Weihnachtsmann & Fantasie - in der heutigen Zeit

vom 15.10.2012, 20:44 Uhr

Angeregt durch dieses Thema frage ich mich, was ihr als Eltern heutzutage euren Kindern an Festen wie Ostern oder Weihnachten erzählt. In meiner Kindheit war es relativ normal, dass Weihnachtsmann und Osterhase die Überraschungen bringen und man brav sein musste, damit man von ihnen auch etwas erhält. Dieser Glauben hielt auch relativ lange an, weil es eben im Kindergarten oder in der Schulklasse alle, oder zumindest der Großteil der Kinder geglaubt haben. Zu meiner Zeit gab es dort keine "Verräter". Ich denke, dass es heutzutage in Zeiten von Internet, Fernsehen überall schwieriger sein könnte, den Kindern ihre Fantasie zu lassen.

In meinem Umfeld muss ich leider sehen, dass selbst kleine Kinder kaum noch Fantasie haben. Früher haben wir uns aufgrund unserer Vorstellungskraft regelrechte Spielwelten aufbauen können. Heutzutage scheint ohne Playstation und real anfassbaren Spielzeugen kaum noch was zu gehen. Habt ihr das auch schon beobachtet? Wie geht ihr mit den Themen "Weihnachtsmann" und "Osterhase" bei euren Kindern um? Achtet ihr darauf, dass eure Kinder ihre Fantasie ausleben und unterstützt ihr sie dabei? Wo zieht ihr dabei die Grenzen?

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Mein Sohn ist erst 8 Monate alt, daher kommt für ihn das noch nicht in Frage. Aber ich bin Erzieherin und habe daher schon einiges an Erfahrungen zu diesem Thema gesammelt.

Ich hatte in meiner Kita Gruppe einen Jungen, der um die Weihnachtszeit allen erzählt hat, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Meine Kollegin und ich haben uns dann hingesetzt und mit dem jungen geredet (er war 5 Jahre alt). Wir haben gesagt dass es seine Sache ist ob er daran glaubt oder nicht. Er aber den anderen Kindern nicht ihren Glauben und ihre Phantasie nehmen soll. Wir haben dies damit unterstrichen, dass wir gesagt haben dass wir selber auch an das Christkind glauben.

Es ist eine schöne Vorstellung, dass jemand an einen denkt und Geschenke bringt. Der Junge meinte, seine Mutter würde sagen es gäbe kein Christkind. Daraufhin haben wir mit der Mutter gesprochen. Sie meint nur man solle den Kindern keine Lügen erzählen. Ich fand das total schockierend, da ich es wichtig finde Kindern ihre Phantasie zu lassen.

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Kinder brauchen in dem Alter ihre Fantasie, um sich entwickeln zu können. Wenn aber selbst die eigene Mutter diese Entwicklung stört und ihrem Fünfjährigen den Freiraum zum Entdecken wegnimmt, stimmt mich das sehr bedenklich. Wenn es in dem Alter schon nicht mehr an das Christkind oder den Weihnachtsmann glauben darf, an was denn sonst?

Für Kinder gibt es keine Trennung von Fantasie und Wirklichkeit, die folgt später. Genauso selbstverständlich, wie Elfen, Zwerge und Zauberer in ihrer Fantasie vorhanden sind, sollte es in dem Alter auch der Weihnachtsmann sein. Kinder, denen man die Fantasie streicht, können sich nicht richtig entwickeln. Ich habe früher immer darauf geachtet, dass die kindliche Fantasie erhalten blieb und gefördert wurde. Fertige Spielsachen gab es kaum, dafür aber viel Lego und alles, was für ein Kind interessant ist im Wald, Feld und Wiese, sowie Strand. Mit Steinen, Blättern, Ästen, Zweigen, Blumen, Sand, Muscheln, Kastanien, Eicheln usw. entwickelt ein Kind eine fantastische Fantasie.

Warum unterdrücken Eltern den Wunsch nach dem Weihnachtsmann ihrer kleinen Kinder schon im Kindergarten? Vielleicht haben sie es selbst nicht anders kennengelernt und besitzen keinerlei Fantasie. Das ist ein sehr armes Dasein. Sowohl Weihnachtsmann, Christkind als auch der Osterhase sollten für Kindergartenkinder noch vorhanden sein. Ohne sie werden die Kinder viel ärmer sein.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Bei uns im Dorf glauben nur noch die Kleinsten mit drei Jahren an den Weihnachtsmann. Wir finden das immer lustig, wenn sie auf ihn warten und in der Adventszeit von nichts anderem reden. Die Wahrheit sagt ihnen keiner, denn Kinder sollten ruhig ihre Fantasie bewahren. Ich selbst finde den Glauben einfach schön, denn ohne Glauben wäre das Leben irgendwie langweilig.

