Unangemessene Kleidung - darf Lehrer Unterricht verweigern?

vom 23.12.2011, 23:29 Uhr

Nehmen wir an, ein Schüler der 8. Klasse, also ein etwa 14-jähriger Junge, erscheint im Punk-Outfit im Mathematikunterricht seines Gymnasium. "Punk-Outfit" soll hierbei heißen: niedriger Irokesenschnitt, zerlöcherte Jeans und Lederjacke, außerdem ein weißes T-Shirt, auf das mit einem Edding Parolen gekritzelt wurden, allerdings keine von strafrechtlicher Relevanz. Der Junge setzt sich in die hinterste Reihe, befindet sich also nicht im Blickfeld anderer Schüler, kann also optisch niemanden wirklich stören oder ablenken, sofern die Schüler wie vorgesehen nicht nach hinten, sondern nach vorne zum Lehrer schauen.

Wenn die Lehrerin sich nun wegen ihrer Meinung nach "dem Anlass unangemessener Bekleidung" weigert, ihn zu unterrichten, bevor er sich nicht angemessen umgezogen und frisiert hätte, macht sie sich dann irgendwie strafbar? Was, wenn sie dem Schüler befiehlt, er solle nach Hause gehen und umgezogen zurückkommen, oder aber, falls er nicht bereit sei, sich umzuziehen, dann könne er gleich zuhause bleiben? Und wie sähe es aus, wenn sie zusätzlich sagen würde, dass sie den Unterricht nicht beginnen würde, ehe der ihrer Meinung nach unangemessen Bekleidete den Raum verlassen hätte?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Solange das Outfit eines Schüler nicht gegen irgendwelche Regel nun Gesetze verstößt (also zum Beispiel zu freizügig), kann die Lehrerin absolut nichts machen, weil es jedem selbst obliegt, wie er sich kleidet und wie nicht. Was ''angemessen'' ist und was nicht, entscheidet nicht sie, weil es, sofern keine Schule mit Schuluniform, keine festen Regeln gibt, was man in der Schule anzuziehen hat und was nicht. Und wie ich das verstehe, verstößt der Jugendliche gegen keine Gesetze, seine politischen Parolen sind nicht strafrechtlich, Hose und T-Shirt hat er an, Schuhe auch, also was will sie ihm vorwerfen? Das ihr seine Kleidung nicht gefällt?

Unsere Lehrer wiederholen immer wieder, dass sie dazu verpflichtet sind, die Schüler zu unterrichten und es ihnen nicht erlaubt ist, diese rauszuschicken. Ich weiß, dass dies früher häufiger praktiziert wurde, besonders als ich in der fünften und sechsten Klasse war und gerade frisch auf das Gymnasium kam, gab es einige Problemkinder, die dann von den Lehrern gerne mal vor den Raum geschickt werden mussten. Irgendwann muss sich das geändert haben oder aber es wurde betont, dass sie das nicht dürfen, auf jeden Fall aber bekommt man nicht selten zuhören, wer denn nicht schon alles vor der Tür gelandet wäre, wenn es denn erlaubt wäre. Ist es aber nicht. Schüler haben ein Recht auf Bildung und Lehrer sind verpflichtet sie zu unterrichten. Und wenn das Aussehen des Jugendlichen nicht der Kleiderordnung der Lehrerin entspricht, kann sie dagegen nichts tun, außer vielleicht Beschwerde einlegen oder kündigen. Ich bezweifele stark, dass eine Beschwerde was bringt und wenn sie ihn rausschickt, dann kann es an ihm sein, sich zu beschweren, so dass die Lehrerin eine Abmahnung bekommt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Nein ich denke so einfach ist es nicht einen Schüler mit auffallender Kleidung nicht zu unterrichten. Es gilt immer noch die allgemeine Schulpflicht für jeden Schüler und dabei ist egal, was er aus seinem Äußeren macht. In meinem Dorf gibt es auch solch einen Jungen im "Punk-Style". Er hat auch fettige Haare, seitlich kurz, oben lang und seitlich gekämmt. Dazu sind die Haare an den Spitzen noch lila gefärbt. Er trägt auch immer eine dreckige und schlapprige Jacke. Im Bus setzt sich eigentlich meistens niemand neben ihn, weil er einfach auch unglaublich müffelt.

