Familie mit Wochenendbeziehung

Hi,

ich bin wegen meiner Arbeit als Vertriebsleiter fast immer bundesweit unterwegs. Der Job macht mir riesig Spaß und ich könnte ohne falsche Bescheidenheit behaupten, dass ich im Vertrieb sehr gut bin. Ich habe nur ein Problem mit meinem privaten Leben. Ich habe eine wunderschöne Frau mit zwei süßen Kindern, die ich höchstens 5 Mal im Monat sehe.

Das ist meine Familie, die ich über alles liebe. Sie freuen sich, wenn ich nach Hause komme und wir unternehmen dann ganz viel gemeinsam, aber jedes Mal, wenn ich nach Hause komme stelle ich fest, dass die Kinder sich wieder verändert haben und ich nicht dabei war.

Mein privates Leben geht daher völlig an mir vorbei. Ich arbeite aber für meine Familie, von der ich eigentlich nichts mitbekomme. Das ist doch paradox. Gibt es noch jemanden mit ähnlicher Situation und wie geht ihr mit der Problematik um?

Bei uns war es 3 Jahre lang auch so. Mein Mann hat eine Umschulung in einer anderen Stadt gemacht, und um lernen zu können, hat er da in einem Internat gewohnt und wir haben uns nur am Wochenende gesehen. Ich muß dazusagen, daß wir 5 Kinder haben.

Es war sehr schwer für mich, mich um alles allein zu kümmern und die Verantwortung für die Kinder allein zu tragen. Wenn dann mein Mann am Wochenende kam, merkte ich, daß wir uns völlig verändert hatten. Er hat die Kindererziehung gar nicht mitbekommen und konnte wichtige Entscheidungen, die ich treffen mußte, manchmal nicht nachvollziehen. Deshalb kam es dann oft zu Streit.

Ich muß schon sagen, daß ich es viel länger nicht mehr ausgehalten hätte. Die Trennung der Kinder von ihrem Vater jedes Wochenende war für sie jedesmal sehr schwer und ging nur unter Tränen vonstatten.

Ich habe mir aber immer wieder gesagt, daß es ja nur die 3 Jahre sind und das mein Mann das für uns macht. Dennoch finde ich, daß, wenn man eine Familie hat, sich auch um diese kümmern sollte. Möchtest du nicht auch mitbekommen, wie deine Kinder aufwachsen. Irgendwann wirst du merken, daß es zu spät ist, und die Kinder groß sind, und du nichts von deiner Familie hattest.

Hallo!

Ich stelle mir das sehr hart vor. Nicht nur für dich, sondern auch für die Frau und die Kinder.
Wenn die aber damit klar kommen und du deinen Beruf liebst, dann würde ich es befürworten. Denn grade in der heutigen Zeit muss man ja froh sein, wenn man einen Job hat, der einem auch noch Spaß macht. Und wenn man dann die Familie am Wochenende sieht, dann denke ich, dass es bestimmt auch sehr schön ist und man sich auch immer aufeinander freuen kann.

Ihr braucht bestimmt viel Kraft für so eine Beziehung. Besonders die Kinder vermissen ihren Papa bestimmt sehr.
Hast du mal mit der Familie gesprochen, wie sie das sehen? Würdest du für die Familie auch den Beruf aufgeben?

Hallöchen,

so ein ähnliches Leben führen wir leider auch. Mein Freund und ich arbeiten Schichten, d.h. wenn er zuhause ist, bin ich arbeiten und umgekehrt, sodass immer einer zuhause bei unserem Sohnemann ist.

So hat er diese Woche "Nachtschicht" (schläft also momentan) bis 14.00 oder 15.00 Uhr. Diese Woche sehen wir uns, aber auch nur weil ich krank geschrieben bin, sonst wäre es auch anders, so dass wir heute den Geburtstag unseres Sohnemannes nachfeiern.

Da wir gerne arbeiten, macht uns dies nicht großartig etwas aus, denn irgendwo muss das Geld ja herkommen und wenn es mal gar nicht anders geht, dann springen die Großeltern meines Freundes ein, die den Kleinen dann aus dem Kindergarten abholen. Jedoch abends / nachts wenn ich alleine im Bett liege ist es schon recht einsam und man fragt sich doch, ob das alles so einen Sinn hat, wenn wir getrennt voneinander arbeiten (eben die Schichten versetzt).

