Atheisten zu Weihnachten
Nun ja, auch als Atheist lebt man nicht immer allein, wie schon geschrieben wurde. Insbesondere, wenn man selbst Mitglied einer gläubigen Familie ist, kann man sich wohl schlecht davor drücken, und auch, wenn Kinder vorhanden sind, ist Weihnachten etwas, worum man nicht herumkommt. Ganz davon abgesehen, dass man wohl aufgrund der verschiedensten Medien und auch allein durch die Arbeit, Ortschaften, Kaufhäuser und Supermärkten da nicht vorbeimarschieren kann. Man geht ja nicht blind durch die Welt beziehungsweise man sollte dies nicht tun und somit kann es doch geschehen, dass das eine oder andere nun einmal abfärbt, wenn man nicht gerade flüchten kann.
Ich finde es im Grunde auch gar nicht schlimm, wenn man selbst an nichts glaubt und dennoch seine eigene Weihnachtstradition hat. Warum sollte man diese ad acta legen? Auch im christlichen Glauben ist Weihnachten doch vielerorts nicht mehr das Fest der Freude, Liebe und Hoffnung, was es vielleicht mal war. Und wenn man die Zeit an Weihnachten nutzt, um Zeit mit lieben Menschen zu verbringen oder sich dennoch weihnachtlich einstimmt, dann ist es doch auch nicht unbedingt ein christliches Fest der Liebe, aber eben ein unchristliches Fest der Liebe.
Ich wüsste nun auch abgesehen von einem Besuch bei der Christmette oder bei dem Weihnachtsgottesdienst für Kinder nicht, was sich so großartig unterscheidet. Vielleicht singt man anstelle von christlichen Weihnachtslieder eher weltliche Weihnachtslieder, man verzichtet vielleicht aufs Beten und so weiter. Aber nichts davon ist etwas, was ich jetzt unbedingt als christlichen Aspekt betrachte und daher auch nicht überall zu einem christlichen Weihnachten Anwendung findet. Aber letztendlich sollte es doch jedem selbst überlassen sein, ob und wie er Weihnachten verbringt, egal, ob als Christ, Muslim, Atheist, Jude und so weiter.
Ich glaube an keinen Gott und ich fühle mich auch keiner Religion zugehörig. Ich halte religiöse Feiertage grundsätzlich auch für absolut verzichtbar. Dennoch ignoriere ich Weihnachten nicht komplett. Für mich haben diese Tage allerdings keinen religiösen Bezug, ich betrachte Weihnachten schon als Fest der Geschenke und des Beisammenseins. Natürlich kann man das auch an jedem anderen Tag haben, aber es ist sicher zu einem großen Teil Gewohnheit, dass gerade das christliche Weihnachtsfest dafür herhalten muss.
Für mich hatte Weihnachten nie einen besonderen religiösen Touch, ich weiß zwar, dass wir früher auch mal an Weihnachten in der Kirche waren. Allerdings war ich zu der Zeit noch in der Grundschule, später musste ich gar nicht mehr in die Kirche und habe diesen Bezug auch total verloren. Das finde ich allerdings gar nicht schlimm. Meistens ist das ja genau das, was bemängelt wird. Weihnachten ist für viele Leute zu einem Konsum- und Kitsch-Fest verkommen. Das ist sicher richtig und genau so empfinde ich Weihnachten auch für mich. Es ist einfach ganz nett - ein bisschen Kitsch, ein paar schöne Überraschungen und mit Glück auch etwas Schnee sind die Dinge, die ich mit dem Weihnachtsfest verbinde. Die religiöse Komponente fehlt mir dabei auch gar nicht.
Ich verbringe den 24. Dezember eigentlich nicht so viel anders wie ein Wochenende im Winter. Vielleicht gehe ich raus, vielleicht treffe ich mich mit Freunden. Das sieht immer anders aus. Manchmal gehe ich auch in die Diskothek. Es handelt sich einfach um einen netten Tag, meistens gibt es auch etwas Leckeres zu essen. Ich finde es nicht schlimm, wenn man sich dann gerade diesen Tag (beziehungsweise diese drei Tage) aussucht, um mit netten Leuten zusammenzusitzen, zu kochen, Geschenke zu verschenken und zu erhalten. Ich finde solchen Dekorations-Kitsch eigentlich auch hässlich, aber zum Weihnachtsfest passt es einfach und dann finde ich es auch ganz nett. Irgendwie ist das alles schon stimmig, auch wenn man nicht gläubig ist.
