Ausbildungsverkürzung bevorzugt für Abiturienten

vom 02.11.2012, 20:35 Uhr

In meinem Bekanntenkreis lernt eine Person nun den Beruf der Kauffrau für Bürokommunikation. Sie hat eine Wirtschaftsschule besucht zuvor und dort den Kaufmanns-Zweig gewählt und relativ gut abgeschlossen. Nach langer Suche nach einer Ausbildungsstelle wurde sie dann in einem mittelständischen Betrieb fündig und wurde dort genommen.

Dieses Unternehmen hat im Vorderrhein gesagt, dass sie keine Ausbildungsverkürzung fördert. Da sie im September ihre Ausbildungsstelle angetreten hat, hat sie erfahren, dass sie noch einen weiteren Auszubildenden für dieses Jahr ausgewählt haben. Dieser ist ein Abiturient, welcher auf einer FOS sein Fachabitur im Bereich Biologie und Landwirtschaft gemacht hat.

Also sozusagen ein völlig anderes Themengebiet. Meine Bekannte hat hingegen zu ihm schon ein Großteil der Ausbildung hinter sich, aufgrund ihrer wirtschaftlichen Vorbildung. Sie regt sich nun tierisch auf darüber, dass dieser themenfremde Kollege im Gegensatz zu ihr, eine verkürzte Ausbildung bekam dort. Die Begründung lag bisher darauf, dass er Abitur hat. Doch ich finde ebenso, dass dies nicht fair ist, da er kaum Kenntnisse in diesem Gebiet hat. Was sagt ihr dazu? Ist eine Ausbildungsverkürzung eher bevorzugt für Abiturienten?

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» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Es ist durchaus üblich, dass Menschen mit einem höheren Bildungsgrad, eine verkürzte Ausbildung in Anspruch nehmen kann. Ich selber habe auch ein halbes Jahr meine Ausbildung verkürzt. Das hängt aber nicht damit zusammen, dass er mehr in dem Bereich weiß, sondern vorausgesetzt wird, dass er schneller lernen kann, als diejenigen, die nicht so lange zur Schule gegangen sind. Da kann sich die Bekannte aufregen wie sie will, ändern wird sie daran nichts.

Fakt ist, dass diejenigen, die die Ausbildung verkürzt bekommen, dennoch sehr gut abschneiden. Sie schneiden in der Regel viel besser ab als die, die kein Abitur haben. Daran kann sie nichts rütteln. Eine Ausbildung verkürzen bedeutet, dass der Stoff schneller gelernt werden muss, denn oft ist ein halbes Jahr für viele schon ein Grund, den Abschluss wesentlich schlechter zu schaffen.

Dennoch kann sie versuchen, auch ihre Ausbildung zu verkürzen. Dafür muss aber der Arbeitgeber einen Antrag stellen, dass die Prüfung früher statt findet. Dafür muss sie aber einen sehr guten Durchschnitt haben. Wenn ein Zeugnis nur mit einem Durchschnitt von zwei belegt ist, wird dieses nicht reichen!

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich kann dir jetzt nicht beantworten, ob die Ausbildungsverkürzung für alle Abiturienten gilt, aber als ich damals meine Ausbildung angefangen habe, wurde mir auch direkt angeboten, dass ich ein halbes Jahr früher meine Abschlussprüfung machen kann. Dies wurde auch damit begründet, dass ich auf dem Gymnasium das Abitur gemacht habe. Also nicht mal auf einer Fachoberschule mit bestimmten Themengebiet, sondern "nur" die Allgemeine Hochschulreife.

Allerdings hat meine Freundin auch ihre Prüfung ein halbes Jahr vorgezogen, sie war in der gleichen Ausbildung wie ich, und sie hat auf der FOS ihr Fachabitur gemacht. Ich habe das auch nicht weiter hinterfragt, sondern war nur froh, dass ich eben früher meine Abschlussprüfungen machen kann. Ein weiterer Kollege hat aber auch mit uns seine Prüfung abgelegt, und dieser hatte kein Abitur, sondern einfach nur gute Leistungen in der Ausbildung und der Berufsschule.

