Leichte oder schwere Arbeit - kann man das so unterscheiden?
Ich habe mich neulich mit einem Freund über die Auswahl des Berufes unterhalten. Für mich war ziemlich früh klar, was ich werden will. Er erzählte mir jedoch, dass er lieber eine leichte Arbeit wollte und keine schwere Arbeit. Für ihn war leichte Arbeit, Arbeit im Büro oder eben nicht so stark körperliche Arbeit und schwere Arbeit körperlich belastende Arbeit. Er arbeitet nun im Büro und er ist auch zufrieden damit.
Ich denke eine Einteilung in schwere und leichte Arbeit kann so nicht passieren, weil ja auch Arbeit im Büro schwer sein kann. Immerhin wird man hier vielleicht geistig stark beansprucht, oder man hat eben mehr Druck beziehungsweise Stress. Bei einer Arbeit auf dem Bau hat man natürlich stärker körperliche Belastung, aber wenn man gut trainiert ist, wird diese vielleicht auch etwas leichter.
Teilt ihr Berufe in schwere und leichte Arbeit ein? Habt ihr so etwas schon gehört? Oder habt ihr sogar euren Beruf so gewählt?
Ich würde sagen, dass das typische Bild des Stahlarbeiters oder eines Minenarbeiters in der Arbeitsintensität höher einzuordnen ist als die eines freiberuflichen Fotografen oder eines Beamten in einer Poststelle. Daher glaube ich, kann man schon eine Einteilung in schwere und leichtere Arbeit treffen, aber du hast recht, dass man nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Anstrengung anteilig mit einbeziehen sollte.
Ein Ingenieur, Konstrukteur oder Projektmanager zum Beispiel reist sehr viel, geht viel essen und arbeitet größtenteils von seinem Arbeitsplatz aus oder besucht Projekte und Produktionsstätten. Im Grunde würde man also sagen, dass es eine körperlich leichte Arbeit ist. Doch viele Stunden dazusitzen, angestrengt nachzudenken und sich Lösungen für Probleme oder neue Innovationen einfallen zu lassen, sie zu realisieren und sie in ein wirkendes Konzept zu stecken - ich kann mir kaum etwas schwereres vorstellen. Ein Stadtreiniger hingegen muss zwar "ackern wie ein Gaul", aber er gewöhnt sich mit der Zeit sicherlich daran, hat seine Routen, seinen Ablauf und ist ganz zufrieden, weil er zwar konzentriert seinen anstrengenden Beruf ausübt, aber sich geistig oft eine kleine Pause gönnen kann.
Die Arbeiter beider Beispiele werden an schweren Tagen abends vermutlich vollkommen fertig nach hause kommen und würden zwölf Stunden durchschlafen können - der Unterschied ist, dass ich glaube, dass der Geist in der Nacht besser regeneriert als der Körper, weshalb ich hier den Unterschied ausmachen würde und die körperlich schwere Arbeit als anstrengender als die geistig schwere Arbeit ansehen würde. Ein Geist lässt sich schnell und gut entspannen, ein Körper braucht dafür seine Zeit - die er allerdings selten hat, weil es am nächsten Tag wieder ackern heißt. Ich glaube also, die geistige Belastung sollte nur teilweise in dieser Einstufung einbezogen werden.
Du schriebst doch selbst bereits den Begriff körperlich schwere Arbeit. Natürlich kann andere Arbeit auch schwer sein und dabei muss es sich nicht einmal eine besonders große geistige Herausforderung sein. Selbst den ganzen Tag einfach nur rumsitzen, posieren, malen oder auf einen Bildschirm schauen, kann anstrengend sein. Allerdings eben nicht körperlich anstrengend.
Von körperlich schwerer Arbeit spricht man in der Regel dann, wenn man sich viel und schnell bewegt, Lasten bewegt oder als Arbeiter tätig ist. Wobei es auch dabei in jedem Beruf noch Unterschiede gibt. Arbeite ich mit schweren Metallteilen oder montiere ich lediglich Türklinken?
