Zum Christentum konvertieren schützt vor Abschiebung

vom 08.06.2017, 08:58 Uhr

Eben habe ich im Fernsehen (Morgenmagazin im ZDF) gehört, dass es vor Abschiebung von Flüchtlingen schützen soll, wenn diese zum Christentum konvertieren. Weiterhin hieß es wohl, dass eine erschlichene Taufe wohl auch kontrolliert werden soll. Nun frage ich mich, wie man das kontrollieren soll. Das wäre nämlich gar nicht so einfach. Glauben wäre ja nicht kontrollierbar.

So ist es ja schon dazu gekommen, dass ein Flüchtling kriminell wurde und deswegen eine Abschiebung nicht möglich war, weil er vor der Tat zur evangelischen Kirche konvertiert ist. Der Afghane, der in Arnschwanger einen kleinen Jungen getötet hat, darf bleiben, weil er konvertiert ist und schon auf der Abschiebeliste stand. Ist das wirklich richtig? Warum wird das so gemacht? Werden jetzt nicht noch mehr Flüchtlinge konvertieren um bleiben zu können? Bei den Katholiken scheint es nicht so einfach zu sein, weil diese eine Glaubensprüfung verlangen würden.

Der Bericht war sehr interessant, Allerdings frage ich mich, warum es ein Hinderungsgrund an der Abschiebung sein soll, wenn man zum Christentum konvertiert. Ist Glaube überhaupt überprüfbar? Die Staatsangehörigkeit ändert sich durch das Konvertieren nicht. Warum kann man nicht deswegen auch abschieben?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wenn man in einer katholischen Kirche die Taufe haben möchte und erwachsen ist, geht das tatsächlich nicht einfach so. Man muss dazu einen Kurs besuchen und sich in Glaubensdingen erst mal quasi fortbilden. Und dieser Kurs zieht sich über mehrere Wochen. Man wird da von einem Geistlichen intensiv betreut. Und vermutlich muss man da auch schon Deutsch sprechen, sonst macht die Teilnahme wohl keinen Sinn. Das ist wohl mit der Glaubensprüfung gemeint, die du da erwähnst.

Wie das ist, wenn man zu einem evangelischen Pfarrer geht und die Taufe erbittet, weiß ich nicht. Und da es unter dem Dach der evangelischen Kirche auch einige Freikirchen gibt, die manches anders handhaben, wird man das auch wohl schwer über einen Kamm scheren können.

Ob das mit der Abschiebung immer so funktioniert, wäre ich mir nicht sicher. Wenn jemand als politisch verfolgter Mensch aus einem Land geflohen ist, wo die Regierung keine Sanktionen gegen christliche Menschen ausführt, wird das wohl nicht helfen. Wenn man jedoch aus einem Land kommt, wo man als Christ in Lebensgefahr gerät, dann könnte das schon helfen.

Letztlich glaube ich aber nicht, dass jetzt eine Konvertierungswelle rollen wird. Denn viele Menschen kommen ja hier her und haben schon einen Glauben und sind schon religiös. Und auch wenn ein Staat den Glauben nicht prüfen kann, wenn jemand einen Asylantrag stellt, würde ein gläubiger Mensch nicht einfach so die Religion wechseln und somit einfach so seinem bisher schon vorhandenen Glauben den Rücken kehren. Das würde den Moralischen Maßstäben des Glaubens widersprechen. Also man wechselt den Glauben, so man gläubig ist, nicht einfach so wie ein Paar Socken, das man schon zu lange getragen hat.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Damit das Konvertieren vor einer Abschiebung schützt, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Zuerst einmal müssen Christen im Heimatland des Asylbewerbers verfolgt werden. Ansonsten hat die Religion nämlich gar keinen Einfluss. Das ist aber nur der Anfang.

Der Betroffene muss erklären, warum er den Glauben gewechselt hat. Der Pfarrer der Gemeinde wird befragt. Denn natürlich muss der Betroffene die Sache sehr ernst nehmen. Wer konvertiert ist und hier weder den Gottesdienst besucht, noch in der Gemeinde aktiv ist, der wird das auch in seiner Heimat nicht tun und daher auch nicht verfolgt werden.

» cooper75 » Beiträge: 13375 » Talkpoints: 509,11 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich bezweifle auch, dass das ein einfaches Schlupfloch ist. Trüffelsucher hat ja schon ausführlich erklärt, was man alles auf sich nehmen muss, um dann wirklich zu konvertieren. Und selbst dann ist das Christentum an sich ja noch kein Grund in Deutschland zu bleiben, schließlich ist es nicht so, als ob nur Christen hierbleiben dürfen.

