Was begeistert die Leute an Trash TV?

vom 29.02.2012, 11:13 Uhr

Ich selbst kann eigentlich nicht ganz nachvollziehen, was an den besagten Sendungen oder dem Trash-TV im Allgemeinen so ungemein sehenswert ist, dass sich diese Sendungen und die dazugehörigen Sender solch höher Einschaltquoten erfreuen dürfen. Ich selbst habe mir mal hin und wieder Frauentausch angeschaut und Nachmittags auch mal in die eine oder andere Sendung dieses Rahmens eingeschalten, um überhaupt zu wissen, worüber alle reden und worum es bei solchen Sendungen und Produktionen geht. Mehr als drei Mal habe ich Frauentausch beispielsweise aber garantiert nicht gesehen und mich von den anderen Sendungen schon nach wenigen Minuten wieder getrennt, weil ich gar nichts damit anfangen konnte und ich nicht sonderlich viel Gefallen daran finde, mich fremdzuschämen.

Ich wusste davor nicht darüber bescheid, dass viele von diesen Produktionen frei erfunden sind und nicht tatsächlich realistische Fälle oder Fälle aus dem wahren Leben schildern und habe das – das muss ich ohne Umschweife zugeben – bei Frauentausch auch nicht unbedingt gemerkt. Erst als ich dann im Internet auf ein paar Beiträge gestoßen bin, in denen erläutert wurde, dass die Darsteller in dieser Sendung fast schon ganze Drehbücher bekommen hatten und wie die Sendung geschnitten wird, konnte ich mir wirklich einen Reim darauf machen. Bei anderen Sendungen, wie sie auch jetzt noch Nachmittags beispielsweise auf RTL laufen, war der Fall schon ein anderer. Denen kann man ja wirklich ansehen, dass es sich dabei um höchst stümperhafte Laiendarsteller handelt, die sich in diese Rollen bequemen.

Warum diese ganzen Sendungen jetzt also so eine große Anziehungskraft auf die unterschiedlichsten Altersgruppen und Bildungsgruppen haben, kann ich ehrlicherweise nicht wirklich sagen. Ich kann deshalb nur vermuten, dass manche Menschen durchaus Gefallen am sogenannten Fremdschämen finden und sich damit anfreunden können, dies auch öfters zu tun bzw. zu erfahren. Für mich wäre das nichts, aber das muss ja nicht bedeuten, dass es für andere Menschen auch nichts ist. Außerdem könnte die Möglichkeit, einen Blick in solche eher asozialen Familien werfen zu können, ein weiterer Anreiz für viele sein, diese Sendungen einzuschalten bzw. anzuschauen. Oftmals muss es ja auch so sein, dass die Problemstellungen und Thematiken in diesen einschlägig bekannten Sendungen ja gar nicht so weit hergeholt sind – so dass es sich dabei prinzipiell auch um die eigenen Nachbarn oder dergleichen handeln könnte, womit sich die Zuschauer vielleicht auch viel besser damit identifizieren oder hinleben können.

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» Paul Smith » Beiträge: 416 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@Zitronengras, ich würde gewisse Vorkommnisse bei Castingshows durchaus als Trash-TV bezeichnen. Das geht bereits im Casting los, wenn sie lieber irgendwelche, entschuldige bitte, Honks zeigen, anstelle von den wirklich talentierten Sängern. Dann geht es auch manchmal um die Sprüche, die seitens der Jury-Mitglieder abgelassen werden. Nehmen wir einmal "Deutschland sucht den Superstar" - wofür ist es wichtig, dass man in der Karibik im Bikini herumtanzt und nicht in Köln in Jeans singt? Es soll doch ums Singen gehen, was mal mehr, mal weniger halbherzig betont wird. Dann geht es doch in den Live-Shows weiter, da werden irgendwelche Einspieler produziert, die durchaus in Sendungen der Nachmittagssendungen verwendet werden könnten und so weiter.

