Schulabbruch - für euch oder eure Kinder ein Thema?
Ich bin äußerst ungern zur Schule gegangen, vor allem auf das Gymnasium. Die Schule an sich mochte ich nicht wegen ihrer starken religiösen Prägung, aber ich fühlte mich auch in meiner Klasse an sich nicht so wohl. In der Oberstufe wurde es besser, als die klassische Klassenstruktur aufgelöst wurde. Dennoch war ich wirklich froh, als ich endlich fertig war und die Schule verlassen konnte.
Ich hatte zwischendurch eine Phase, in der ich die Schule gerne abgebrochen hätte, eben weil jeder neue Tag für mich dort einfach ätzend war. Mithalten konnte ich natürlich, aber das ganze Drumherum habe ich als belastend empfunden. Ich habe in dieser Zeit sehr viel Gegenwind bekommen und mir wurde vermittelt, dass es eine Schande ist, wenn man das Gymnasium wegen solcher Befindlichkeiten abbricht. Ich habe die Schule dann weiterhin besucht und das Abitur abgelegt, auch wenn ich mich dort keinen Tag wohlgefühlt habe. Mit der Berufsschule hatte ich diese Probleme nicht und an der Universität fühle ich mich sehr wohl.
Es gibt hier sicher auch Leute, die schon einmal mit dem Gedanken gespielt haben, die Schule abzubrechen. Welche Gründe hatte dies? Ich frage mich, wie ich reagieren würde, wenn ich ein Kind hätte, das die Schule abbrechen möchte. Vermutlich würde ich da auch eher zu einem Wechsel auf eine andere Schule raten, sofern das Hauptproblem die Schule selbst ist. Ich wäre wohl auch nicht so begeistert, wenn ein Kind nicht den bestmöglichen Abschluss anstreben würde. Vermutlich wäre ich sehr enttäuscht. Wie habt ihr selbst solche Situationen erlebt oder wie erlebt ihr sie als Eltern?
Ich hatte Mitte bis Ende der 11. und auch noch Anfang der 12. Klasse eine Phase, wo ich mich nur noch durch den Schulalltag gequält habe, absolut keine Lust und keine Motivation mehr hatte und auch die eine oder andere schlechte Note geschrieben habe, da ich mich kaum noch auf Klassenarbeiten vorbereitet habe. Ich war aber zum Glück immer so gut, dass ich in vielen Fächern auch ohne große Vorbereitung und auch, wenn ich im Unterricht mehr vor mich hingeträumt als zugehört habe, noch halbwegs akzeptable Leistungen erbringen konnte, sodass die Noten insgesamt nicht allzu schlecht wurden.
Am liebsten hätte ich zu der Zeit abgebrochen, aber meine Eltern wollten natürlich von mir wissen, was ich dann stattdessen machen würde und darauf hatte ich keine Antwort. Also habe ich mich eben weiter zur Schule gequält und irgendwann wurde es auch tatsächlich wieder besser und ich habe am Ende einen ganz akzeptablen Abischnitt erreicht.
Warum ich damals so Motivationslos war, weiß ich nicht so recht. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich nach der Realschule aufs Wirtschaftsgymnasium gegangen bin und dort eben doch ein etwas anderer Wind wehte. Der Unterricht war insgesamt deutlich anspruchsvoller und es waren auch mehr Wochenstunden. Ich brauchte wohl einfach recht lange, um mich daran zu gewöhnen.
Eine ehemalige Freundin von mir hat die Schule zu Beginn der 11. Klasse abgebrochen. Sie ging soweit ich weiß noch nie gern in die Schule, außer in den Anfangsjahren, da muss sie wohl noch eine ganz fleißige Schülerin mit guten Noten gewesen sein. Doch das hat sich dann irgendwo zwischen Klasse 7 und 8 geändert und wurde bis zur Oberstufe nicht besser. Ihr Schulalltag war geprägt vom Spicken in nahezu jedem Fach.
Schließlich wurde sie in einer Deutschklausur von ihren Mitschülern dabei beobachtet, die das Gesehene der Deutschlehrerin berichteten, was meiner Freundin natürlich eine Null-Punkte Bewertung einbrachte. Von da an war sie im ganzen Jahrgang recht unbeliebt und wurde teilweise gemobbt, zum Beispiel über Facebook völlig öffentlich. Aber meiner Meinung nach hat dieses Mobbing keine allzu starken Ausmaße genommen, natürlich ist sowas immer schlimm, aber ich kenne die Menschen, von denen das ausging und ich bin mir sicher, mit einem ernsten Gespräch unter 4 Augen hätten die beiden das klären können.
