Abitur auf Gesamtschule - kaum Anerkennung?

vom 21.05.2012, 18:38 Uhr

A hat das Abitur im letzten Jahr auf der Gesamtschule gemacht. Er hat ein Zweierabitur gemacht und hoffte damit auch ein Studienplatz zu finden. Aber er wurde in 4 Unis abgelehnt, weil die Note zwar gut ist, aber eben von der Gesamtschule nicht solch einen Wert hat. Man würde die Abiturnote 2 auf der Uni so anerkennen, wie ein Abitur auf dem Gymnasium mit der Note 4 und da wäre es schwierig einen Studienplatz zu finden.

Ist das wirklich so, dass man das Abitur auf der Gesamtschule vergessen kann? A hat sich dann in einem Betrieb vorgestellt um erst mal Speditionskaufmann zu lernen. Dort war die Voraussetzung das Abitur und im Vorstellungsgespräch wurde ziemlich auf das Abitur auf der Gesamtschule angesprochen. Aber es wurde nicht gesagt, dass es nicht zählt. Eine Woche später bekam er dann von der Firma die Absage und A vermutet wegen dem Abitur von der Gesamtschule.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Also eigentlich darf das nicht sein, denn Abitur ist Abitur. Aber es kommt auch darauf an in welchem Bundesland A lebt und das Abitur bestanden hat. Denn bei uns in Niedersachsen gibt es das Zentralabitur, dass heißt das ich als Fachgymnasium Schüler, dass gleiche Abitur schreibe wie die Schüler auf den normalen Gymnasien. Der Unterschied liegt dabei nur in den Schwerpunkten. Da diese auf normalen Gymnasien eher Allgemein bildend angesetzt sind. Wobei bei den Fachgymnasien ein gewisser Schwerpunkt detailliert gelehrt wird.

Doch das Abitur auf den Gesamtschulen, ist soviel ich weiß relativ neu. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass hier noch Vorurteile bestehen, durch welche solch ein Verhalten von Universitäten und Unternehmen sich erklären lässt. Natürlich darf das nicht sein, doch ist das nicht in Prinzip mit allen Dingen so? Mir als Fachgymnasium Schüler werden auch Vorurteile vorgeworfen. Doch ich schreibe in den Hauptfächern das selbe Abitur, wie Schüler von normalen Gymnasien.

Das ist natürlich sehr zum Nachteil von A, denn dieser hat meiner Meinung nach, eine höhere Leistung erbracht als ein normaler Gymnasiast. Denn er musste sich von seinen Schülern abheben, damit er sein Ziel erreichen kann. Wobei bei den normalen Gymnasiasten solch ein Problem nicht besteht. A sollte bei den Unternehmen und Universitäten nach dem Grund nachhacken, denn solch ein Verhalten ist schlichtweg unfair. Das darf nicht passieren und er sollte dagegen vorgehen.

» OmFg! » Beiträge: 607 » Talkpoints: 1,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Offiziell darf das definitiv so nicht gewertet werden. Allerdings ist es inoffiziell tatsächlich so, dass man immer einen Abiturient vorziehen würde, der sein Abitur auf einem Gymnasium gemacht hat - aber auch nur dann, wenn die Noten sonst komplett gleich wären.

Ich habe noch nie etwas davon gehört, dass das Abitur auf einer Gesamtschule derart abgewertet wird, dass eine 2 dann eine 4 wird. Das kann ja auch gar nicht sein. Mein Bruder und ich sind damals auf die gleiche Schule gegangen, nur das ich eben ein paar Jahrgänge über ihm war. Ich habe mein Abitur noch gemacht, als es ein ganz normales Gymnasium war. Er hat das Pech, dass die Schule kurzer Hand mal die Schulform geändert hat, als er mit der zehnten Klasse fertig war.

Die Lehrer haben den Schülern dann auch geraten die Schule zu wechseln und ihr Abitur an einem normalen Gymnasium zu machen und nicht an der Gesamtschule, weil der Gymnasialstempel mehr wert wäre. Daraufhin hat sich tatsächlich die komplette Klasse aufgelöst und komplett alle sind an andere Gymnasien gegangen. Er hat dann auch sein Abitur an einem normalen Gymnasium gemacht und das ist auch gut so. Er ist sogar an eine Art Elitegymnasium gekommen, wo er auch nur hinkonnte, weil die Klasse sich eben aufgelöst haben und alle anderen Gymnasien Schüler aufnehmen musste. Schlecht war das nicht.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Wenn man mit Schülern spricht, die einen Kooperations-LK an einem Gesamtschule und sonst an einem Gymnasium sind, dann hört man dort auf große Unterschiede. Zu meiner Zeit war es definitiv so, dass die Gesamtschule nicht den gleichen Stoff geliefert hat wie ein Gymnasium, die Noten im Schnitt aber weitaus besser waren. Wie das heute ist, weiß ich nicht. Aber es ist in der Tat so, dass man das Abitur einer Gesamtschule nur schwer mit einem vom Gymnasium vergleichen kann. Es kann sein, dass sich das jetzt durch G8 und G9 geändert hat.

