Beziehungsende Bekannten vorerst verheimlichen?
Mensch, das scheint dich ja ganz schön mitzunehmen. Ich muss sagen, dass ich sehr froh gewesen bin, als ich endlich meinen Partner davon überzeugen konnte, dass es besser für uns beide ist, wieder unsere eigenen Wege zu gehen. Aber dennoch habe ich es nicht gleich allen Leuten die mich kennen erzählt. Ich fand es in meinem Fall auch nicht notwendig, denn ich habe die ganze Sache langsam auslaufen lassen, weil ich die Art und Weise, mit der mein Freund mich behandelt hat, nicht mehr hinnehmen wollte. Meine Freunde, Bekannte und die Familie haben ihn also längere Zeit schon nicht gesehen und der Umgang zwischen uns war auch deutlich angespannt, sodass sich die meisten meiner Verwandten und Freunde sich ihren Teil denken konnten.
Es kamen auch mehrmals irgendwelche Andeutungen von Leuten, die wohl meinen genauen Beziehungsstand auskundschaften wollten und wenn so etwas kam, dann habe ich eben gesagt, dass ich meinen Partner in die Wüste geschickt habe und erklärt, warum ich das getan habe und auch auf welche Weise. Aber ansonsten habe ich von mir aus niemanden davon erzählt. Weil es mich auch nicht weiter interessiert hat, mich jemanden mitzuteilen. Ich erachte das einfach nicht als eine wichtige Information. Aber mir ging es ja auch ausgesprochen gut mit dieser Trennung, zumal ich sie ja auch selber eingeleitet habe.
Ich kann dich irgendwie schon verstehen und ich selber würde vermutlich, wenn ich in deiner emotionalen Lage wäre, auch nicht gleich allen von dieser Trennung erzählen wollen. Ich denke aber schon, dass es angebracht wäre, wenn du dich einer Person anvertraust. Jemand, dem du vertrauen kannst und der dich verstehen wird und dir in deiner Situation helfen kann. Zum Beispiel durch ein Gespräch oder indem er oder sie etwas mit dir unternimmt, was dich auf andere Gedanken bringt. Denn früher oder später musst du emotional so gefestigt sein, dass du auch die Konfrontation mit fragenden Verwandten überstehst oder ihnen persönlich von eurer Trennung erzählen kannst.
Ich würde es von den Umständen und Personen abhängig machen, ob ich etwas sage. Bei der Arbeit spielt das Thema Beziehung vielleicht nicht unbedingt eine Rolle, aber im Freundeskreis und sicher auch bei der Familie würde ich schon in der nächsten Zeit etwas sagen, sofern ihr eben wirklich getrennt seid. Hier stand ja auch mal die Idee im Raum, dass es sich um eine Beziehungspause handeln könnte. Von so etwas halte ich nun nicht so viel, aber ich würde bei einer vorübergehenden Krise inklusive Beziehungspause eigentlich nicht sofort jeden in deinem Umfeld über die Trennung informieren. Wenn du dann gerade allen Leuten gesagt hast, dass ihr getrennt seid, kommt ihr vielleicht schon wieder zusammen. Das klingt kurios, aber so etwas habe ich selbst schon im Freundeskreis erlebt und empfand das als künstlich inszeniertes Drama, auch wenn das sicher nicht unbedingt so beabsichtigt war.
Dass du sehr traurig bist, ist nachvollziehbar. Trennungen können sehr schlimm sein. Aber ich denke, dass ich an deiner Stelle auf der Arbeit erst einmal nicht so viel dazu sagen würde, vor allem wenn du so angeschlagen bist, dass du direkt weinen musst. Wenn es irgendwie geht, würde ich das Thema Trennung bei der Arbeit zunächst ausklammern. Falls du zu ein oder zwei Arbeitskollegen einen besonders guten Draht hast, kannst du mit der Person ja in der Pause oder auch außerhalb der Arbeitszeit mal darüber sprechen. Ich würde aber nicht vor allen Leuten davon erzählen und schon gar nicht so, dass jeder es mitbekommt.
Falls du einen guten Freund hast, würde ich mit diesem aber auf jeden Fall sprechen. Ich versuche nach Trennungen, die mich belasten, auch eher, die Fassade nach außen zu wahren. Ich möchte nicht klein und schwach wirken, auch wenn es mir vielleicht sehr schlecht geht. Ich würde auch nicht wollen, dass fremde Leute oder solche, mit denen ich nicht so viel zu tun habe (Nachbarn, manche Arbeitskollegen, etc.) mir direkt ansehen, dass ich mich getrennt habe und sehr darunter leide. Allerdings hilft es mir, wenn ich mich mit Freunden darüber unterhalte und ihnen mein Herz ausschütte. Daher solltest du schon mal mit einem guten Freund über die ganze Geschichte sprechen – auch über die Sache mit der Beziehungspause.
