Motivationen und Ernüchterungen zu Beginn eures Studiums
Wie ich bereits in anderen Threads erwähnt habe, beginne ich zu diesem Wintersemester mit meinem Chemiestudium. Dass das Studium der Chemie ein sehr anstrengendes und nicht zu unterschätzendes Studium ist, wusste ich auch schon vorher, dennoch habe ich noch so einige heikle Dinge zu Beginn des Semesters erfahren. Es gab natürlich Vorkurse und einige Informationsveranstaltungen, bei denen sich auch unterschiedliche Professoren geäußert haben.
Als Motivation wurden schon einige gute Punkte genannt. Mit dem Doktor der Chemie hat man einen der besten Abschlüsse weltweit, der Verdienst ist auch keineswegs zu vernachlässigen und man ist auch weitgehendst von Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit unberührt. Daneben soll es ein anstrengendes, aber eben auch sehr spannendes Studium sein, welches einem eben auch ermöglicht eine Vielzahl an Materialien zu entwickeln, welche es so noch gar nicht gibt. Eine einzigartige Fähigkeit.
Da hörte es aber leider auch schon auf. Bereits die Fachschaft verkündete zu Beginn des Studium, dass Förderungen für Laptops und Lehrbücher erst ab dem zweiten, beispielsweise dritten Semester zu haben wären, die Abbrecherquote im ersten Jahr wäre einfach zu hoch, es wäre verschwendetes Geld. Immer wieder gibt es kleine Zwischenbemerkungen von Professoren, die sich über die Jurastudenten lustig machen, die nach zwei Stunden Vorlesung am Tag nach Hause gehen können., im Gegensatz zu uns.
Einige Professoren haben sogar gefragt, ob wir denn nach dem Abitur Urlaub gemacht hätten, dass wäre die nächsten acht Jahre vorerst nämlich nicht mehr möglich. Das Chemie ein Vollzeitstudium ist, wussten natürlich alle, aber für einige gab es dennoch eine Ernüchterung, als sie erstmal die Stundenpläne sahen. Vorlesungsfreie Zeiten sind mit Praktika belegt, vom ersten bis zum letzten Semester.
Daneben wird immer wieder erwähnt, wir sollten keine großartigen Freundschaften schließen, in einem halben Jahr wären die Kommilitonen rechts und links neben uns sowieso nicht mehr da, weitere Anspielungen auf die hohen Abbrecherquoten. Acht Stunden am Tag und mehr soll gelernt werden, Beziehungen sollten wohl auch keinen Bestand mehr haben, sofern man nicht das selbe studiere.
Im Ganzen hat mich das nicht von meiner Motivation abgebracht, dennoch aber, finde ich es nicht gerade angenehm, gerade mit diesen Dingen direkt zu Beginn des Studiums konfrontiert zu werden. Nun frage ich mich, wie das bei euch gewesen ist? Wir wurdet ihr zu Beginn eures Studiums motiviert oder gab es auch viele Ernüchterungen für euch, nach denen ihr euch dann vielleicht auch gar nicht mehr auf das Studium freuen konntet?
Wir wurden damals sehr motiviert, obwohl auch in meinem Studium die Abbrecherquote sehr hoch war. Die Bemerkungen des Profs sollten wohl lustig gemeint sein. Er hätte aber vielleicht mehr auf die Berufsaussichten eingehen sollen. Die waren nämlich vor noch nicht so langer Zeit gar nicht so gut, ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das geändert hat. Viele Chemiker müssen als Pharmavertreter arbeiten. Ohne Doktortitel sieht es ganz schlecht aus. Und einen Doktor zu machen, ist schwer. Man bekommt kein Geld, sondern muss sich mit befristeten Assistentenstellen begnügen und es ist langwierig.
In der Medizin sind die Abbrecherquoten nun nicht so hoch, aber es gab auch bei uns natürlich den einen oder anderen Dozenten, der darauf angespielt hat, dass nicht jeder, der das Studium beginnt, es auch zu Ende führen wird. Ich habe auch einige Kommilitonen kennengelernt, die das Studium letztendlich abgebrochen haben. In jedem Studienfach gibt es eine gewisse Abbrecherquote, in manchen Bereichen liegt sie höher, in anderen niedriger. Das Arbeitspensum ist natürlich auch unterschiedlich. Ich kenne es auch, dass manche Praktika und begleitende Vorlesungen in der eigentlich vorlesungsfreien Zeit stattfinden.
