Warum Spiegelreflex kaufen, wenn man sie nicht nutzt?

vom 26.11.2012, 22:52 Uhr

Ein Bekannter hat mir vorhin ein bearbeitetes Foto gezeigt, das er mit seiner neuen Spiegelreflexkamera gemacht hat. Bisher hat er nur mit einer ganz einfachen kleinen Kompaktkamera fotografiert. Nun war er ganz begeistert und ich musste seine Euphorie leider direkt ein wenig bremsen. Das Motiv war nicht gut gewählt, aber das wusste er auch selbst. Es ging ihm primär darum, mir die Bearbeitung (Erstellung eines HDRs) zu präsentieren.

Das Bild rauschte allerdings total stark, so stark wie ich das selten gesehen habe. Ich fragte ihn, wie hoch er die ISO-Einstellung gewählt hatte und er berichtete mir ganz selbstverständlich, dass er ISO 6400 verwendet hätte. Da war ich wirklich sehr überrascht, zumal es sich um ein Motiv handelte, das im Hellen aufgenommen wurde. Ich konnte einfach nicht erkennen, wieso er so einen hohen ISO-Wert benutzt hatte.

Ich fragte ihn, wieso er so einen hohen ISO-Wert genommen hatte und ich wollte auch wissen, welche Blende und Verschlusszeit er gewählt hatte. Er konnte mir zwar sagen, welche Blende eingestellt und wie lang die Verschlusszeit gewählt war. Aber diese Daten hatte er nicht gewählt, sondern sie wurden von der Kamera gewählt. Er hatte den Automatikmodus verwendet, obwohl er dank günstiger Lichtverhältnisse, Stativ und Fernauslöser viel bessere Einstellungen selbst hätte vornehmen können.

Ich habe es schon häufiger erlebt, dass Leute sich eine Spiegelreflexkamera kaufen und deren Potential dann gar nicht ausnutzen, also wirklich kein bisschen. Ich frage mich, warum die Leute sich nicht einfach eine Ixus oder eine Bridge-Kamera kaufen. Selbst letztere wäre vermutlich noch überdimensioniert. Auch wenn es sich nur um eine einfache Spiegelreflexkamera handelt, finde ich so eine Kamera nur dann angebracht, wenn man sich auch damit ein bisschen befassen möchte. Ich habe den Eindruck, dass aber viele Leute glauben, dass sie automatisch tolle Bilder machen, nur weil sie eine Spiegelreflexkamera nutzen. Das ist natürlich Unsinn. Nutzt ihr das Potential eurer Spiegelreflexkamera oder knipst ihr auch nur damit herum und wollt das Gerät benutzen, um (semi-)professionell zu wirken?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich glaube es gibt durchaus genügend Leute, denen das Potential einer Spiegelreflexkamera im Vergleich zu einer normalen überhaupt gar nicht bekannt ist. Die wissen, ok, ich kann damit bessere Fotos machen. Ja, in der Theorie, das stimmt. Dass sie dazu aber über Fachwissen verfügen und nicht einfach nur ein Knöpfchen drücken müssen und gut ist es, bleibt vielen verschlossen, einfach weil sie sich gar nicht wirklich mit de Thema beschäftigen. Dann landet ein solches Gerät, das viel Besseres verdient hätte (und leisten könnte), unverdient im Kasten. Schade darum.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke auch, dass die meisten Menschen, die gerne knipsen beim Gedanken an eine Spiegelreflex gleich hochwertige, tolle, technisch perfekte Bilder im Kopf haben. Wie oft hab ich schon gehört "Ah, Spiegelreflex, kein Wunder, dass deine Bilder so gut werden!". Dass nicht die Kamera, sondern der Fotograf das Foto macht, scheint vollkommen übersehen zu werden. Als ich Meine damals bekommen habe, hat sich ein Bekannter direkt danach auch Eine zugelegt. Nach einigen Versuchen, die leider nicht wirklich etwas geworden sind, liegt sie in der Ecke: "Bedienungsanleitung, Einstellungen und Grundlagen der Fotografie lernen?-Nein danke! Ich will auf den Knopf drücken und sofort perfekte Fotos haben!" So denken eben Viele.

Das ist eben der Unterschied zwischen knipsen und fotografieren. In den Köpfen der meisten "Laien" hat sich eben die falsche Sichtweise "teuer=gut" festgesetzt. Viele unterschätzen das Wissen und die Vorbereitung, die hinter einem guten Foto stecken. Zudem mag bei Vielen auch der Gedanke an die Prestigewirkung so einer Kamera dazu führen, dass sie eben nicht mehr mit einer "Kompaktknipse" rumlaufen. Ich finde es immer interessant, wie oft man Menschen mit "dicken" Kameras sieht, die keinerlei Ahnung von dem Spektrum der Einstellmöglichkeiten haben und die Kamera nicht bedienen können, sondern nur auf den Auslöser drücken.

Es gehört so viel technisches Verständnis und Grundlagenwissen zu einem guten Foto, das wissen Viele nicht, oder wollen es nicht wissen. Dieser Gedanke ist auch der, warum viele Fotografen oft mit wenig oder keinem Lohn abgespeist werden sollen. Die Arbeit hinter dem Foto wird nicht gesehen und nicht gewürdigt. Darum meint man auch, dass eine "gute" Kamera auch gleich gute Fotos macht. Wobei manche "Profis" ja scheinbar genau so denken.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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