Ich glaube auch nicht wirklich an Gott, zumindest nicht in der kirchlichen Vorstellung. Um uns herum ist das Universum und das mag irgendeine Kraft haben. Nach dem Tod ist für mich Ende, bzw. geht genauso weiter wie es vorher war. Daran werde ich mich nicht mehr erinnern. Aus der Kirche bin ich ausgetreten und habe mich auch nie dort wohl gefühlt. Bin ich nun Atheistin?
Der 24. ist für mich nicht anders als andere vorweihnachtliche Tage. Im Einzelhandel ist auch arbeiten normal. Früher gab es danach daheim Bescherung, was allerdings auch immer kleiner ausfiel, je größer wir Kinder wurden. Ab 17 wollte ich danach teilweise noch losziehen. Heute verbringe ich Heiligabend nicht anders, als sonst auch, am ersten Weihnachtstag geht es dann zur Familie und am zweiten Weihnachtstag kommt manchmal noch ein Verwandtenbesuch hinzu.
Es haben viele frei und man hat keine anderen Termine, insofern ist es der ideale Tag sich zu treffen. Natürlich spielen auch Tradition und andere "Mitfeiernde" eine Rolle. Und ein paar nützliche Dinge zu verschenken oder niedliche Kleinigkeiten hat für mich nichts mit einer Religion zu tun. Kirchenbesuche gibt es keine und darauf würde ich wohl auch verzichten, aber letztendlich ist Weihnachten mehr als ein religiöses Fest.
Ich muss sagen, dass ich es inzwischen schon irgendwie nervend finde, wenn man sich als nicht christlicher Mensch jedes Jahr rechtfertigen muss, weil man Weihnachten feiert und vor allem, weil man dann auch oft genug von Leuten dazu genötigt wird, die selber das ganze Jahr über auch nicht gerade vor religiösem Eifer strotzen und den Besuch der überfüllten Kirche an Weihnachten auch mehr als "gehört dazu" sehe als als etwas, das sie aus wirklicher Überzeugung tun. Das ist übrigens eine allgemeine Anmerkung zu dem Thema und nicht persönlich gegen dich gerichtet.
Was verstehst du eigentlich unter "Bedeutung von Weihnachten"? Das war früher ein Fest zur Wintersonnenwende und wurde dann vom Christentum übernommen, wohl auch in der Absicht die neuen Mitglieder nicht abzuschrecken, indem man ihnen ein lieb gewonnenes Fest verbietet. Wenn ich an die Bedeutung von Weihnachten denke, denke ich daran. Ein Fest für die Familie um das Jahr zusammen abzuschließen und den Menschen, die man mag, eine kleine Freude zu machen. Von mir aus könnte man das natürlich auch am 22. feiern, aber ich lebe nun mal in einem Land, in dem der 25. und der 26. zu Feiertagen bestimmt wurden, also feiert man dann eben am 25.
Außerdem frage ich mich auch, wie das deiner Meinung aussehen soll, wenn man nicht Weihnachten feiert. Entgegen der Meinung mancher Religiöser hat man schließlich auch als Humanist Werte, Moral, Anstand und weiß,was gutes Benehmen ist. Sollte man dann die Familie enttäuschen, die sich auf den Besuch zu Weihnachten freut? Sollte man die Menschen vor den Kopf stoßen, die mit einem Geschenk ankommen, das man dann ablehnt? Sollte man ganz egoistisch die Geschenke annehmen aber nichts zurück schenken? Oder sollte man vorher groß verkünden, dass man als säkularer Humanist nicht Weihnachten feiert, obwohl man eigentlich der Meinung ist, dass es unangebracht ist andere Menschen ungefragt mit seiner philosophischen Überzeugung zu belästigen?
Ich glaube, dass die meisten Atheisten Weihnachten aus Rücksicht auf die Familie und Freunde feiern. Selbst wenn viele Menschen heute nicht mehr gläubig sind, so sind es dennoch einige in der Familie. Bei mir ist das beispielsweise so, dass meine Großeltern streng gläubig sind, sie wurden so erzogen und gehen mehrmals die Woche in die Kirche. Meine Eltern sind dementsprechend natürlich auch sehr gläubig erzogen worden und sie feiern Weihnachten sicherlich nicht nur aufgrund der Geschenke. Nun sind ich und mein Freund beispielsweise nicht gläubig, dennoch wäre es für uns unvorstellbar, sich von der Familie einfach abzukoppeln und Weihnachten einfach zu ignorieren. Ich schätze, dass Weihnachten langsam einfach eine neue Bedeutung bekommt. Früher war es ein religiöses Fest, aber heute wird es von vielen Menschen gefeiert, die mit der Religion nichts am Hut haben, es ist inzwischen mehr einfach ein Fest der Familie, ein kleines Event, auf das man sich im Winter freut.
