Eltern denken, mein Freund würde mich bevormunden

Als ich Anfang November in meine Wohnung eingezogen bin, hat mich mein Schatz tatkräftig unterstützt. Nicht nur, dass er mir beim Umzug geholfen hat, er hat mir auch vieles in der Wohnung angebaut und hat mit mir unter anderem Möbelstücke, einen Teppich und Dekorationsartikel ausgesucht. Es hat ihm eben Spaß gemacht, sich einzubringen und als ich ihm am Ende gesagt habe, dass die Wohnung richtig schön geworden ist und ich mich wohl fühle, hat er sich sehr darüber gefreut, weil er es als indirektes Kompliment aufgefasst hat.

Dann waren meine Eltern ein paar Tage später da, um sich anzusehen, was alles passiert ist. Dazu muss ich sagen, dass sie schon Rentner sind und demzufolge auch nicht schwer tragen können, daher waren sie beim Umzug nicht dabei, was aber auch völlig in Ordnung ist, zumal sie Probleme mit den Gelenken haben. Jedenfalls erzählte mein Freund ihnen, was er alles so gemacht hat und sprach immer in der "Wir"-Form, sprich, "wir" wollen das so oder so machen oder "wir" dachten und so weiter. Klar ist es meine Wohnung, aber ich fand es nicht schlimm, eher im Gegenteil, denn für mich bedeutet das, dass er Interesse an meinem Leben zeigt und das bedeutet mir wiederum sehr viel.

Als ich dann ein paar Tage später mit meinen Eltern gesprochen habe, meinte meine Mutter, dass es ihr so vor kam, als würde er mich total "unterbuttern" und mich quasi bevormunden. Schließlich wäre es meine Wohnung und ich soll mir bloß nicht wieder irgendwelche Vorschriften machen lassen. Ich war ein wenig geschockt, weil ich das eben nicht so empfunden hatte. Dazu muss ich auch sagen, dass mein Schatz von Hause aus ein sehr offener Mensch ist, der auf andere Menschen zugeht und so auch schnell ein Gespräch findet. Vielleicht waren meine Eltern mit einer solchen Mentalität auch überfordert, ich weiß es nicht.

Was denkt Ihr? Habt Ihr schon mal eine solche oder ähnliche Situation erlebt? Für mich hat das eigentlich nichts mit Bevormunden zu tun.

Für mich klingt es nun auch nicht danach, als hätte dich dein Freund bevormundet. Vielleicht kam es bei deinen Eltern so an, weil er vielleicht die meiste Zeit geredet hat, was "ihr" eben alles gemacht habt und noch machen wollte. Ich denke, dass es sich daher um ein Missverständnis handelt. Ich würde meinen Eltern sagen, dass sie da wohl etwas falsch aufgefasst haben und es eben nicht stimmt, dass er dich bevormundet. Ich würde das nicht so stehen lassen und das aufklären wollen.

Bei mir war es anfangs auch oft so, dass vor allem meine Mutter immer meinte, dass ich meinem Freund hörig sei und er mich zu stark beeinflussen würde und ähnliches. Das hat sich nun im Laufe der Jahre zum Glück gelegt. Aber ich denke, dass da durchaus schnell Missverständnisse entstehen können.

Prinzipiell kann man davon ausgehen, dass liebende Eltern nur das beste für ihr Kind wollen. Da du nichts gegenteiliges schreibst gehe ich davon aus, dass deine Eltern ganz normale liebende Eltern sind. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sie haben irgendwas ganz furchtbar falsch verstanden oder sie sind nicht vor Liebe blind und sehen etwas was du nicht siehst.

Ich weiß es nicht, wie deine letzte Wohnung aussah. Ich übertreibe mal ganz Klischeehaft. Wenn du vorher einen Stall mit Meerschweinchen im Zimmer hattest und die Wände alle in Rosa mit Hello Kitty Motiven verziert waren und alle Möbel jugendlich bunt waren und du mit deinem Freund nun für die neue Wohnung alles in Schwarz gekauft hast und Skelette an der Wand aufgehängt hast, dann kann das schon sein, dass die Eltern sich nicht vorstellen können, dass dieser Stilwandel aus deinen eigenen Wünschen alleine entstanden ist. Sie fürchten sich vielleicht, dass du dich dem Mann zu liebe vielleicht zu sehr zu Kompromissen bereit erklärst und dich dann vielleicht eines Tages in der eigenen Wohnung nicht wohl fühlst. Das kann man von Ferne aber nicht sagen.

