Muss Google eine Filterfunktion einsetzen?

vom 29.09.2012, 14:57 Uhr

Ich las gerade in den aktuellen Nachrichten, dass der frühere Motorsportboss Max Mosley mit einer Klage gegen Google vorgehen möchte, da er angeblich Partys mit sexuellem Hintergrund mit Prostituierten feierte und dann Bilder davon bei "Google Bilder" auftauchten. Google soll nun, nach Mosley, eine Filterfunktion einführen, die die Bilder herausfiltert, die Rechte von Dritten verletzt, und anschließend löscht. Google meint dazu, dass so eine Filterfunktion eine Zensur darstellt.

Die Frage, die sich mir stellt, ist dabei, inwieweit eine solche Filterfunktion überhaupt möglich ist, da Google, sollte Mosley die Klage gewinnen, ständig das gesamte Internet bzw. seine gesamten Suchergebnisse nach Bildern, die möglicherweise die Rechte Dritter verletzten, durchsuchen muss. Die Anwälte von Mosley meinen übrigens, dass das technisch einwandfrei möglich sei, da sie es angeblich selbst ausprobiert haben.

Was meint ihr dazu? Filterfunktion ja oder nein? Ich bin mir da selbst ein wenig unschlüssig, da zum einen so eine Filterfunktion ganz nützlich ist. Wenn man selbst in der Situation ist, dass ein peinliches Bild oder sogar mehrere Bilder im Internet auftauchen, dann möchte man die schleunigst weg haben. Auf der anderen Seite stimme ich auch dem Einwurf von Google, dass es Zensur sei, in gewisser Weise zu. Ich denke es kommt darauf an, inwieweit die Filterfunktion greift bzw. wie hart die Auflagen zur Prüfung für Google ausgearbeitet werden, sollte Mosley tatsächlich mit seiner Klage durchkommen, was ich nicht annehme.

» Sabrina90 » Beiträge: 42 » Talkpoints: 0,39 »



Wenn man einmal von einem anderen Punkt an die Sache herangeht, wird die Problematik wohl deutlicher: In Deutschland hat jeder Fotografierte das "Recht am eigenen Bild", dies wirkt (unter Anderem), sofern die Person eindeutig auf einem Foto zu sehen ist. Derjenige kann bestimmen, wie mit dem Foto umgegangen werden soll: soll es gelöscht werden, darf es gespeichert, vielleicht sogar veröffentlicht werden? Wenn ich der Veröffentlichung also widerspreche, macht sich derjenige, der dieses Foto doch hochlädt, strafbar. Google kann gar nicht wissen, ob ich der Veröffentlichung zugestimmt habe oder nicht. Wie sollen sie dies auch? Dementsprechend kann eine solche Filterfunktion in der Praxis nicht funktionieren. Dazu müsste Google jeden auf Fotos abgebildeten und veröffentlichten Menschen anschreiben und eine schriftliche Bestätigung einholen. Das ist, wie wir sicher alle nachvollziehen können, eine unüberschaubare Arbeit und faktisch gar nicht möglich, weil Google nicht weiß, wer auf Fotos abgebildet wird.

Meiner Meinung nach ist auch Google nicht für sowas zuständig, sondern allein derjenige, der ein Foto hochlädt. Google bietet das Medium an, bereits veröffentlichte Fotos weltweit anzusehen, es besitzt keine Rechte an den Fotos und räumt sich diese auch nicht automatisch ein. Die Rechte bleiben dort, wo sie schon vor dem Veröffentlichen waren: Beim Urheber und der abgebildeten Person. Diese müssen sich miteinander einig werden und sich auseinander setzen, um Probleme zu klären. Selbst, wenn Google wollte, könnte man eine solche Filterfunktion nicht so umsetzen, dass sie verlässlich und gesetzeskonform greift. Zumal in jedem Land sicher auch andere Gesetze dazu herrschen.

Meiner Meinung nach riecht diese Klage nach reiner Geldmacherei. Man möchte Google die Verantwortung dafür in die Schuhe schieben, dass Andere Mist bauen. Da Google nun einmal ein milliardenschwerer Konzern ist und es mit dem Daten- und Persönlichkeitsrecht nicht so genau nimmt, dachte man wohl, man könne hier etwas herausschlagen. Ich denke, es hat zwar nichts mit Zensur zu tun, wenn man rufschädigende und nicht-gesetzeskonforme Fotos löscht, aber wie bereits gesagt, kann Google gar nicht den Überblick über das behalten, was Andere zu verantworten haben.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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