Können Katzen Trauer tragen?
Das Schicksal hat zugeschlagen. Leider hat es den einzigen und besten Freund unseres Katers getroffen. Er hatte es mit der Gesundheit nie so und war schon immer einigermaßen schwer gebeutelt mit Krämpfen und orthopädischen Problemen und so währte sein Leben am Ende dann nur etwa 7 oder 8 Jahre lang. Das weiß man letztlich nicht so genau.
Zunächst war er uns zugelaufen und wir hatten uns dann um ihn gekümmert. Nachdem dann aber ein weiterer Kater wiederum uns als neue Heimatstadt gewählt hatte, zog er zu den Nachbarn um. Das hat sich alles so ergeben und die beiden haben sich von Anfang an auch sehr gut verstanden. Für etwa 6 Jahre sind sie dann tagtäglich zusammen losgetingelt und durch die Gärten gezogen, haben sich geärgert, gejagt, miteinander gespielt, haben sich mit anderen geprügelt, haben Futter und Blut geteilt. Die Heimatreviere wurden jeweils geachtet, aber es gab deutliche Sonderrechte, die andere Katzen und Kater niemals bekamen und ich würde sagen, die beiden waren richtig gute Freunde. Wobei natürlich aus Sicht eines Menschen auch immer eine gewisse Distanz zwischen solchen revierliebenden Tieren bleibt. Aber es war deutlich mehr, als ein gentlemen's agreement, das war wirklich Katzenfreundschaft.
Nun hatte der arme Kerl von Nebenan plötzlich Wasser in der Lunge und die Situation hat sich dann innerhalb einer Woche dramatisch verschlimmert. Das Ende war unabwendbar und nur noch eine Frage kurzer Zeit. Damit er nicht irgendwo einsam im Gebüsch an einem Erstickungstod sterben muss, haben seine Herrschaften (um das Wort "Personal" zu vermeiden) den schweren Entschluss gefasst, seinem eigentlich kurzen Katzenleben einen qualfreien Schlusspunkt zu setzen. Na ja, jedenfall liegt er jetzt begraben zwischen unseren Gärten und zwar da, wo er und unser Kater "ihre Straße" hatten.
Seitdem ist unser Kater mehr als geknickt. Stellt euch vor, wie er jedesmal aus der Terrassentür läuft und reflexartig seinen Blick nach links wendet. Aber da ist niemand zu sehen. Wie oft sitzt er jetzt an seinen gewohnten Plätzen, blickt sich plötzlich nach hinten um, weil er den Freund längst erwartet. Aber da kommt niemand. Er sucht dann, er rennt rüber, läuft durch die Wohnung bei den Nachbarn, aber da ist es nicht mehr so, wie es mal war. Sein Gang scheint auch nicht mehr so federnd, es scheint so, als fehle ihm die gemeinsame Zeit mit seinem Freund. Wen soll er jetzt jagen? Mit wem soll er seine Späße treiben? Tisch rauf, Tisch runter, auflauern, im Bocksprung übereinander, untereinander, um die Sofas, über die Sofas, um dann von mir verjagt zu werden. Dann hat unser Kater für 4 Tage ein Futter verweigert, dass er sonst immer gegessen hat. Außer Thunfischfutter aus der Dose war da nichts zu machen. Er hat uns echt gezwungen, auf seine einzige Lieblingsfuttersorte zurückzukommen.
Meint ihr, so ein Tier fühlt so etwas wie Trauer? Man mag so etwas ja von Elefanten oder Hominiden kennen, aber Katzen auch? Jedenfalls scheint unser Kater durchaus getroffen zu sein - armer Kerl.
Alle Gruppentiere, Rudeltiere oder Tiere, die man paarweise halten muss können natürlich um den gewohnten Partner trauern. Sie brauchen ihren Artgenossen und wenn dieser Artgenosse einer Katze besonders ans Herz gewachsen ist, kann die Trauer auch sehr groß sein. Es gibt auch Katzen, die so sehr am Frauchen oder Herrchen hängen, dass sie nichts mehr fressen, wenn diese Bezugsperson nicht da ist. Katzen, Hunde und alle Rudeltiere trauern um den verstorbenen Partner.
Deswegen sollte man auch schnellstmöglich für Ersatz sorgen. Das hört sich schlimm an, wenn man bei einem toten Tier von "Ersatz" spricht. Für uns Menschen wird das neue Tier das verstorbene Tier nicht ersetzen können. Aber die Katzen trauern dabei nicht so schlimm, wenn sie Ablenkung durch ein neues Tier haben. Jede Katze reagiert natürlich anders. Es gibt bestimmt auch Katzen, denen das am Popo vorbei geht, wenn der Partner stirbt. Aber manche Katzen muss man durch einen Ersatzpartner wirklich ablenken.
Natürlich können auch Katzen trauen. Ich denke, dass jedes Tier den Verlust eines Artgenossen spürt und auch um ihn trauert. Deine Katze ist nun eben einige Jahre mit ihrem Artgenossen zusammen gewesen und wird ihn nun vermissen. Wer zieht nun mit ihm durch die Felder und spielt mit ihm? Das sind dann alles Dinge, die er vermisst.