Ich denke die Lehrer dürfen erst handeln, wenn auf dem T-Shirt wirklich Sprüche drauf sind, die rechtsradikal oder ausländerfeindlich klingen. Wir hatten mal einen Klassenkameraden, der wurde von der Lehrerin ermahnt am nächsten Tag ein normales T-Shirt anzuziehen. Er hatte an diesem Tag ein T-Shirt mit einem Totenschädel in der Mitte an. Er war Metall-Fan und anscheinend war es das Cover einer der Alben seiner Lieblingsband. Die Lehrerin meinte seine Kleidung wäre unangebracht und so etwas hätte in der Schule nichts zu verloren. Sie konnte ihn jedoch nicht von der Schule nach hause schicken, weil eben jeder seine spezielle Kleiderordnung hat. Sie bat ihn lediglich darum, sich am kommenden Tag etwas anderes anzuziehen.

Womit die Lehrer jedoch handeln können sind Verweise. Sollten sich auf einem T-Shirt wirklich rassistische Sprüche erkennen lassen, so kann man dem Schüler einen Verweis geben, ihn praktisch von der Schule schmeißen. Ansonsten sollte die Toleranz gegenüber Andersdenkenden, dazu zähle ich auch Punks, auch bei den Lehrern gegeben sein. Was in der Schule wirklich zählt ist die Leistung und nicht das Äußere. Und wenn er sein Äußeres so gestaltet, dass es im legalen Rahmen ist, dann ist das hinzunehmen.

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also solange diese Person nicht zu freizügig in die Schule kommt, darf der Lehrer diese Person nicht vor die Tür setzen oder sonstiges mit dem Schüler machen. Denn jeder kann selber entscheiden, was er Tragen möchte. Wenn es schon zu freizügig ist, dann kann ich dies noch verstehen aber so wiederum nicht. Man kann ein Schüler nicht einfach ohne triftigen Grund rausschmeißen denn wie mein Vorredner schon schrieb jeder Schüler hat ein Recht auf Bildung, egal wie er gekleidet ist, und darf nicht für die Zukunft beeinträchtigt werden.

Ich meine auch mal irgendwo gehört oder gelesen zu haben, dass ein Lehrer nicht ohne sinnvollen Grund jemanden rausschmeißen darf, da dieser sonst Probleme mit dem Chef bekommen könnte. Denn wie gesagt
ein Lehrer darf einen Schüler nicht wegen seiner Kleidung oder seines Aussehens einfach rausschmeißen.

» GI KA » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 62,28 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Sofern der Schüler nicht gegen irgendwelche Regeln oder Gesetze verstößt, darf der Lehrer sich nichts erlauben. Ich finde, dass ist kein Grund ein Schüler vor die Tür oder nach Hause zu schicken. Wenn ein Schüler im Unterricht stört, kann der Lehrer die/den Jenige/Jenigen vor die Tür schicken. Aber in diesem Fall dürfte es der Lehrer meiner Meinung nach nicht machen.

» uA_Musti » Beiträge: 542 » Talkpoints: 25,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Also erstmal, mir wär's recht wenn dann der Unterricht ausfällt :D .

Aber im Ernst. Es dürfte doch eigentlich nicht Regelkonform sein so etwas zu behaupten, außer die Schule setzt Kleiderordnung vor oder andere Schüler fühlen sich dadurch stark "belästigt". Wie das hierbei geregelt ist weiß ich auch nicht. Aber normalerweise darf ein Lehrer nicht wegen persönlicher Ansichten einem Schüler den Unterricht verwehren, da er dem Schüler somit sein Recht auf freie Meinungsäußerung (durch die Wahl seiner Kleidung) verwehrt. Ich denke mal, dass der Lehrer in diesem Falle sich eher durch den Schüler provoziert fühlt (vllt. auch durch fehlende Lernbereitschaft des Schülers) und ihm deshalb versucht eins auszuwischen. In solchen Fällen hilft meist ein Gespräch mit dem Direktor; falls dies nicht wirkt, würde ich mich ans Ministerium für Schule und Weiterbildung wenden. Falls es derart weit kommen muss (oder auch nicht) hilft es manchmal auch die Sache Publik (also Zeitung) zu machen oder auch nur damit zu drohen.

Ich habe selbst schon ähnliche Erfahrung gemacht. Hierbei ging es aber um die Wahl meiner Fächer in der Oberstufe. Nach einem Telefonat mit dem Ministerium wurde die Schule aber dann darauf hingewiesen, dass sie meiner Fächerkombi zulassen musste.

