Zwei Studiengänge auf einmal - Sohn machen lassen?

Der Sohn einer Bekannten geht zusammen mit meinem Bruder auf die gleiche Schule und dessen Mutter hat vor kurzem stolz verkündet, dass ihr Sohn Informatik und Mathematik auf einmal studieren möchte. Meine Mutter hat nur anerkennend genickt und die Sache nicht ernst genommen. Offenbar ist es dem Jungen aber sehr wohl ernst und das, obwohl er in der Schule nicht der stärkste ist. In Informatik hat er aber wohl gute Noten und hält sich seitdem für den Besten.

Sein Vater war jemand von der Sorte, der viele Sachen angefangen aber nichts beendet hat. Tatsächlich hat er drei Studiengänge abgebrochen und ist lebenslang verschuldet. Die Mutter der Jungen hat sich von diesem Mann bereits getrennt und allmählich schaut es so aus, als ob der Junge sich seinen Vater zum Vorbild genommen hat, denn anders kann man den Wunsch mit dem doppelten Studiengang kaum erklären.

Alle die den Jungen kennen sind sich darüber einig, dass er kläglich scheitern wird, zumal er sich noch nicht einmal eine Vorstellung darüber gemacht hat, dass Mathematik und Informatik in der Schule etwas ganz anderes ist, als das was man später an der Universität macht. Er hat sich kaum informiert und ist sehr naiv und wenn er es nicht schafft, wird ihn das vermutlich so demotivieren wie seinen Vater, so dass er am Ende auch nichts zu Stande bringt.

Daher ist es schade, dass seine Mutter nicht bereit ist, ihn davon abzubringen. Wie würdet ihr reagieren, wenn euer Kind sowas verkünden würde, obwohl ihr euch sicher wärt, dass das Kind das niemals schaffen kann? Würdet ihr es auch erstmal ins Verderben laufen lassen und hoffen, dass das Kind daraus etwas lernt? Oder würdet ihr es von Anfang an besser belehren?

Sicher, dass der Junge es nicht schaffen wird? Selbst wenn man in der Schule selbst nicht die größte Leuchte war, kann es ja durchaus sein, dass er allgemein sehr fit in den Themen ist und sein Studium erfolgreich meistern könnte. Deswegen würde ich sagen, dass er es einfach ausprobieren soll und wenn er scheitert, muss er mit der Niederlage klarkommen.

Außerdem würde ich den Jungen vielleicht nicht mit dem Vater vergleichen. Wenn der Junge mitbekommt, dass gemunkelt wird, dass er wie sein Vater enden wird, dann hat er irgendwann keine Motivation mehr und fühlt sich als Versagen, so wie sein Vater dargestellt wird. Deswegen sollte der Junge es meiner Meinung nach zumindest versuchen und auch das Umfeld sollte ihn etwas unterstützen, selbst wenn Zweifel bestehen.

Ich finde es ehrlich gesagt total daneben, wenn man dem Sohn direkt eintrichtern würde, dass er quasi zu dumm ist und es angeblich eh nicht schaffen wird. Ich finde, gerade als Mutter sollte man eben alles menschenmögliche tun um das Kind zu unterstützen damit es eben nicht dieselbe Laufbahn einschlägt wie sein Vater.

Ich weiß selbst durch Bekannte und Freunde, dass Informatiker sehr viele Mathematik-Module abschließen müssen und gerade an einer Universität sind sehr viele damit total überfordert. Auch bei den Mathematikern ist die Durchfallquote und die Abbrecherquote gerade in den ersten Semestern sehr hoch. Eine Freundin von mir hatte Mathematik-Leistungskurs in der Oberstufe, den sie mit Bestnoten abgeschlossen hat und sie studiert jetzt Mathematik. Der Studiengang ist aber total schwer und sie bekommt regelmäßig die Krise, ob das überhaupt das richtige für sie ist und ob sie sich nicht falsch entschieden hat.

Nur weil man also in dem entsprechenden Fach gute Noten in der Schule hatte, ist das noch lange keine Garantie dafür, dass es im Studium genauso laufen wird. Aber ich würde eher dazu tendieren, meinen Sohn zu unterstützen und ihm eventuell sogar Nachhilfe zu ermöglichen, damit er es schafft und gut mit dem Studium durchkommt. Ich finde es sehr demütigend, wenn sie ihn gleich demotiviert und von vorne herein ausbremst. So etwas macht keine gute Mutter.

Jeder junge Mensch hat das Recht eigene Erfahrungen zu machen. Dazu gehören auch utopische Sachen, die nicht gut gehen können. Mathematik hat eine sehr hohe Abbrecherquote, weil es einfach verdammt schwer ist, deshalb denke ich auch, dass es nicht klappen wird und er sich besser auf eins konzentrieren sollte.

Aber wenn er meint er schafft das, würde ich ihm auch nicht zwanghaft davon abbringen wollen. Besser wäre es, wenn er mal zur Studienberatung oder zur entsprechenden Fachschaft gehen würde, um sich dort zu informieren. Wenn er dann immer noch der Meinung ist, dass das eine gute Idee ist, soll er es versuchen und dann verdient er Unterstützung.

Und selbst wenn er es dann nicht schafft, heißt das doch noch nicht das er alles abbricht und nicht mehr aus seinem Leben macht. Es gibt doch die Möglichkeit, nur eins abzubrechen und sich auf das andere zu konzentrieren.

Die Mutter sollte ihn erst mal bei diesem Vorhaben unterstützen, denn wenn sie schon nicht an ihn glaubt, wer dann. Und vielleicht schafft er es doch. Ich hab schon Pferde kotzen sehen. Ich arbeite an einer Hauptschule und da waren schon mehrfach Kinder, die grottenschlecht waren, nichts gebacken bekommen haben und selten bis nie im Unterricht waren. Denen hat auch jeder bescheinigt, dass sie Hartz 4 Empfänger werden. Irgendwann hat es Klick gemacht und auf einmal haben sie alles gegeben und einen richtig guten Schulabschluss gemacht.