Ich denke auch, dass ihr eine zweite Katze dazu nehmen solltet. Dann wird euer Kater sicher wieder glücklich werden und hat einen neuen Spielkameraden. Wie Diamante schon schreibt, ist ein verstorbenes Tier für den Menschen nicht zu ersetzen, aber alleine wegen des zurückgebliebenen Tieres, sollte man ihm einen neuen Artgenossen dazu holen.
Es gibt viele Tiere mit einem ausgeprägten Langzeitgedächtnis für Beziehungen. Elefanten können auch nach vielen Jahrzehnten noch Rache üben, wenn ihnen jemand wieder über den Weg läuft, der ihnen böses getan hat. Schwäne leben ihr Leben lang monogam. Katzen sind zwar nicht typischerweise so eng an Artgenossen und Bezugspersonen gebunden wie Hunde, können aber nach meiner Erfahrung auch Verlustschmerzen spüren und Menschen über lange Zeit wieder erkennen.
Wir hatten mal ein Jungkatzenpäärchen, ein Brüderchen und ein Schwesterchen. Das Schwesterchen hatte ein ganz bestimmtes Miauen um den Bruder her zu rufen. Eines Tages kam der kleine Kater nicht mehr von seinem Abenteuerausflug nach Hause zurück. Wir liefen hektisch umher und suchten ihn und das treue Katzenschwesterchen rief auch immer und immer wieder nach ihm. Irgendwann sah auch das Kätzchen ein, dass der Bruder das Rufen nicht hört, das Rufen wurde seltener und sie wirkte auch sehr geknickt, lag viel herum und spielte nicht und wirkte teilnahmslos. Nach einem Tag fraß sie wieder, wenn auch nur das nötigste, es dauerte schon ein paar Tage, bis sie mit dem Verlust klar kam.
Katzen haben durchaus auch ein Langzeitgedächtnis. Eine Katze, die vor vielen Jahren leider nach einer Trennung bei meinem Expartner wohnen blieb, habe ich nach Jahren wieder getroffen. Sie kannte mich auch von Katzenkinderbeinen an. Ich rief sie, sie stutzte, sah sich um, kam ein wenig skeptisch auf mich zu, schnüffelte an mir und fing dann an, als sie mich offensichtlich sicher erkannt hatte, mir sanft schnurrend um die Beine zu streichen uns mir wir früher ihren Bauch zum Streicheln hin zu recken. Wenn so eine langfristige Bindung von einer Katze zu einem Menschen möglich ist, warum sollte euer Kater denn keine enge Beziehung zu einem Artgenossen aufrecht erhalten?
Inwiefern eine Katze Trauer empfindet, die der menschlichen ähnlich ist, weiß ich auch nicht. Aber eine gewisse Form der Trauer spüren bei so einem Verlust sicher auch Katzen. Zumal der Katerkumpel schon eine Weile krank war, was deiner Katze nicht entgangen sein dürfte. Schließlich können Tiere instinktiv über den Körpergeruch des Artgenossen den Gesundheitszustand riechen. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Katze mit einer gewissen Lebenserfahrung durchaus den Zusammenhang zwischen Katze riecht erst krank und ist dann verschwunden einen Zusammenhang herstellen kann.
Ich bemerke derzeit auch sehr, wie mein kleiner Kater um seine Freunde trauert und sie überall sucht. Bis letzte Woche hatten wir neben ihn noch eine Katze mit vier Jungen. Eine ihrer Jungen war genau wie er im Mai geboren. Die beiden haben sich jeden Tag gejagt und waren glücklich zusammen. Selbst mit den drei ganz kleinen Katzen, die erst im August geboren waren, haben die beiden Maikatzen gespielt.
Plötzlich starb letzte Woche die Mutter der Katzen und auch der Augustwurf war wie vom Erdboden verschwunden. Schon da war zu bemerken, wie sehr mein Kater die Katzen gesucht hat. Er muss sehr einsam sein, zumal auch seine eigene Mutter weg ist. Wir haben sie nie wieder gesehen und glauben, dass sie nicht mehr leben wird.
Letzte Woche war nun auch die Maikatze, mit der er immer gespielt hatte, einen Tag lang weg. Als sie spät abends heim kam, war sie stark in ihrem Wesen verändert und verhielt sich komisch. Eigentlich wollte ich gleich am Morgen mit ihr zum Tierarzt fahren, doch da lag sie nicht mehr in ihrem Körbchen. Wir vermuten, auch sie ist zum Sterben weg gegangen.
Seit alle weg sind, hat sich auch mein Kater stark verändert. Er verlässt kaum noch ein Plätzchen im Heu und wenn er doch mal auf den Hof geht, jault er nur noch in einer Tour. Er ist gar nicht mehr zu beruhigen. Selbst wenn man ihn streichelt und hoch nimmt, schnurrt er gar nicht mehr so laut wie vorher. Man bemerkt sofort, wie sehr er um die anderen Katzen trauert. Es ist kaum mit anzusehen.
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