Bedeutet ein vorhergehendes Praktikum Ausnutzung?
Immer mehr höre ich davon, dass ein Vorabpraktikum erwünscht ist, wenn man sich um eine Ausbildung oder um eine Arbeitsstelle bemüht. Diese Praktika sind natürlich für den Arbeitgeber am günstigsten, um eine Vollzeitkraft zu erhalten, was in meinen Augen ja schon in Richtung Ausnutzung geht. Gut, ich kann verstehen, dass man sich vielleicht vier, fünf Wochen vor dem Starttermin kennenlernen möchte, aber was darüber hinaus geht, um dann vielleicht die Arbeitsstelle oder den Arbeitsplatz zu bekommen, finde ich sehr kritisch. Immerhin sollte doch auch die Probearbeitszeit dazu dienen, um sich gegenseitig kennenzulernen und zu schauen, ob es funktioniert, oder?
Nicht gemeint sind im Übrigen Praktika, die als notwendig erachtet werden, um vielleicht während eines Studiums einen Schein zu erhalten oder um Berufserfahrung als Voraussetzung für die Berufsausbildung zu sammeln. So war es ja früher der Fall gewesen, dass Vorpraktika benötigt wurden, um eine schulische Ausbildung im Erziehungsbereich zu absolvieren.
Was meint Ihr, wie lang sollte ein Praktikum dauern, ehe man eine Ausbildung oder eine Arbeitsstelle bekommt? Habt Ihr es vielleicht sogar erlebt, dass ein monatelanges Praktikum doch nicht zu einer Festeinstellung/ Ausbildung geführt hat? Wie wurde das begründet? Wie seid Ihr damit umgegangen? Ab wann kann man ein vorhergehendes Praktikum als Ausnutzen definieren? Wo wären für Euch die Grenzen?
Das ist ein wirklich sehr gutes Thema. In vielen Fällen wird es sicherlich ausgenutzt, dass man Praktikanten umsonst arbeiten lassen kann. Ich habe es selber erlebt, als ich mich für einen Ausbildungsplatz beworben habe. Die Firma wollte nach einem Gespräch dann, dass ich ein Praktikum mache. Das Praktikum sollte eine Woche dauern und danach wollten die Herren entscheiden, ob sie mich als Auszubildende haben wollen oder nicht und ich sollte die Möglichkeit bekommen, den Beruf näher kennenzulernen. Ich hatte eigentlich schon einige Informationen über den Beruf und daher wollte ich auch sehen, was man dann so macht.
Was ich dann aber tatsächlich machen durfte, hatte damit nichts zu tun. Ich saß eine geschlagene Woche am Schredder und vernichtete Akten. Hätte ich die dortigen Angestellten nicht befragt, hätte ich keine weiteren Informationen bekommen. Allgemein verstand man sich aber und ich dachte eigentlich das ich gute Möglichkeiten hätte, die Ausbildung zu bekommen. Mir wurde dann auch gesagt, dass ich genommen werden würde und das man mir den Rest dann zuschickt. Das war für mich auch in Ordnung. Nun kam am selben Nachmittag ein Anruf, dass ich doch noch zwei weitere Wochen als Praktikantin dort arbeiten solle, weil einer der Partner nicht anwesend war. Ich kam mir dann schon etwas ausgenutzt vor und teilte das der Firma dann auch mit, diese meinte dann das es so normal wäre und der nächste Praktikant schon bereit wäre. Das habe ich dann nicht eingesehen und mir etwas anderes gesucht.
Man kann sicherlich Glück haben, aber manchmal geht es eben einfach nur darum, dass man kostenlose Arbeitskräfte haben will. Für mich wäre ein Praktikum von 2- 3 Wochen in Ordnung, wenn das vorher besprochen wurde. Darüber hinaus würde ich es nicht einsehen kostenlos zu arbeiten.
