Nachbarliches Geigespiel in Mietwohnung, was würdet ihr tun?

vom 10.10.2012, 14:31 Uhr

Seit nunmehr einer Woche wohne ich jetzt in meiner neuen EInzimmerwohnung in einer Großstadt. Ich komme aus einem Eigenheim im Dorf, habe mich also mental schon auf einen gewissen Anstieg des Lärmpegels in der Wohnung eingestellt. Da die Wohnsituation hier momentan stark angespannt ist (viele meiner Mitstudenten sind noch nirgendwo untergekommen und das eine Woche nach Studienbeginn), kann ich mich glücklich schätzen, überhaupt etwas bekommen zu haben und habe die Wohnung auch ohne großes Nachdenken annehmen (müssen), denn eine andere Wahl wäre nur ein großes Risiko geworden.

Mir gefällt es hier auch sehr gut, trotz der (hier bereits irgendwo angesprochenen) recht weiten Entfernung zur Uni (ca. 40 Minuten). Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, an sich sehr anständige Lage und ein sehr freundlicher Vermieter. Doch ich muss hier mit 370 Euro warm für eine Studentenbude nicht gerade wenig bezahlen, wenn man auch dazurechnet, dass die Lage für solche wenig attraktiv ist. Und der Grund, warum ich es nicht ursprünglich beim Wohnheim probiert habe, ist der, dass ich dort befürchtet habe, durch etwaige Partys (die zwar ab und zu nett sein können, aber zu häufig doch stark nerven können) beim Lernen gestört zu werden. ich studiere nämlich Medizin, und bereits jetzt merke ich, dass der Lernaufwand wirklich kein weit verbreitetes Vorurteil ist, sondern eine reine Tatsache.

Nun habe ich aber den großen Schock erlebt. Ausgerechnet in der Wohnung unter mir lebt anscheinend ein großer Musikfreund, der mich nun seit meiner Ankunft mit seinem Gesang und besonders seinem Geigespiel täglich in die Verzweiflung treibt. Gestern kam ich von der Uni, wollte gerade meine Bücher auspacken und das gelernte Nacharbeiten, da setzte es ein. Und es gibt kaum etwas Störenderes, wenn man gerade über Chemie brütet, als das immergleiche Musikstück wieder und wieder zu hören, zwei Stunden lang bis einem die Ohren bluten. Dann war es wieder leise. Doch in der Zeit war an Konzentration nicht zu denken und ich musste abbrechen und abends weitermachen.

Ich habe jetzt zwiegespaltene Gefühle; einerseits weiß ich ja, dass es erlaubt ist, außerhalb der Ruhezeiten bis zu zwei Stunden zu musizieren. Auch ist mir klar, dass ich jemandem sein Hobby nicht einfach verbieten kann. Nur ich muss auch einfach sagen, es ist sehr laut und sogar mit meinem Handy aufnehmbar (und das in meinem! nicht seinem Zimmer). Dabei kann ich mich nicht konzentrieren und ich glaube kaum, dass sich das ändern wird. Mir graut es davor, das täglich anhören zu müssen und mich dabei auf nicht einfach zu bestehende Prüfungen vorzubereiten, denn ich bin kein Wunderkind und wenn ich den Lernstoff sehe, wird mir ganz schlecht. Und was ist an Tagen, an denen ich einmal ausschlafen möchte?

Mein Mietvertrag ist erst in drei Monaten kündbar. So lange muss ich also wohl oder übel hier bleiben. Sollte ich mich trotzdem auf Wohnungssuche begeben? Denn die Person wohnt sicherlich schon länger da, und wird so schnell bestimmt nicht wegziehen. Ich toleriere viel, aber das Studium ist gewissermaßen mein Job und ich möchte dort gute Leistungen erzielen. Ich hoffe, in einigen Monaten hat auch der Wohnungsmarkt sich entspannt. Was würdet ihr tun? Heute will ich zumindest den Vermieter einmal darauf ansprechen, auch wenn ich weiß, dass er es dem Menschen nicht verbieten kann.

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» Askyneedsclouds » Beiträge: 221 » Talkpoints: 58,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Vielleicht muss der musizierende Nachbar ja auch nicht unbedingt gleich in eine andere Wohnung ziehen, ebenso wenig wie Du. Bevor Du mit dem Vermieter sprichst, solltest Du vielleicht den Nachbarn direkt ansprechen.

