Beim Überlegen, Nachdenken - Augen nach oben gerichtet
Ist euch schon mal aufgefallen, dass man, wenn man über etwas nachdenkt die Augen nach oben richtet? Wir haben heute eine ziemlich schwere Klassenarbeit geschrieben und ich habe dann mal in die Runde gesehen. Unsere Tische stehen in Hufeisenform und so konnte man auch die Klassenkameraden sehen. Die, die gerade nicht geschrieben habe, haben mit den Augen nach oben geschaut und man konnte sehen, wie diese nachdenken.
Warum macht man das? Warum schaut man nicht nach unten? Was geht im Körper vor, wenn man nachdenkt und die Augen dabei nach oben richtet?
In Thorsten Haveners Buch "Ich weiss, was du denkst" ist das sehr schön beschrieben, solltest du dich also mehr damit auseinandersetzen wollen, kann ich dir das nur empfehlen.
In besagtem Buch beschreibt er, dass man automatisch nach oben schaut, wenn man sich ein Bild vorstellt, zur Seite, wenn einem Klänge oder Geräusche in den Sinn kommen und nach unten wenn man sich Gefühle, wie Berührungen oder ähnliches vorstellt. Es gibt noch weitere Unterscheidungen zwischen oben-links, unten-rechts und so weiter, aber das würde wohl kaum deine Frage weiter beantworten.
Heißt also das was wir diesen Moment wahrnehmen, wird aufgenommen, vom Gehirn verarbeitet und mit schon vorhandenen vorherigen Wahrnehmungen abgeglichen, die dann jeweils ihre bestimmte Wirkung im Körper auslösen.
Dadurch das jeder Mensch anders denkt, kann das natürlich auch Auswirkungen auf die Reaktion haben, aber im Normalfall ist das oben beschriebene schon zutreffend.
Es gibt auch noch andere Beispiele, die wie schon gesagt nicht bei jedem zutreffen müssen. Zum Beispiel, wenn man ein Baby sieht, dass man dann automatisch seinen Kopf zur Seite neigt, da die Halsschlagader, einer der wundtesten Punkte des Menschen ist und man dem Baby somit signalisiert, das es absolut keine Angst haben braucht.
Also ich mache das eigentlich nicht. Ich kann auch keine genauere Erklärung dafür abliefern, aber ich habe eine Vermutung. Jedenfalls gucken wir, wenn wir eine Arbeit schreiben nicht nach oben, sondern zur Seite zufälligerweise auf das Blatt vom Nachbarn.
Vielleicht war das schon früher so, als die Menschen noch sehr religiös waren und dann Gott geglaubt haben. Wenn man "Oh mein Gott" sagt, guckt man ja auch oft nach oben. Denn in unserem Glauben sitzt Gott dort oben. Wenn man nachdenkt, erhofft man sich vielleicht Hilfe von Gott, und guckt nach oben. Ich denke das wir das eher unbewusst machen, und nicht weil wir wirklich so sehr daran glauben das Gott uns hilft. Vielleicht ist das aber auch die einzige Möglichkeit irgendwohin zu gucken, ohne das man vom Lehrer Ärger bekommt. Oder die Decke ist einfach sehr interessant. Du könntest doch auch vielleicht mal deine Klassenkameraden fragen, warum sie immer zur Decke gucken, also ich gucke meistens nach draußen, oder starre irgendwo gedankenverloren hin, wenn ich nachdenke.
Ich glaube auch gar nicht, dass diese zur Decke gucken unbedingt etwas mit Nachdenken zu tun hat. Vielleicht weiß man einfach nichts mehr, und hofft einfach nur noch das einem doch noch etwas einfällt was man schreiben kann.
Wenn bei deiner schweren Klassenarbeit die Augen deiner Klassenkameraden nach oben sehen, haben sie bereits das, was sie in ihrem Gedächtnis hatten, niedergeschrieben. Für den Rest, der noch fehlt, können sie nicht nach links oder rechts sehen, weil sonst gedacht wird, dass man abschreibt. Das aber soll vermieden werden.
