Orientierungslose Lebensabschnitte überwinden

vom 06.06.2010, 21:30 Uhr

Der Grund für den Forumseintrag liegt in meiner momentanen Unzufriedenheit. Ich bin Mitte 20 und habe einen super Job. Habe einen unbefristeten Vertrag und die Arbeit fällt mir nicht sehr schwer. Nebenbei mache ich ein Studium, welches in ca. 2 Jahren abgeschlossen sein wird. Zahlreiche Weiterbildungen auf beruflicher Ebene erfolgen zusätzlich.

Die Unzufriedenheit beginnt jedoch im privaten Umfeld. Neben der Tatsache, dass ich zur Zeit keine Frau/Freundin habe, was zu verschmerzen ist, sehe ich Freunde und Bekanntschaften kommen und gehen. Das ist soweit auch völlig normal. Ich lebe in einer ziemlich kleinen Stadt und ein Wunsch oder Ziel von mir war es schon immer dieses "Kaff" zu verlassen. Die Möglichkeit dazu hab ich leider erst in 2 Jahren, wenn das Studium abgeschlossen ist, weil es vom Arbeitgeber bezahlt wird und ich vertraglich gebunden bin.

Außerdem verspüre ich eine innerliche Unzufriedenheit, sowohl auf beruflicher, als auch privater Ebene. Es läuft jeden Tag alles nach dem gleichen Schema ab. Tag für Tag..Monat für Monat...Jahr für Jahr. Wenn ich mir vorstelle, dass das noch die nächsten 60-70 Jahre so weitergehen wird, frage ich mich nach dem Sinn und Zweck des Ganzen. Mir fehlt ein wenig ein Sinn oder eine Bestimmung. Auf der einen Seite sehe ich meine Jugend gerade davonschwimmen und will natürlich noch alles so gut es geht mitnehmen.

Auf der anderen Seite kann ich mir nicht vorstellen vor Allem im Beruf ein Leben lang so weiterzumachen. Als ob mein Körper nach etwas anderem schreit, was er noch lieber macht. Etwas, worin er noch mehr aufgeht. Eine Tätigkeit, die einen jeden Tag erfüllt und erfreut. So, wie wenn Musiker davon sprechen, dass sie die Lieder leben. Auch privat bin ich ein wenig im Zwiespalt. Soll es eine langjährige Beziehung und später das Einfamilienhaus mit einer netten Frau und 3 Kindern sein oder will ich lieber alles auskosten und soviel mitnehmen wie geht.

Welche Freunde sind es wert, dass man Zeit aufwendet und welche sind es nicht wert? Genauso fällt mir auf, dass fast alle in meinem Umfeld unzufrieden sind. Außerdem verspüre ich eine große Lust die Welt zu bereisen, um mich selbst zu finden. Das wiederum geht aus beruflichen Gründen auch nicht..bzw. erst in 2 Jahren..es ist nicht leicht! Manchmal überlege ich alles hinzuschmeißen und es einfach zu tun. Aber ist das nicht nur ein Weglaufen? Und gerade in wirtschaftlichen Zeiten, wie wir sie haben ein unglaubliches Risiko? Vielleicht weiß hier jemand einen Rat! Wie denkt ihr drüber?

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Die Entscheidung kann letztlich jeder nur für sich treffen. Ich selbst hatte nach dem Abitur einerseits den Wunsch, eine Zeitlang ins Ausland zu gehen, vielleicht irgendwo in der Dritten Welt zu arbeiten, aber letztendlich habe ich studiert und mehrfach Chancen vertan, die ich hätte haben können, und denen ich heute nachtrauere. Ich hatte zuviel Angst, den Anschluss zu verpassen.

Die Zeit ist heute sicherlich anders als noch vor zwanzig oder dreißig Jahren, und vielleicht sollte man ein sichere Existenz nicht aufgeben. Andererseits macht es auch wenig Sinn, sich an ein Leben gewöhnen zu wollen, das einem eigentlich gar nicht gefällt.

Vor allem sollte man versuchen, sich über das klar zu werden, was man wirklich möchte - oder das, was man sich wünschen würde, wenn es die Sachzwänge mit dem Geld Verdienen und dem sicheren Job nicht gäbe. Denn nur, wenn man das weiß, kann man ja planen, wie man vielleicht dahin kommt.

» RopiusK » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Dir da einen Rat zu geben ist schwer, immerhin kann man immer nur für sich selbst sprechen. Ich kann mir diese Unzufriedenheit gar nicht vorstellen, da ich dies selbst noch nie verspürt hatte. Natürlich ist bei mir auch jeder Tag ähnlich, die Abende unterscheiden sich aber doch. Wenn mir etwas an der Situation im Moment nicht gefällt, versuche ich sie aber schon zu verändern. Sei es ein Jobwechsel oder der Partnerwechsel.