Hinter den Kulissen wird wohl gern mal versucht, irgendwelche Streitereien anzuzetteln, vor den Kulissen werden die Kandidaten in kunterbunte Outfits gesteckt, die ebenfalls wiederum von der Stimme ablenken und so könnte ich die Kette beliebig weiterführen. All dieses Drumherum ist teils auch gestellt, die Kandidaten werden in gewisse Rollen gepresst und ich glaube, vieles ist nicht ganz so echt, wie es dem Zuschauer weiß gemacht werden soll. Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, in welche Kategorie er Castingshows steckt, aber für mich sind diese zum großem Teil ebenfalls inszeniert und dadurch in der Tat mehr "Trash" als Musik.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich würde zwischen den Castingshows und irgendwelchen nachgestellten Sendungen, die den Alltag von frustrierten Schulabbrechern oder anderen gescheiterten Existenzen darstellen sollen, keinen Unterschied machen. Selbst das, was die privaten Fernsehsender als Nachrichten verkaufen, kann man in vielen Fällen getrost als Trash-TV bezeichnen. Gleiches gilt auch für diese ganzen Soaps und Sitcoms. Wenn nicht gerade ein halbwegs gescheiter Film auf den Privatsendern gezeigt wird, läuft doch da von morgens bis abends nur Trash-TV. Und die Mehrzahl der Filme, die auf RTL, Sat.1 oder Pro7 laufen, sind meiner Ansicht nach auch absolut verzichtbar.

Ich kann diesen Sendungen auch nichts abgewinnen und frage mich auch, was die Leute an diesen Sendungen reizt, ganz gleich ob es sich um das sogenannte Dschungelcamp, Deutschland sucht den Superstar, Mitten im Leben oder die Sendung von dieser Katzenberger handelt. Wenn ich beim zappen mal auf den entsprechenden Sendern lande, schalte ich nach wenigen Sekunden weiter, einfach weil ich meistens sehr schnell genervt davon bin. Daher kann ich es auch nicht verstehen, wie man solche Sendungen zum Entspannen anschauen kann. Mir ist dabei mehrfach aufgefallen, dass in solchen Sendungen wahnsinnig viel geschrien und gekeift wird. Das Ganze findet dann auch noch auf einem unterirdischen Niveau statt und das empfinde ich einfach nur als puren Stress. Also die Idee, dass man dabei gut entspannen kann, ist für mich absolut nicht nachvollziehbar. Vielleicht haben andere Leute andere Vorstellungen von Entspannung.

Ich denke eher, dass viele Leute Spaß daran haben, primitive und peinliche Leute zu begaffen und sich selbst dabei toll und erhaben zu fühlen. Ich denke auch, dass solche Sendungen oft von Leuten angeschaut werden, die sonst nicht viel zu tun haben und deren Leben eigentlich gar nicht so viel anders abläuft als das der Protagonisten aus solchen Sendungen. Manche werden sich ihrer Situation als Verlierer der Gesellschaft auch bewusst sein. Wenn sie dann diese Sendungen anschauen, haben sie vielleicht das Gefühl, dass sie selbst doch gar nicht so schlecht dastehen – weil die Leute in den Sendungen immer noch schlimmer sind als sie selbst (selbst wenn das letztendlich gar nicht der Fall sein sollte).

Außerdem gibt es natürlich auch Leute, die immer viel Spaß daran haben, sich über irgendwelche Idioten lustig zu machen. Ich habe nun nichts gegen eine gewisse Schadenfreude. Aber es ist teilweise schon seltsam, über welche Sachen sich manche Leute amüsieren können. Aber vermutlich liegt das Interesse der meisten Zuschauer irgendwo zwischen Schadenfreude und eigener Selbstaufwertung.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Trash TV beinhaltet für mich jegliche Art von Sendungen mit Laiendarstellern und Sendungen, in der Leute bloßgestellt werden. Dazu zähle ich diese ganzen Sendungen, wie "Mitten im Leben", "Verdachtsfälle", "Brennpunkt Familie", "Verklag mich doch!", "Berlin, Tag und Nacht" und was weiß ich, was es noch alles gibt. Dazu kommen diverse Casting-Sendungen. Als bestes Beispiel dient hier "Deutschland Sucht Den Superstar" - die erste Hälfte der Sendung basiert darauf, Leute, die ihr nicht nichtvorhandenes Talent nicht einzuschätzen wissen, durch Einblendungen, Schnitte und Sounduntermalungen noch peinlicher zu machen, als sie es allein sowieso schon tun.

