Tiere leiden für tägliches Fleisch - hilft nur Verzicht?

vom 15.07.2012, 20:31 Uhr

Ich habe gerade eher durch Zufall ein Video gesehen was Tiere alles durchmachen müssen damit wir ein Stück Fleisch auf dem Teller haben. Wie ihnen bei lebendigem Leib die Kehle aufgeschnitten wird, die Schreie der Tiere, die Qualen während der Mast etc.

Ich selbst esse zwar auch (selten) Fleisch und möchte eigentlich auch ungern darauf verzichten aber jedes mal wenn ich so was sehe bin ich den Tränen und dem vegetarischen Essen wieder einen Schritt näher. Ich stelle mir nun die Frage ob es möglich ist auszuschließen, dass Tiere so gelitten haben. Bescheinigt mir das ein Bio- oder Ökozeichen? Wie kann ich sicher gehen, dass mein Steak wenigstens einen schnellen, schmerzlosen Tod hatte? Hilft da wirklich nur kompletter Verzicht?

» SweetSecret » Beiträge: 177 » Talkpoints: 40,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Vermutlich wird ein Tier immer leiden, wenn es geschlachtet wird. Wenn man also Leid am Tier nicht in Kauf nehmen will, hilft es wohl wirklich nur, komplett zum Veganer zu werden.

Ich habe eine Zeit lang selbst für den Kochtopf geangelt. Bei dem Angelschein habe ich zum Beispiel gelernt, wie man Fische so schlachtet, dass das Leid minimiert wird. Ich habe auch in den Ferien mal eine Fahrt mit einem lokalen Fischer mit gemacht und gesehen,dass der die Fische nicht einzeln schlachtet. Ähnlich wird es wohl auch beim Fleisch sein. So bald der Biobauernhof eine gewisse Größe überschritten hat, kann sich der Bauer nicht mehr persönlich um jedes Tier liebevoll kümmern. Es wird immer zu einer Massenabfertigung, auch wenn es die Tiere auf einem Biobauernhof besser haben, als in konventioneller Viehzucht.

Ich würde in so einem ethischen Dilemma immer bevorzugen, das Fleisch aus kleinbäuerlichen Familienbetrieben zu beziehen. Dort schlachten die Bauern zum Teil noch selbst auf dem Hof und kein Bauer käme auf die Idee, sein Tier extra zu quälen. Dann entfällt zum Beispiel der lange Transport zum Schlachthof der das Tier auch stresst. Ich bin auf einem Dorf aufgewachen und habe als Kind viel auf so einem Hof gespielt und kam natürlich auch in den Genuss von dort selbst hergestellten Fleischwaren. Meine Eltern kauften damals dort auch einen großen Teil des Fleisches für unsere Familie ein und ich muss sagen, man schmeckt auch den Unterschied. Wenn man mit dem Bauern jetzt nicht per du ist, wird sich das sicher auch am Preis bemerkbar machen, das Fleisch ist dann natürlich teurer als aus dem Discounter. Aber man muss ja nicht täglich Fleisch essen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass solches Fleisch nicht unbedingt Biofleisch ist.

