Verliert die Kirche immer mehr an Einfluss?

vom 04.11.2012, 21:42 Uhr

Ich finde, dass deine Frage ein wenig naiv gestellt ist. Es gibt nämlich eine ganze Menge an Gründen, warum immer mehr Personen den Kirchen den Rücken kehren. Einen Grund, welchen ich jedoch eher ablehne, ist es, die Kirche wegen ihres Machteinflusses im Mittelalter und in der Neuzeit zu verlassen. Dass mit der Konstantinischen Wende im vierten Jahrhundert, als sich das römische Reich von der mythologischen Religion abwandte und das Christentum zur Staatsreligion erklärte, der Fortschritt erstarrte, ist ja unbestreitbar. Die technischen Errungenschaften der Antike sind atemberaubend, für die Wisenschaftler wäre sogar eine Dampfmaschine kein Problem gewesen, allerdings machte die große Anzahl der Sklaven diese Maschine unnötig. Wie die Welt wohl heute aussehen würde, wenn man schon damals die Dampfmaschine realisiert hätte, würde ich sehr gerne wissen. Nichts desto trotz hat sich die katholische Kirche im zweiten vatikanischen Konzil klar von seiner konservativen Haltung distanziert. Schon in den 60ern wurden die Probleme, die jetzt noch viel größer geworden sind, erkannt und es wurden auch entsprechende Maßnahmen getroffen.

Trotz des zweiten vatikanischen Konzils hat es die Kirche nicht wirklich geschafft, die Laster der alten Zeiten abzuschütteln. Die Kirche hat noch immer mit ihrem konservativen Image zu kämpfen, was ich jedoch hauptsächtlich auf die persönlichen Einstellungen der Pfarrer zurückführe, und noch viel mehr auf die veralteten Dogmen, wie beispielsweise die Verlesung des Evangeliums. Jeder, der daran Interesse hat, kann das Evangelium selbst nachlesen. Noch sinnloser erscheinen mir diverse Gebete, wie beispielsweise der Rosenkranz. Früher haben die Leute diese Dogmen nicht wirklich hinterfragt, weswegen die Kirche als Institution auch funktionierte. Die jüngeren Generationen haben aber berechtigt keine Lust mehr, an sinnlos erscheinenden Gebeten teilzunehmen.

Auch der Missbrauchsskandal wäre für mich kein Grund, aus der Kirche auszutreten. Viel eher sehe ich diesen Skandal als drastisches Zeichen für die Nötigkeit der Erneuerung gewisser Traditionen. Damit meine ich insbesondere das Zölibat, welches es den Priestern verbietet, zu heiraten. Ich denke, dass diese sinnlose Form der Enthaltsamkeit nicht mehr zeitgemäß ist.

Ich bin zwar noch keine achtzehn, werde aber dennoch auch sofort aus der Kirche austreten, wenn es soweit ist. Die Kirchensteuer ist für mich aber noch der geringste Grund dafür. Im Gegenteil, ich erachte die Finanzpolitik der Kirche sogar als sehr sinnvoll, richtet sich die Höhe der Beiträge ja auch nach dem Einkommen und Wohlstand. Wenn es finanziell nicht möglich ist, kann man auch zum Pfarramt gehen, und dort um eine Aussetzung der Zahlungen bitten.

Ich möchte deshalb aus der Kirche austreten, weil ich nicht eine Institution unterstützen will, die Werte vertritt, welche nicht mit meinen eigenen vereinbar sind. Deshalb freue ich mich immer wieder, wenn ich von rücklaufenden Zahlen bei den Kirchen höre. Meiner Meinung nach genügt Moral als Basis einer gesunden Gesellschaft. Gott erfüllt längst nicht mehr die Funktion, die er früher innehatte. Früher waren die Menschen vor Gott ehrfürchtig und begründeten darin auch ihr Handeln. Heute ist das nicht mehr so, und dennoch versinkt die "christliche" Welt nicht in Kriminalität und Anarchie. Folglich geht es auch ohne Kirche.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das ist ganz einfach darauf zurückzuführen, dass die Menschen immer mehr Gewalt über die Medien besitzen und sich somit die nötigen Informationen verschaffen können sich der Geist also vermehrt von den Geistlichen Dingen abwendet. Heutzutage kann jeder sich bei Google.de schlau machen auch wenn er nicht viel Geld besitzt und Lesen, sowie Schreiben können mittlerweile auch viele. Die Kirche hat einfach ein Marketing Problem.

