Mit Kindern ruhig im Dialekt sprechen
Ich kann mir schon vorstellen, dass an dieser Meldung etwas dran ist. Das funktioniert aber doch nur, wenn die Kinder eben mit dem Dialekt und auch Hochdeutsch aufwachsen. Wenn sie nur den Dialekt kennen lernen, weil dieser eben auch im Kindergarten und der Schule gesprochen wird, ist es sicher schwierig für diese Menschen, später vernünftiges Hochdeutsch zu lernen. Ich hatte so einen Fall bei mir in der Familie. Diese Person hatte auf dem Zeugnis der Grundschule stehen, dass sie kein Hochdeutsch könne.
Das mag ja noch angehen, wenn man immer in dem gleichen Gebiet bleibt, aber sonst wird es schwierig. Das Wichtige ist eben, dass das Kind den Dialekt und auch Hochdeutsch vermittelt bekommen. Dann kann ich mir schon vorstellen, dass das Kind beides unterscheiden kann und es so ähnlich ist, wie ein mehrsprachiges Aufwachsen, was für die Sprachentwicklung eines Kindes ja sehr gut ist.
Ich denke, das das so ähnlich wie mit Zweisprachigkeit ist. Denn je nachdem ist ein Dialekt fast wie eine Fremdsprache.
Es stimmt, dass Kinder leichter andere Sprachen erlernen, wenn sie mit mehreren Sprachen aufgewachsen sind. Hierbei ist aber wichtig, dass die Sprachen sehr gut beherrscht werden und die Muttersprache ist.
Wenn du mit deinem Kind also Dialekt sprechen möchtest, solltest du selber diesen sehr gut beherrschen, damit dein Kind nichts falsches lernt. Auch würde ich trotzdem Hochdeutsch mit ihm sprechen. Man könnte dies, ähnlich wie auch bei einer Fremdsprache aufteilen. Zum Beispiel du redest nur den Dialekt mit deinen Kindern und dein Partner nur Hochdeutsch, oder zu hause wird nur der Dialekt gesprochen und außerhalb Hochdeutsch. Da gibt es vielfältige Möglichkeiten.
Ich denke auch ein Kind sollte seine Wurzeln kennen und damit meine ich auch eine Mundart zu sprechen. In der Schule wird dem Kind dann ja auch hochdeutsch gezeigt und man kann mit dem Kind ja auch im Wechsel reden. Für die Schule hochdeutsch und im Privaten dann den Dialekt.
Bei uns war es zu Hause so, dass es zwar Mundart gab, aber wenig, weil es bei uns nicht so eine große Abweichung zum Hochdeutsch gibt, wie ich finde. Daher hatte ich auch keine Probleme in der Schule und konnte auch super von der Mundart zum Hochdeutschen wechseln. Nun bin ich ja in eine Gegend mit mehr Dialekt gezogen und erwische mich hier schon dabei, wie ich mir diese angeeignet habe und ich denke deswegen auch, dass ich mit meinem Kind so reden würde.
Meiner Meinung nach stimmt die Aussage also und man sollte mit seinem Kind in den 2 Sprachen reden. Hochdeutsch und Mundart. Das Kind erkennt bald einen Unterschied und kann diesen auch anwenden und wenn nicht, kann man sich ja dann immer noch das hochdeutsch angewöhnen.
Ich finde es nicht gut, wenn Kinder Zuhause einen Dialekt beigebracht bekommen bzw. diesen immer Daheim sprechen. Denn in den ersten Lebensjahren lernen sie ihre Muttersprache und in meinen Augen sollte das ein klares Hochdeutsch sein. Es kann zwar durchaus ganz lustig sein, wenn man Hochdeutsch und einen Dialekt sprechen kann, aber letzterer wird immer in das Hochdeutsche einfließen. Ich würde immer darauf achten, dass die Kinder zuerst reines Hochdeutsch lernen, bevor sie dauerhaft an einen Dialekt hingebracht werden.
Im Rahmen meines Lehramtsstudiums, habe ich schon viele Aufsätze von Schülern gelesen. Dabei musste ich schon oft feststellen, dass hin und wieder der Dialekt auch in die Schrift einfließt. Viele Kinder nutzen auch unbewusst die typisch bayerische „-sch“-Endung. So schreiben sie beispielsweise nicht „du kannst“, sondern „du kannsch“ oder auch „Weisch du“, statt „weist du“. Ich weiß ja nicht, wie ausgeprägt dieses Phänomen in den anderen Bundesländern ist, aber hier und gerade auch auf dem Land ist der Dialekt schon sehr ausgeprägt.