Im Übrigen wollte ich noch was zu deiner Formulierung mit dem Hals aufschneiden bei lebendigem Leib sagen: Das nennt man Schächten. Diese Schlachtungspraxis ist eher im nahen Osten verbreitet. Hier schießt man eher den Tieren einen Bolzen ins Gehirn. Die Fachleute streiten sich, welche Schlachtungsmethode wohl sanfter ist. Ich habe mich da mal mit einem Tierarzt darüber unterhalten und erfahren, dass es für das Tier wohl keinen riesigen Unterschied macht, ob es geschächtet wird oder per Bolzenschuss getötet wird. Bei beiden Varianten verliert das Tier wohl recht schnell das Bewusstsein, wenn der Schlachter Ahnung von seinem Handwerk hat. Allerdings muss bei Schächten das Messer natürlich sehr scharf sein. In diesen Filmchen sieht man oft noch, wie die Tiere nach dem Köpfen noch mit den Augen rollen oder weiter laufen. Das hat nichts mit Leben an sich zu tun, es handelt sich lediglich um Reflexe, die nicht durch Bewusstsein gesteuert werden können. Wie gesagt habe ich früher geangelt. Ich habe die Fische auch waidgerecht geschlachtet und ausbluten lassen, sie waren also nachweislich mausetot. Trotzdem konnte es auch nach einer Stunde noch passieren, dass der Karpfen dank einer Nervenreizung einen Reflex hatte und vom Tisch gehüpft ist. Das mag befremdlich aussehen und einen unwissenden Beobachter auch schockieren, aber das Tier bekommt davon garantiert nichts mehr mit. Ähnliches Geschichten hat mir eben auch der Bauer, wo ich früher gespielt habe erzählt, dass die Hühner ohne Kopf noch auf dem Hof weiter laufen, obwohl sie tot sind. Als Kind fand ich das gruselig, aber heute weiß ich eben, was Reflexe sind.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Wenn man nicht gerade jemanden kennt, der selber schlachtet, würde ich ehrlich gesagt niemanden vertrauen. Bio heißt eigentlich nur, dass es weniger Medikamente bei den Tieren gibt und diese ein bisschen bessere Bedingungen haben. Aber kann man das alles so glauben? Ich bin mir da nicht so sicher. Nur vegan zu essen macht aber auch wenig Sinn, da die Tiere trotzdem sterben werden. Man kann also schon Bio kaufen und eben nicht so viel, dann hat man schon ein kleines Zeichen gesetzt. Meiner Meinung nach darf man eben nicht zu viel essen, dann setzt man schon ein kleines Zeichen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Letztendlich sind wir als Konsumenten aber an diesen Zuständen schuld. Günstiges Fleisch verkauft sich besser als teures und solange der Konsument zum günstigeren Fleisch greift, werden die Fleischunternehmen weiter um den besten Preis kämpfen. Dass das Leben der Tiere dadurch um einiges qualvoller und schlimmer wird, interessiert die dahinter stehenden Unternehmen nicht, da es zum Großteil um finanzielle Interessen geht. Es wird sich an gesetzliche Vorschriften gehalten, viel mehr aber dann auch nicht.

Wenn der Konsument dieses Konstrukt nicht durchschaut, greift er weiter zu seinem günstigen Fleisch und ist dabei völlig glücklich, ohne sich im Klaren darüber zu sein, was er eigentlich mit seinem Fleischkonsum anrichtet. Wird der Konsument jedoch aufmerksam und erfährt, wie es eigentlich wirklich zugeht, so wie du das ja auch erfahren hast, dann kann er sein Verhalten bewusst ändern.

Das Einzige, was also wirklich hilft, ist Verzicht. Das muss nicht unbedingt kompletter Verzicht sein, aber wir in den Industrienationen essen so viel Fleisch, da kann man durchaus auch mal ein wenig weglassen und stattdessen dann die wenigen Male, die man Fleisch ist, bewusst auf qualitativ hochwertiges Fleisch, etwa von einem bekannten Bauernhof, vom Metzger oder einfach auf Biofleisch zurückgreift, wobei das natürlich leider auch immer mehr in Massen produziert wird.

Eine einzelne Person wird nicht viel ändern, aber wenn viele Menschen mitziehen und sich ihres irrationalen Konsums bewusst werden, dann kann man durchaus etwas zum Guten hin verändern.

» Seroy » Beiträge: 178 » Talkpoints: 24,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Für mich ist das schon wieder so eine Grundsatzsituation. Ich persönlich esse schon Fleisch, kann aber persönlich auch darauf verzichten, ich bin nicht unbedingt ein Fleischesser. Ich kann mir nicht das Leid der Tiere anschauen, wenn sie geschlachtet werden. Manche machen das so, dass die Tiere wenig leiden müssen und andere schlachten die Tiere Tierschutz widrig. Dagegen kann man zwar vorgehen, aber einzelne Leute und Organisationen können da nur wenig bewirken und das nicht verhindern. Da muss schon die gesamte Bevölkerung einen Boykott starten und kein Fleisch mehr essen. Und dazu wird es leider nicht kommen.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich habe kürzlich von einer Statistik gehört, wonach ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Kühe noch lebt, während sie aufgeschnitten werden und verkehrt aufgehängt werden um auszubluten. Sie erleiden dann einen unvorstellbar qualvollen Tod. Und wenn man den Prozentsatz dieser Fälle auf die Anzahl der täglich geschlachteten Kühe hochrechnet, so kann man sicher sein, dass täglich mehrere tausend Kühe ein solches Schicksal erleiden müssen.

