Zusammen leben und sich dennoch kaum sehen?
Mein Partner und ich haben früher eine Wochenend-Beziehung geführt, weil wir wegen Arbeit und Studium räumlich gebunden waren und es gar nicht anders ging, als sich nur am Wochenende zu sehen. Damals hatte noch meine Schwiegermutter gemeint, dass wir uns ja häufiger sehen würden als sie und ihr Ehemann, der im Schichtdienst arbeiten würde. Obwohl beide seit Jahren zusammen leben würden, käme es teilweise vor, dass man sich mehrere Wochen am Stück gar nicht wirklich sehen würde, weil man sich ständig verpasst.
Ich konnte mir das früher nie wirklich vorstellen, wie das ist, weil Schichtarbeit bei uns nie Thema war. Bisher war das immer so, dass man in etwa gleiche Kernarbeitszeiten hatte und dass wir uns dann eben morgens und abends nach der Arbeit ausreichend gesehen haben und auch sprechen konnten. Mittlerweile ist das aber anders oder sagen wir so, es wird sich ändern.
Mein Partner hat eine neue Arbeitsstelle, die er morgen antreten wird. Dort wird es so sein, dass er in Schichten wird arbeiten müssen. Er wird also morgen gerade weg sein, wenn ich mit der Arbeit fertig und auf dem Heimweg bin. Wann er nach Hause kommen wird weiß ich gar nicht, aber vermutlich werde ich da schon schlafen, auch weil das nicht gerade hier um die Ecke ist. Ich bin echt gespannt, wie wir uns da gewöhnen werden. Hattet ihr das auch schon, dass ihr zusammen lebt, aber den Partner dennoch kaum gesehen habt wegen Schichtdienst? Wie seid ihr mit der Situation zurechtgekommen oder wäre das gar nichts für euch?
Ich hatte auch schon eine Fernbeziehung, bei der man sich nur an den Wochenende oder in den Ferien gesehen hat. Wie sich das jedoch mit Schichtdienst verhält, kann ich aus der eigenen Erfahrungen nicht sagen.
Allerdings habe ich das schon bei einer Freundin mitbekommen. Bei ihr war es aber so, dass sowohl ihr Partner als auch sie im Schichtdienst gearbeitet haben. Oftmals waren das dann auch unterschiedliche Schichten und teils haben sich dann auch mal eine Woche kaum bis gar nicht gesehen. Aber sie haben das trotzdem irgendwie hinbekommen. Die Schichten wechseln ja und so sieht man sich dann ja auch wieder.
Ich kann deine Bedenken aber gut verstehen. Mein Partner arbeitet auch oft lange oder ist sogar manchmal mehrere Tage beruflich unterwegs. Da bin ich schon froh, dass das bei uns alles trotzdem irgendwie klappt. Ich habe aber auch schon gehört, dass es manchen Beziehung durchaus gut tun soll, sich nicht täglich für mehrere Stunden zu sehen.
Ich hatte bisher folgende Varianten: Vor Urzeiten war ich mal mit jemandem zusammen, der Wechselschicht gearbeitet hat. Wir haben nicht zusammen gewohnt, aber an den sieben Tagen, an denen er Mittagsschicht gearbeitet hat, haben wir uns gar nicht gesehen und nur selten gehört. Wir haben nicht zusammen gewohnt.
Danach hatte ich dann Schichtdienste. Zuerst war es Frühschicht und Spätschicht, später dann eine komplette Woche auf der Arbeit. Das hat mein damaliger Partner, der als Selbstständiger gar keine festen Arbeitszeiten hatte nur schlecht vertragen. Am stärksten haben ihn die Arbeitszeiten am Wochenende und die später die komplette Abwesenheit gestört. Für mich war es nicht so schlimm, ich habe ja gearbeitet und war abgelenkt.
Mittlerweile habe ich einen anderen Partner. Wir arbeiten immer mal einige Wochen oder Monate in anderen Teilen des Landes oder im Ausland. Uns macht es gar nichts aus, wenn wir und eine Weile nicht sehen und nur selten hören. Wir wissen einfach, dass der andere da ist und dass sich nichts ändert, auch wenn räumlich ein großer Abstand da ist. Natürlich freut man sich sehr, wenn man sich wiedersieht. Aber dazwischen ist die Sehnsucht nicht so dramatisch.
Lustig ist es nicht, wenn man sich wegen wechselnder Schichten kaum zu Gesicht bekommt, aber wenn es nicht anders geht, muss man sich arrangieren. Ich bin untertags sowieso um die 12 Stunden außer Haus, da ich eine weite Pendelstrecke habe, was den Feierabend sowieso schon schrumpfen lässt. Mein Lebensgefährte wiederum arbeitet in wechselnden Schichten, sodass wir uns durchaus mal eine Woche lang nur morgens im Dreiviertelschlaf kurz sehen und das Notwendigste besprechen können.
Bei Frühschicht wiederum ist der gemeinsame Feierabend kürzer, weil der gute Mann natürlich rechtzeitig ins Bett muss, und im Falle von Nachtschicht merke ich eigentlich keinen großen Unterschied. Generell kann ich sagen, dass das durchaus machbar ist, solange die Schichten in einem halbwegs übersichtlichen Rhythmus wechseln. Bei dauerhafter Spätschicht wäre es schon schwierig, einen gemeinsamen Alltag zu organisieren, ohne dass die Beziehung zur WG verkommt. Aber schließlich gibt es auch noch die Wochenenden.
Gerbera hat geschrieben:Aber schließlich gibt es auch noch die Wochenenden.