» ffas1994 » Beiträge: 42 » Talkpoints: 30,85 »


Rechtlich gesehen muss die Lehrerin meiner Meinung nach den Schüler weiterhin unterrichten, da sich nun mal jeder kleiden darf wie er möchte. Der Schüler könnte sich auf seine Grundrechte berufen. Auf der anderen Seite gibt es die sogenannte "Ordnung", dass sind ungeschriebene Regeln, die definieren, was in einer Sozialen Gruppe, also einer Kultur als angemessen und nicht angemessen für ein gedeihliches zusammenleben gilt. Die Grundrechte sind nun mal die Rechte, die über Allem stehen und somit kann er sich meiner Meinung nach anziehen wie er will, dass ist auch ein Teil der freien Entfaltung der Persönlichkeit.

Mal davon abgesehen finde ich, sollte sich nun mal jeder Kleiden können wie er will. Ich verstehe es bis heute nicht, wie Lehrer sich anmaßen könne, zu entscheiden, was als normale Kleidung gilt und was nicht. Es muss sich nun mal nicht jede Person gleich anziehen meiner Meinung nach. Die Kleidung ist ja ein Teil der Persönlichkeit, da man auch etwas damit ausdrücken möchte. Dies zu unterdrücken finde ich bedenklich. Ich habe selber erlebt, wie ein Mädchen der Klasse verwiesen wurde, weil ihre Hose angeblich zu kurz war und das im Sommer. Ich finde es nicht okay, wenn Leute anfangen zu entscheiden, was zu kurz, was zu lang, was zu auffällig, was zu unauffällig, was zu blau, was zu grün, was zu kariert, was zu gepunktet ist und so weiter. Jeder sollte das Recht haben, sich anzuziehen wie er will, ob es anderen gefällt oder nicht. Ich finde es sogar gut, wenn bereits junge Leute nicht so strikt angepasst daher kommen und sich aus der Masse hervorheben können mit der Kleidung. Nur weil man eine gewisse Kleidung trägt, heißt dies ja nicht das man ein schlechterer Mensch ist, finde ich.

Wenn man verbieten will, dass Schüler sich nach einer bestimmten Art anziehen, soll man doch bitte direkt Schuluniformen einführen. Weil nur eine Person zu diskriminieren geht meiner Meinung nach überhaupt nicht. Ich hätte auch damals absolut nichts gegen Schuluniform gehabt. In England hat das ganze auch seinen Charm. Im Endeffekt finde ich es halt unfair, wenn ein Lehrer oder eine Lehrerin einen Schüler anhand seiner Kleidung diskriminiert, fehlt nur noch das man Schüler anhand ihrer Hautfarbe beurteilt, und ist es nicht gerade das, was uns die Lehrer selber einprägen wollten, dass wir Menschen nicht anhand ihres Äußeren beurteilen sollen? Kleider machen eben nicht immer Leute.

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» held » Beiträge: 185 » Talkpoints: 6,80 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Der Schüler muss sich auf keinen Fall Sorgen machen, dass er eventuell von der Schule fliegen oder tatsächlich nicht weiter dort unterrichtet werden könnte. Es hört sich vielleicht gar nicht mal so schlecht an, zwei oder drei Tage nicht zur Schule kommen zu müssen, weil die Lehrerin einen aus dem Unterricht geschmissen hat und dazu sagte, er können auch daheim bleiben. Allerdings wird es nach wenigen Tagen schon nicht mehr so lustig, wenn man erst einmal bemerkt hat, wie viel verlorene Unterrichtszeit sich in diesem Zeitraum angesammelt hat und das man das alles ja auch irgendwie wieder nachholen sollte. Zudem hat die Lehrerin auch gar nicht das Recht, einen Schüler von der Schule zu suspendieren, egal wie sie das nun ausformuliert. Dieses Recht obliegt allein der Schulleitung und sofern diese bestimmte Lehrerin nicht gleichzeitig die Schulleitung ist – was sich in der oben stehenden Schilderung nicht so angehört hat – hat sie auch nicht das Recht, einem Schüler das weitere Besuchen der Schule als Bildungseinrichtung zu verbieten.

Lehrer haben einen Bildungsauftrag – und das bedeutet nun einmal nicht nur, dass sie ihre Schüler unterrichten dürfen, sondern dass sie sie unterrichten müssen. Sie können sich also nicht aussuchen, wen sie unterrichten wollen und wen nicht. Sonst würden sich die Klassen bald mehr als halbieren, weil jeder Lehrer nur noch die Schüler unterrichtet, die es nach seiner ganz persönlichen Meinung auch wert sind, unterrichtet zu werden. Das sind dann solche Schüler, die in das Weltbild des Lehrers passen, dieses nicht zum Wanken bringen und wahrscheinlich kleinere und jüngere Ausgaben von ihm selbst darstellen. Solche Lehrer gibt es mit Sicherheit zuhauf, auch wenn ich hier nicht über die Lehrer im Allgemeinen sprechen möchte. Das sind hoffentlich immer noch die Ausnahmen, solche Fälle.