Selbst wenn es so einfach wäre, könnte ich mir vorstellen, dass dem ein oder anderen seine Religon sehr am Herzen liegt und dass er diese nicht aufgeben will, auch wenn er dafür im Land bleiben könnte. Selbst wenn man nicht wirklich von der neuen Glaubensrichtung überzeugt ist, es scheinen doch recht viel Aufwand und Überzeugung investiert werden zu müssen.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Es hat sich doch längst herumgesprochen, dass genau dieses Vorgehen immer einfacher ist und dann ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Afghanen, die nachweislich sterben könnten, weil sie konvertiert sind, sich konfertieren lassen. Doch in Wirklichkeit sind es weiter Muslime, die ihrem Allah huldigen, aber eben nur nicht abgeschoben werden wollen.

Der Afghane, der ja jetzt auch ein Kind getötet hat, schon vor mehreren Jahren mehrfach aufgefallen war, hat nur seine Gunst genutzt, die sich langsam auch unter aktuellen Flüchtlingen herumgesprochen hat. Er ist bekanntlich nicht der Einzige, der so vorgeht und eigentlich hat Cooper auch Recht damit, dass die Regelungen da streng sind und das Kontrollieren generell auch.

Doch offenbar rutschen immer wieder welche durch die Raster, weil die Prüfungen scheinbar nicht mehr korrekt ablaufen. Doch was erwarte ich von der Kirche auch? Wer den Leuten Asyl gibt, obwohl sie abgeschoben gehören usw. der kann für mich keine Instanz sein, der ich jemals zuhören werde noch die etwas sinnvolles in ihrem Leben tut. Die Kirche nutzt doch jede Gelegenheit, um neue Huldiger zu kriegen und dann auch gerne die Konvertierten, scheiß egal, ob sie wirklich konvertieren wollen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Was kann denn die Kirche dafür, Kätzchen? ich bin konfessionslos, also ich wurde nie getauft und bis logischerweise nie ausgetreten. Wenn ich nun hingehe und Mitglied der katholischen Kirche werden möchte, wer kann denn dann bitte meine Motivation prüfen?

Ich kann zum Glauben gefunden haben, sicher. Aber vielleicht investiere ich das Jahr Vorbereitung mit abschließender Taufe auch nur, um hinterher kirchlich heiraten zu können oder einen Job bei einem entsprechenden Arbeitgeber zu bekommen oder eine Beförderung zu erhalten. Das weiß dich keiner. Der durchschnittliche Deutsche, der Mitglied einer christlichen Kirche ist, ist doch nicht gläubig. Der ist aus Gewohnheit in dem Verein. Wenn es danach ginge, müsste man den größten Teil der "Gläubigen" herauswerfen.

» cooper75 » Beiträge: 13375 » Talkpoints: 509,11 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Kätzchen14: Wie willst du denn beweisen, dass Allah nicht der gleiche Gott ist, wie jener der von den Christen verehrt wird und von den Juden als Jahwe bezeichnet wird? Wie logisch ist es denn, dass zwei oder Religionen davon ausgehen, dass es nur einen Gott gibt, gleiche Wurzeln haben aber letztlich drei unterschiedliche Götter als einzigen Gott im Himmel verehren? Was du da schreibst, ist zu grob vereinfacht.

Über diese Frage zerbrechen sich Religionswissenschaftler die Köpfe und es gibt da durchaus unterschiedliche Ansichten. Manche sehen das so, dass es drei unterschiedliche Götter sind, die angebetet werden, manche sagen, dass zwei unterschiedliche Götter angebetet werden und mache gehen von einem aus. Welche Antwort ist aber nun tatsächlich richtig oder falsch?

Wie will man von Außen abschätzen, ob jemand generell an den wie auch immer genannten einen Gott glaubt, aber lieber eine andere Form der Anbetung, auch Religion genannt für sich wählen will? Verliert jemand den Glauben der an Gott glaubt, nur in einer anderen Form bisher seinen Glauben praktiziert hat und jetzt aber andere Gebete betet und andere Rituale vollzieht? Wie würdest du das beschreiben, wenn jemand vom evangelischen Glauben zum katholischen Glauben konvertiert oder umgekehrt? Ist der dann eigentlich auch ungläubig? Oder warum tut man das, denn auch das kommt immer wieder mal vor?

Ich finde das anmaßend, wenn Menschen, die selbst wenig an Glauben interessiert sind, selbst nicht religiös praktizieren denken, sie könnten die Intensität und Authentizität des Glaubens anderer Personen einschätzen, ohne sie überhaupt persönlich zu kennen oder mit ihnen gesprochen zu haben. Selbst wenn man selbst sehr gläubig ist, kann man nicht unbedingt sicher abschätzen, wie stark oder echt der Glaube eines Menschen gegenüber ist.

Nur weil jemand jede Woche in die Kirche geht muss sein Glauben nicht stärker sein als bei jemanden, der still für sich zu Hause betet und nur gelegentlich in der Gemeinschaft anderer Gläubiger in einer Art Tempel, Kirche oder Moschee betet. Auch jemand der eigentlich Jahre lang gläubig ist, kann eine Glaubenskrise bekommen. Glauben, das ist eine ganz schwierig zu beurteilende Sache und man sollte sich da extrem vor oberflächlichen und vorschnellen Urteilen hüten um niemandem Unrecht zu tun.

