Zusage von Job vor Ort bedeutet schlechtes Management?
In der Regel vergeht ja ein wenig Zeit, bevor man nach einem Vorstellungsgespräch wieder etwas vom potentiellen Arbeitgeber hört. Einer ehemaligen Kollegin ist es mal passiert, dass sie ein Vorstellungsgespräch im Bereich Koordination hatte. Die Firma war noch recht jung und von ihr so angetan, dass sie ihr noch an Ort und Stelle eine Zusage erteilten, was sie natürlich sehr glücklich gemacht hat.
Ein Freund äußerte jedoch Bedenken. Selbst wenn man voll und ganz von einem Bewerber überzeugt ist, sollte man sich alle ansehen, die dafür in Frage kommen. Es hätte ja sein können, dass nach ihr noch jemand kommt, der genauso beeindruckt und vielleicht sogar noch weitere Qualifikationen besitzt. Seiner Meinung nach spricht so ein Verhalten nicht für das Management der Firma, gerade wenn diese noch nicht lange etabliert ist.
Wie seht ihr das? Ist es völlig okay, einen Bewerber vom Fleck weg einzustellen, obgleich es noch weitere gab oder lässt einem das am Management der Firma zweifeln, weil einem damit noch qualifiziertere künftige Mitarbeiter entgehen können?
Die Qualifikationen eines Bewerbers wird man doch mit Sicherheit schon aus den Bewerbungsunterlagen entnommen haben. Dementsprechend weiß man doch dann auch wen man einlädt. Ich finde, wenn ein Bewerber dann rund herum passt und auch die Chemie stimmt, warum soll man dann noch Zeit mit nervigen Vorstellungsgesprächen verschwenden, während man noch eintausend andere Sachen zu tun hat.
Wer sagt denn, dass man der erste oder war, der zum Vorstellungstermin in der Firma erschienen ist? Vielleicht waren vor mir schon zehn Leute da, die so ungeeignet waren, dass die Firma einfach nur froh ist, endlich den passenden Kandidaten gefunden zu haben, dass man den Vertrag lieber gleich fest macht, damit dieser nicht woanders anfängt statt dort. Denn oft bewirbt man sich ja bei mehreren Firmen gleichzeitig, so auch schon Firmen in die Röhre geschaut haben, wenn sie sich nicht schnell genug gemeldet haben.
Zudem lässt sich Qualifikation auch nicht zu hundert Prozent sicher messen. Im Bereich Koordination fallen mir jetzt nicht so gute Beispiele ein. Ich übertrage das mal auf andere Berufe um zu erklären, was ich meine. Ein Tischler hat zwar möglicherweise in seinem Ausbildungszeugnis eine Zensur schlechter im Durchschnitt, hat aber vielleicht einfach nur solche Prüfungsangst, dass er in den Prüfungen nicht so gut abgeschnitten hat, aber in der Werkstatt so goldene Hände hat, dass seine Produkte wesentlich besser sind als die von seinem gleich alten und gleich erfahrenen Kollegen, der einfach in der Prüfung ruhiger geblieben ist. Ein anderer hat vielleicht zwei Jahre Berufserfahrung weniger als ein anderer, hat dafür aber seine Lehre bei einem engagierten Meister gemacht, so dass er im Endeffekt weit mehr auf der Pfanne hat, als jemand, der bei der Lehre fürs Putzen und Kaffeekochen zuständig war und sich erst nach der Lehre angefangen hat, alles in den darauf folgenden Jobs anzueignen.
Und selbst wenn man Qualifikation messen und absolut vergleichen könnte ist doch Qualifikation nicht alles. Wenn da die absolute Koryphäe kommt, die überall perfekt sein Handwerk beherrscht, aber allen im bisher aufgebauten Team so unsympathisch ist, dann hilft das doch auch nicht. Das gäbe ständig nur Streit und Reibereien so dass viel weniger effektiv gearbeitet wird, als wenn man den am zweitbesten qualifizierten einstellt, der aber mit dem Team zusammen in Hochform aufläuft und die Arbeit allen relativ gut von der Hand geht.
trüffelsucher hat geschrieben:Wer sagt denn, dass man der erste oder war, der zum Vorstellungstermin in der Firma erschienen ist? Vielleicht waren vor mir schon zehn Leute da, die so ungeeignet waren, dass die Firma einfach nur froh ist, endlich den passenden Kandidaten gefunden zu haben, dass man den Vertrag lieber gleich fest macht, damit dieser nicht woanders anfängt statt dort.
Da könntest du Recht haben. Es kann aber genauso gut sein, dass der Kandidat schon bekannt gewesen ist und von vorne herein klar gewesen ist, dass die Person eingestellt wird. Ich habe das selbst bei einer aktuellen Kollegin von mir erlebt. Sie hat vor 2 Monaten bei uns angefangen und ich habe damals mitbekommen, was bei uns abging, als sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden war. Meine Chefin hat sie dann auch gleich allen anderen vorgestellt, also den ganzen Kollegen, dem Chef etc. und sie wurde vom Fleck weg eingestellt und engagiert. Als wäre das Vorstellungsgespräch nur eine Formalität gewesen.
Es hat sich dann hinterher herausgestellt, dass die besagte Kollegin meine Chefin noch von früher kannte. Meine Kollegin hat damals zu Studienzeiten für meine Chefin als Werkstudentin gearbeitet und das über viele Jahre hinweg und bevor meine Chefin ihren Arbeitsplatz zu uns gewechselt hat. Nun hat meine Kollegin den Master-Abschluss lange in der Tasche und will für uns weiter arbeiten und weil sie eben bekannt ist und meine Chefin weiß, was auf sie zukommt und was die Kollegin drauf hat, wurde sie auch vom Fleck weg engagiert. Ich finde nicht, dass so eine schnelle Zusage vor Ort was mit schlechtem Management zu tun hat. Zumal vorher auch zig Vorstellungsgespräche stattgefunden haben und von den Qualifikationen her nicht der passende Kandidat dabei gewesen ist.
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