Selbst die Großen, die schon längst nicht mehr an den Weihnachtsmann glauben, reden öfters vom Weihnachtsmann. Mir gefallen solche Mythen, denn ohne sie würde echt etwas fehlen. Auch Erwachsene brauchen manchmal Fantasie und ich finde es keineswegs schlimm, wenn man an manche Dinge glaubt. Fantasie ist manchmal sehr wichtig.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Natürlich ist es schwieriger geworden, mit dem Einfluss der modernen Medien Fernsehen und Internet, dass Geheimnisse bewahrt werden. Das, was die Erwachsenen zur damaligen Zeit von den Kindern unterschieden hatte, waren gewisse Geheimnisse über eben diese Dinge. Das sogenannte "Verschwinden der Kindheit" wird auch von Neil Postman angesprochen. Es gibt kein geheimes Wissen mehr unter Erwachsenen, weil Wissen allen zugänglich ist.

Womit ich aber nicht übereinstimme, ist, dass die Phantasie verloren geht. Denn wenn man den Kindern trotz Fernseher, Playstation und Internet noch die Möglichkeit bietet, ihre Freizeit ohne diese technischen Geräte zu verbringen, können die Kinder sehr kreativ sein. Meine Tochter wächst ebenfalls mit Fernsehen und Internet auf. Trotzdem achte ich auf einen Großteil an Tagesphasen, in der sie mit Rollenspielen beschäftigt ist, also fernab jedes technischen Gerätes. Ich muss sagen, sie ist dabei sehr kreativ und es macht sogar mir sehr viel Spaß, mit ihr Mutter und Baby zu spielen oder ähnliche Spiele zu machen.

Auch im Kindergarten spielen die Kinder nach wie vor, wie zu unserer Zeit Rollenspiele nach. Sie haben genau so viel Phantasie, wie wir hatten, als es noch nicht so einen Zugang zu Internet gab. Ich weiß es aus eigener Erfahrung, weil ich selber Kindergartenpädagogin bin. Die Phantasie kann eigentlich nur verloren gehen, wenn man die Kinder dabei unterstützt, dass sie den ganzen lieben langen Tag nur vor dem Fernseher oder vor dem Internet sitzen. In begrenztem Maße sind die neuartigen technischen Medien sogar förderlich fürs Lernen.

Deshalb behaupte ich, dass ich meiner Tochter sehr wohl vom Osterhasen und vom Weihnachtsmann erzählen kann und sie mir das auch so lange glauben wird, bis sie mir das nicht mehr glauben möchte. Und ich selber wurde übrigens auch in der Volksschule von der eigenen Lehrerin darüber aufgeklärt, dass es kein Christkind gibt. Das fand ich sehr, sehr schade und ich habe auch heute noch eine schlechte Erinnerung daran. Deshalb kann ich nicht übereinstimmen, dass man es zu unserer Zeit nicht außerhalb erfahren hat, das stimmt einfach nicht.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bin da eher anderer Meinung, denn der Weihnachtsmann ist eine fiktive Erfindung der Menschen und das sollte er auch bleiben. Ich werde einen Teufel tun und meinem Kind eine Lüge auftischen, weil andere Menschen glauben,dass es die Fantasie eines Kindes anregt. Es ist völlig Humbug zu glauben, dass ein Kind weniger Fantasie entwickeln kann, wenn die Lüge des Weihnachtsmannes nicht aufrecht erhalten wird. Ein Kind entwickelt auch so genügend Fantasie und Glauben, sodass es nicht nötig ist, einem Kind die Illusion des Weihnachtsmannes vorzuspielen, wenn man sie ihm in seinem Leben wieder wegnimmt.

Der Weihnachtsmann wird als „Fantasielüge „ dem Kind im jungen Alter aufgetischt, um dem Kind etwas Schönes zu geben. Sicherlich liegt der Sinn darin dem Kind damit etwas Gutes zu tun, das möchte ich auch nicht abstreiten. Später wird das Kind jedoch erfahren, dass der Weihnachtsmann nicht existiert und die Geschenke von Mama, Papa, Oma, Opa, Geschwistern und Freunden waren! Somit bringt diese Lüge meiner Meinung nach gar nichts. Eine Lüge ist zwangsläufig nichts Gutes und dieses Vorgaukeln falscher Tatsachen muss ein Kind daher auch nicht als etwas Gutes im Bezug auf Fantasie erzählt bekommen. Der Sinn wiederstrebt sich mit völlig und daher wird es diese Geschichten bei mir auch auf gar keinen Fall geben.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


@Glasreinigerin: Was erzählst du deinem Kind denn, wenn es vom Kindergarten nach Hause kommt und freudestrahlend vom Weihnachtsmann erzählt? Sagst du dann, den gibt es doch gar nicht und zerstörst damit seinen Glauben und seine Hoffnung?

Wir hatten ein Kind im Kindergarten (ich bin Erzieherin), der hat an nichts geglaubt, nicht an den Osterhasen, den Weihnachtsmann bzw. das Christkind, nicht an den Nikolaus und er hat jedem Kind in der Gruppe erzählt, dass das alles nur Lügen sind und es die gar nicht in Wirklichkeit gibt, weil das seine Mutter gesagt hat. Er hat alle anderen Kinder bitter enttäuscht (wir konnten die Situation noch retten), aber trotzdem. Soll man doch den Kindern ihren Glauben lassen. Das ist etwas so wunderschönes, ich verstehe nicht, wie man das kaputt machen kann.

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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