Somit hat die Kirche keine Chance mehr ihre Allmacht zu demonstrieren und muss sich mit neuen Themen auseinandersetzen, sonst wird sie auf lange Sicht auf der Strecke bleiben und irgendwann ist die Kirche leer. Weil die Menschen einfach mehr Zugang zu umfangreichem Wissen haben, der alleinige Glaube für viele, welchen die Kirche predigt, einfach nicht mehr ausreicht. Früher war der Glaube für die Menschen viel, heute nicht mehr.

Meiner Ansicht nach wird die Kirche in 30-40 Jahren nur noch eine Minderheiten Rollen spielen und viele Menschen werden nicht mehr in die Kirche gehen, da die Kirche es einfach nicht schafft von sich zu überzeugen. Meiner Meinung nach hat Jesus schon das Ende der Kirche besiegelt, bevor sie anfing, denn er sprach vom freien Glauben!.

» Newsjumper » Beiträge: 598 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Dass immer mehr Menschen aus der Kirche austreten ist absolut nichts Neues. Dass dies aber auch in der evangelischen Kirche gleichermaßen geschieht, überrascht mich doch etwas. Auch ich bin vor drei Wochen aus der katholischen Kirche ausgetreten aus vielen Gründen und habe diesen Schritt auch noch nicht bereut. Früher war der Glaube das Einzige, woran sich die Menschen klammern konnten, vielleicht war es ganz früher auch noch die Furcht, ausgestoßen zu werden. Heute können sich die Menschen auf Wissen und Allgemeinbildung stützen.

In der katholischen Kirche werden meiner Meinung nach die Frauen unterdrückt, indem sie nicht Pfarrer werden dürfen. In einer Zeit der Gleichberechtigung ist das fast schon gesetzeswidrig. Bei der Schwester meines Freundes auf der Hochzeit durften nicht einmal normale Popsongs gespielt werden, obwohl die wirklich alles andere als Gotteslästerung enthielten. Dann erzählte der Pfarrer etwas von "nur zu zweit ist man vollständig" und ähnliches, was absolut widersprüchlich ist, wenn man bedenkt, dass Pfarrer nicht heiraten o.ä. dürfen. Da würde ja allein schon ersichtlich, dass man sein eigenes Personal schlecht behandelt. Da finde ich die evangelische Kirche schon um einiges besser, wobei ich lieber gleich ganz ausgetreten bin, da ich nicht an einen Gott glaube.

Die Aussagen des Papstes, die unter anderen Krankheiten, Aids und Intoleranz fördern, sind selbst den Älteren unter uns oftmals zu konservativ. Dann gibt es für mich noch den Widerspruch "liebe deinen Nächsten wie dich selbst", wo für mich auch eindeutig Tiere die Nächsten sind, jedoch auch dort sprechen sich die Menschen für Fleischkonsum, auch aus quälerischer Massentierhaltung aus. Für mich gehört JEDES Tier nunmal bei der Nächstenliebe mit dazu. Nicht zuletzt die Kindermissbräuche sind mitverantwortlich, dass viele Menschen austreten, für mich wäre es jedoch nur der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brächte. Das alles mit meiner Kirchensteuer zu unterstützen käme mir einem Verbrechen gleich, deswegen war es in dieser Hinsicht die beste Entscheidung, die ich je treffen konnte.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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