Ich höre das immer von meinen Eltern, dass mein späterer Beruf und auch jetzt das Studentenleben (was ich schon als ziemlich anstrengend empfinde, aber das sieht wohl nicht jeder so) sowieso nicht so anstrengend sein wird, weil es sich dabei ja nicht um körperliche Arbeit handelt. Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich Schwachsinn, weil es eben für jeden etwas anderes ist, wie man die Arbeit empfindet und wie man damit zurecht kommt. Andere empfinden 8 Stunden Bus fahren als "leicht", wiederum andere finden das absolut nervig und anspruchsvoll, da steckt man wohl nicht drin.
Ich würde mir das nicht anmaßen, darüber zu urteilen, weil ich denke, dass da eben jeder seine eigenen Maßstäbe setzt und schon das machen wird, was er für richtig hält, solange es eben noch andere Optionen gibt. Aber jetzt pauschalisieren, dass ein Busfahrer keinen anstrengenden Job hat, würde ich nicht. Jeder Beruf ist wohl auf seine Art und Weise hin und wieder anspruchsvoll, zeitintensiv und stressig, wenn man mal davon ausgeht, dass es eben ein "richtiger" Job ist und keine Beschäftigung, wo man als Sekretärin in einem leeren Büro alle zwei Tage mal Papiere ausfüllen muss.
Einen Beruf wählt man sicherlich nicht nach schwerer oder leichter Arbeit aus, sondern nach Neigung, Können und Nichtvermögen. Nehme ich zum Beispiel den Beruf eines Designers für Möbel. Er wird nicht nur Möbelstücke entwerfen können, sondern muss auch sehen, ob seine Entwürfe machbar, bzw. umsetzbar sind. Also wird er auch Schreinerarbeiten übernehmen müssen, um ein Unikat fertigzustellen. Er muss also sein Gehirn anstrengen, um einen akzeptablen Entwurf zu erhalten und anschließend muss er körperlich arbeiten.
Natürlich ist eine Straßenbauarbeit schwerer einzustufen als die Arbeit eines städtischen Beamten am Einwohnermeldeamt. Der eine muss schwer mit Spitzhacke und Schaufel arbeiten und ist abends völlig fertig, während der andere Formulare ausfüllt und abends erst von seinem Stuhl aufsteht. Ich kann mir vorstellen, dass sich der Straßenbauarbeiter seine Arbeit nicht so schwer vorgestellt hat, aber der Beamte im Einwohnermeldeamt sicherlich sich ab und zu auch mal gerne bewegen würde. Richtig zufrieden wird keiner sein.
Mal ganz abgesehen von der körperlichen Anstrengung die anfallen kann, würde ich Berufe nicht in leicht oder schwer unterscheiden und auch gar nicht danach auswählen. Jeder sollte doch in erster Linie danach schauen, was einem liegt, interessiert und Spaß macht. Sich seinen Beruf nach der Leichtigkeit aussuchen finde ich etwas befremdlich.
Ansonsten kenne ich nicht viele, die Berufe nach leicht und schwer einteilen. Aber vor einigen Jahren hatte ich da mal einen Bekannten, der mir damit richtig auf den Keks ging. Er hat glaub damals auf dem Bau gearbeitet, also definitiv ein Job bei dem man gut anpacken muss. Ich war gerade in meiner Ausbildung zur Buchhändlerin; wenn man jetzt unbedingt unterscheiden muss, würde ich natürlich klar sagen, dass die Arbeit auf dem Bau schwerer ist. Allerdings habe auch ich jeden Tag mehrere Kisten an Büchern hin und her geschleppt und den ganzen Tag auf den Beinen stehen ist nun auch nicht so angenehm. Trotzdem hat er darauf beharrt dass ich ja nur einen "pillepalle" Job habe und nur herum sitzen und lesen würde.
Wie gesagt, mit Sicherheit ist die körperliche Anstrengung auf dem Bau schwerer als in einer Buchhandlung, aber ich fand es immer sehr nervig dass mir "vorgeworfen" wurde dass ich ja quasi gar nicht richtig arbeite. Und deswegen maße ich es mir auch nicht an über die Schwierigkeit anderer Jobs zu urteilen, wenn ich selbst darin noch nie gearbeitet habe.
