Der Struwwelpeter

vom 31.03.2008, 11:44 Uhr

Ich kenne den Struwwelpeter natürlich auch und bei diesen farbigen Illustrationen konnte es einem schon Angst und Bange werden, was sehr wahrscheinlich auch der Sinn an dieser Erziehungsmethode war. War- es heißt also, dieses Erziehungsmodell ist vollkommen veraltet.

Es gibt ja nun auch den modernen Struwwelpeter, der natürlich auch nicht gerade das Wahre ist, aus den Kindern das Quentchen Erziehung heraus zu pressen, welches es noch benötigen würde.

Für mich als Kindergartenpädagogin sollte "der Struwwelpeter" entweder als verbotene Lektüre im Bücherregal verschwinden oder aber als Altersbeschränkung (ab 16 Jahren) frei gegeben werden, denn von der Geschichte mit dem Daumen und der Schere, hatte ich tagelange Albträume. Auch denke ich, dass es auf die Dauer schädlich ist, Angst, als Erziehungsmittel bei Kindern einzusetzen. Für mich entspricht dies sogar einer Art von seelischen Misshandlung.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Die Geschichten um den Struwwelpeter sind echt deftig und die drastischen Originalzeichnungen tragen auch nicht gerade zur kindlichen Entspannung bei. Ich denke mal jeder der die Geschichten gelesen oder vielleicht auch nur einmal das Buch durchgeblättert hat sieht die Bilder noch vor Augen. Mir geht es jedenfalls so, besonders eingeprägt hat sich bei mir das Bild wo jemand mit so einer riesigen Schere angesprintet kommt um dem armen Kind die Daumen abzuschneiden. Ich glaube auf dem letzen Bild sieht man noch die blutenden Stümpfe. Nein, mit den hier zitierten Märchen und ihren natürlich auch dort vorhandenen Grausamkeiten hat das absolut nichts zu tun. Das ist eindeutig schärfer und für mich ein Fall für die freiwillige Selbstkontrolle, ich denke mal das bei einer Prüfung dann erst eine Freigabe ab sechzehn Jahren erfolgen würde. Ich habe jedenfalls meinem Sohn nicht daraus vorgelesen.

Wirklich interessant finde ich aber die Tatsache dass dieses Buch ein Arzt geschrieben und dabei zum Teil offensichtlich auch ein paar medizinische Phänomenen beschrieben hatte denn der Zappelphilipp erinnert mich stark an die Kinder mit einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und der Suppenkaspar an die Magersucht. Mit Sicherheit hat es diese Krankheiten auch schon zu damaliger Zeit gegeben, wenn auch unter anderem Namen oder auch ohne als Krankheit erkannt zu sein.

Um aber die Eingangsfrage abschließend zu beantworten ist das Buch für mich nicht gut aber lehreich.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe früher auch das Struwwelpeterbuch gelesen, bzw vorgelesen bekommen. Auch eine Hörspielkassette hatte ich. Die hab ich auch abends zum EInschlafen gehört, also kann es nicht so schlimm gewesein sein.

Bis ich das gerade hier gelesen habe hab ich mich auch kaum noch an die Geschichten erinnert. Aber jetzt wo ich es lese, kommen dann doch wieer Erinnerungen an die Geschichten vom Daumenlutscher, dem Hans-guck-in-die Luft oder dem Suppenkasper. Ich mochte den Struwwelpeter und hatte nie Angst davor.

Aber momentan würde ich es meinen Kindern noch nicht vorlesen, vielleicht wenn sie etwas älter sind. Mein großer ist sowieso ziemlich empfindlich wenn er Sachen sieht oder liest die nicht ganz gewaltfrei sind. Er macht sich da immer große Sorgen.

Von meiner Omi habe ich mal das Buch Max und Moritz geschenkt bekommen. Als meine Mutter da war wollte mein großer Sohn unbedingt daraus vorgelesen bekommen. Als sie fertig war, kam sie ganz geschockt aus dem Zimmer und sagte dass ihr noch nie aufgefallen wie derb dieses Buch eigentlich ist und sie bewusst einige Passagen rausgelassen hat. Ich weiß aber dass sie es mir in meiner Kindheit vorgelesen hat. Ob sie selbst einfach empfindlicher ist jetzt oder ob es daran liegt dass sie dieGeschichten nun aus einem anderen Blickwinkel sieht weiß ich nciht.

In der Sendung "Eltern auf Probe" kam auch das Argument dass eine der Jugendlichen mit der veralteten Struwwelpetermethode an die Sache dran geht. Die Eltern waren ziemlich geschockt darüber, dass sie ihrem Sohn Angst machen wollte, dass sein Geschlechtsteil weg ist wenn er mit der Hand dran geht, oder die Finger ab sind wenn er an die Schublade geht.

Ich denke dass sich einfach die Erziehung weiterentwickelt hat und der Struwwelpeter vielleicht dadurch auch an Bedeutung und Aktualität. Man muss die Kinder nicht mehr unbedingt schocken um ihnen einige Sachen deutlich zu machen.

