Das Fehlverhalten anderer Fahrer rächen - gerechtfertigt?

vom 16.11.2012, 16:15 Uhr

Als ich heute im Bus saß, bot sich mir ein sehr denkwürdiges Szenario und ich würde gerne mal wissen, was ihr davon haltet.

Der Bus war auf der Linksabbiegespur, daneben war noch eine Spur zum rechts abbiegen und geradeaus fahren. Dort war ein Rollerfahrer ganz vorne. Als es bei der Linksabbiegespur dann grün wurde, fuhr der Rollerfahrer los - er selbst hatte noch rot - und drängelte sich vor den Bus. Ob der Rollerfahrer durch Blinken angezeigt hat, dass er eigentlich auf der falschen Spur steht und vor hat, sich vorzudrängeln, habe ich leider nicht gesehen, aber so viel zur Sache tut das auch nicht, denn in der Fahrschule lernt man für gewöhnlich, dass man lieber einen Umweg in Kauf nehmen sollte, anstatt zu spät (und in diesem Fall war es wohl schon mehr als zu spät) die Spur zu wechseln.

Was mich jedoch noch mehr verwundert hat, war das Verhalten unseres Busfahres. Man hat ihm gleich angesehen, dass er das Verhalten des Rollerfahrers unmöglich fand. Als "Rachezug" hat er ihn dann unmittelbar nach dem Abbiegen überholt. Da es innerorts war und die Straßen eigentlich nicht breit genug gebaut wurden, damit ein Bus und ein Roller auf einer Spur fahren können, war das Überholmanöver schon extrem gefährlich. So wie ich das gesehen habe, haben nur noch wenige Zentimeter gefehlt und der Bus hätte den Motorradfahrer gestreift.

Rechtfertigt das, zugegebenermaßen schon sehr freche, Fehlverhalten des Rollerfahres wirklich, dass man sich dann rächt, indem man solch gefährliche Überholmanöver durchführt?

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Selbstverständlich darf man sich nicht im Straßenverkehr rächen, nur weil andere Verkehrsteilnehmer sich nicht richtig verhalten. Selbstverständlich hätte der Rollerfahrer nicht einfach auf die linke Spur wechseln dürfen. Erst einmal hatte er selber auf seiner Spur noch Rot, zweitens hätte das auch echt nicht gut Enden können, wenn der Busfahrer den Rollerfahrer nicht gesehen hätte, dann wäre das Geschimpfe auf den Busfahrer wieder groß gewesen. Aber es rechtfertigt trotzdem nicht das Verhalten des Busfahrers.

Ich finde es etwas unverantwortlich, mit einem mit Fahrgästen besetzten Bus, einen Rollerfahrer auf einer normalen zweispurigen Straße zu überholen und ihm damit eins auszuwischen und sich damit zu rächen. Der Busfahrer hat mit dieser Aktion nicht nur sich und den Rollerfahrer in Gefahr gebracht, sondern auch seine Fahrgäste. So etwas finde ich nicht in Ordnung.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Nein, kein Verhalten, auch wenn es noch so "frech" ist, kann so ein gefährliches Manöver rechtfertigen. Ich könnte mir sogar durchaus vorstellen, dass es sogar gesetzlich geregelt ist, dass man dies in keinem Fall darf - also Rache ausüben im Straßenverkehr. Sicher bin ich mir aber nicht.

Jedenfalls ist ein solches Verhalten des Busfahrers inakzeptabel und für meinen Geschmack noch schlimmer als die Aktion des Rollstuhlfahrers. Ich kann natürlich verstehen, dass der Busfahrer sich darüber geärgert hat - würde ich, glaube ich, auch tun-, allerdings heizt er durch sein "Rachemanöver" die negative Stimmung noch weiter an und kann somit eine zweites Rachemanöver, nun aber von Seiten des Rollstuhlfahrers, provozieren, abgesehen davon, dass die Aktion des Busfahrers andere Personen gefährdet hat. Nun gut, ein Rollstuhlfahrer kann sich schlecht an einem Bus rächen, wenn dieser inzwischen mit deutlich schnellerer Geschwindigkeit davon gerauscht ist, aber angenommen es wäre kein Rollstuhlfahrer, sondern ein normales Auto gewesen und der Fahrer ist von der Racheaktion des Busfahrers so erzürnt, dass die Situation schnell mal in ein kleines Rennen oder etwas Vergleichbares münden kann.

