Sich als Betreuungsperson mit angesagten Dingen beschäftigen

Z arbeitet in einem Hort mit Kindern im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren. Er ist dort auch sehr beliebt, die Kinder vertrauen ihm, im Team ist er ebenfalls ein sehr gesehener Erzieher und somit ist Z auch sehr in seinem Job zufrieden. Doch kommt Z kaum mit dem zurecht, was "seine" Kinder besonders gern schauen und auch lesen. Von all den Filmen und Serien hat Z maximal etwas gehört, aber sich nicht damit beschäftigt.

Z ist an sich sehr engagiert und er würde dann auch entsprechende Serien und Filme mal anschauen, sich auch mit aktueller Kinder- und Jugendliteratur beschäftigen und so weiter. Auch seine Kolleginnen sind drauf und dran, sich dafür zu interessieren, aber sie bekommen durch eigene Kinder mehr mit.

Würdet Ihr es als Eltern gut finden, wenn ein Erzieher/ eine Erzieherin oder auch eine Tagespflegeperson etc sich mit solchen Dingen beschäftigt? Dabei geht es an sich ja nur darum, dass man weiß, wovon die Rede ist. Oder ist die Mediennutzung wirklich Teil der Eltern und nicht der Betreuungszeit in entsprechenden Einrichtungen?

Ja, ich würde es sehr begrüßen, wenn die Betreuungsperson sich mit den von den Kindern konsumierten Medien befasst, in einem gewissen Umfang würde ich es sogar voraussetzen. Die Betreuer sollten meines Erachtens wissen, worüber die Kinder reden. Nur so ist gewährleistet, dass sie im Falle eines Problems auch reagieren können. Wenn beispielsweise ein fünfjähriger permanent von Sendungen redet, die für sein Alter noch nicht geeignet sind, dann kann ein größeres Problem dahinterstecken, eventuell sogar Vernachlässigung durch die Eltern, die überhaupt nicht mitbekommen, was ihr Sprössling denn so im TV schaut, weil sie sich nicht darum kümmern können oder wollen. Nur wenn der Betreuer die Situation richtig einschätzen kann ist er auch in der Lage im Ernstfall auf die eine oder andere Weise zu reagieren.

Es ist sicherlich nicht falsch, sich ein wenig mit dem zu beschäftigen, was sich Kindern anschauen. Wobei man das ja dann in der eigenen Freizeit tun würde und ich wäre nicht dazu bereit, mich in meiner Freizeit noch umfassend mit beruflichen Dingen zu beschäftigen, das wäre mir dann auch schnell zu viel. Es kann allerdings durchaus sein, dass man in diesem Fall selbst feststellt, dass einem die Serien gefallen oder man die Bücher mag, dann ist es etwas anderes.

Ob man sich dann aber ein Urteil darüber erlauben kann, ob ein Buch oder ein Film kindgerecht ist, bezweifle ich schon etwas. Denn sicherlich haben Eltern dafür ganz unterschiedliche Maßstäbe. Es gibt bestimmt auch Eltern, die beispielsweise nur explizite Kindersendungen zulassen und denen schon Spongebob nicht kindgerecht genug ist. Andere lassen ihre Kinder vielleicht ab und an sogar den Tatort schauen. Da würde ich mich nicht einmischen.

Ich würde das sehr begrüßen, wobei sich die Erzieher/innen nicht die Mühe machen müssten, alles in allen Einzelheiten kennenzulernen, da es ja bei Kindern so viele diverse Interessen und Neigungen gibt, und man nicht jedes Detail jeder Serie und jedes angesagte Videospiel, etc. kennen kann oder gar muss.

Aber zumindest so in Umrissen zu wissen, dass es sich bei XY beispielsweise um den Darsteller einer TV-Serie handelt und vielleicht auch noch so minimal das Drumherum zu kennen (man muss sich ja keine Serien ansehen, sondern kann bei besonders angesagten Dingen einfach Wikipedia zu Rate ziehen), finde ich schon gut, weil die Erzieher/innen dann etwas mitreden können und die Kinder davon auch angetan sind.

So können diese auch an den Gesprächen der Kinder etwas teilhaben und sich mit den Kindern über deren Interessen austauschen, ohne ständig nachfragen zu müssen oder nur Bahnhof zu verstehen.

Daraus aber Rückschlüsse auf eventuelle Vernachlässigung zu ziehen, wenn ein Kind nicht altersgerechte Serien konsumiert, finde ich umgekehrt nicht unbedingt angebracht, denn man kennt ja oft die Umstände nicht (älteres Geschwisterkind, Ausnahmesituationen bei den Großeltern, etc.). Es sollte hierbei nicht um soziale Studien gehen, sprich man sollte das nicht so verbissen sehen, sondern es sollte eher darum gehen, ein bisschen Einblick in die Interessen der Kinder und Jugendlichen zu gewinnen.

Viele Erzieher machen sich darüber keine Gedanken und sind sogar genervt, wenn ihnen Kinder immer wieder von irgendwelchen Serien berichten und das finde ich wirklich unschön. Ich denke, um mitreden zu können und um den Kindern auch zu zeigen, dass man sich für sie interessiert, sollte man sich zumindest mal belesen, wenn nicht sogar mal eine solche Folge ansehen. Immerhin muss man ja auch wissen, ob das Ganze dem Alter entsprechend ist oder ob die Eltern vielleicht einen Fehler damit machen, wenn das Kind das sehen darf.

Ich würde es daher sehr begrüßen, wenn sich Erzieher über solche Sachen informieren. Ich denke es zeigt ein hohes Maß an Engagement und ist wirklich eine tolle Idee. Sicherlich ist es auch schwierig auf dem neusten Stand zu sein, aber ich denke für die Kinder ist es eine schöne Sache. Man kann ja dann auch vielleicht mal Bilder von den Figuren malen lasen oder ausmalen lassen.

Als ein Elternteil würde ich es nicht besonders wichtig finden, dass sich die Erzieherinnen und Erzieher meiner Kinder mit den Filmen und Serien auskennen, die meine Kinder gucken und die gerade aktuell angesagt sind unter den Kindern in dieser Altersgruppe. Ich finde es viel wichtiger, das sich das Fachpersonal gut um die Kinder kümmert und sich bemüht, ihnen etwas beizubringen und sie zu erziehen. In dem Rahmen, wie es nun einmal ein Erzieher tut.

Was ich aber gut fände ist, wenn die Erzieherinnen und Erzieher sich in Sachen Kinderbücher gut auskennen würden und auch Empfehlungen zu neuen Buchanschaffungen geben könnten.