Regelrecht verheimlichen würde ich die Beziehungspause aber nicht. Wenn jemand aus deiner Familie oder aus deinem Bekanntenkreis konkret nachfragt, warum es dir schlecht geht, würde ich nicht anfangen, irgendwelche komischen Geschichten zu konstruieren. Da würde ich dann doch die Wahrheit sagen und je nach Person vielleicht darauf hinweisen, dass du aktuell noch nicht darüber sprechen willst. Das sollte auch jeder akzeptieren, auch wenn manche sicher versuchen werden, da weiter nachzubohren.
Ich würde es auch nicht direkt an die große Glocke hängen. Wenn ich aber von Freunden oder Familienmitgliedern gefragt werde, was los ist, dann würde ich es wohl schon sagen. Ich finde es sehr nervig, wenn Leute immer mit "Ach, nichts" antworten, wenn ihnen ganz offensichtlich anzumerken ist, dass etwas nicht stimmt und sie danach fragt. Da ich mir denke, dass es anderen da sicher ähnlich geht, würde ich es eben sagen aber auch gleich klar machen, dass ich momentan keine Lust habe, weiter darüber zu sprechen.
Auf der Arbeit würde ich nun auch nicht wollen, dass es jeder weiß. Falls ich mit Kollegen auch befreundet wäre, würde ich es genauso handhaben, wie bei anderen Freunden auch und es eben in einer Situation, wo gerade niemand anders mithört, einfach kurz und bündig erzählen. Den anderen Arbeitskollegen würde ich einfach nur sagen, dass es eben etwas privates ist, worüber ich momentan nicht sprechen möchte.
Auch wenn du mit niemandem über das Scheitern deiner Beziehung sprechen möchtest, so steht dir die Traurigkeit und Resignation doch im Gesicht geschrieben. Du kannst es nicht lange verbergen, das etwas Gravierendes bei dir nicht stimmt. Jeder wird sich Gedanken machen und fragen, warum du nicht einfach darüber sprichst. Klar ist es sehr, sehr schwer darüber zu sprechen und es wird nicht ohne Tränen abgehen. Aber hinterher bist du erleichtert. Manch einer wird dich in den Arm nehmen, ohne etwas zu sagen und das ist überaus tröstlich und bringt dir was.
Deiner Familie wirst du es sowieso nicht lange verheimlichen können, weil sie dich zu gut kennen. Und ich denke, dass sie es auch wert sind, es zu erfahren. Wenn du bisher einen guten Kontakt zu deinen Arbeitskollegen hattest und ihr auch mal privat über Dinge gesprochen habt, würde ich den engsten Mitarbeitern auch sagen, warum du so traurig bist. Sie werden ohnedies keine Ruhe geben.
Mir persönlich geht es besser, wenn ich mit jemandem über solche Dinge sprechen kann. Gute Freunde sind dafür da, dass man ihnen auch seinen Kummer mitteilt. Es würde eine Erleichterung für dich sein. Aber es ist auch so, dass jeder eine andere Meinung hat, die man tolerieren muss. Du könntest erst einmal mit deinem besten Freund darüber reden, das wäre zumindest ein Anfang.
Ich finde es wichtig, dass es wenigstens einen Menschen gibt, mit dem du da drüber reden kannst. Wenn man alles immer nur für sich behält und mit allem alleine fertig werden will, geht man meiner Meinung nach auf Dauer kaputt. Von daher würde ich mir an deiner Stelle den besten Freund oder den Bruder beziehungsweise die Schwester schnappen und mich einmal richtig ausheulen. Danach geht einem meistens viel besser und man fühlt sich nicht so alleine. Außerdem ist es so, dass sich manche nach einer Trennung ablenken möchten und etwas mehr unternehmen wollen. Das geht natürlich viel einfacher, wenn der beste Freund weiß, dass du gerade eine Trennung durchmachst und es dir nicht gut geht. Ich denke, dann wird er sich auch etwas mehr Zeit für dich nehmen können.
Dass man das nicht allen Bekannten und Arbeitskollegen auf die Nase binden will, kann ich sehr gut nachvollziehen. Die meisten wissen sowieso nicht, wie sie in der Situation reagieren sollen, und spielen einem falsches und unnötiges Mitleid vor. Wenn mich Bekannte in so einer Situation darauf ansprechen, dann schließe ich das Thema meistens auch mit nur einem Satz wieder ab.
Trennungen sind blöd. Jeder geht anders damit um. Schau bitte nur zu, dass du nicht in ein tiefes Loch fällst. Aber wir alle wissen, dass es irgendwann wieder aufwärts geht.
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