Dass der Schüler mit seinem Äußeren gegen irgendwelche Gesetze verstoßt, scheint nicht der Fall zu sein – ebenso liegt offenkundig keine bestimmte Kleidungspflicht in der Schule, beispielsweise in der Form einer Schuluniform, vor, weswegen von Seiten der Lehrerin gar keine Argumentationsgrundlage besteht und es so scheint, als nutze sie nur aus, dass sie Lehrerin ist. Sie hat aber keinerlei Bestimmungsrecht darüber, wie sich der Schüler zu kleiden hat, solange dies nicht zu freizügig ist, was man dann in einigen Schulen durchaus auch als sexuelle Belästigung oder etwas ähnliches auslegen kann. Das ist aber nicht der Fall, wenn er sich nur als Punk kleidet. Natürlich lässt sich darüber streiten, ob das jetzt toll aussieht oder nicht und ob man so in die Schule kommen muss. Aber der Geschmack eines jeden Menschen ist verschieden und einen anderen aufgrund eines sich unterscheidenden Geschmackes zu verurteilen und ihm deshalb mit ernsten Konsequenzen zu drohen, verstößt sogar gegen die Menschen- und Persönlichkeitsrechte.

Ich denke also deshalb, dass der Schüler keinerlei Probleme dabei haben sollte, weiterhin so zur Schule zu gehen. Er sollte vielleicht die Schulleitung über das Verhalten der Lehrerin informieren und zur Sicherheit nochmal darüber in Kenntnis setzen, dass er so in die Öffentlichkeit gehen kann, wie er möchte, solange sich niemand anderes in seinen Persönlichkeitsrechten darin verletzt fühlt und auch keine Straftat – etwa durch das Zurschaustellen irgendwelcher illegaler Parolen – vorliegt. Es kann nun natürlich sein – und das ist gar nicht unwahrscheinlich – dass es ihm die Lehrerin mithilfe von schlechteren Noten für gleichwertige Leistungen im Vergleich mit den anderen Schülern zurückzahlen oder spüren lassen möchte, dass sie nichts von seinem Auftreten hält. Auch deshalb empfiehlt sich ein frühzeitiger Gang zur Schulleitung, damit diese vielleicht schon vorgewarnt ist.

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» Paul Smith » Beiträge: 416 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kenne das Problem sehr gut, dass einem die Kleidung verboten wurde. Meine Frau und ich gingen auf ein und der selben Schule und in den Schulordnungen wurde durch uns zwei Folgendes aufgenommen: Das Tragen von Kleidungsstücken der Marken Lonsdale, Alpha Industries, Fred Perry, Thor Steinar gilt ab sofort als Verboten. Weiterhin dürfen Springerstiefel und Nieten nicht getragen werden. Der Grund lag darin, dass meine Verlobte der schwarzen Szene angehörte und immer noch tut. Sie trug Springerstiefel, Nieten, Mäntel etc. dies war besonders einer Abteilungsleiterin ein Dorn im Auge! Ich selber trug jedoch gerne Lonsdale Kleidungsstücke und tue dies heute noch! Somit wurde es verboten. Wir haben uns weiterhin nicht daran gehalten und bekamen auch vor dem Schulamt in Düsseldorf recht. Man durfte uns diese Kleidungsstücke nicht verbieten, solange wir nicht eindeutig jemanden damit körperlich oder verbal Schaden zufügten, denn es handelte sich um Kleidungsstücke.

Diese Regel gibt es heute immer noch auf dieser Schule und mein Bruder wurde auch gehindert daran, seine Lonsdale-Jacke zu tragen. Für mich ohne weiteres Verständnis, denn dies ist diskriminierend. Ich sehe dort keinen Anlass für, denn nicht jeder der automatisch Lonsdale trägt ist auch gleich rechtsradikal und somit gehört das verboten, dass Lehrer sich an die Kleidungsstücke anderer Kinder vergreifen. Weiterhin ist auf dieser Schule das tragen von Röcken unterhalb der Knie verboten und auch Stöckelschuhe. Weitere Ausschnitte ebenfalls. Für mich weiterhin nur Unverständnis, denn es kann nicht sein, dass Lehrer einen Rock anhaben, wo man den Hintern sehen kann, einen Ausschnitt bis Ultimo haben und die Schüler sollen sich dann an Schulordnungen halten, während Lehrer das nicht tun? Mit mir würde es das nicht geben, aber wer es sich gefallen lässt, der ist selber schuld!

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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