Die Reaktion des Busfahrers war also in keinem Fall gerechtfertigt und allgemein sind niemals Rachemanöver im Straßenverkehr gerechtfertigt, da andere Personen unter Umständen stark gefährdet werden könnte.

» Sabrina90 » Beiträge: 42 » Talkpoints: 0,39 »



Allein die Frage beinhaltet doch schon die Antwort: dazu musst du nur überlegen, wann es sich in der zivilisierten Gesellschaft gehört, selbst Rache zu üben. Mir fallen hier im besten Fall Szenarien auf Pausenhöfen ein und auch in Kindergärten. Ansonsten stelle ich es mir mindesten befremdlich vor, wenn ein Ladenbesitzer Rache an einem Ladendieb üben würde. Oder aber eben das Autofahrer sich für Fehler oder Fehlverhalten an anderen Verkehrsteilnehmern rächen. Nebenbei bemerkt ist so ein Umstand auch ausreichend, die Eignung des Verkehrsteilnehmers zum Führen von Kraftfahrzeugen in Frage zu stellen, was den Führerscheinentzug zur Folge hätte. Ein Kraftfahrzeug ist keine Waffe bzw. darf nicht als solche missbraucht werden!

Hier im Straßenverkehr den Rächer spielen zu wollen oder aber zu glauben, ein moralisches Recht zu haben, andere Verkehrsteilnehmer "zu erziehen", ist mindestens kindisch und ich frage mich, welchen Effekt man sich davon verspricht. Klar ist es so, dass der eigene Frust dadurch abgebaut wird. Aber für diesen Zweck würde so eine Racheaktion ja auch nur egoistischen Zwecken dienen. Mir persönlich jedenfalls wäre eine solche Aktion im fließenden Verkehr massiv zu gefährlich und im Falle eines Unfalls hätte man für nichts die Gesundheit und das Leben Dritter riskiert. Ganz zu schweigen von möglichen finanziellen Schäden durch Beschädigungen an den Fahrzeugen. Ein Unrecht rechtfertigt ja kaum ein anderes!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Solche Racheaktionen im Straßenverkehr sind nicht nur absolut daneben, sondern auch unter Umständen sehr gefährlich. Du sagst ja selbst, dass eigentlich nicht genügend Platz vorhanden war, dass der Bus den Roller in der engen Straße überholt, ohne diesen zu gefährden.

Ich denke, dass jeder mal einen Fehler im Straßenverkehr macht und man als ebenfalls Verkehrsteilnehmer da Rücksicht nehmen sollte und den Roller dann eben vor sich einscheren lassen sollte. Es kann ja durchaus sein, dass man selbst auch mal in so eine dumme Situation kommt. Es heißt umsonst, dass man Vorausschauend und umsichtig fahren sollte. Solche Racheaktionen sind einfach kindisch und total falsch. Man kann sich sicherlich über so ein Verhalten dann ärgern, aber das sollte es auch gewesen sein. Es könnte sonst wirklich jemand zu Schaden kommen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich finde generell, dass Ihr bei solchen Fragen immer sehr auf Paragraphen pocht und es kommen dann Antworten, wie „das stellt die Fahreignung infrage“ oder „wo hat der denn seinen Führerschein gemacht“ usw. Habt Ihr Euch noch nie an jemandem gerächt, über den Ihr Euch sehr geärgert habt? Schluckt Ihr dann immer Euren Frust runter und lasst andere ungestraft davonkommen, da mit die dasselbe immer und immer wieder tun können? Ich kann das gar nicht nachvollziehen, wie man immer alles auf sich sitzen lassen kann, es ist doch vielmehr ein natürliches Bedürfnis, anderen solche blöden Aktionen auch irgendwie heimzuzahlen.

Zumal Busfahrer meist sehr gute Fahrer sind und auch durch engste Wege sicher steuern können und schlimmstenfalls höchstens der Rollerfahrer gestreift und umgefallen wäre. Es klingt hier danach, als seien beide nicht sonderlich schnell gefahren, was soll da bitte groß passieren? Hier gleich eine Gefährdung der Busreisenden hineinzuinterpretieren ist doch deutlich übertrieben.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Rache sollte in solchen Fällen immer zu einer Anzeige führen. Aber sein eigenes Fahrverhalten so gestalten, dass man bewusst einen Unfall in Kauf nimmt, sollte man lassen. Noch dazu, wo man ja auch noch Fahrgäste im Bus mit gefährdet. Zumindest würde ich einen solchen Vorfall an das Busunternehmen melden. Denn solche aggressiven Fahrer sollte man sich nicht leisten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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