Nicht zur Beerdigung eines engen Verwandten gehen
Ich empfinde es als ätzend, jemanden der das Begräbnis eines engen Verwandten meidet, gleich als arrogant oder sonstwie zu bezeichnen. Nicht jeder ist so hart und kann das Begräbnis besuchen, gerade wenn er der Person sehr nahestand. Ich selbst war nicht auf dem Begräbnis meines Großvaters. Man kann nun denken was man möchte, aber meine Großeltern waren für mich die Eltern, die ich nie hatte und gerade deswegen habe ich es nicht geschafft, ihm die letzte Ehre zu erweisen. Aber wer sagt, dass ich ihm nicht Ehre erwiesen habe? Nur auf meine eigene Art?
Ich selbst verabscheue außerdem die Kirche, ich setze nur im äußersten Notfall einen Fuß in dieses angebliche Gotteshaus und meide sie weitesgehend. Auch empfinde ich den Gedanken an den Leichenschmaus irgendwie pervers. Man feiert den Toten, das finde ich persönlich toll, aber trotz allem hat der Leichenschmaus einen komischen Nachgeschmack für mich. Ich meide Begräbnisse, weil ich die Menschen auch nicht als einen Haufen Erde mit ein paar Blümchen in Erinnerung behalten möchte, sondern dass der Verstorbene in mir weiterlebt. Man mag nun denken, was man möchte, aber nicht jeder ist stark genug für ein Begräbnis und jeder trauert auf seine Art. Deswegen sollte man niemanden einen Vorwurf machen.
Sicherlich ist es eines, zu trauern, aber ich habe hier in dem Fall einfach das Gefühl gewonnen, es sei völlig egal, dass diese Person verstorben ist und alles andere als wichtiger empfindet. Von Arroganz, Karrieregeilheit oder was auch immer habe ich nicht geschrieben, lediglich davon, dass die Arbeit oder auch andere Dinge vorgeschoben werden. Irgendwie kann ich dafür kein Verständnis haben, aber das muss jeder selbst für sich entscheiden, ich finde es nur traurig und schade und kann es eben nicht wirklich nachvollziehen. Wer geht schon gern zu Beerdigungen? Niemand. Für jeden ist es ein Kraftakt, der zu bewältigen ist. Würde jeder so denken, gebe es vermutlich gar keine Beerdigungen mehr.
Ich bin auch kein Fan davon, sich hinterher zusammenzusetzen und sich im Grunde den Bauch vollzuschlagen. Mir ist so etwas auch mehr als suspekt, ich persönlich würde, wenn ich an einer Beerdigung teilnehme, bei der ich nicht mit der Person verwandt war, auch eher dieses Kaffee trinken vermeiden. Bei Familienangehörigen oder sehr nahe stehenden Personen ist es wiederum etwas anderes, ich bin im Grunde so etwas wie ein Gastgeber.
@Zitronengras, aber älteren Urenkel kann man es durchaus zumuten, zu einer Beerdigung zu gehen, oder nicht? Ich kann nur von meiner Familie sprechen, dort waren meine Neffe und Nichte auch mit zur Beerdigung meines Großvaters gewesen. Beide waren gerade einmal fünf und sieben Jahre alt, und sie haben auch einfach einen Bezug zu ihrem Uropa gehabt. Man kann es da nicht pauschalisieren, aber gerade, wenn die Kinder eben die Person auch kannten und sie sehr lieb gewonnen haben, sollte man es überlegen, ob es nicht Sinn machen würde, sie mitzunehmen, um sich zu verabschieden.
Es gibt verschiedene Gründe, warum jemand nicht an einer Beerdigung teilnehmen möchte - und es bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als diese Gründe zu respektieren, sofern sie nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogen sind. Letztendlich muss jeder selbst für sich entscheiden, ob er zu der Beerdigung eines verstorbenen Verwandten gehen möchte oder nicht, ob er auch mental dazu in der Lage ist oder einem das vielleicht auch einfach zu viel werden würde.
Was man meiner Meinung nach aber nicht tun sollte: Deshalb Rückschlüsse daraus ziehen, wie viel einem der Verstorbene bedeutet hat - oder nicht. Das kann man wirklich sehr schwer einschätzen und ich habe in der Vergangenheit leider die Erfahrung machen müssen, dass es auch oftmals die waren, die bei einer Beerdigung erschienen sind, die sich am wenigsten aus dem Verstorbenen gemacht haben, als er noch lebte.
Grundsätzlich denke ich eigentlich auch, dass es sich gehört, zu einer Beerdigung zu erscheinen, um der verstorbenen Person die letzte Ehre zu erweisen. Allerdings hatte ich auf den drei Beerdigungen, die ich bisher miterlebt habe, noch jedes Mal meine Schwierigkeiten damit, so direkt mitzuerleben, wie ein Mensch unter der Erde vergraben wird. Das hat in meinen Augen etwas unglaublich Definitives, das etwas nicht Greifbares so deutlich macht. Es ist mir noch nie wirklich gelungen, den Tod als etwas zu akzeptieren, das ein Ende eines Lebens darstellt, das sich niemals fortsetzen wird. Durch eine Beerdigung werde ich mit dieser unausweichlichen Tatsache allerdings aber eben total deutlich konfrontiert und ich bekomme das irgendwie schwer auf die Reihe. Es ist nicht einfach, das zu erklären, aber ich finde es unglaublich schwer, den Tod eines Menschen überhaupt zu verkraften. Da ist einerseits das Problem dieses Verlustes und andererseits, in der Regel sehr kurz nach dem Todesfall, dieses Verscharren unter der Erde, das Zudecken mit Bodenfläche, die über diesen Körper gelegt wird.