Meine Eltern haben uns ohne einen Dialekt aufgezogen und auch explizit darauf geachtete, dass wir Hochdeutsch sprechen. Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich in Bayern geboren bin und auch dort wohne. Ich spreche nahezu ohne jeglichen Dialekt und daher wurde ich schon oft gefragt, ob ich zugezogen bin. Ich muss zugeben, dass mich das schon ab und zu nervt, aber lieber habe ich keinen Dialekt als eine starke bayerische Aussprache. Außerdem denke ich, dass ich, im Falle eines Umzuges, ohne Dialekt einen besseren Anschluss finden kann. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob beispielsweise ein Sachse mit dem bayerischen Dialekt klar kommen und mich verstehen würde. Aber wenn ich möchte, dann kann ich auch umschalten und in der bayerischen Mundart sprechen. Das ist eigentlich überhaupt kein Problem, da man davon genug aufschnappt und auch von anderen Menschen mitbekommt.
Ich spreche mit meinem Sohn sowohl Hochdeutsch, als auch den regionalen Dialekt. In meiner Kindheit wurde daheim eigentlich ausschließlich Dialekt gesprochen, aber ich hatte absolut keine Probleme damit, Hochdeutsch zu sprechen und war immer eine sehr gute Schülerin. Mit der Rechtschreibung hatte ich überhaupt keine Probleme. Allerdings hatte wir auch eine Mitschülerin, die nur Dialekt reden konnte und das war wirklich nicht sonderlich schön. Sie hat dann auch einiges falsch geschrieben. Sie wurde dann sogar gehänselt, weil sie nicht auf hochdeutsch antworten konnte. Hochdeutsch war sogar in der Grundschule Pflicht - da wurde es echt nicht gerne gesehen, wenn man Dialekt gesprochen hat.
Also mir hat der Dialekt nicht geschadet und man merkt ihn auch überhaupt nicht, wenn ich Hochdeutsch spreche. Die meisten Leute denken, ich käme gar nicht von hier, weil es im Saarland den meisten Leuten eher schwer fällt, ein sauberes Hochdeutsch zu sprechen, obwohl sie sich Mühe geben. Ausschließlich Dialekt würde ich mit meinem Sohn aber auch nicht sprechen. Ich benutze ihn auch, aber ich bevorzuge dann doch eher das Hochdeutsch, gerade weil seine Sprachentwicklung ein wenig verzögert ist und da möchte ich ihn nicht zusätzlich verwirren. Mein Mann spricht auch nur Hochdeutsch und daher achte ich auch eher darauf, dass das Ganze ein wenig einheitlich ist.
Von der neuen Untersuchung habe ich auch schon ansatzweise etwas gehört. Im Kern geht das wohl darum, dass sich in den letzten Jahren auch ein neuer Ansatz im Deutschunterricht für Muttersprachler durchsetzt. Man geht jetzt davon aus, dass es für den Erwerb der Muttersprache und der Schriftsprache wichtig ist, dass die Kinder sich bewusst werden, wie Sprache funktioniert.
Um die Funktionsweise bewusst zu erleben können solche Spiele mit Reimwörtern oder Teekesselchen leisten. Das kennt man ja. Eine neu entdeckte Möglichkeit ist eben, dass man entdeckt hat, dass das Nebeneinander von Dialekt und Hochdeutsch auch helfen kann, dass Kinder dann anfangen bewusst zu erleben und zu hinterfragen, wie Sprache funktioniert. Das fängt bei simplen Sachen an, die dann die Eltern als Anlässe zum Lernen aufgreifen können. Fragen wie nach dem Geschlecht der Butter sind ein Beispiel. Im Hochdeutschen sagt man die Butter. Im Bayerischen Dialekt spricht man in der Gegend von München dieses Milchfett als der Butter an. Rein naturwissenschaftlich müsste es eigentlich das Butter heißen, denn Butter ist ein Gegenstand. So lernen die Kinder eben, dass das grammatische Geschlecht eines Wortes nichts über das eigentliche natürliche Geschlecht aussagen muss. Den Kindern wird eben klar oder soll klar werden, dass Sprache auf Konventionen beruht. Das heißt, wenn eine Gemeinschaft an Sprechern sich eben mal geeinigt hat, das es die Butter oder der Butter heißt, dann ist das so in dieser Region. Genau so gut hätte es aber so weit kommen können, dass man sich damals geeinigt hätte, das Butter zu sagen.