Ich hatte einen Arbeitgeber, der das mit den jungen Leuten macht, die einen Ausbildungsplatz suchten. Hinzu kam, dass unser Arbeitgeber nach und nach alle gelernten Kräfte kündigte, um den Betrieb mit Auszubildenden aufzubauen. Somit wurden noch Praktikanten beschäftigt, als ich noch dort war. Und die Jugendlichen waren zum Teil wenig begeistert. Vor allem da es keine klare Ansagen wegen dem Ausbildungsvertrag gab. Ich verstehe unter Praktikum, um zu sehen, ob einem der Job gefällt auch was anderes.
Dort war es so, dass die Jugendlichen, so weit es ging, voll mit gearbeitet haben. Nebenarbeiten, wie spülen und ähnliches, waren ihnen eher verboten, denn sie sollten ja was lernen. Was sie zum Teil mit eher weniger Begeisterung taten. Bezahlt wurde nichts, aber das Arbeitsamt hat wohl die Fahrtkosten übernommen. So weit ich das weiß, hat auch keiner der jungen Leute dann seine Ausbildung dort zu ende gemacht.
Der damalige Arbeitgeber hat Jugendliche schon ausgenutzt. Denn es ging da um mehr als eine Woche mal Probearbeiten. Und es wurde als Praktikum bezeichnet. Die jungen Menschen haben aber Vollzeit arbeiten müssen, waren voll eingeplant und dafür wurden auch weniger andere Kräfte eingeteilt.
Also ich muss ehrlich sagen, dass ich diese ganzen Praktiken als totale Ausnutzerei empfinde. Ich muss ja auch während des Studiums einige Praktika machen und das finde ich teilweise schon ziemlich überflüssig, auch wenn es eben dazu dient, Berufserfahrung zu sammeln. Denn die sammelt man eigentlich im später sowieso noch genug und ich weiß nicht, warum ich da mehrere Monate meines Lebens mit Praktika verschwenden soll, vor allem wenn diese über mehrere Wochen und Monate gehen und im Endeffekt doch immer dasselbe sind.
Ich finde es auch ziemlich blöd, dass man das für eine Ausbildung machen soll. Vor allem, wenn man dann nachher keine Festanstellung bekommt, das ist wirklich nicht fair. Denn das ist doch wirklich so, als würde man jemanden umsonst arbeiten lassen und das will wohl keiner. Bei solchen Sachen sollte es dann meiner Meinung nach schon eine Bezahlung geben, so als hätte diese Person zu der Zeit als Aushilfe gearbeitet. Denn kaum jemand macht ein Praktikum über mehrere Wochen, um danach zu hören, dass er doch nicht übernommen ist. Das ist nicht in Ordnung.
Ich finde eigentlich überhaupt nicht, dass solche Praktika dazu gehören sollten. Wenn man einige Tage (maximal eine Woche) Probearbeitet, finde ich das schon nicht so schlimm, aber meistens reicht doch auch ein Tag zum Kennenlernen und der Rest ergibt sich eben dann in der Probezeit.
Die Praktikas während des Studiums halte ich durchaus für sinnvoll. Damit kann man erlernte Dinge doch bereits ausüben und eventuell auch festigen, beziehungsweise lernt auch Dinge, die eben in der Theorie nicht vermittelt werden können. Für mich gehören diese Praktikas zur Ausbildung mit dazu. Und in manchen Fällen sind sie sicherlich auch sinnvoll. Mir würden da die Praktikas einfallen, die im Rahmen eines Medizinstudiums gemacht werden müssen.
Gerade eine Ausbildung über ein Studium ist ja eher als zu theoretisch verschrien. Mit Praktikas kann man aber auch auf praktische Erfahrungen verweisen, was ich für eine spätere Berufstätigkeit für sinnvoll erachte. Selbst wenn man die Dinge, die man im Praktikum erlernt hat oder gemacht hat, nie wieder braucht. Sie vermitteln aber auch, wie Berufsleben läuft. Als Arbeitgeber würde ich eher jemand einstellen, der bereits Erfahrungen im Berufsleben vorweisen kann, als jemand, der seit Jahren nur in der Universität gesessen hat.
