Probeliegen im Sarg - Wer würde es machen?
Es ist mal wieder typisch deutsches oder typisch europäisches Verhalten in Bezug auf den Tod: logisch findet man Probe liegen im Sarg hier "pietätlos". "Tod" - oh um Gottes Willen, damit wollen wir nichts zu tun haben, wir tragen schwarz, wir heulen wie verrückt, wir ziehen unsere besten Trauermienen auf, wir führen "stille Händedrücke" aus.
Naja, was soll ich davon halten, das ist eben unsere Kultur. Es ist okay, wenn das jemand pietätlos findet oder damit nichts zu tun haben möchte, denn Kultur darf gerne überall verschieden sein. Ich persönlich finde es jedoch sehr interessant. Ich würde es mal ausprobieren wollen, wobei ich für mich selbst niemals in so einem Sarg beerdigt werden will, ich bin für Feuerbestattung, ich bin in diesem Bezug dann doch nicht so tierfreundlich und will nicht gefressen werden.
Ich finde auch nicht, dass es unseriös ist, dass ein Bestattungsunternehmen so etwas anbietet, ganz im Gegenteil. Wer dieses Angebot nicht annehmen will, lässt es, für die anderen ist es eine Erfahrung. Man kann daraus nur lernen, finde ich. Es unterstützt meinen Wunsch danach, die Scheu vor dem Tod ein Stück weit zu verlieren, es öffnet einem neue Blickwinkel auf z.B. die Form, in der man seine Angehörigen und vor allem sich selbst bestatten lassen möchte.
Ich arbeite ja im Krankenhaus und mein Bereich ist inzwischen die Onkologie geworden. Bei uns auf Station stirbt fast jeder früher oder später, meistens früher, der sich hier vorstellt. Ich beobachte es andauernd, dass die Leute sich Zeit ihres Lebens scheinbar kein bisschen mit diesem letzten Weg auseinandergesetzt haben. Selbst dann, wenn gesagt werden muss, dass es keine Chance mehr gibt, selbst dann machen die meisten Leute dicht und schieben den Tod ganz weit von sich weg. Natürlich, man soll das Leben genießen, aber wenn man ab und an mal über den Tod nachdenkt anstatt fernzusehen oder derartiges, dann hat man immernoch genügend Zeit, das Leben zu genießen.
Ich beobachte ganz einfach, dass die Patienten, die sich wenigstens dann, wenn es eben klar ist, dass der Tag kommt, anfangen Gedanken zu machen, dass die am Ende am gefasstesten eben diesen letzten Weg gehen. Ich werde viele angsterfüllte Augen niemals vergessen, die ich in ihren letzten Stunden gesehen habe. Und von daher finde ich solche Sachen wie sich in den Sarg legen, das Krematorium besichtigen, die Musik auswählen, die Bestattungsform festlegen, Gespräche über den Tod, Organspendeausweise, etc immer super. Es ist unheimlich wichtig, sich ein Stück weit vorzubereiten und gute Bestattungsunternehmen wissen das oder sollten das wissen.
Ich verschwende keine Sekunde an den Tod, weder durch irgendwelche Taten, noch durch Gedanken und Überlegungen. Ich finde, solange man lebt und gesund ist, sollte man sich auch nicht damit befassen, da es einem nur Kummer bereitet und oft Angst einjagt. Natürlich sollte man irgendwann einmal ein Testament schreiben und dieses auch von Zeit zu Zeit aktualisieren, aber bis auf diese Ausnahme werde ich jeden Tag leben und auch an nichts anderes denke.
Ich finde den Gedanken reichlich makaber, mir meinen eigenen Sarg auszusuchen und ihn probe zu liegen. Wenn ich aus dem Leben scheide, dann werde ich keinerlei Verbindung mehr zu meinem irdischen Körper besitzen, weshalb es mir vollkommen egal ist, wie der Sarg aussieht, in dem ich irgendwann beerdigt werde, falls das bis dahin überhaupt noch gemacht wird. Auf keinen Fall würde ich einen Sarg Probe liegen und ich fände es auch sehr merkwürdig, zu bitten, das tun zu dürfen. Egal in welchem Alter. Wenn ich in einem Bestattungsunternehmen anfangen würde und ein Kunde, egal ob 40 oder 140 würde den Laden betreten, um Särge Probe zu liegen, dann würde ich vermutlich mit einem Lächeln im Gesicht die Kameras suchen, die diesen Spaß aufzeichnen - im Ernst, ich würde die Person nicht für voll nehmen.
Geschmacklos finde ich das jetzt nicht unbedingt, eher überflüssig. Ich meine, man kann sich doch schon zu Lebzeiten mit dem Tod auseinander setzen und ich kann nicht verstehen, warum man immer versucht, dass Thema zu vermeiden. Ich meine, warum sollte es denn geschmacklos sein? Mir würde da nicht unbedingt ein plausibler Grund einfallen.
