Ostprodukte: Nicht mehr das, was sie mal waren?

Bei diesem Thread hier Ostprodukte die ich regelmäßig kaufe ist mir beim Lesen eingefallen, dass mein Mann, der auch aus dem Osten kommt, auf Ostprodukte mehr oder weniger verzichtet. Er meint, dass keines der Produkte mehr so ist, wie sie zu Ostzeiten waren. Der Rotkäppchen Sekt schmeckt nicht mehr wie im Osten und der Bautzener Senf, den er als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener immer gegessen hat, schmeckt auch nicht mehr.

Warum aber sind immer noch so viele Menschen so erpicht darauf Ostprodukte zu kaufen, obwohl die Rezepturen sich schon lange geändert haben. Spee Waschmittel ist ein Billigwaschmittel von Henkel und hat mit dem Ost-Spee nichts mehr zu tun. Wir hatten neulich irgendwelche Wurst, die mein Mann im Osten gerne gegessen hat. Ich selber habe den Vergleich nicht. Aber mein Mann hat sie nicht mal aufgegessen, weil sie ihm nicht mehr geschmeckt hat.

Kennt ihr noch Ostprodukte, wo sich die Rezeptur nicht geändert hat und wo man wirklich sagen kann, dass es noch ein Ostprodukt ist? Oder kaufen die Leute nur der Nostalgie wegen und nicht wegen des Geschmacks?

Hey...ich bin ein Ostkind und kenne Ostprodukte ganz gut. Also Rotkäppchen Sekt schmeckt uns heute noch und der Senf aus Bautzen auch. Wir benutzen auch immernoch das gute alte "Ata" und auch "Fit". Und wir mögen auch "Hasseröder Pils". Aber erpicht sind wir da nicht drauf.

Wo ich gar nicht mehr ran kann, sind die Süßwarenprodukte. Die schmecken mir nicht mehr, weil eben wirklich die anderen Schoko-Marken leckerer sind. Ich würde jetzt nicht behaupten, das sich da die Rezeptur geändert hat. Das glaube ich auch nicht. Wir empfinden es nur nicht mehr so lecker, weil wir andere tolle Sorten gefunden haben.

Zum Beispiel die "Schlager Süßtafel" war in der DDR ein Schokoladenklassiker. Auch die "Knusperflocken" haben wir früher geliebt. Heute schmeckt mir beides scheußlich, stumpf und sandig. Aber früher hatten wir nichts besseres. Auch die "Blockschokolade" und diese runden "Butterkekse" würde ich heute nicht mehr kaufen. Und ich glaube nicht, das sich da die Rezeptur geändert hat.

Ich glaube auch nicht das sich unbedingt die Rezepturen stark geändert haben. Vielmehr kommen die Rohstoffe zur Produktion aus anderen Ländern oder Anbaugebieten. Im Osten hatte man Geschäftsbeziehungen zu den sozialistischen Partnerländern und hat natürlich viel dort gekauft. Heutzutage ist es wie bei jeder Firma was man nicht im eigenen Land produziert oder anbaut wird da wo es am günstigsten ist gekauft.

Ich denke einmal dass einige Zutaten heutzutage nach dem Lebensmittelrecht einfach nicht mehr zulässig sind. Die Schlager-Süßtafel die ganz ohne Schokolade hergestellt wurde ist vielleicht so ein Beispiel. Allerdings weiß doch kaum noch einer wie die Produkte wirklich vor zwanzig Jahren geschmeckt haben. Man glaubt sich zwar zu erinnern, aber meine Hand würde ich dafür wirklich nicht ins Feuer legen.

Gut, ob nun die Zutaten immer noch identisch sind bekommt man doch nur noch selten heraus. Das Spee ist sicherlich verändert worden, der Hauptbestandteil Soda ist aber geblieben. Ob nun einige Duftstoffe hinzugefügt wurden oder chemische Zutaten um die Waschkraft zu erhöhen ist doch eigentlich irrelevant. Überall geht die Entwicklung weiter, auch das Bier im Allgemeinen schmeckt nicht mehr wie vor zwanzig Jahren. Bei einfachen Produkten wie die damals beliebte Novum-Seife könnte ich mir aber vorstellen dass alles so geblieben ist wie es einmal war. Auch ändert sich regelmäßig der persönliche Geschmack der Käufer grundlegend und darauf muss sich auch der Hersteller trotz der Nostalgie einstellen wenn er sein Produkt verkaufen will. Ich habe früher gerne den Kräuterlikör „Klosterbruder“ getrunken, der schmeckt sogar immer noch so wie ich ihn in Erinnerung habe, aber er ist auf Grund der Süße eigentlich für mich nicht mehr trinkbar.