Eine Bekannte erzählte mir die Woche, sie hat sich für eine Stelle als Pflegehelferin beworben. Dann sollte sie Probearbeiten. So weit so gut. Hat sie auch gemacht. Nach zwei Tagen, in denen nur positives Feedback kam, gab es dann den Hinweis des Arbeitgebers, dass man an sich nur ein Ein- Jahres- Praktikum vergeben mag. Hier treffen dann mehrere Dinge aufeinander. In der Pflege gibt es einen Mindestlohn. Der ist gesetzlich geregelt. Wenn man das ganze aber Praktikum nennt, dann gilt der Mindestlohn nicht mehr. Somit versuchen die Betriebe hier doch, den Mindestlohn zu umgehen.
Ich schrieb ja von meinem Ex- Arbeitgeber. Hier ging es zum Teil um jungen Menschen, die einen Ausbildungsplatz wollten. Leute, die zurzeit auf der Straße saßen, weil sie eben im Vorjahr keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Ausbildungsbeginn ist nach/ in den Sommerferien. Er hat sie lange davor eben als Praktikanten genommen und sagte halt, die sollen erst mal zeigen was sie leisten können und wollen. Klar die Leute hatten ja Zeit. Und er hat damit auch einen Teil der Urlaubszeit seiner Angestellten mit kostenlosen Arbeitskräften abgedeckt.
Auf der einen Seite konnte ich ihn verstehen, da mehrere Auszubildende im Vorfeld nach wenigen Wochen gegangen sind, sich nicht ins Team einfügten und so weiter. Aber muss das dann wochenlang getestet werden? Denn dazu ist ja auch noch die Probezeit da.
Danke für Eure Eindrücke. Dass man während einer schulischen Ausbildung oder während eines Studiums auch Praktika absolviert, erachte ich als sinnvoll. Meistens ist es ja doch nur Theorie, was dort während des Unterrichts beziehungsweise während der Vorlesungen präsentiert wird. Und irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man dann eben doch die Kenntnisse, die gewonnen wurden, anwenden möchte. Dass dies in der Praxis während der Ausbildung erfolgt, ist daher sinnvoll und vertieft eben die Theorie ein wenig.
Ich halte es aber auch wirklich so, dass eben lang andauerndes Probe arbeiten oder besser Praktika durchaus in Richtung Ausnutzen geht. Dass man in den Beruf hinein schaut, ist in Ordnung, dann aber bitte auch zu fairen Bedingungen. Denn teilweise ist es so, dass die Praktika dann ja eher schlecht bezahlt werden, man aber die volle Stundenzahl in Form von Vollzeit machen muss und dafür dann eben mal einen Stundenlohn von drei Euro hat. Eben, weil es unter dem Denkmantel des Praktikums läuft.
Also ich bin der Meinung, dass man als gute Richtlinie für ein Praktikum nicht mehr als 4-5 Stunden pro Tag arbeiten sollte. Alles was über 5 Stunden geht ist für mich eine Ausnutzung von Arbeitskraft. Der Sinn des Praktikum liegt ja darin Erkenntnisse und Erfahrungen zu sammeln und eben nicht die Arbeitsleistung. Ich musste 2008 für mein Studium ein Praktikum absolvieren und habe im Schnitt 150 Euro pro Monat bekommen, dafür dass ich 40 Stunden pro Woche arbeiten musste. Manche bekommen auch gar nichts.
Da werden chinesische Wanderarbeiter noch besser bezahlt, die verdienen immerhin 200-500 Euro pro Monat.
Ich bin sowieso gegen ein Praktikum als Pflichtpraktika. Wenn dann sollte man das nur auf freiwilliger Basis ein Praktikum machen und die Arbeitszeit auf 4 Stunden pro Tag begrenzen. In der Regel hat der "Arbeitgeber" zu viel Freiheit bei den Vorgaben der Praktika, da sollte die Politik nachbessern und die Rechte von Praktikanten stärken. Ich empfehle auch immer ein Vertrag aufzusetzen, um die Richtlinien und Arbeitszeiten genau festzulegen.
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