Die andere Möglichkeit wäre eben, dass du dich in dieser Beziehung vielleicht wirklich anders zu dem Mann verhältst als du das vorher in anderen Beziehungen getan hast. Vielleicht lässt du dich wirklich öfter unterbuttern und merkst es nicht? Vielleicht haben deine Eltern diesen Anlass einfach nur genommen um ein Gespräch zu suchen, weil ihnen generell etwas unangenehm an eurer Beziehung aufgefallen ist.

Ich würde mal meine Freunde fragen, wie die meine Beziehung einschätzen. Außerdem würde ich mit meinen Eltern mal in einer ruhigen Minute ohne Anwesenheit deines Freundes mal Klartext sprechen und versuchen die Sache zu klären.

Deine Mutter meint, du sollst dir nicht wieder Vorschriften machen lassen. Also muss es doch eine Beziehung gegeben haben, wo das der Fall war. Und dann sind Eltern da auch recht sensibel. Es kann also durchaus sein, dass es dein Freund nicht so meint, aber es allein durch die Wortwahl bei deiner Mutter so ankommt.

Aber mal ehrlich. Bei dem was dein Freund da so berichtet hat. Wusstest du vorher wirklich über alles Bescheid oder hat er einfach so entschieden, weil er es für richtig befand, bestimmte Arbeiten so zu planen?

Nein, eine solche Situation habe ich wohl noch nicht erlebt und ich wüsste auch tatsächlich nicht, dass meine Eltern sich irgendwann einmal so sehr in meine Beziehungen eingemischt hätten. Sie haben zwar hin und wieder mal verlauten lassen, dass bestimmte Leistungen meines Partners aber überaus dankenswert, bemerkenswert oder sonst irgendetwas Positives sind und sie haben mich auch darauf angesprochen, als sie festgestellt haben, dass mein Mann sich im Laufe der Zeit verändert hat und ruhiger und irgendwie auch trauriger wurde. Aber darauf haben sie auch ihn selbst angesprochen, nachdem ich ihnen gesagt habe, dass ich den Grund für diese Veränderung an ihm nicht kenne, obwohl mir die Veränderung wohl aufgefallen ist.

Das, was Du hier beschreibst, hat für mich nun auch nicht viel mit Bevormundung zu tun und ich denke, dass es möglicherweise tatsächlich zu einer Art Missverständnis gekommen ist. Vielleicht ist Deinen Eltern die offene Art Deines Partners auch tatsächlich etwas fremd und sie müssen sich erst daran gewöhnen. Du hattest in Deinen vorherigen Beiträgen von einem anderen Partner geschrieben, mit dem Du wohl auch recht lange zusammen warst und der eine kleine Tochter hatte. Soweit ich mich erinnern kann, wohntest Du mit ihm auch zusammen. Vielleicht stecken Deine Eltern noch ein wenig mit in dieser Beziehung und haben es noch nicht geschafft, einzuordnen, dass jetzt ein neuer Mensch an Deiner Seite ist, der sich so sehr in Dein Leben einbringt. Ich würde ihnen also zwar sagen, dass Du das, was sie hier sehen, so nicht siehst, aber ihnen insgesamt Zeit geben, sich mit der neuen Situation zu arrangieren, vielleicht braucht das alles wirklich nur etwas Zeit und behebt sich ganz von allein.

In der Art wie du es hier berichtest, klingt es für mich nicht nach Bevormundung. Aber ich war ja nicht dabei und weiß nicht, wie ich es empfunden hätte, wäre ich dabei gewesen.

Deinen Eltern oder deiner Mutter hat vielleicht eher nicht gepasst, dass er so viel gemacht hat oder so viel entschieden hat. Und die "wir" Form war vielleicht auch etwas zu viel für sie, weil ihr ja auch noch nicht so lange zusammen seid. Ich würde mir darüber nun aber auch nicht verstärkt Gedanken machen, sondern es auf sich beruhen lassen. Denn du hast es ja nicht so empfunden und dann wird es sicherlich auch nicht so gewesen sein.

Das kommt natürlich immer ganz darauf an, wie viel du damit zu tun hattest. Wenn man das natürlich nun aus Sicht deiner Eltern sieht, kann es schon leicht bevormundend klingen. Allerdings schreibst du ja hier auch, dass er sich über des Dekorieren gefreut hat und deswegen wird er auch von dir das Einverständnis haben, somit ist es für mich kein Bevormunden. Das wäre es nur, wenn er eben über deinen Kopf hinweg bestimmten würde, aber das macht er ja nicht.

Ich finde es eigentlich sehr süß, dass er sich da so rein hängt und dir viel hilft. Auch dass er immer in der "wir" Form spricht, fände ich nur positiv und ich würde mir darüber gar keine schlechten Gedanken machen, weil es eben auch zeigt, dass ihr zusammen gehört und dass es für ihn selbstverständlich ist, dass er sich mit einbringt.