es Zeiten gab, in denen die Kinder sehr schnell und oft früh starben. Aber zum Glück haben wir heute hygienische Verhältnisse, gute Nahrung für Babys und fantastische moderne Medizin. Deshalb sterben heute nur noch sehr selten Kinder, aber selten kommt es eben doch noch vor.
Warum sollte man nicht über den Tod reden? Ist er wirklich so tabu, dass man ein Lied in dem der Tod eines Kindes vorkommt nicht singen darf oder sollte? Ich denke, dass Kinder schon irgendwo spüren, wenn ihr Leben im Gefahr ist. Eine Kinderärztin hat mir mal erklärt, dass es da sogar Untersuchungen gibt, die das nahelegen. Wir kamen darauf, weil eines meiner Kinder schweren Husten hatte und nur schlecht Luft bekam und ungewöhnlich viel jammerte und extrem anhänglich war. Da sagte sie, dass das Kind vermutlich tatsächlich ein wenig Todesangst hat.
Wenn das stimmt, was die Ärztin sagte, finde ich es wichtig mit Kindern über die Möglichkeit des Sterbens zu reden. Wenn man über etwas schreckliches und beängstigendes Reden kann, dann kann das auch die Psyche entspannen. Wenn man etwa totschweigt, wird die Angst nicht weniger. Von daher thematisiere ich so etwas schon, wenn auch einfühlsam.
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