Dann kann man Kindern auch ganz gut zeigen, wie in unterschiedlichen Regionen und unterschiedlichen Dialekten die selben Dinge unterschiedlich benannt werden und wie sich da die Hochsprache von Dialekten unterscheidet und vielleicht noch auf Fachwortschatz hinweisen. Ich denke da zum Beispiel an so etwas banales wie Kartoffel. Im bayerischen Sprachraum spricht man teilweise von "Erdäpfeln" die je nach Region etwas anders ausgesprochen werden. Da kann man den Kindern dann ganz leicht erklären, dass der französische Begriff für Kartoffeln auch nichts anders bedeutet als Erdäpfel. Im Rheinland sprechen die Leute eher von Grumbiere und in Teilen von Sachsen von Abern, was wohl eher Erdbirnen heißen soll. Wenn man jetzt noch weiter sucht, fallen einem sicher noch andere Begriffe auf. Aber man kann Kindern mit der Auswahl schon ganz gut zeigen, wie Sprachen miteinander zusammenhängen und dass die Auswahl von Worten auch geschichtlich gewachsen und bis zu einem gewissen Punkt auch willkürlich und austauschbar ist. Das ebnet dann das Verständnis für wirkliche Fremdsprachen. Wenn man schon in einem Land so unterschiedlich spricht, ist es nur normal, dass man weiter weg noch mehr andere Merkmale in Sprachen findet.
Außerdem kann man mit solchen Dialektfragen Kindern schön erklären was ein angemessener Schreibstil ist. Auch ohne Dialekt neigen Kinder heute immer wieder dazu so zu schreiben, wie sie unter Jugendlichen sprechen. Am Beispiel des Dialekts kann man ganz einfach ohne persönlich zu werden zeigen, dass es eben Texte gibt, in denen dieser oder jener Stil angemessener ist als der andere. Das hilft von Klein auf das Auge für Textsorten zu schärfen noch bevor der eigentliche Literaturunterricht anfängt.
Natürlich muss da viel auch von zu Hause unterstützt werden, damit das Erlernen von Dialekt die erwähnten positiven Eigenschaften mit sich bringt. Aber das ist ja an sich nichts besonderes, dass man Bildung im Elternhaus anbahnt und Kinder aus einem Elternhaus mit engagierten Eltern einen leichteren Start haben.
Ob das nun der Weisheit letzter Schluss ist, weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall finde ich es schön, dass man langsam mit Dialekten wieder unverkrampfter umgeht. Zu meiner Schulzeit wurde der Dialekt noch total verteufelt unter Lehrern. Abgesehen davon: Das hoch gelobte Hochdeutsch ist sowieso nur ein Kunstprodukt. Das wird klar, wenn man sich mal ein bisschen mit Sprachgeschichte beschäftigt. Das richtige Deutsch gab es eigentlich nicht, sondern nur unheimlich viele verschiedene Dialekte. Als dann irgendwann die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, hat man sich für die eine Variante entschieden, die hauptsächlich davon profitierte, weil Luther im Vorläufer des heutigen Hochdeutschen seine Bibelübersetzung geschrieben hatte. Damals glaubten die Leute noch, dass dieses Deutsch besonders toll sei, weil es direkt von Gott kommt, was natürlich absurd ist, da Luther nicht Gott ist. Aber wie man sieht hat sich dieses positive Vorurteil gegen das sogenannte Hochdeutsch unbewusst bis in die heutige Zeit gehalten, obwohl das heute Hochdeutsch genau so gut heute anders aussehen könnte.
Wenn man den Dialekt selbst furchtbar findet und nicht gerne spricht, dann finde ich es völlig legitim, dass man auch mit dem Kind hochdeutsch spricht. Andernfalls finde ich es ein wenig übertrieben, wenn man mit dem Kind nur hochdeutsch spricht, dass es später mal bessere Noten im Deutsch-Aufsatz bekommt. Auch ich bin mit einem Dialekt aufgewachsen und habe deswegen trotzdem keine schlechten Noten in Deutsch. Es kommt eben darauf an, wie gut das Kind zwischen den beiden verschiedenen Dialekten - denn Hochdeutsch ist ja auch nur ein Dialekt - wechseln kann. Das hat dann nicht mehr so viel mit der Erziehung der Eltern zu tun, sondern eher mit der Motivation, dass das Kind in der Schule beziehungsweise im Deutsch-Unterricht hat.
Man sollte auch beachten, dass Dialekt auch ein wenig Kulturgut ist. Es gibt ja Wissenschaftler, die sich nur mit der Entwicklung der Sprache in Deutschland befassen und dabei die verschiedenen Regionen betrachten. Würden wir alle dieselben Wörter für bestimmte Gegenstände oder Verben benutzen, wäre das alles hinfällig. Dialekte machen uns teilweise auch zu Individuen und ich finde, das sollte man nicht einfach so 'wegwerfen'.
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