Letztendlich weiß man doch, dass nicht jeder die Uni mit einem Abschluss in der Tasche verlässt. Ich finde es nicht schlimm, wenn Professoren und andere Studenten auf diesen Umstand hinweisen und darüber vielleicht sogar Witze machen. Und natürlich muss man auch damit rechnen, dass man Leute kennenlernt, die nach einigen Monaten vielleicht schon nicht mehr da sind. Es kommt sicher auch vor, dass Beziehungen unter anderem auch am Studium zerbrechen. Die Sache mit der Förderung von Büchern und Computern ist eine ganz rationale Entscheidung, die ich auch absolut nachvollziehen kann. Es mag sein, dass das nicht gerade die Dinge sind, die man als Erstsemester direkt am Anfang hören möchte. Aber es ist eben auch ein Teil der Wahrheit und ich finde es gar nicht schlimm, wenn man das so offen sagt.
Im Grunde genommen wirken solche Aussagen überhaupt nicht demotivierend. Ich denke eher, dass die Studenten, die wirklich den Biss haben, bis zum Ende durchzuhalten, dadurch zusätzlich angespornt werden. Das wird wahrscheinlich auch die Intentionen derjenigen sein, die die entsprechenden Sprüche von sich geben. Wenn sich jemand davon schon abgeschreckt fühlt, wird er im Studium vermutlich auch recht schnell aufgeben. Wenn ein Student aber weiß, dass viel Arbeit vor ihm liegt, die er selbst auch bewältigen möchte, wird er sich vermutlich erst recht auf den Hosenboden setzen. Daher empfinde ich solche Sprüche auch als zusätzlichen Ansporn.
Ich habe damals ein ganz anderes Fach studiert, aber auch bei uns war die Abbrecherquote sehr hoch. Während in den ersten beiden Semestern noch etwa 200 Studenten die Einführungsveranstaltungen besucht haben, haben nur etwa 20 davon mit mir den Abschluss gemacht. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass viele von ihnen ins Ausland gingen oder die Uni gewechselt haben, anderen hat das Studium einfach nicht so gut gefallen, weil sie sich etwas ganz Anderes darunter vorgestellt haben und sie haben das Fach gewechselt. Die hohe Abbruchquote liegt also nicht immer nur am unüberwindbaren Schwierigkeitsgrad des Studiums. Ich denke auch, dass viele der Kommentare Seitens der Professoren und Fachschafftsmitglieder einfach ein satirischer Blick auf die Realität waren, was einen aber keinesfalls abschrecken sollte.
Wirklich motiviert wurden wir am Anfang auch keineswegs. Es war bei uns sogar so, dass wir in vielen Klausuren für die Einführungsveranstaltungen eine Durchfallquote von ungefähr 80 Prozent hatten, was aber von den Professoren durchaus so gewollt war, da sie auf diese Weise ausgesiebt haben. Das haben sie auch ganz offen so gesagt. Während der ersten Semester kannten die Professoren unsere Namen auch nicht, das kam erst später, nachdem sich gezeigt hatte wer dabeibleiben würde und wer nicht. Förderungen für Laptops oder Bücher gab es bei uns übrigens nicht, auch gegen Ende des Studiums nicht. Wir mussten uns die Bücher in der Bibliothek ausleihen, kopieren oder kaufen, etwas anderes blieb uns nicht übrig.
Mich hat all das nicht abgeschreckt und ich habe mich trotzdem auf das Studium gefreut. Ich war froh endlich die Schule beendet zu haben und habe meine ersten Monate einfach in der Bibliothek verbracht, so habe ich auch alle Klausuren bestanden. Natürlich hatte ich während dieser Zeit nicht viel Freizeit, meine Beziehungen haben aber trotzdem nicht darunter gelitten und ich bin auch jetzt, Jahre später, noch mit einigen ehemaligen Kommilitonen befreundet, die damals ihr Studium aus dem einen oder anderen Grund abgebrochen haben. Mach dir also nicht zu viele Sorgen. An all den Sprüchen ist schon etwas Wahres dran, ganz so düster sind das Studentenleben und das Studium aber trotzdem nicht, du wirst wahrscheinlich trotz des vollen Stundenplans die wahrscheinlich beste Zeit deines Lebens haben und später gern daran zurückdenken.