Das typische Bild eines Angestellten im Büro sieht bei mir folgendermaßen aus: man hat seine Akten oder Papierberge, die man bearbeiten muss. Terminliche Dinge stehen an erster Stelle, dann kommt der Rest. Man liest viel, schreibt viel am Computer, und muss dabei hoch konzentriert sein. So etwas kann schnell auf die Augen gehen, aber auch ermüdend sein, es ist letztendlich keine körperlich schwere Arbeit, jedoch können solche Bürotage auch sehr anstrengend sein. Sicherlich macht es einen Unterschied zu wirklich körperlich Arbeitenden, insbesondere, wenn diese am Fließband stehen oder auch, wenn sie schwere Gegenstände durch die Gegend tragen müssen. Auch das ewige auf den Beinen sein kann genauso anstrengend sein.
Eine richtige Einteilung in schwere und leichte Arbeit nehme ich nicht mehr vor, immerhin geht es doch wirklich danach, welche Neigungen, Fähigkeiten und Interessen man hat. So, wie es der Wunsch Deines Bekannten war, eine nicht körperlich anstrengende Tätigkeit auszuüben, möchte ein anderer Arbeitnehmer vielleicht genau das tun, sich während seiner Arbeitszeit austoben und auspowern. Man wird sich auch daran gewöhnen, aber dafür muss man wiederum definitiv gemacht sein.
Ich empfinde pflegerische Tätigkeiten in Krankenhäusern und Seniorenheimen zum Beispiel sowohl körperlich anstrengend, als auch geistig fordernd. Umso bedauerlicher ist es, dass gerade diese Tätigkeiten eher gering bezahlt werden. Als eine leichte Tätigkeit würde ich so etwas nicht bezeichnen, genauso wenig wie Einzelhandel und dergleichen. An sich gibt es heutzutage kaum noch Berufsbereiche, wo man nicht gefordert ist und wird, sodass sich eine Anstrengung allein einstellt, ganz abgesehen davon, dass ein Arbeitgeber auch immer größere Anforderungen hat, mehr Leistung erwartet und somit seinen Arbeitnehmer durchaus unter Druck setzt.
Ich finde schon, dass man Arbeiten in leichtere körperliche Arbeit und schwere körperliche Arbeit einteilen kann. Dann sollte man aber schon das kleine Wörtchen "körperlich" hinzufügen. Selbstverständlich kann die Arbeit im Büro auch anstrengend sein und es ist sicherlich auch nochmal ein Unterschied, ob man wirklich nachdenken muss oder zum Beispiel nur Sachen abheften soll. Das beansprucht geistig nun ja auch unterschiedlich stark.
Ich würde die Arbeit im Büro dennoch als leichte körperliche Arbeit bezeichnen. Man sitzt ja doch hauptsächlich und da kann es mitunter sogar eine Wohltat sein, wenn man sich mal kurz die Beine vertreten kann. Andersherum ist es wundervoll mal zu sitzen, wenn man die ganze Zeit herum gerannt ist. Ich kenne beide Arbeiten und wenn ich im Büro saß habe ich gedacht, dass ich doch bitte lieber eine Arbeit machen würde, wo ich mehr körperlich aktiv bin und wenn ich nur am herum rennen bin, dann wünsche ich mir schon das ein oder andere Mal, dass ich im Büro sitzen könnte und den ganzen Tag Kaffee trinken könnte.
Anstrengend ist ohne Frage beides gewesen. Ich durfte im Büro keinen Fehler machen, mein Kaffee ist oft kalt geworden, weil ich Angst hatte, dass ich ihn umwerfe und er dann schön auf wichtige Dokumente fließt, was reichlich fatal gewesen wäre. Manchmal hat mein Kopf geraucht und ich fand die Runden mit dem Hund echt gut. Jetzt muss ich rennen und dabei nachdenken. Mir raucht an manchen Tagen der Kopf und meine Beine tun weh. Da fühle ich mich manchmal, als wäre ich mindestens doppelt so alt. Ich falle manchmal schon am frühen Abendins Bett und komme zu gar nichts mehr. So richtig weiß ich nun auch nicht, was ich besser oder schlechter finden soll.
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