Ich kann dabei auch nicht sagen, ob es wirklich nur diese Form der in Deutschland üblichen Bestattungsweise ist, die mir so zu schaffen macht und für mich so schwer begreifbar ist. Einen Friedhof besuche ich mittlerweile auch gerne, um dort an den Gräbern zu stehen. Die Beerdigung an sich ist allerdings für mich etwas Grausames. Insofern besuche ich eine Beerdigung auch wirklich nur äußerst ungern und ich habe mir auch schon überlegt, ob ich überhaupt hingehen und daran teilnehmen soll oder ob es in Ordnung geht, wenn ich irgendwann nach der erfolgten Beerdigung das Grab aufsuche, wenn ich diesen für die Bestattung überhaupt ursächlichen Verlust einigermaßen verarbeitet habe. Die jeweilige Beerdigung habe ich dann aber doch besucht, weil ich mir dachte, dass ich es vielleicht eines Tages bereuen könnte, nicht hingegangen zu sein, denn schließlich wird ein solcher Vorgang nur einmal aufgenommen und es finden nicht mehrere Bestattungen statt. Ich habe nur einmal die Wahl, hinzugehen oder es sein zu lassen und lieber bereue ich wohl zunächst, dass ich mir das angetan habe, was ich so schwer erklären kann als dass ich mir irgendwann wünschte, doch hingegangen zu sein, falls ich mich dagegen entscheiden sollte.
Generell meine ich, wenn ich nicht betroffen bin, aber vor allem, dass es sich sicherlich gehört, dass man zu einer Beerdigung geht und das auch eine Frage von Ehre und Respekt ist, nicht von Glauben oder Überzeugung. Ich bin jedenfalls froh, dass ich doch an jeder Beerdigung teilgenommen habe und weiß gleichzeitig auch nicht, ob ich ohne die Bestattungen die einzelnen Todesfälle überhaupt so hätte verarbeiten können wie ich es letzten Endes doch getan habe. Möglicherweise wäre es mir ohne dieses deutliche Zeichen noch schwerer gefallen, das weiß ich nicht sicher, aber in Betracht ziehen muss ich es wohl.
Es ist nicht immer ganz einfach, nachzuvollziehen, warum manche Menschen nicht zu einer Beerdigung erscheinen können oder wollen. Die einen schaffen es einfach psychisch nicht, die Beerdigung eines geliebten Menschen zu verkraften, die anderen bekommen vom Chef nicht frei und wieder andere sind krank.
Sowohl der psychische als auch der gesundheitliche Aspekt sind durchaus nachzuvollziehen und jeder sagt sicher, dass das entschuldbar ist, wenn man deswegen eine Beerdigung nicht besuchen kann. Aber warum ist hier die allgemeine Meinung vertreten, dass man immer Urlaub bekommt vom Chef, wenn es einen Todesfall in der näheren Familie gibt? Nicht immer ist man gerade zu dem Zeitpunkt der Beerdigung abkömmlich oder ersetzbar. Und wenn es kein naher Verwandter wie Mutter, Vater, Schwester, Bruder oder Ehepartner ist, bekommt man auch nicht automatisch frei, sondern muss einen Tag Urlaub beantragen, der natürlich auch abgelehnt werden kann.
Ich selbst habe zur Beerdigung meines Schwiegervaters nur schwierig Urlaub bekommen, obwohl mein damaliger Chef eigentlich immer entgegenkommend war und mir vieles ermöglicht hat. Aber es war eine arbeitsreiche Zeit und dazu noch der ein oder andere Kollege krank. Daher kann ich es schon verstehen, wenn jemand aus Zeitgründen nicht zur Beerdigung erscheinen kann. Wenn es sich dabei um Erwachsene handelt, die dann eben auch die Enkel oder Urenkel mitbringen würden, dann ist es auch verständlich, warum diese nicht teilnehmen.
Sollten einige Personen nicht zu einer Beerdigung erscheinen, dann sicher nicht, weil ihnen der Verstorbene nichts oder nur wenig bedeutet hat. Leider macht man immer wieder die Erfahrung, dass genau dieses aus dem Fernbleiben geschlossen wird. Außerdem muss man in meinen Augen auch nicht zwingend an einer Beerdigung teilnehmen, nur weil es "sich gehört". Zuallererst sollte es ja ein Abschied nehmen sein und kein "ich will gesehen werden". Daher liegt es mir fern über jemanden zu urteilen, der an einer Beerdigung eines Verwandten nicht teilnimmt. Vielleicht bin ich ein Mal selbst in der Situation, und muss absagen.
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