Klar, auch ich lache darüber und letztlich ist ja auch jeder selbst Schuld, der dorthin geht. Mittlerweile ist ja bekannt, was aus den Nicht-Talenten und Selbstüberschätzern in der Öffentlichkeit gemacht wird. Der neue "Superstar" ist dann maximal für ein paar Monate bekannt und danach kommt die neue Staffel und der neue "Superstar". Das ist reine Geldmache - in die Sache, nicht in das Ergebnis.

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen: "Dschungelcamp", "Das Supertalent", "Bauer Sucht Frau", "Schwiegertochter Gesucht" und so weiter, und so weiter. Ich bin auch schockiert darüber, dass die Einschaltquoten ja ganz offensichtlich zu stimmen scheinen, da diese Sendungen ja teilweise zu den besten Sendezeiten laufen. Ich kann diesen ganzen Müll einfach nicht ertragen. Ich verstehe nicht, was toll daran ist, sich von so etwas "berieseln" und "unterhalten" zu lassen! Ich habe bereits vor Jahren mein Fernseh-Konsum stark eingeschränkt, was nun allerdings dazu führt, dass ich zumindest auf der Arbeit größtenteils nicht mitreden kann. Damit kann ich aber glücklicherweise leben :D Möchte man nicht aus was von dem für sich oder sein Wissen mitnehmen, wenn man Fernsehen geschaut hat? Ich gucke mittlerweile sehr viele Dokus auf National Geographic, History, N24, N-TV, Arte und andere anspruchsvolle Sender.

Ich will hier auch nicht als höchst anspruchsvoll rüberkommen, ich gucke auch "Trailer Park Boys", "Family Guy" und so was, aber meiner Meinung nach ist das immernoch ein anderes Niveau als diese ganzen "´Sozial-Sendungen".

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» 00Kate » Beiträge: 461 » Talkpoints: 8,54 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke eigentlich nicht, dass die Leute von Trash-TV wirklich begeistert sind, sondern eher, dass sie sich einfach nur berieseln lassen. So nach dem Motto: Hauptsache, der Fernseher läuft, ich hab ja sonst nichts zu tun. Ich muss zugeben, dass ich mir hin und wieder auch aus reiner Langeweile Sendungen wie "Mitten im Leben" anschaue. Manchmal ist es auch durchaus lustig, weil die Protagonisten nicht nur dumm, wie eigentlich fast alle in diesen Formaten, sondern dabei auch noch unterhaltsam sind. Meistens habe ich aber doch etwas besseres tun, als mir diese Sendungen anzuschauen. Dass ich sie mir anschaue, kommt eben mal vor, z.B. wenn ich krank auf dem Sofa liege.

Auch zu Trash-TV gehören natürlich Sendungen wie die von Daniela Katzenberger oder der Familie Geiss. Diese habe ich persönlich nun noch gar nicht gesehen und kann mir deshalb auch keine richtige Meinung dazu bilden. Generell kann ich einfach sagen, dass mich diese Personen nicht im geringsten interessieren.