Ich weiß zwar nicht, wie der Rotkäppchen Sekt zu Ostzeiten geschmeckt hat, da ich damals noch ein kleines Kind war, aber mir schmeckt dieser Sekt heute immer. Genauso ist es mit dem Bautzner Senf. Ich kann nicht verstehen, warum er heute nicht schmecken sollte? Mängel konnte ich bislang nicht feststellen. Allerdings habe ich auch keine Erinnerung mehr daran, wie er früher war. Ich kaufe heute die alten Ostprodukte und bin damit einfach zufrieden. Die Schlager-süß-Tafel ist das einzige Produkt, was qualitativ nachgelassen hat. Ich selbst wüsste es noch nicht einmal, aber meine Mutter hat ihren Vergleich, da sie sich noch besser an die DDR und ihre Produkte erinnert als ich.

Ehrlich gesagt sehe ich das ähnlich wie dein Mann, dass die Ostprodukte schon lange nicht mehr das sind, was sie einmal waren. Ich bin zwar aus dem Westen, aber verzichte schon seit langen auf einige Ostprodukte, die ich durch meine Familie kennenlernen durfte. Es gibt sicherlich einige Produkte, die es zu kaufen gibt, aber ich denke einfach, dass auch westliche Produkte an der Qualität in jedem Fall herankommen, sodass ich auch nicht nachvollziehen kann, wieso man als Ossi noch auf die Produkte zurückgreifen will/muss. Einige sträuben sich ja regelrecht Produkte aus dem Westen zu kaufen und das finde ich einfach total albern.

Ich selber verzichte jedoch komplett auf Produkte aus dem Osten. Bin ich jedoch im Osten, kaufe ich diese schon, weil ich diese ja nutze, um den Alltag zu bestreiten. Da ich aber im Westen lebe, kaufe ich ganz einfach Löwensenf und Lenor-Waschmittel. Andere Produkte nutze ich nicht und alle Ostprodukte, die es auch im Westen zu kaufen gibt, kaufe ich auch nicht.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass es Leute gibt, die die Produkte, die es zu DDR-Zeiten gab, im direkten Vergleich mit den Produkten aus dem Westen tatsächlich vorziehen, einfach weil ihnen die jeweiligen Produkte einfach gut geschmeckt haben. Senf schmeckt je nach Hersteller einfach etwas anders und jeder hat da seine Favoriten. Wenn jemand die Sachen aus dem Osten in guter Erinnerung hat und keine vergleichbaren Westprodukte gefunden hat, wird er weiterhin den Ostprodukten nachhängen, die es längst nicht mehr gibt.

Ich denke, dass die meisten Ostprodukte aber ziemlich glorifiziert werden. Abgesehen davon, dass die Ostprodukte mittlerweile nicht mehr mit den Sachen vergleichbar sind, die wirklich in der damaligen DDR hergestellt wurden, frage ich mich doch, ob die Leute da überhaupt noch einen vernünftigen Vergleich anstellen könnten. Natürlich sind auch Geschmacksqualitäten im Gedächtnis gespeichert. Man kann sich schon erinnern, ob man einen bestimmten Geschmack kennt, aber die echten, ursprünglichen Ost-Produkte sind ja schon lange vom Markt verschwunden und ich frage mich, ob man sich nach zwanzig Jahren wirklich noch gut genug an den Geschmack der Sachen erinnern kann. Man ist da ja auch nicht frei von Beeinflussung. Rückblickend erscheinen manchen die „guten alten Sachen“ aus der DDR einfach sympathischer. Das fließt auch in das Geschmacksempfinden ein.

Dass man mittlerweile im gesamten Bundesgebiet wieder einige Sachen in den Läden findet, die an alte Ostprodukte erinnern sollen, liegt einfach nur daran, dass solche Produkte nachgefragt werden. Da ist sicher einiges an Nostalgie, oder wie man oft sagt Ostalgie, im Spiel. Die Sachen werden längst von anderen Konzernen hergestellt und übrig geblieben ist nur der alte Name. Aber scheinbar lassen sich manche Produkte damit tatsächlich vermarkten, auch wenn sie vielleicht mit den alten Ostprodukten gar nicht mehr vergleichbar sind. Geblieben ist da oft sicher nur der Name.