Das kommt aber ziemlich auf das jeweilige Schichtmodell an. Mein ehemaliger Partner hat immer sieben Tage Frühschicht gearbeitet, dann waren zwei Tage frei. Danach kamen sieben Tage Mittagsschicht und wieder zwei Tage frei. Es folgten sieben Tage Nachtschicht. Dann waren vier Tage frei und der ganze Zyklus ging von vorne los.
In der Ausbildung hatte ich genau die fünfzehn freien Wochenenden pro Jahr, die das Arbeitszeitgesetz vorsieht. Und danach habe ich dann immer von Montag elf Uhr bis zum folgenden Montag bis dreizehn oder vierzehn Uhr gearbeitet. An vier Tagen pro Woche war es die volle Arbeitszeit, mittwochs eher nur sieben Stunden, samstags fünf Stunden, am Sonntag etwa drei Stunden und die gesamte restliche Zeit Bereitschaftsdienst. Danach war dann eine Woche frei.
Wir hatten in unserer Beziehung auch schon Zeiten, in denen wir uns kaum gesehen haben, teilweise hatten wir auch eine Fernbeziehung. Ganz ehrlich gesagt wäre das für uns beide auf Dauer nichts und würde sicherlich unsere Beziehung zerstören, ganz einfach weil wir beide viel Nähe brauchen und die Zeit miteinander sehr genießen. Deswegen wäre es nichts, was wir anstreben würden. Die Phase ging zum Glück nicht lange.
Es gibt aber immer Paare, bei denen es nicht so eng zugehen muss. Da kann man ja durchaus auch in verschiedenen Schichten arbeiten ohne das es ein Problem darstellt. Generell muss man aber einfach seinen Weg sehen und im Notfall einen anderen Job suchen, wenn die Beziehung so nicht mehr funktioniert.
Ich habe gar nicht so das Bedürfnis, meinen Partner jeden Tag zu sehen. Oder auch ihn jeden Tag zu sprechen. So viel habe ich nicht zu erzählen und eigentlich bin ich jemand, der auch mal Tage für sich komplett alleine braucht. Von daher würde mich das gar nicht stören, wenn man sich durch die Schichtarbeit seltener sieht.
Kenne ich ebenfalls und finde ich auch nicht schlimm wenn man eben nicht dauerhaft jeden Abend oder jedes Wochenende aufeinander klebt. Aber diese Nähe und den Alltag zusammen brauche ich auch nicht sonderlich, dass ich auch alleine klar komme und mir zu helfen weiß, wenn der Partner mal auf Arbeit ist oder auch länger weg.
Ich habe gute 2 Jahre nur Nachtschicht gearbeitet und mein Partner einen normalen Dienst gehabt. Ich bin um 17 Uhr abends aus dem Haus gegangen, er kam um 19 Uhr nach Hause. Bis ich um 7 Uhr früh dann wieder Zuhause war, war er schon lange auf Arbeit oder auf dem Weg zu seinen Kunden, da auch seine Arbeitsstelle nicht um die Ecke war. Folglich haben wir uns nicht lange gesehen und am Wochenende war er auch teilweise unterwegs, wenn ich am schlafen war nach der Nachtschicht.
Die Aufgaben im Haushalt waren soweit gut verteilt, dass jeder etwas gemacht hat was zeitlich auch gepasst hat. So war es praktischer, dass ich unter dem Tag einkaufen gegangen bin, dafür hat er abends noch die kleinen Dinge im Haushalt gemacht wie die Wäsche und Geschirrspüler. An freien Tagen wurde dann mehr gemacht, an Arbeitstagen dann weniger.
Ich würde nun aber auch nicht anfangen wegen einer Beziehung meinen Job generell umzuwerfen und mich nach etwas neuem umzusehen. Denn in diesem Bereich habe ich gelernt, da gehört die Schichtarbeit einfach mit dazu und selbst wenn man die Stelle wechselt, dann bekommt man maximal etwas Artverwandtes mit einer schlechteren Bezahlung durch die wegfallenden Zulagen oder schimmelt in etwas ganz anderem ungelernten herum, was einen auch nicht befriedigt. Entweder man kann damit umgehen oder man sollte gar nicht erst solch einen Job ergreifen, denn das Schichtdienst auch Beziehungen belastet und kaputt macht, ist kein Geheimnis und wird man oft genug drauf hingewiesen.
Bei mir war das zum Glück noch nie so. Mein Partner und ich haben die gleichen Arbeitszeiten, auch wenn mein Partner oft sehr viele Überstunden macht. Trotzdem ist es so, dass wir zur gleichen Uhrzeit aufstehen, morgens noch etwas Zeit zusammen verbringen und uns dann am Abend wiedersehen und auch zur gleichen Zeit ins Bett gehen.
Wir sehen uns unter der Woche gar nicht so viel, weil mein Partner eben doch recht spät zu Hause ist und uns da gar nicht so viel Zeit bleibt, bis es ins Bett geht, aber ich bin doch sehr froh über diese Regelmäßigkeit und dass es uns überhaupt möglich ist, gemeinsam aufzustehen, gemeinsam schlafen zu gehen und gemeinsam zu Abend zu essen. Das ist für mich auch nicht selbstverständlich.
Außerdem arbeiten wir auch beide am Wochenende nicht, so dass wir da in der Regel Zeit für uns haben, wenn nicht gerade etwas anderes ansteht. Darüber bin ich wirklich froh. Ich fände es nicht so toll, wenn mein Partner in Schichten arbeiten würde. Aber wenn es sein müsste, dann wäre es eben so und da müsste man sich einfach arrangieren und versuchen, das beste aus der gemeinsamen Zeit zu machen.
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