Geschirr abzählen - innerhalb der Familie! Was meint ihr?

Meiner bescheidenen Meinung nach ist das durchaus etwas, das bei der älteren Generation nicht gerade unüblich ist. Vielerorts und bei vielen Familien, vor allem auch bei vielen Hausfrauen war das erste Geschirr und/oder das gute Geschirr, dass sie sich kaufen konnten oder bekommen hatten, immer etwas Besonderes. Das ist ein ganz anderes Verhältnis zum eigenen Geschirr, als man es heute irgendwo hat und ich denke, das kann man diesen Menschen auch nicht zum Vorwurf machen, gleichwohl aber selbstverständlich schon ein wenig merkwürdig finden, wenn man nicht genauer darüber nachdenkt.

Nun hätte ich persönlich kein Problem, wenn ein Teller oder dergleichen von unserem Geschirr ausgeliehen wird - aber ich möchte es doch auch baldmöglichst zurück haben und nicht erst nach einigen Wochen oder Monaten. So wird es wohl den meisten Menschen gehen, auch wenn ich selbst nicht Buch darüber führe und meine Lebensgefährtin,soweit mir bekannt , dies auch nicht tut. So viel Geschirr leihen wir dann doch nicht aus, dass wir darüber den Überblick verlieren könnten.

Möglicherweise machen es alte Leute aber gerade deshalb, weil sie sonst den Überblick darüber verlieren würden und es sich vielleicht nicht mehr merken könnten, was sie jetzt an wen genau ausgeliehen haben. Dann hat das alles auch keinen böswilligen Charakter, der einem sozusagen einen Diebstahl unterstellen, beziehungsweise diesen vorbeugen möchte, sondern dient einzig und alleine dem Zweck, dass es die betreffende Person nicht vergisst.

Ich finde das schon etwas komisch und auch kleinlich. Okay, ich würde es eventuell verstehen, wenn es sich um extrem teures Geschirr handelt, aber eigenartig finde ich es schon irgendwie, besonders, wenn das Geschirr am Ende noch nicht mal besonders wertvoll ist.

Ich kenne das aus meiner Familie nicht und fände es eigenartig, allerdings wäre i ich in so einem Fall auch nicht sauer, nur etwas verwundert und würde meine Mutter eventuell einfach fragen, wieso sie darauf nun solchen Wert legt und ob sie denn Angst hat, etwas verschwände aus der Wohnung.

Es ist schon ein Unterschied, ob billiges Geschirr ausgeliehen werden soll, oder Geschirr, was extrem viel gekostet hat und wo man daran hängt, weil es vielleicht aus einer besonderen Manufaktur stammt und von einem Künstler kreiert wurde. Wenn ich solches Geschirr verleihen würde, hätte ich sehr viel Angst, dass etwas zerbrechen würde. In Ausnahmefällen würde ich es vielleicht an meine Schwester oder beste Freundin verleihen. Aber auch dann würde ich es zählen. Sollte etwas zerbrechen, erwarte ich, dass man das Teil nachkauft.

Anders sieht es aus, wenn ich das Alltagsgeschirr verleihen würde. Das wäre also nicht unbedingt schlechtes Geschirr. Aber auch da würde ich nachzählen. Wenn sich natürlich jemand nun Teller für 50 Cent kauft, würde ich nicht darüber nachdenken, sie zu zählen. Das wären dann Teller, auf denen man Kuchen- und Tortenreste mitgeben könnte, ohne zu erwarten, dass die Teller zurückgegeben werden.

Da ist doch eigentlich gar nichts schlimmes dran, finde ich. Ich selber würde jedem meine Essgeschirre so mitgeben, der sie mithaben möchte und ich würde wohl nicht abzählen, wie viele Teile es waren. Aber wenn jemand das so machen möchte, dann ist das doch in Ordnung. Ich selber bin so ehrlich, dass ich nichts unterschlage und dass ich auch selber von mir aus sage, wenn mir etwas kaputt gegangen ist. Aber nicht jeder ist so.

Ich selber würde gar nicht wissen, wie viele teile ich verliehen habe und deswegen würde es mir nichts nützen im Nachhinein nach zu zählen, ob noch alle Teile da sind. Dazu hätte ich vorher schon durchzählen müssen, wie viele teile ich verleihe und natürlich hätte ich mir das dann auch aufschreiben müssen, damit ich es nicht vergesse. Deswegen bin ich aber ja auch nicht nachtragend oder aus irgendeinem Grund misstrauisch.

Bestimmt gibt es Leute, die aus reinem Misstrauen so eine Sache machen und durchzählen, was sie verleihen. Aber nicht alle. Macht jemand so etwas aus Misstrauen, dann würde ich da ganz normal mit umgehen und dies dieser Person nicht an lasten. Es ist vielleicht kein schönes Gefühl, weil einem nicht vertraut wird, aber es ist auch wieder nichts, was irgendwie schlimm ist und deswegen interessiert es mich eigentlich nicht weiter, ob ein naher Verwandter das Geschirr zählen würde, was ich mir von ihm geliehen habe.

Ich habe meist irgendwo einen Teller verborgt. Einen hatte ich ein Jahr lang bei meiner Freundin. Ich wusste das und sie wusste es auch, nur irgendwie haben wir es eher nicht geschafft. Solange ich alles wieder bekomme, ist das nicht schlimm. Schließlich habe ich genug Teller. Ich würde mir das niemals notieren. Das liegt aber daran, dass ich mir das merke und größere Mengen habe ich bisher nie verborgt.

Wenn ich mir bisher etwas von meiner Mutter geborgt habe, dann hat sie es nie aufgeschrieben. Da wir in einem Haus wohnen, lässt sich das auch unproblematisch organisieren. Durchgezählt hat sie es schon, weil ich ihr gesagt habe, wie viel mir noch fehlt. Das hat sie es aber durchgezählt, damit es insgesamt reicht und nicht, damit ich ihr auch genau die richtige Menge zurück gebe. Unser Geschirr und unser Besteck sieht nicht gleich aus, sodass es sich leicht auseinander halten lässt.

Meiner Meinung nach, muss man es nicht aufschreiben und auch nicht durchzählen, damit man man auch wirklich alles wieder zurück bekommt. Wenn es größere mengen und viele verschiedene Teile sind, mag das schon mal praktisch sein, aber eigentlich unnötig. Aber das muss jeder selbst wissen. Die eine Familie macht es so, die andere anders.