Auch die Sache mit der Abschiebung nach Afghanistan ist eine komplizierte Sache, sogar schon von der Religion abgesehen. Zur Zeit wird ja intensiv diskutiert, ob Afghanistan wirklich ein sicheres Herkunftsland ist, nur weil es einzelne Gebiete geben soll, die sicher sind. Auch hier ist strittig, ob man das beibehalten soll, Menschen in ein Land abzuschieben, wo weite Regionen als unsicher gelten.

Und woher willst du wissen, dass die Prüfungen nicht richtig ablaufen ob jemand einen triftigen Grund hat, einen Asylantrag zu stellen? Wie willst du so eine Behauptung beweisen? Was ist bei so einer Prüfung überhaupt richtig und falsch?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



@Trüffelsucher, das denke ich mir im Übrigen immer. Woher will ich wissen, dass Gott nicht auch Allah ist? Das sage ich die letzte Zeit sehr oft und ich weiß es nicht. Der Unterschied ist aber, das ich es auch gar nicht wissen muss, weil ich weder dem "christlichen Gott oder katholischen Gott" fröne noch dem Gott aus der muslimischen Welt.

Ich möchte auch nicht abwiegen, wer wirklich konvertiert und wer nicht. Es gibt genug, die auch sagen, ich habe die Nase voll von Allah. Einige Suren kenne ich, die schon sehr gefährlich an "Mordaufrufen" nahen und einige Moslems sagen ganz klar, mit dieser Art von Religion schließe ich ab und konvertiere lieber. Das ist ihr gutes Recht und das gibt es. Dann muss man sie "leider" auch schützen.

Leider ist hier nicht so gemünzt, dass man sie schützen muss/soll, sondern das es überhaupt jemanden gibt, der andere wegen dem Glauben tötet. Doch man sieht es ja immer wieder. Wer vom Islam zum Christentum, zum Jugendtum oder wo auch immer hinwechselt, der ist in Syrien, Afghanistan, Indonesien & Co dem Tod geweiht, wenn die das mitkriegen. Schade eigentlich, dass man sich für Religionen so schämen muss.

Wer wirklich der Gott ist, das weiß ich nicht. Für mich ist es aber eben so, dass die Kirche auch schlecht prüfen kann, ob Afghane X jetzt wirklich nur konvertiert, um Asyl zu kriegen oder doch für den eigenen Wohlwollen. Wie soll man wohl auch?

Scheint alles im Allgemeinen kein sehr einfaches Thema zu sein. Doch trotzdem muss man auch fair anmerken dürfen, dass die Zahl der Switcher in puncto Religionen zunehmen und es ist meiner Meinung nach auffällig, dass es immer von den Leuten kommt, wo teilweise das Asyl nicht angenommen wurde. Ebenso wie diese Scheinväter von Sozialämter, die jetzt behaupten, die seien der Papa der Kinder von Asylanwerberinnen.

Man muss auch mal fair sein und sagen dürfen, hier nutzen einige die rechtlichen Problematiken, die schwierige tägliche Situationen der Bamf, der Kirchen, die das Konvertieren prüfen müssen usw. aus. Schade und hoffentlich kommt dann mal das göttliche Karma, würde ich frech sagen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Damit das Konvertieren vor einer Abschiebung schützt, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Zuerst einmal müssen Christen im Heimatland des Asylbewerbers verfolgt werden. Ansonsten hat die Religion nämlich gar keinen Einfluss. Das ist aber nur der Anfang.

Und das ist einer der Knackpunkte. Afghanistan ist als sicheres Herkunftsland deklariert worden, da die Christen dort aber nach wie vor in der Unterzahl sind und verfolgt werden, kann man auf diesem Standbein dann aufbauen und eine Abschiebung damit verhindern. Einfach ist der Weg sicherlich nicht aber es gibt Mittel und Wege und mich würde das auch nicht wundern, wenn das nicht schon einen Flyer oder ein Handbuch dazu gibt, wie und was man machen kann, damit man eine Abschiebung verhindern kann der auch genutzt wird.

Es ist doch im Endeffekt nichts anderes wie die Handbücher und Tipps die ausgetauscht werden, wie man das meiste Geld in Deutschland heraus holen kann mit den Anträgen. Ich finde es schon immer komisch wenn hier Menschen aufschlagen die kein Wort deutsch können aber auf dem Antrag für das Geld sehr genau wissen, wo sie welches Kreuz setzen müssen und das sogar noch besser beherrschen, als hier die Einheimischen die der Sprache mächtig sind. Ja auch das habe ich schon gesehen, dass das ohne Probleme geschafft wurde, da offenbar vorher eine "Schulung" oder sonstiges stattgefunden hatte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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