Würden wir uns an Weihnachten einfach abkoppeln, so wäre das sowohl für die Familie, als auch für uns eine sehr traurige Angelegenheit, ich schätze, dass sowas nicht angenehm ist und in gewisser Hinsicht kann man auch als Atheist die Weihnachtszeit genießen, man verbindet damit eben einfach nur nichts religiöses. Und da in meinen Augen heutzutage die meisten Menschen (zumindest in Deutschland) Weihnachten feiern ohne an irgendwas zu glauben, muss das mit Religion nichts mehr zu tun haben, sondern kann auch von Ungläubigen gefeiert werden.
Ich selber bin weder getauft noch gläubig. Ich feiere aber auch das Weihnachtsfest nicht aus einem religiösen Anlass oder einem besonderen Glauben an Jesus, Gott oder weiß der Geier wem. Ich feiere Weihnachten aufgrund der Tradition in meiner Familie nicht mehr oder weniger. Daher finde ich es natürlich auch nicht widersprüchlich, dass ich Weihnachten feiere, denn mit Religion hat der Tag für mich persönlich gar nichts am Hut. Es ist das Fest der Liebe, der Geborgenheit und des Schenkens und das ist mein persönlicher Sinn der Feierlichkeit. Man zeigt mit kleinen Gesten den Menschen, dass man sie liebt und nicht missen möchte. Ebenso bietet Weihnachten auch unzählige leckerein an, die mich besonders anregen zum Feiern
Weihnachten zu feiern, obwohl man nicht gläubig ist, ist kein Widerspruch in sich, ich wüsste nicht, wo du diesen Widerspruch hernimmst. Weihnachten ist in er modernen Zeit schon lange kein religiöser Tag mehr, an dem man bestimmte religiöse Bräuche lebt oder etwas bestimmtes feiert. Würde man in einer Fußgängerzone eine wahllose Zahl an zufällig vorbei kommenden Passanten befragen, wieso wir Weihnachten feiern, dann würde vermutlich vielen noch einfallen, dass das "irgendetwas mit Jesus" zu tun hat, aber wirklich genau wüssten es die wenigsten.
Genau aber gehen wenige noch zur Weihnachtsmesse in die Kirche. Warum das so ist? Nun, Weihnachten ist in meinen Augen inzwischen kein religiöser Feiertag mehr, sondern vielmehr ein gesellschaftlicher geworden. Sogar einen eigenen Kosenamen hat "das Fest der Liebe". Für niemanden steht im Vordergrund, was damals angeblich passiert ist, warum wir Weihnachten feiern und was die besondere Bedeutung dieses Tages ist - wir wissen nur, dass es das Fest der Liebe ist, an dem wir uns alle lieb haben sollten. Genau wir der Valentinstag, Halloween und Ostern wird Weihnachten inzwischen vor allen Dingen von der Marktwirtschaft gefeiert und pünktlich zu Weihnachten kommt eine komplette Produktpalette auf den Markt, die das Fest so richtig kostspielig werden lässt.
Denn mehr ist es doch in vielen Familien nicht mehr. Es gibt Geschenke und die Familie ist zusammen, Glaube hin oder her. Manch einer hat nicht einmal Spaß an diesem Fest, weil es teuer ist und der ein oder andere auch nicht scharf darauf ist mit seiner Familie einen oder mehrere Tage zu verbringen, es sich aber gehört. Das alles spricht dafür, dass Weihnachten zu einem gesellschaftlichen Feiertag geworden ist, nicht in dem Maßstab wie Ostern, aber schon mehr, als dass es noch ein religiöser Feiertag ist. Daher ist es auch vollkommen legitim, dass Atheisten an diesem gesellschaftlichen Brauch ebenfalls teil haben.
Ich selbst bin nicht streng gläubig, jedenfalls nicht zu hundert Prozent christlich, sondern eher eine Mischung aus verschiedenen Glaubensansichten, gehe aber zu Weihnachten in die Kirche, bete und würdige den Brauch im religiösen Sinne. Jedoch fällt es mir von Jahr zu Jahr schwerer, Weihnachten als das zu sehen, das es ist und nicht als das, was die Marktwirtschaft daraus macht. Ich finde also eher, dass es ein Widerspruch ist, dass viele Menschen sich als Christen ausgeben, in Wirklichkeit aber an Weihnachten aus Bequemlichkeit und fehlendem Glaube weder die christlichen Bräuche ehren noch in die Kirche gehen.
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