Ich bin (leider) weder Vegetarier noch Veganer. Ich esse zwar wenig Fleisch, komme aber nicht ganz drum herum. Wenn ich in eine eigene Wohnung ziehe, werde ich mich vermutlich vegetarisch ernähren, doch derzeit ist das nicht ohne große Komplikationen möglich. Natürlich müsste man auch auf Eier und alle anderen tierischen Produkte verzichten um ein reines Gewissen zu haben. Das Leid der Hühner in den Legebatterien oder in der sogenannten Bodenhaltung ist ebenfalls riesengroß. Leider sind wir Menschen eben fast immer zu bequem, um unsere Ernährung umzustellen. Irgendwann werden wir aus ökonomischen Gründen wahrscheinlich dazu gezwungen sein, fast gänzlich auf Fleisch zu verzichten.

Benutzeravatar

» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das Tiere bei der Schlachtung auch schon weit davor leiden ist absolut richtig. Ich meine jedenfalls die Aussage, nicht das Leiden ist korrekt. Leider wird nur der komplette Verzicht aller Menschen das Leid dieser Tiere, die zum Verzehr genutzt werden, beenden können, aber da dieser Punkt nicht geschehen wird, werden auch immer wieder Tiere leiden.

Leider ist es aber auch so, dass selbst wenn wir Menschen auf Fleisch verzichten, die Tiere dennoch leiden werden nur dann auf andere Art und Weise. Wir Menschen sind uns am nächsten und das sieht man seit Jahren. Tiere sterben aus, weil andere Länder andere Sitten die Tiere schlachten, um an Flossen zu gelangen oder andere Tiere für Kleidungsprodukte nutzen. Es werden somit immer Tiere leiden, die Frage stellt sich somit einfach, nur warum sie leiden werden und vor allem wie. Doch ändern wenn ein paar wenige Leute daran einfach gar nichts mehr.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich frage mich oft woher diese Vorstellungen kommen das die Tiere so leiden müssen. Mich ärgert das oft wenn ich das im Fernsehen sehe, denn es ist nicht immer so. Weder wenn jemand zu Hause die Tiere schlachtet noch in vielen Fabriken ist das so der Fall. Meine Eltern haben zu Hause selber Schlachtvieh und diese Tiere leben glücklich, würde ich mal sagen. Sie haben eine Weide wo sie raus gehen können, sie können sich den ganzen Tag bewegen weil es anders auch gar nicht mehr sein darf. Es dürfen keine Kühe mehr wie früher an der Kette liegen, das gibt es nicht mehr.

Bei der Schlachtung wird das Tier schnell getötet und es weiß vorher nichts davon. Warum also soll es leiden? Auch habe ich in einer Fabrik gearbeitet wo die Tiere verarbeitet wurden. Sie wurden vom Bauer mit dem Hänger gebracht und kamen von dort in einen Gang wo sie sofort getötet wurden. Und sie sind auch sofort tot. Sie werden auch nicht bei Lebendigen Leib aufgeschlitzt wie manche so denken. Es gibt auch extreme Vorschriften wie alles gemacht werden darf. Und seriöse Firmen halten sich auch daran.

Sicher gibt es immer mal wieder Schwarze Schafe aber ich gehe mal davon aus dass die Mehrheit der Firmen hier seriös ist. Im Fernsehen werden leider immer nur die schwarzen Schafe gezeigt und daher entsteht das Bild das alle so sind. Man sollte sich mal genauer darüber informieren. Und so blöd wie es klingt, die Tiere werden oft besser behandelt als wir Menschen.

Benutzeravatar

» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^
cron