Unnötig finde ich es, weil man es tatsächlich nicht mehr merkt. Aber vielleicht beruhigt es den ein oder anderen, wenn er weiß, dass sein Sarg mal bequem sein wird. Das ist ja auch eine Art, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Ich bin gegen eine Sargbestattung, aber wen jemand Wert darauf legt, dann soll er sich doch seinen Sarg selber aussuchen. Wieso auch nicht. Mir wäre es herzlich egal. Aber man will sich schließlich auch den Ort der letzten Ruhestätte aussuchen (die meisten zumindest), wieso dann nicht auch den Sarg?
In einen Sarg würde ich mich nie hineinlegen - weder im lebendigen noch im toten Zustand. Wenn ich einmal nicht mehr bin, möchte ich verbrannt werden und nicht irgendwo begraben werden.
Was soll es bringen, wenn man sich schon zu Lebzeiten seinen Sarg aussucht? Man kriegt danach doch sowieso nichts mehr mit. Und solche Veranstaltungen mit Probe liegen finde ich schon ein wenig geschmacklos.
kowalski6 hat geschrieben:In einen Sarg würde ich mich nie hineinlegen - weder im lebendigen noch im toten Zustand. Wenn ich einmal nicht mehr bin, möchte ich verbrannt werden und nicht irgendwo begraben werden.
Um den Sarg wirst du aber auch bei einer Verbrennung nicht herumkommen. Das Holz des Sarges wird zum Anheizen im Krematorium benötigt und daher wirst du auch bei einer Urnenbestattung zuvor in einen Sarg gelegt werden. Die Aussage, dass du nie in einem Sarg liegen wirst, auch nicht im toten Zustand, ist damit falsch. Aber davon bekommst du dann ja nichts mehr mit.
Ich finde das ganz und gar nicht makaber und auch überhaupt nicht geschmacklos, aber ich muss auch ehrlich zugeben, dass es für mich nichts wäre, mich in einen Sarg zu legen. Da wäre meine Scheu einfach zu groß. Gar nicht, weil ich weiß, dass ein Sarg eben die letzte Bettstätte eines Toten ist, sondern weil ich Angst hätte, dass jemand einfach den Deckel dicht macht und ich nicht schnell genug reagieren könnte, um noch heraus zu kommen. In manchen Situationen habe ich einfach eine relativ unbegründete Angst vor unwahrscheinlichen Ereignissen und wenn ich daran denke, mich in einen Sarg zu legen, dann springt mir das sofort so in den Kopf. Das möchte ich dann doch lieber vermeiden, also wäre meine Bedingung, dass der Deckel des Sarges ganz weit entfernt stehen müsste und dass ich möglichst alleine in dem Raum sein dürfte, in dem dieser Sarg stehen würde. Dann könnte ich mir ja einigermaßen sicher sein, dass mir bei meinem Probeliegen auch wirklich nichts passiert.
Ansonsten denke ich einfach, dass ein Sarg an sich gar nichts besonderes ist. Er ist weder geheiligt, noch geweiht so weit ich das weiß und deswegen sehe ich keine Verletzung von irgendwelchen christlichen Werten, wenn man seinen Sarg Probe liegt oder auch irgendeinen anderen Sarg. Ich kann auch nicht behaupten, dass ein Bestatter, der so etwas anbietet, unseriös erscheinen würde. Im Gegenteil, für mich klingt das einfach sehr kundennah und aufgeschlossen. Viele Leute haben doch noch immer Berührungsängste mit dem Tod und da ist es doch ganz gut, wenn es Bestatter gibt, die bemüht sind diese aufzuheben. War es denn nicht außerdem früher recht weit verbreitet, dass man sich noch zu Lebzeiten einen Sarg hat anfertigen lassen und dass man diesen dann auch zur Überprüfung der Maße einmal bestiegen hat? Ich meine, mich an so etwas zu erinnern, und zwar aus dem Religionsunterricht.
Ich finde es ziemlich albern, so etwas anzubieten, weil es überhaupt nichts mit dem eigentlichen Geschäft zu tun hat. Der Bestatter will einfach nur Kunden fangen, indem er ihnen ein bisschen Nervenkitzel bietet. Das Ganze ist meiner Meinung nach ziemlich geschmacklos und lässt den Bestatter auch nicht mehr wirklich seriös wirken.
Und wieso überhaupt "Probe"-Liegen? Man wird zu seinen Lebzeiten keinen Sarg benötigen, und Tote spüren nicht mehr, ob sie bequem liegen oder nicht. Darum geht es bei einem Sarg auch nicht wirklich darum, wie gemütlich er ist .
"Tod" - oh um Gottes Willen, damit wollen wir nichts zu tun haben, wir tragen schwarz, wir heulen wie verrückt, wir ziehen unsere besten Trauermienen auf, wir führen "stille Händedrücke" aus.
Ja so sind doch fast alle Völker drauf. Ich glaube bis auf einen Stamm in Südamerika, die feiern den Tod mit einem Fest und freuen sich das ihr bester in eine neu schönere Welt übergegangen ist.
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