Also schauen sie nach oben an die Decke. Sie konzentrieren sich auf einen bestimmten Punkt an der Decke und versuchen, ihr Gehirn zu beeinflussen, ihnen das Vergessene wieder einfallen zu lassen. Manchmal wirkt diese Methode und es fällt der Groschen. Ein Blick zur Decke, mit geschlossenen Augen, kann Bilder hervorholen, die uns an das erinnern, was wir suchen.
Ich bewege die Augen auch nicht nach oben, wenn ich nachdenke, sondern grundsätzlich von dem, was mich scheinbar am Nachdenken hindert, weg. Meistens befindet sich seitlich neben diesem Objekt, egal, ob es ein Mensch oder ein Gegenstand ist, wiederum nichts, sodass ein Punkt neben dieser Ablenkungsquelle mir wohl unterbewusst am geeignetsten erscheint. Jedenfalls ist mir schon häufiger aufgefallen, dass ich zur Seite schaue, wenn ich kurz nachdenken muss, manchmal auch schräg nach unten, das variiert.
An meine Schulzeit kann ich mich gar nicht erinnern und ich weiß deshalb nicht, wohin ich dort geschaut habe, wenn ich nachdenken musste. Allerdings suche ich mir wohl generell einen unbestimmten Punkt, irgendetwas, das weder nah noch weit ist und genaugenommen schaue ich in ein Nichts, also auf kein fest definiertes Ziel. Wichtig ist mir dabei nur, dass ich mich in diesem Moment von nichts visuell ablenken lassen kann und vielleicht empfinden viele Menschen unbewusst eine Raumdecke als am wenigsten ablenkend. Mir wäre es zu anstrengend und zu weit hergeholt, nach oben zu gucken, um nachdenken zu können, denn häufig genug genügt mir eben der Blick weg von meiner Ablenkungsquelle schon aus, um den entsprechenden Einfall zu haben, nach dem ich suche.
Das ist ein Phänomen, was man eigentlich bei jedem beobachten kann. Neben dem Buch, was bereits empfohlen wurde, kann ich dir auch die Serie "Lie to me" empfehlen. Es ist nämlich so, dass man auch Lügen an der Position der Augen erkennen kann. Eine Richtung gibt an, dass man sich erinnert und die andere, dass man sich etwas ausdenkt, was dann auf Lügen hindeuten kann. Bei Rechts - und Linkshändern ist das allerdings nicht gleich und schwieriger ist es dann nochmal bei Linkshändern, die zu Rechtshändern umerzogen wurden.
Ich denke, wie kann es anders sein, auch so nach. Das wurde schon das ein oder andere mal als "Augen rollen" fehlinterpretiert und hat mich auch schon in Schwierigkeiten gebracht. Dabei habe ich wirklich nur nachgedacht und versucht, in den Tiefen meines Gedächtnisses, die Antwort zu finden. Komisch finde ich das, wenn jemand so etwas fehlinterpretiert, wo es doch so gut wie jeder so macht.
Ich denke nicht, dass es jeder so macht. Hier haben ja schon einige geschrieben, dass sie nicht automatisch nach oben schauen, wenn die nachdenken und ich blicke beim Denken auch eher nach unten, zur Seite oder einfach nach vorne, ohne aber etwas zu fixieren. Diese Augenbewegungslehre gilt eigentlich nicht mehr als aktuell. Ich habe auch schon gelesen, dass man eher nach rechts schauen würde, wenn man lügt und sich etwas ausdenkt, weil rechts ja die Gehirnhälfte ist, die für Konstruktionen zuständig ist und man würde eher nach links blicken, wenn man sich wirklich erinnert. Aber das ist nicht belegt, wozu es hier auch einen interessanten Artikel gibt.
Was man stattdessen beobachten kann, sind oft Mikromimiken. Also leichte Gesichtsveränderungen, die bei einem aufkommenden Gefühl zu sehen sind und die erst dann von dem, was man darstellen will, überlagert werden. Aber auch hier kann man das oftmals nicht im Alltag anwenden, denn diese echten Emotionen sind nur kurz zu sehen, durch ein minimales Herunterziehen der Mundwinkel etwa. Man müsste die Leute dabei filmen und das nachher in Slow-Motion analysieren.
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