» Nikky » Beiträge: 815 » Talkpoints: -0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge



ich hab das Buch als Kind auch vorgelesen bekommen, und später selbst gelesen.Und ich hab keine Angst bekommen. Auch nicht vor Märchen. Ich finde, diejenigen, die über diese Geschichten schimpfen, sollten ihren Kindern mal beim Fernsehen zuschauen. Was den Kindern DA vorgesetzt wird, DAS ist brutal und gruselig.Aber doch nicht solche Geschichten. Außerdem kann man den Kindern beim Vorlesen ja alles erklären. Und komischerweise gab es zu der Zeit, als diese Bücher noch richtig modern waren, nicht soviel Gewalt an Schulen. :D

» AnjaIris » Beiträge: 45 » Talkpoints: 9,50 »



Ich finde die Geschichte vom Struwwelpeter auch sehr brutal und nicht wirklich kindgerecht. Meine Eltern haben mir das Buch früher vorgelesen und es hat bleibende Eindrücke hinterlassen. Ich hatte aufgrund dieser Geschichten oft Angst, vorallem wenn ich alleine daheim war.

Meiner Tochter möchte ich das Buch eigentlich nicht kaufen. Wir haben zwar ein Pixbuch davon, mit ein paar Geschichten aus dem richtigen Buch drin. Die sind allerdings auch abgekürzt und es sind nicht gerade die brutalsten enthalten. Ich finde nicht unbedingt, dass Kinder lesen müssen, dass man stirbt wenn man die Suppe nicht isst oder dass jemand kommt und die Daumen abschneidet, wenn man daran lutscht. Das sind Erziehungsmethoden wo man wieder einmal versucht den Kindern Angst zu machen, damit sie das machen was man selber will. Und davon halte ich gar nichts.

Meine Tochter schaut sich auch keine gewalttätigen Serien im Fernsehen an, von daher ist das für mich auch kein Argument für das Buch. Es verstört sie einfach zu sehr.

» Inanna » Beiträge: 375 » Talkpoints: 0,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Und wie ich das Buch kenne, ich kenne es wahrscheinlich sogar auswendig. Meine Oma hat sich das Buch mal gekauft und uns als Kindern dann immer vorgelesen, wenn wir zu Besuch bei ihr waren. Es war schon eine Art Kult und wenn wir dann bei unserer Oma waren, dann drängelten wir sie meistens schon dazu, das Buch heraus zu kramen und uns etwas daraus vorzulesen. Wir kannten zwar alle Geschichten schon, aber irgendwie war es spannend sie immer wieder aufs Neue vorgelesen zu bekommen.

Die meisten Geschichten waren jedoch wirklich sehr dramatisch geschrieben. Dazu zählt zum einen die Geschichte mit dem Mädchen und ihren Wunderhölzern. Die Katzen mahnten sie dreimal, sie hörte jedoch nicht auf diese und spielte mit dem Feuer. Am Ende blieb soweit ich mich erinnern kann nur ein Haufen Asche übrig. Auch die Geschichte vom Daumenlutscher könnte manchen Kindern Angst einjagen. Ich weiß noch, dass ich früher immer meine kleine Cousine ein wenig veräppelt habe und ihr sagte, der Schneider würde mit seiner Schere kommen und ihr den Finger abschneiden, wenn sie nicht aufhören würde am Daumen zu nuggeln. Auch, die Erzählung vom Suppen-Kaspar ist sehr dramatisch. Er stirbt am Ende, weil er seine Suppe nicht isst. Es wird alles ein bisschen übertrieben dargestellt, so ist er anfangs noch ein gut gebauter Junge, irgendwann nur noch ein schmaler Strich und am Ende ist dann ein Grab abgebildet.

Manche Geschichten dagegen waren sehr lustig, beispielsweise die Geschichte vom Hans, der in die Luft guckte und dann in den Fluss fiel oder die Geschichte vom Robert, der mit seinem Schirm weg geblasen wurde.

Alles in allem war das Buch trotz der häufigen dramatischen Übertreibungen doch pädogisch wertvoll, so lernte man beispielsweise, dass Gewalt keine Lösung ist (Geschichte vom bösen Friederich, der einen Hund schlug, bis der ihn biss), dass man mit Feuer nicht spielt (Geschichte vom Mädchen mit den Feuerhölzern), dass man mit anderen Menschen respektvoll umgehen soll, auch wenn sie eine andere Hautfarbe oder Religion haben (Geschichte von den schwarzen Buben, die den Neger ärgerten, sodass sie ins Tintefass getaucht wurden) oder auch ganz einfache Tischmanieren wie während dem Essen still sitzen bleiben (Geschichte vom Zappel-Philipp, der den ganzen Tisch abräumt) oder dass man essen sollte was auf den Tisch kommt, auch wenn man es vielleicht nicht mag (Geschichte vom Suppen-Kaspar).

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Vor ein paar Tagen habe ich einmal in dem Buch geblättert und muss sagen, dass die Geschichten doch schon recht brutal für Kinder sind. Bei einigen Geschichten wurde mir auch ganz komisch. Besonders tragisch finde ich den Suppenkasper und den Daumenlutscher. Kindern würde ich nicht unbedingt das Buch geben. Ich habe auch schon von anderen Eltern gehört, dass sie den Struwwelpeter nicht gerade kindgerecht finden. Bei einer Mutti war dies das erste Buch, was im Müll landete, weil deren Kinder Angst vor den Bildern hatten.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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