Vielleicht ist er ja gar nicht so auf eine feste Zeit zum musizieren festgelegt und ist bereit, seine Übungen zu anderen Zeiten statt finden zu lassen. Solange er nichts von Deinem Problem damit weiß, kann er ja auch nichts unternehmen, um es eventuell abzustellen. Wenn Ihr eine Einigung finden könnt, habt Ihr beide etwas davon. Gleich mit dem Vermieter zu kommen, verhärtet vielleicht gleich die Fronten und man kann keine Einigung finden. Ein nettes Gespräch, ruhig und sachlich vorgebrachte Argumente und ein freundliches Auftreten können da vielleicht viel mehr bewirken.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich habe eine ähnliche Situation gehabt, allerdings waren die Musizierenden meine Vermieter und deren Kinder. Ich habe damals einen richtigen Hass auf klassische Musik entwickelt. Was sich mittlerweile zum Glück wieder ein wenig gelegt hat.

Problem waren eher die Zeiten, zu denen gespielt wurde. Allerdings war in meiner Wohnung vorher ein Büro, welches eben Nachts nicht besetzt war und so wuchsen die Kinder damals in die Situation rein, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit musizieren konnten. Morgens im Urlaub geweckt werden, weil der Nachbarsohn Cello übt, fand ich weniger witzig. Oder Nachts nicht schlafen können, weil die Tochter Geige übt. Wobei ich zwei Zimmer habe und grundsätzlich unter dem Zimmer geübt wurde, in dem ich mich aufhielt.

Da die Kinder bereits auch alle Erwachsen waren und etwa in meinem Alter sind, war es für mich auch zum Teil schwer nachzuvollziehen, wie man ständig üben kann. Aber beide Kinder haben heute einen Beruf, der mit Musik zu tun hat. Beide leben nicht mehr in der Wohnung unter mir. Somit ist Ruhe.

Allerdings kann man redenden Menschen helfen. Da die Vermieterfamilie das komplette Stockwerk unter mir als Wohnung hat und somit mehr als die zwei Räume unter meiner Wohnung zur Verfügung stehen, habe ich irgendwann die Mutter angesprochen, ob es möglich ist, dass ihr Sohn während meines Urlaubs in einem anderen Teil der Wohnung Cello übt, da ich gerne ausschlafen möchte. Das war kein Problem. Ich denke, es war ihnen auch einfach nicht bewusst, wie laut das ist. Und ein Cello holt einen schon aus dem Tiefschlaf.

Mittlerweile hat mein Vermieter sein Büro und wohl auch Hobbyzimmer unter meinem Wohnzimmer. Der spielt auch grundsätzlich Abends. Bevorzugt nach 21 Uhr. Da ich da meistens fernsehe, bekomme ich das mit. Er hört auch öfters mal nicht um 22 Uhr auf. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

Generell hilft reden. Sprich deinen Nachbarn einfach erst mal an, ob man das eventuell anders regeln oder absprechen kann. Viele zeigen sich einsichtig. Sollte sich nichts ändern, weil der Nachbar sich querstellt, kann man noch andere Lösungswege suchen. Mittlerweile reißen mich die Nachbarskinder über mir aus dem Schlaf. Da da reden wenig brachte, bin ich auf Ohropax umgestiegen und wir haben alle unsere Ruhe. Da wird zurzeit eine große Baustelle vorm Haus haben, passiert es auch, dass ich mich Mittags zum Lesen ins Bett lege und dazu Ohropax verwende. Die Ruhe ist einfach himmlisch.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Vielleicht weiß Dein Nachbar ja im Moment gar nicht, dass neben ihm in der Wohnung jemand sitzt, der sich von seiner Musik und seinem Gesang gestört fühlt. Ich würde daher auch an Deiner Stelle erst einmal mit dem Nachbarn reden und ihn fragen, ob er wüsste, wie laut es denn ist. Er wird zwar vermutlich mit dem Argument kommen, dass es eben zur Tageszeit sei und nicht mitten in der Nacht oder zu anderen unmenschlichen Zeiten, aber wenn Du ihn darauf hinweist, dass es Dich in Deinem Lernen stört, hat er vielleicht ein Einsehen und kann auch mehr damit anfangen, nimmt mehr Rücksicht oder dämmt seine Wohnung etwas ab.

Eventuell würde es Dir ebenfalls helfen, wenn es wirklich nur die Musik ist, die Dich stört, wenn Du ebenfalls Dein Zimmer noch etwas abdichtest oder mit entsprechenden Ohrstöpseln einfach den Geräuschpegel verringerst. Ich denke zum Einen wirst Du erneut Probleme mit der Wohnraumsuche haben und zum Anderen kann Dir keiner garantieren, dass Du dann erneut relativ laute Nachbarn hast. Insofern geht es nur, wenn man sich irgendwie arrangieren kann und Kompromisse eingehen kann, wenn Dein Nachbar sich nicht zurücknehmen kann, Dir nicht entgegenkommen will.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



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