Musikerkarriere hilfreich gegen Depressionen?

Der 48jährige Karlheinz Franz lebt in Wimpfen. Karlheinz ist Marketingkaufmann und beteiligt sich seit Jahren aktiv am Fasching. Leider hat er nun schon längere Zeit mit Depressionen zu kämpfen, die ihn stark runter gezogen haben.

Als Kind hat Karlheinz Franz bereits angefangen Musik zu machen und gründete bereits mit 14 Jahren seine eigene Band. Um sich mehr seinem Beruf widmen zu können, hat er seine Leidenschaft ganz aufgegeben. Um aus seinem Depressionsloch heraus zu kommen, hat er wieder angefangen Musik zu machen.

Nun war er beim Casting für Das Supertalent und hofft mit einer Musikerkarriere wieder ganz gesund zu werden. Aber kann man mit einer Karriere als Musiker wirklich Depressionen bekämpfen? Für wie sinnvoll haltet ihr das Ansinnen von Karlheinz Franz?

Ich halte diese Aussage für wenig sinnvoll, um es mal vorsichtig auszudrücken. Nur, weil meinen einen anderen oder gar seinen Traumberuf hat, müssen Depressionen nicht weggehen. Eine Therapie und unter Umständen Medikation sind da angebracht. Für mich hört sich das Ganze eher nach Wichtig-tuerei bzw. nach Mitleids-Masche an. Gerade der Beruf des professionellen Musikers ist stressig, mit viel Belastung und einem ständig wechselnden Umfeld verbunden. Ob das für einen psychisch labilen Menschen hilfreich ist, wage ich stark zu bezweifeln.

Sicherlich kann es helfen, wenn er sich auf Dinge konzentriert, die ihm Spaß machen und ihm Ausgleich zum stressigen Alltag geben. Das kann mithelfen, psychische Krankheiten zu lindern. Aber ganz allein kann das nicht gesund machen und es muss schon gar nicht eine Karriere sein, ich persönlich halte das in den meisten Fällen sogar für kontraproduktiv. Ein einfaches Hobby ohne viele Verpflichtungen und Druck sind da besser.

Ich habe das jetzt nicht so verstanden, dass er unbedingt den großen Erfolg haben möchte, um dadurch seine Depressionen loszuwerden. Wenn ich richtig zugehört habe, dann war es so, dass er depressiv wurde, nachdem er die Musik vollkommen aufgegeben und sich nur noch auf seinen Beruf konzentriert hat. Als er wieder anfing, Musik zu machen, ging es ihm aber wohl wieder besser. Es sagt ja auch kein Mensch, dass er durch sein Teilnahme an der Show gleich zum Superstar wird, das glaube ich eher nicht. Wenn er regelmäßig für Auftritte gebucht wird, dann reicht ihm das sicher schon.

Es kann natürlich sinnvoll sein, wenn man sich etwas sucht, was dem Leben wieder einen Sinn gibt. Und das müssen keine Millionen sein, sondern das kann etwas sein, was einen erfüllt. Wenn Musik das ist, was ihn erfüllt, dann kann das wirklich helfen. Es sollte klar sein, dass das nicht bei allen Menschen mit Depression helfen muss, aber es kann helfen.

Viele depressive Menschen empfinden eben einfach eine Leere, sind grundlos traurig, antriebslos. Wenn man nun etwas hat, was für einen selbst sinnvoll ist, dann rafft man sich auch wieder auf, motiviert einen. Und wenn man dann noch Erfolg hat, dann motiviert das erst recht und kann natürlich unter Umständen dazu führen, dass man aus seinem Tief heraus kommt. Wieso auch nicht?