Ich kann von mir aus sagen, das es uns allen gut geht und es uns an nichts fehlt, doch es fehlt eben schon am Tage das wirkliche "Beisammensein" der Familie.

lieben Gruß,
SybeX

Wir machen das schon seit über 13 Jahren so und seit knapp 6 Jahren halt auch als komplett Familie mit Kindern. Mein Mann kommt nur am Wochenende nach Hause und ich finde, das dadurch der Kontakt zwischen ihm und Kindern wesentlich intensiver ist. Wobei er bei vielen Dingen dann halt auch zu nachsichtig ist. Aber damit muss ich dann wohl leben.

Dagegen sind die Kinder am Wochenende auch viel mehr auf Papa fixiert, so das ich dann wesentlich mehr Zeit für mich habe. War zwar am Anfang auch schwer zu akzeptieren, das man als Mama nur die zweite Geige spielt. Aber wenn man den Punkt überwunden hat, dann geniesst man es.

Allerdings sehe ich das Problem eher bei dir darin, das du mit der Situation nicht klar kommst. Also solltest du was ändern. Entweder das du innerhalb der Firma einen anderen Job bekommst, wo du öfter zu Hause bist oder halt in einer andere Firma wechseln.

Mein Mann war damals im Fernverkehr unterwegs. Er ist praktisch Sonntag losgefahren und ist dann Samstagvormittag bzw. Mittag wieder gekommen. Das war natürlich für alle eine nervenaufreibende Zeit und mein Mann hat eigentlich nichts von uns gehabt und wir hatten nichts von ihm. Nach den 5 Jahren haben wir endlich den Arbeitsplatz gewechselt. Jetzt arbeitet er zwar auch noch 12 bis 15 Stunden, aber er ist wenigstens jeden Tag zu hause. Es ist doch schon was anderes wenn man ihn wenigstens mal eine halbe Stunde am Tag sieht, als gar nicht.

Im Großen und Ganzen ist es wenn man es genau nimmt, ein Familienkiller, aber was will man heutzutage machen. Wir versuchen halt das Beste daraus zu machen und schreiben nebenbei weiter Bewerbungen, um eventuell irgendwann mal ein Job zu finden, der sich mit der Familie vereinen lässt.

Mir selbst geht es zum Glück nicht so, dass ich meine Familie nur am Wochenende sehe und ich bin darüber auch wirklich froh. Denn es wäre sicher sehr schwierig für alle Beteiligten, wenn sich das ganze Privatleben nur auf das Wochenende konzentriert.

Ich stelle es mir auch schwierig vor, in den zwei kurzen Tagen alles an Problemen und Wünschen zu bereden, zu beseitigen, zu erfüllen. Das ganze Familienleben trifft geballt in diesen zwei Tagen auf denjenigen, der ansonsten die ganze Woche unterwegs ist und auch der, der eigentlich daheim ist, und sich sein Leben so eingerichtet hat, dass es alleine läuft, wird mit der Anwesenheit des Partners konfrontiert. Das kann schnell zu Streit und Unstimmigkeiten führen, wenn man da nicht aufpasst. Jedenfalls habe ich es genau so schon des Öfteren mitbekommen in meinem Bekanntenkreis. Denn auch wenn beide Partner eigentlich eine Familie bilden, so leben sie doch unter der Woche ein eigenes Leben und müssen sich dann am Wochenende nach einem "anderen" richten.

Mein Arbeitskollege führt zur Zeit ein solches Leben. Er hätte über 90 Minuten Anfahrtsweg zu seiner Arbeitsstelle und hat deswegen eine Wohnmöglichkeit etwas dichter am Arbeitsplatz gefunden, wo er die Woche über wohnt. Freitags nach der Arbeit fährt er dann nach Hause zu seiner Frau und den Kindern. Da diese allerdings schon größer sind, sind sie fast selbständig und nicht mehr so sehr auf beide Eltern angewiesen. Sie kommen wohl auch sehr gut damit zurecht, dass sie ihren Vater nur am Wochenende sehen.

Bei meinem Kollegen war es jetzt so, dass er fast ein Jahr als Leiharbeiter bei uns gearbeitet hat und nun fest übernommen wurde. Aber er wird weiterhin erst Mal den Weg und die Trennung auf sich nehmen. Allerdings spielt er auch mit dem Gedanken, sich in der Nähe der Firma etwas neues zu suchen, wo er mit seiner Familie wohnen kann. Jedoch wird da noch etwas Zeit ins Land gehen, denn man verkauft nicht mal eben ein Haus und zieht mit seiner Familie fast 200km aus der gewohnten Umgebung weg.