Honorarstreit der Kassenärzte: warum trotzdem Streik?

vom 10.10.2012, 03:09 Uhr

Heute habe ich in den Nachrichten gelesen, dass der Tarifstreit der Kassenärzte wohl beigelegt ist und die Gesamtheit der Mitgliedsärzte im kommenden Jahr rund 1,27 Milliarden mehr verdienen werden.

Mit den Arbeitsbedingungen und dem relativen Honorar kenne ich mich nicht so gut aus, das heißt, ich kann mir auch nicht denken, ob das nun ''angemessen'' ist oder nicht. Trotzdem wundere ich mich doch ein wenig, warum die Kassenärzte trotzdem wie vor einer Weile angekündigt ihre Arbeit für kurze Zeit niederlegen wollen? Was gibt es denn jetzt noch zu ''erstreiken''?

» BlindKanshi » Beiträge: 243 » Talkpoints: 2,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Ärzte wollen weiter streiken, weil die Bürokratie, die in den Krankenkassen herrscht, unzumutbar ist. Die Ärzte müssen alles bei den Krankenkassen hinterlegen und das ist sehr zeitaufwendig, wofür sie kein Geld erhalten. Oft sitzen sie stundenlang vor Papieren, die ausgefüllt werden müssen und der Sinn nur den Krankenkassen vorbehalten ist.

So geht es bei den Streiks, die fortgesetzt werden, nicht um die Honorare, sondern um das Verhalten der Krankenkassen den Ärzten gegenüber. Wer glaubt, als Arzt viel zu verdienen und auch viel Freizeit zu haben, der irrt sich. Viele Ärzte bemängeln eben das Verhalten der Krankenkassen, da sie Auflagen stellen, die oft nur schwer zu erfüllen sind.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Es ist mittlerweile so, dass sich gerade die Hausärzte oftmals hoch verschulden, wenn sie immer das verschreiben, was der Patient braucht. Das liegt daran, dass man von den Kassen bestimmte Vorschriften bekommt, was man in welcher Menge verschreiben darf. Es kommt daher oft vor, dass Ärzte insolvent werden, wenn sie eigentlich alles zum Wohle ihrer Patienten tun und das kann nicht richtig sein.

Dazu kommt der ganze schriftliche Aufwand. Ein Arzt muss in seiner Schicht alles dokumentieren und das kostet viel Zeit, die ihm keiner bezahlen wird. Im Krankenhaus arbeiten Ärzte auch oft zu lange und dürfen die Überstunden nicht aufschreibe, weil kein Geld da ist. Ärzte verdienen nicht so gut, wie man vermutet. Das Gehalt ist nicht angemessen und daher sind solche Streiks absolut in Ordnung, denn wer arbeitet gehört dafür auch entlohnt und vieles wird bei Ärzten einfach nicht bezahlt und vergütet.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Es kommt daher oft vor, dass Ärzte insolvent werden, wenn sie eigentlich alles zum Wohle ihrer Patienten tun und das kann nicht richtig sein.

Naja übertreiben muss man das jetzt auch nicht. Selbst der einfache Hausarzt verdient in der Regel seine 3.000-5.000 Euro netto im Monat, gibt ja selbst die KV zu. Es ist also nicht wirklich so, dass viele Ärzte kurz vor dem Ruin stehen. Das kann man eigentlich von fast keinem Arzt behaupten, egal ob in Niederlassung oder im Krankenhaus.

Vielmehr ist es eher eine Frage, ob das Geld wirklich angemessen ist, man sollte ja nicht vergessen, dass für diese Honorare in der Regel mindestens 60 Stunden oder mehr gearbeitet wird. Allein die Arbeitszeit sollte schon mindestens den 1,5-2fachen Lohn des gewöhnlichen 35-40 Stundenarbeiters rechtfertigen.

Dazu kommt natürlich eben auch, dass ein niedergelassener Arzt im Grunde ein selbstständiger Unternehmer ist und dementsprechend auch für die erbrachte Leistung genauso bezahlt werden sollte, wie jeder andere Unternehmer. Was nicht sein kann, sind unbezahlte Untersuchungen, nur weil der Patient schon mal im Quartal da war. Dem Sanitärunternehmen kann ich ja auch nicht sagen, ich bezahle nicht schon wieder, weil ich am Anfang des Quartals schon mal eine Rechnung für meine kaputte Toilette bezahlt habe, wenn jetzt das Waschbecken kaputt ist.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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