Wie kann man Freundschaften vertiefen?

vom 04.11.2012, 22:22 Uhr

Um das vielleicht noch etwas auszuführen: Ich habe das Gefühl, dass ich gut auf andere zugehen kann. Früher war ich etwas schüchtern und hab mich vieles nicht getraut, aber inzwischen habe ich kein Problem mehr damit, andere anzusprechen und auf andere zuzugehen. Natürlich übertreibe ich es auch nicht, aber ich denke, dass ich im Großen und Ganzen ganz gut darin bin, Kontakte zu knüpfen und Gespräche zu initiieren. Das hat bei mir im Studium zu einem großen Bekanntenkreis geführt; ich kenne viele Leute noch, mit denen ich studiert habe, die ich in irgendwelchen Vereinen an der Uni kennen gelernt habe und inzwischen auch Leute, mit denen ich mal zusammengearbeitet habe.

Natürlich versteht man sich nicht immer mit allen, es gibt immer einige, die mir auch irgendwie unsympathisch sind. Ich würde sagen, dass ich zu etwa 60% derjenigen, die mir begegnen, eine neutrale Einstellung habe, d.h. es entsteht vielleicht mal ein Gespräch, aber weder der andere noch ich haben den Drang, da eine tiefe innige Beziehung zu beginnen. Meist ist es einfach so, dass man ja schnell merkt, dass man recht unterschiedlich ist und es zu mehr als etwas Geplauder nicht reichen würde. Dann gibt es vielleicht 10%, die mit wirklich unsympathisch sind, das betrifft etwas sehr impulsive Menschen oder Leute, die wie ein Wasserfall reden. Um solche Personen mache ich denn gerne einen Bogen. Und der Rest sind Leute, wo man schnell merkt, dass man sich gut versteht, wo vielleicht der Charakter auch etwas ähnlich ist oder man einfach im Laufe der Zeit ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt, wo es also nicht nur eine neutrale Bekanntschaft ist. Diesen Eindruck hatte ich auch bei der genannten Arbeitskollegin, denn wir haben uns wirklich sehr gut verstanden und auch viel über Privates ausgetauscht, hatten unsere firmeninternen Geheimnisse usw. Und Menschen, die mir so sympathisch sind, lerne ich ab und an kennen, entweder über meinen Job, über so manche Weiterbildung oder über einen Verein, in dem ich mich engagiere.

Das Problem ist aber, dass es über diesen organisatorischen Zusammenhang meist nicht hinausgeht. D.h. im Verein sieht man sich zu den Treffen, auf Arbeit sieht man sich, weil man eben zusammen arbeitet. Und in der Freizeit hat man höchstens mal per Mail oder Facebook Kontakt, aber nicht mehr. Die Mailadresse tauscht man ja irgendwann mal aus oder man findet sich in den sozialen Netzwerken oder hat die Kontaktdaten von irgendeinem Verteiler, in dem man eingetragen ist. Und dann tauscht man sich aus, plaudert über Privates, aber es bleibt beim Online-Kontakt oder dem Kontakt, der nur durch äußere Termine vorhanden ist (oder Betriebsfeiern). Der Schritt ins Privatleben kann dann beispielsweise sein, dass man den anderen mal einlädt oder nachfragt, ob man sich auch so mal treffen kann. Denn ansonsten ist der Kontakt bald vorbei, wenn man irgendwann nicht mehr zusammen arbeitet oder die Weiterbildung vorbei ist usw. Da ich das eben eigentlich verhindern möchte, initiiere ich irgendwann einen Austausch z.B. über Facebook oder per Mail. So habe ich es auch gerade aktuell gemacht, weil ich einige neue Leute in einer Weiterbildung kennen gelernt habe und wir uns dann alle gegenseitig in die zugehörige Facebook-Gruppe eingetragen haben und daher miteinander vernetzt sind.

Dieser Schritt ins Privatleben klappt aber nicht. Genau wie in dem Beispiel von der Arbeitskollegin, so ist es auch öfters. Die Leute meinen dann, die hätten keine Zeit oder manchmal antworten die anderen auch auf Mails einfach gar nicht mehr oder es herrschen lange Latenzzeiten vor, bis jemand wieder von sich hören lässt. Das geht eben einfach sehr oft irgendwie schief. Bei manchen kommt es auch gar nicht dazu, dass ich eine Unternehmung vorschlagen, weil ich schon irgendwie das Gefühl habe, dass das nicht gewünscht ist, bei anderen frage ich nach und manchmal ergibt sich auch was, manchmal trifft man sich sogar, aber vielleicht nur ein- oder zweimal und dann verläuft sich der Kontakt wieder im Sande. Nun wurde schon geschrieben, dass die Arbeit ja etwas anders ist und keine Quelle für Freundschaften ist, aber bei mir spielt die Arbeit schon eine große Rolle und ich habe eigentlich außerhalb von meiner Vereinstätigkeit, meine Arbeit und eventuell dem ein oder anderen Seminar manchmal keine wirkliche Möglichkeit, Leute kennenzulernen. Ich gehe nicht so wahnsinnig gerne weg und da bleiben dann nicht mehr viele Gelegenheiten, um Kontakte zu knüpfen.

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