» musicality » Beiträge: 809 » Talkpoints: 1,77 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Eigentlich ist es nicht richtig, dass das Abitur von der Gesamtschule so einen schlechten Stand hat, aber ich kenne es auch nur so, dass die meisten Menschen da einen Unterschied machen und dass Abiturienten vom Gymnasium einen besseren Stand haben als Abiturienten von der Gesamtschule. Während meiner Schulzeit sind einige Mitschüler auf die Gesamtschule gewechselt, weil sie auf dem Gymnasium nicht zurechtgekommen sind. Da stand immer der Gedanke im Raum, dass die Anforderungen auf der Gesamtschule nicht so hoch sind und dass das Abitur von der Gesamtschule auch irgendwie ein bisschen als „Abi light“ angesehen wird. Ich muss zugeben, dass ich es auch besser finde, dass ich ein Gymnasium besucht habe und keine Gesamtschule, obwohl ich meine Schule nicht unbedingt leiden konnte.

Da ich selbst nicht auf der Gesamtschule war, habe ich auch keine Erfahrungen damit gemacht, wie es ist, wenn man sein Abiturzeugnis von der Gesamtschule vorzeigt. Wenn ein Arbeitgeber die Wahl zwischen einem Abiturienten vom Gymnasium und einem Abiturienten von der Gesamtschule hat, wird er sich bei gleicher Sympathie und vergleichbaren Noten vermutlich eher für den Bewerber vom Gymnasium entscheiden. Richtig ist das nicht unbedingt, aber ich glaube nicht, dass ich anders handeln würde. Ich habe auch irgendwie noch das Vorurteil im Kopf, dass die Gesamtschule nicht mit dem Gymnasium vergleichbar ist.

Dass eine Note aber konsequent abgewertet wird und dass eine zwei auf der Gesamtschule einer vier auf dem Gymnasium entspricht, habe ich noch nie gehört. So konkret kann man das ja auch gar nicht umrechnen. Vielleicht wird davon ausgegangen, dass ein Schüler bei gleichem Lernaufwand auf der Gesamtschule eine zwei erhalten würde, während die erbrachte Leistung auf dem Gymnasium gerade einmal für eine vier reicht. Dennoch wird sicher niemand hingehen und das konkret so ausdrücken. Es wird eher so sein, dass da diverse Vorurteile bestehen. Ob die berechtigt sind oder nicht, kann ich nicht beurteilen, weil ich nur eine Schulform kennengelernt habe. Diese Vorurteile halten sich recht hartnäckig und sind dann sicher auch dafür verantwortlich, dass jemand, der von der Gesamtschule mit dem Abitur abgegangen ist, nicht so gerne genommen wird wie ein Gymnasiast.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das Abitur kann ja schon lange auf der Gesamtschule gemacht werden. Von daher sollte dieses Vorurteil langsam ausgeräumt werden. Ich weiß von einigen Müttern, die ihre Kinder vom Gymnasium genommen haben, weil sie der Meinung waren, dass die Kinder mit dieser Schulform besser klar kommen würden und das Abitur dort leichter wäre. Mittlerweile gibt es das Zentralabitur und da finde ich es nicht korrekt, wenn an der Uni und im Berufsleben solche Unterschiede gemacht werden.

Vielleicht sollte sich da das Kultusministerium darum kümmern, dass die Vorurteile abgebaut werden können. Es wurde genau festgelegt, welche Anforderungen an Schülerinnen und Schüler seitens der entsprechenden Schule gestellt werden. Wenn diese Anforderungen erfüllt sind und das Abiturzeugnis vorliegt, sollten die Abiturienten gleich behandelt werden. Aber so wie es aussieht, haben Abiturienten der Gesamtschulen keinerlei Chancen. Das muss dringend geändert werden. Vor allem verstehe ich die Universitäten nicht, wenn sie so unterscheiden. Und damit sollte man das Kultusministerium konfrontieren. Ein Arbeitgeber ist wahrscheinlich mit noch mehr Vorurteilen behaftet.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Abitur ist Abitur und seitdem es in Deutschland zusätzlich noch das Fachabitur gibt, hat sich sowieso alles ein wenig gelockert. Es ist richtig, dass das Abitur an einer Gesamtschule oft nicht als so wertvoll angesehen wurde wie das Abitur an einem Gymnasium mit gutem Ruf. Doch ich habe es auch schon anders herum erlebt, von daher will ich mich da nicht festlegen.

Der jüngere Bruder eines Freundes war auf einer Gesamtschule und hat dort ein Sportabitur gemacht, dass man eigentlich an deutschen Gymnasium nicht speziell machen kann. Da es jedoch als sportliche Eliteschule ausgezeichnet ist, hat er sofort einen Platz an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) bekommen, was auch darauf zurück zu führen ist, dass er eben dieses Abitur von der Sport-Gesamtschule hat. Solche Elite-Gesamtschulen gibt es überall in Deutschland und sie bilden auf unterschiedlichste Art und Weise aus: Im Sportbereich, dem Musikbereich, der Kunst oder den Naturwissenschaften. Ein spezielles Abitur dieser Bereiche gibt einem bei bestimmten Bewerbungen sicherlich ein Vorteil. Ansonsten ist das Abitur jedoch jedem anderen gleichzusetzen und ich habe inzwischen nicht mehr das Gefühl, dass Unterschiede zwischen AbiturX und AbiturY gemacht wird - außer natürlich der Notenunterschied.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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