Vielleicht kann deine Freundin auch mit ihren Leistungen überzeugen und dann ihre Prüfung vorziehen, wenn sie dies nicht von Anfang an zugesagt bekommt. Ich denke, dass sich die Betriebe da schon das ein oder andere Mal geirrt haben, wenn sie einem Azubi dies frühzeitig zugesagt haben. Aber wenn sie schon Vorkenntnisse hat durch ihre Schule, so kann sie sicher mit der Zeit ihre Ausbilder überzeugen, dass sie ebenfalls die Prüfung vorziehen kann, denn sicher schafft sie die schulischen Anforderungen dann locker.

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» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Es ist wohl schon üblicher, dass Auszubildende mit Abitur die Ausbildung verkürzen als solche, die kein Abitur haben. Dennoch ist es auch für diejenigen ohne Abitur oft möglich, die Abschlussprüfung ein halbes Jahr früher abzulegen. Dafür müssen aber auch die entsprechenden Leistungen vorhanden sein. Die Art von Schule, die man zuvor besucht hat, ist dabei in weiten Teilen unerheblich, es zählen die Leistungen während der Ausbildung. Falls deine Bekannte also wirklich sehr gute Noten in der Berufsschule hat und tadellose Leistungen im Betrieb zeigt, könnte über eine Verkürzung trotz des fehlenden Abiturs sicher nachgedacht werden. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass sie wirklich gut ist, zumindest in der Berufsschule, weil sie schließlich eine entsprechende Schule zuvor besucht hat. Ist das denn auch tatsächlich der Fall?

Leider ist es letztendlich oft wohl der Fall, dass Auszubildende ohne Abitur in den vorgezogenen Abschlussprüfungen schlechter abschneiden als diejenigen, die das Abitur in der Tasche haben. Dabei können die Leistungen im Betrieb dennoch gut sein, das Problem ist dann die Schule. Ich habe selbst ein halbes Jahr verkürzt, weil der Betrieb aus Altersgründen geschlossen wurde. Mit mir befanden sich noch drei weitere Lehrlinge in meinem Lehrjahr. Zwei Lehrlinge, also eine Mit-Auszubildende und ich, konnten verkürzen. Wir hatten beide Abitur und es war nach einem Gespräch mit der Handwerkskammer möglich, dass wir beide die Ausbildung verkürzt haben. Die anderen beiden Auszubildenden, übrigens beide ohne Abitur, haben die Ausbildung dann abgebrochen, weil sie nicht verkürzen durften, auf der anderen Seite aber auch keine Möglichkeit bekommen haben, die Ausbildung in einem anderen Betrieb fortzusetzen.

Eine ehemalige Partnerin von mir hat ihre Ausbildung ebenfalls verkürzt. Da sie das Abitur damals geschmissen hat, konnte sie lediglich einen Realschulabschluss vorweisen. Dennoch war das kein Problem, weil ihre Noten in der Berufsschule und die Leistungen im Betrieb gut bis sehr gut waren. Es ist also grundsätzlich möglich, dass auch Auszubildende ohne Abitur die Abschlussprüfung vorziehen. Deine Bekannte sollte sich überlegen, ob sie die erforderlichen Leistungen wirklich erbringt und dann kann sie das Thema noch einmal im Betrieb ansprechen oder sich bei den entsprechenden Stellen informieren, die für die Abnahme der Abschlussprüfungen zuständig sind.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das ist eine allgemeine Regelung. Ohne Abitur kann man in den meisten Ausbildungsberufen die Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzen und mit Abitur um ein komplettes Jahr. Ich habe meine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten auch um ein ganzes Jahr verkürzt und es war super zu schaffen. Wenn man ohne Abitur ein halbes Jahr verkürzen möchte, braucht man meines Wissens nach auch einen Notendurchschnitt von mindestens 2,0. Und natürlich muss der Ausbildungsbetrieb zustimmen, was in diesem speziellen Fall dann scheinbar nicht zutrifft.

» Sunaika » Beiträge: 323 » Talkpoints: 3,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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