Die Entscheidung meiner Freundin, nicht mehr zur Schule zu kommen, erfolgte vom einen auf den anderen Tag. Lange Zeit galt sie als krank, wobei wir, die ihr etwas näher standen, Bescheid wussten, dass sie nie mehr zurückkehren würde. Ich konnte ihre Entscheidung nie verstehen und vorallem nicht, dass sie sich keine Hilfe gesucht hat, weder bei ihren Eltern noch bei ihren Freunden, die immer für sie gewesen sind, deren Hilfe sie aber nicht wollte.
Ich glaube, ein psychisches Gutachten hat ergeben, dass sie unter Prüfungsangst leidet und allgemein ein sehr labiler Mensch ist. Das erschwert den Schulalltag natürlich ungemein, aber ich bin der Meinung, dass ein Schulabbruch wirklich der allerletzte Ausweg sein sollte und ich habe den Eindruck, dass sie und auch ihre Eltern nicht genug dafür getan haben, diesen letzten Ausweg zu verhindern.
Nun ist sie schon über ein Jahr aus der Schule raus, hat aber noch keinen richtigen Ausbildungsplatz gefunden, beziehungsweise wurde ihr vor kurzem gekündigt. Ich weiß nicht, ob sie es bereut, die Schule abgebrochen zu haben, aber ich bedauere es für sie allemal, denn sie hätte auf jeden Fall das Potenzial dazu gehabt, das Abitur zu bestehen.
Ich habe ehrlich gesagt nie mit dem Gedanken gespielt und in meiner Familie war das auch niemals ein Thema. Auch bei meinen Geschwistern nicht. So im Nachhinein betrachtet fand ich die Zeit sogar sehr schön. Es gab immer Menschen, die ich weniger gut leiden konnte, aber das ist egal, wenn man gute Freunde hat.
Im Biologie - Leistungskurs haben wir uns ganz besonders gut verstanden, weil wir einfach auch viele Stunden in der Woche miteinander hatten. Da gab es ein Mädchen, die war immer sehr still und leistungstechnisch im Mittelfeld. Irgendwann in der zwölften Klasse saß sie dann eben nicht mehr mit im Unterricht und das obwohl es bis zum Abitur wirklich nicht mehr lange gedauert hätte. Sie hat dann die Schule abgebrochen und hat wohl eine Ausbildung angefangen. Das hat uns alle schon gewundert, weil es dafür absolut keine Anzeichen gab. Und ihre Banknachbarin, mit der sie sich gut verstand, hat das auch nicht kommen sehen. Sie hat also scheinbar auch niemandem von ihrem Vorhaben erzählt.
Ich hatte noch nie solche Gedanken, denn eigentlich gehe ich sehr gerne zur Schule. Ich habe in meiner Klasse viele Freunde, und verstehe mich mit fast allen sehr gut. Es gibt also keinen Grund die Schule abzubrechen, und selbst wenn ich es wollen würde, meine Eltern würden es auf keinen Fall erlauben. Sie machen da gerne Druck, und sind der Meinung das es sehr wichtig ist, dass ich auf s Gymnasium gehe, und auch gute Noten schreibe.
Vor einiger Zeit war das bei mir aber auch noch anders, ich hatte nicht so viele Freunde, und dann wollte ich auch nur ungern zur Schule gehen. Ich habe aber trotzdem nie darüber nachgedacht die Klasse zu wechseln, oder gar die Schule abzubrechen.
Wir hatten das Thema in unserer Familie aber vor kurzem. Mein Bruder geht auch auf ein Gymnasium, aber er findet sich dort nicht unbedingt so gut zurecht, und kriegt auch des öfteren Mal Ärger von Lehrern, weil er seine Hausaufgaben nicht macht. Er hat dann auch überlegt, ob er einfach die Schule abbrechen soll. Meine Eltern wollten das aber nicht, und wollten ihn stattdessen einfach in die Realschule stecken, womit mein Bruder aber auch nicht einverstanden war.
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