Ich komme zwar aus Österreich und kenne mich demnach mit den Abbruchsraten und dem Unileben in Deutschland nicht wirklich aus, da ich eben in Österreich studiert habe. Dennoch würde ich mir aus diesen Aussagen nicht allzu viel machen, selbst wenn die Abbruchsrate hoch ist. Oft will man eben vor allem am Anfang deutlich machen, dass nicht jedes Studium ein Studentenleben ermöglicht, wie es sich manche vorstellen. In einigen Köpfen schwirren da noch immer Vorstellungen von zahlreichen Partys, Schlafen am Tag, gelegentlichem Besuch von Vorlesungen und Co und nebenbei lernt man eben ein wenig.
So sieht die Realität aber eben nicht aus. Und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich vor allem eben am Anfang von meinem Studium einige getroffen habe, die so eine Einstellung hatten. Und es gibt auch in der Tat welche, die einfach nur studieren wollen, aber eben eher nur, weil sie noch nicht arbeiten gehen wollen und gar nicht wissen was sie studieren sollen. Dann sind die da gesessen, haben das Studienverzeichnis genommen es blind durchgeblättert und per Zufallsgenerator auf einer Seite angehalten und mit dem Finger auf ein Fach gezeigt. So wurde dann die Studienrichtung gewählt.
In der Tat kenne ich zwei Personen, die das wirklich so gemacht haben. Sie haben dann auch in der Tat diese Studienrichtung begonnen. Wohl gemerkt: begonnen, dass sie es nicht durchgezogen haben, brauche ich glaube ich nicht extra erwähnen. Nach dem ersten Semester waren sie weg. Klar. So geht ein Studium nicht und das wollen einige Professoren eben auch gleich am Anfang klar stellen und machen eben deswegen derartige Aussagen.
Mehr würde ich mir daraus aber nicht machen. Es wird teilweise sicher hart werden, das ist dir wohl klar, aber wenn du es willst, dann wirst du es wohl auch schaffen. Dass du keine großartigen Freundschaften schließen sollst, halte ich für Schwachsinn. Genau solche Freundschaften haben mir oft durch schwere Zeiten im Unileben geholfen. Und ja, es waren auch ein paar Freundschaften dabei, die dann eben in der Tat abgebrochen haben. Die Freundschaft ist dennoch geblieben. Ich halte Freundschaften zur gegenseitigen Hilfe in einem Studium nicht unbedingt für lebensnotwendig, aber für sehr hilfreich.
Dann gab es bei uns auch eine große gefürchtete Prüfung. Es war übrigens auch eine Chemieprüfung. Durchfallquote beim ersten Antritt war 90%! Eigentlich eine Sauerei. Diese Prüfung hat mich psychisch regelrecht zermürbt, insbesondere wo Chemie nicht gerade zu meinen Stärken gehört. Ich habe da gebüffelt bis zum Umfallen und was war dann im Endeffekt: Ich habe sie beim ersten Mal geschafft. Dafür war meine erste Prüfung an der Uni ein Desaster: es war Physik. Laut Studienvertreter eine der leichtesten Prüfungen, da fliegt eigentlich niemand durch. So habe ich mit dieser Prüfung angefangen und habe es dann in der Tat geschafft gleich zweimal zu fliegen. Erst beim dritten Mal habe ich sie geschafft. Ich habe da auch sehr daran gezweifelt, ob ich für ein Studium geeignet bin, wenn ich selbst so einfache Prüfungen nicht schaffe! Ich habe dann aber weiter gemacht, bin nur sehr selten geflogen und habe das Studium in Mindestzeit absolviert. Also: der Anfang kann oft schwer sein. Wenn es aber dein Wunsch ist, dann einfach Augen zu und durch, dann schaffst du das sicher, auch wenn am Weg sicher ein paar Steine liegen werden.
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