Anderen Fehleinschätzung unterstellen - ist das arrogant?

vom 29.11.2012, 10:41 Uhr

Durch diesen Thread musste ich wieder daran denken, dass es einige Situationen gibt, in denen ich anderen Leuten einfach nicht richtig vertraue und glaube, dass sie die Situation nicht im Griff haben. Als Beifahrer denke ich wirklich immer, dass der andere eine rote Ampel, ein Stoppschild oder andere Fahrzeuge übersieht. Ich gehe auch davon aus, dass der andere das Tempo und sein Fahrzeug falsch einschätzt und dadurch einen Unfall verursacht.

Aber auch in anderen Situationen denke ich oft, dass andere Leute die Situation falsch einschätzen könnten. So war ich mit einem Bekannten vor einiger Zeit in einer alten Fabrik fotografieren. Man konnte auch auf das Dach gelangen, was dieser Bekannte wohl auch tat, während ich in einem anderen Bereich fotografierte. Er erzählte mir dann, dass er ziemlich nah an der Kante stand und dass es dort ziemlich steil runter ging. Als er mir das erzählte, wurde es mir ganz anders. Vor ein paar Wochen war ich mit jemand anderem auf Tour, der bei einem anderen hohen Turm ebenfalls sehr nah an die Kante heranging. Ich stand daneben und hatte in dem Moment einfach die Sorge, dass er abstürzt.

Ich habe mit dem Bekannten über diese Situation gesprochen und sagte ihm auch, dass ich es selbst nicht verstehe, warum mir ganz komisch wird, wenn andere Leute nah an die Kante des Daches gehen. Ich finde schon, dass zu der Sorge an sich auch noch eine gewisse Arroganz hinzukommt, weil man selbst nämlich in dem Moment der Meinung ist, der andere könne die Situation selbst nicht richtig einschätzen und nur man selbst könne wirklich aufpassen. Dabei steckt man nicht einmal in der Haut des anderen und kann gar nicht wissen, ob er nicht vorsichtig genug ist. Wenn man dem anderen dann vielleicht noch sagt, dass er aufpassen soll, könnte man ihm eigentlich auch direkt sagen: „Ich kann aufpassen, aber du nicht und daher sage ich dir, dass du aufpassen musst“. Ich sage daher nichts, wenn jemand sich zum Beispiel an die Kante eines Daches setzt und die Füße runterbaumeln lässt. Aber dennoch gibt es dieses flaue Gefühl.

Kennt ihr das, wenn ihr anderen Leuten nicht vertraut, dass sie die Situation selbst richtig einschätzen können? Steckt auch für euch eine gewisse Arroganz dahinter, wenn man dem anderem signalisiert, dass er die Situation vielleicht falsch einschätzen könnte?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn ich ehrlich bin, habe ich noch nicht darüber nachgedacht, dass in solchen Situationen auch eine gewisse Arroganz eine Rolle spielen könnte. Ich würde schon sagen, dass bei mir in solchen Situationen, wie du sie beschrieben hast, die Sorge um die andere Person und eventuell auch um mich selber im Vordergrund steht. Aber ich will gar nicht abstreiten, dass z.B. bei jeder Warnung vor einer gefährlichen Situation, die ich sehe auch die Arroganz eine Rolle spielt, indem ich der anderen Person unterstelle, diese Gefahr nicht zu sehen.

Ich merke bei mir auch, dass ich nicht mehr gerne als Beifahrerin im Auto sitze, weil ich auch ständig befürchte, der Fahrer könnte eine Situation falsch einschätzen. Ich versuche auch schon immer, mich zurück zu halten, wenn ich etwas sagen möchte, z.B., dass ein Auto einscheren wird. Aber immer gelingt es mir nicht. Es stimmt schon, dass ich mich in gewisser Hinsicht dann auch arrogant verhalte, weil ich dem Fahrer unterstelle, das andere Fahrzeug nicht zu sehen und nicht rechtzeitig zu reagieren.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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