An deiner Stelle bist du etwas festgefahren in deinem Job. Einerseits erwähnst du ihn positiv und bist froh ihn zu haben, andererseits fällt an mehrfacher Stelle dein Wunsch etwas zu verändern was durch die Bindung an deinen Job nicht möglich ist. Nachdem du aber dort bleiben und auch das Studium abschließen möchtest, bleibt dir da nur das Abwarten übrig.

Du kannst aber damit rechnen, dass du in ein paar Jahren (in deinem Fall ganze zwei Jahre) fertig bist und dann vieles verändern kannst. Wenn man weiß dass man bis dahin etwas verändern kann, hilft es doch schon sehr weiter. Man freut sich auf die kommende Veränderung und kann sich dafür vorbereiten. Du steckst ja nicht gerade in einer Situation, wo du für ewig eingefahren bist.

Alles hinschmeissen würde ich persönlich nicht. Aber hier spreche ich nur für mich, ich bin jemand der es gerne risikoarm möchte. Ich brauche einen Job, der mich glücklich macht aber auch sicher ist. Ich wäre total unzufrieden und innerlich zerrissen, wenn ich im Ausland herumfahren würde und daheim keine Wohnung habe und auch kein Job auf mich wartet. Ich brauche diese Sicherheit. Wenn dir das egal ist, dann schmeiss es eben hin. Wenn du damit glücklich bist und es für dich wichtig ist.

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» misses_jessica » Beiträge: 963 » Talkpoints: -4,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich glaube solche Anwandlungen hatte ich auch als ich so alt war wie du, sogar schon ein paar Jahre früher.

Nach Abschluss meiner Ausbildung und des Studiums in der DDR war es für mich nur schwer zu fassen und zu akzeptieren dass ich bis zum Ende meiner Tage mich jeden Tag zu meiner Arbeit aufmachen muss um da zu rackern. Dazu alle paar Jahre mal einen Ferienplatz im Lande und eine kleine Lohnerhöhung, irgendwann einmal eine Heirat und endlich eine eigene Wohnung, nach dreizehn Jahren vielleicht mit der Trabianmeldung dran sein und so weiter. Dann kam zum Glück die Wende und mein vorbestimmtes Leben nahm einen ungeahnten Lauf.

Ich will damit sagen, du weiß eigentlich nie genau was dir noch passiert und dir stehen doch auch alle Möglichkeiten offen. Was spricht gegen ein Sabbatjahr um mal nur das zu tun woran man Spaß hat, vielleicht auch jetzt oder später ein Job im Ausland. Intelligent genug müsstest du auf Grund deiner Ausbildung ja sein. Wenn das Geld nicht dazu reicht, na gut, dann muss man halt auf sein Ziel sparen oder anderweitig kreativ sein. Auch der Versuch im Job erst einmal Fuß zu fassen um zu sehen was noch kommt kann ein Plan sein.

Ich finde diese Einstellung völlig normal, allerdings sollte die Überlegung deines weiteren Weges keine spontane Entscheidung sein, so etwas muss langsam reifen. Übrigens, Bekannte die man Freunde nennt sind es dann auch wert dass man seine Zeit mit ihnen verbringt.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es wird wirklich sehr schwer Dir einen angemessenen Rat zu geben, der für dich jedoch nicht falsch enden kann, sondern positiv wäre. Du musst dies somit ganz alleine wissen, denn wir können Dir hier nur unsere persönlichen Meinungen mitteilen, aber alles andere entscheidest du, sodass du natürlich keinerlei Meinungen oder Ansichten annehmen muss, dies muss Mal gesagt sein, nicht dass du überstürzt einen Vorschlag annimmst und wir sind am Ende die doofen.

Ich glaube nicht, dass es sich um ein Weglaufverhalten handeln würde, sondern du bist einfach unzufrieden, weil dein Leben recht monoton abläuft. Du hast Dir persönlich scheinbar etwas anderes vorgestellt, sodass man sagen muss, dass daraus natürlich auch die Unzufriedenheit entsteht. Es wäre eventuell eine Idee Mal ein Austauschjahr zu machen für einen anderen Job, damit du Mal einen Tapetenwechsel erhältst, ebenso könnte ein Umzug nicht verkehrt sein, denn eventuell ist es auch einfach nur das was du persönlich brauchst. Ein Tapetenwechsel könnte Dir eventuell Aufschluss über dein persönliches Empfinden geben, aber alles Überstürzen solltest du somit auch nicht, denn womöglich gefällt es Dir dann auch wieder nicht und du wünscht Dir dein altes Leben wieder. Es ist somit immer vorteilhaft, wenn man z.B ein Auslandsjahr macht oder andere Dinge, die nur befristet sind, um erst ein Mal zu schnuppern, was man noch für Optionen hätte. Ich denke damit fährst du persönlich sehr gut und könntest womöglich einen neuen Weg einschlagen.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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