Ob DSDS nun auch zu Trash-TV zählt, darüber kann man sich sicherlich streiten. Natürlich wird dort mit Sicherheit vieles inszeniert, aber immerhin haben die Teilnehmer wirklich ein gewisses Talent, nämlich mehr oder weniger gut singen. Typische Trash-TV-Darsteller können eigentlich gar nichts.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich denke, dass die provokante Linie, die diese ganzen Formate verfolgen, der Schlüssel zu dieser Begeisterung vieler Zuschauer typischer TrashTV-Formate ist. Schließlich lässt sich über diese Themen, die dort gezeigt werden, nicht ganz schlecht reden, was man ja auch hier im Forum teilweise wirklich gut mitbekommt, denn nicht selten wurden auch hier die Inhalte der einzelnen Sendungen schon diskutiert. Viele Zuschauer geben wohl wiederum an, dass es sich bei dieser Form von Unterhaltung um eine solche handelt, die man nebenbei wahrnehmen kann, ohne, dass man eine große Konzentration aufbringen muss, aber eben trotzdem mit einem gewissen Unterhaltungsfaktor. Ich kann dem auch zustimmen und manchmal sehe ich diese Sendungen wie „Mitten im Leben“ auch, allerdings ist das bei mir mittlerweile sehr selten der Fall und häufig schalte ich auch nach wenigen Minuten wiederum ab, weil es mir einfach zu anspruchslos ist. Dennoch handelt es sich hierbei vermutlich im Endeffekt um eine Art Erweiterung der Daily Soaps, und ich kann mich gut erinnern, dass vor allem Hausfrauen vor einigen Jahren noch angegeben haben, solche Soaps vor allem beim Bügeln oder ähnlichen Hausarbeiten anzusehen, weil sie davon ganz angenehm berieselt werden.

Es ist also wohl vor allem eine Mischung aus anspruchsloser Unterhaltung und möglicherweise auch einer Spur Voyeurismus, die hier eine Rolle spielen könnte. Ich habe mir gerade bei solchen Formaten wie „Bauer sucht Frau“ oder „Schwiegertochter gesucht“ schon einige Male überlegt, wer sich diese Sendungen eigentlich nur aus dem Grund ansieht, mitzubekommen, welche Menschen hier wirklich einen Partner finden, der zu ihnen passt. Vielmehr bekommt man wohl mit, dass die an diesen Sendungen teilnehmenden Personen in der Öffentlichkeit regelrecht zerrissen werden und sie werden offenbar auch genau nach diesen entsprechenden Kriterien überhaupt erst von der Produktionsfirma ausgesucht. Wer aufregen kann, wird genommen, und vor allem die Teilnehmer, die in irgendeiner Weise auffällig sind, sind wiederum diejenigen, von denen man in den einzelnen Sendungen jeweils am meisten zu sehen bekommt. Wer aufregt, kommt weiter, denn das wollen die Menschen offenbar sehen, und ich denke, dass hierbei eine Form von Voyeurismus durchaus eine Rolle spielen könnte, vielleicht in einer Einheit mit Schadenfreude oder eigenen Minderwertigkeitskomplexen der jeweiligen Zuschauer, das kann ich schwer beurteilen.

Jedenfalls sehe ich mir die oben genannten Formate gar nicht an und kenne sie lediglich durch Erzählungen anderer Zuschauer oder durch das zufällige Hineinzappen. Bauer sucht Frau habe ich mir in der ersten Staffel zwei Folgen lang angesehen und dann festgestellt, dass diese Sendung einfach so gar nichts für mich ist, wohl auch aus den oben genannten Gründen. Ich kann nicht feststellen, dass ich davon in irgendeiner Weise profitieren kann, und wenn ich den Fernseher einschalte, dann will ich vor allem gerne gut unterhalten werden, wobei „gut“ hier nicht unbedingt mit „anspruchsvoll“ im Sinne eines Bildungsfernsehens gleichzusetzen sein muss. Manchmal schaue ich mir auch eher stumpfsinnige Unterhaltungssendungen an, beispielsweise solche, die von Stefan Raab moderiert werden. Aber die oben genannten Formate sind nun wirklich nichts für mich.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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