Zuhause weniger umsorgt fühlen als im Krankenhaus?
Ein Bekannter war nun im Krankenhaus, weil er operiert werden musste. Es geht ihm noch immer nicht so gut, aber er wurde zum Wochenende hin entlassen. Ich habe ihn etwas aufmuntern wollen und meinte, dass es doch langsam bergauf ginge, er hätte die Operation hinter sich und wäre ja nun auch schon wieder zu Hause. Daraufhin meinte er dann, dass er im Krankenhaus aber recht sorglos war und sich dort um alles gekümmert wurde. Mich hat diese Aussage schon etwas stutzig gemacht. Denn er lebt mit seiner Frau zusammen, die ihn sicherlich auch versorgen kann und sich um ihn kümmert.
Ich weiß, dass sich seine Frau im Laufe der Zeit verändert hat, sie früher aber immer sehr führsorglich war. Ich wollte da nun aber nicht weiter nachfragen und habe das Thema auf sich beruhen lassen. Er hat dann aber im Gespräch noch ein paar Mal betont, dass es ja im Krankenhaus doch leichter war und er sich weniger Sorgen um etwas machen musste und schon total erschöpft gewesen wäre, als er sich was zu essen gemacht hätte.
Könnt ihr nachvollziehen, dass sich jemand Zuhause weniger umsorgt fühlt als im Krankenhaus? Ist es nicht eher normal, dass man im Krankenhaus sorgloser sein kann, weil man alles gebracht bekommt was man braucht? Würdet ihr euch da Sorgen machen, dass der Kranke zu Hause zu wenig umsorgt wird?
Es kommt sicherlich auf die Umstände zu Hause an. Wenn man zu Hause alles selber machen muss und sich dann nicht mehr ausruhen kann, ist es im Krankenhaus natürlich einfacher und besser. Ich fühle mich im Krankenhaus so dermaßen unwohl, dass ich am liebsten sofort wieder zu Hause bin, wenn ich drinnen liege. Mein Mann umsorgt mich aber auch gut.
Ich war bisher 2 Mal im Krankenhaus, als ich die Kaiserschnitte hatte und am 2. Tag danach war ich in beiden Fällen wieder zu Hause, da ich im Krankenhaus einfach für mich kein gutes Gefühl hatte. Mein Mann hat mir zu Hause super geholfen. Wobei ich aber auch verstehen kann, dass nicht jeder Partner Lust hat alles für den Kranken zu machen ständig zu unterstützen und so weiter. Das macht nicht jeder gern und gerade wenn man dann auch noch arbeiten muss, dann ist das mit einem Kranken zu Hause nicht so leicht zu stemmen.
Ich glaube nicht, dass es um das reine Umsorgen geht, sondern dass da noch mehr hinter steckt. Seien wir ehrlich, wenn jemand im Krankenhaus liegt, dann erkundigt man sich automatisch häufiger wie es der Person geht, welche Fortschritte sie macht und dergleichen. Man denkt vielleicht auch häufiger an sie und fährt sie besuchen. Aber wenn es einer Person gut genug geht, dass sie aus dem Krankenhaus entlassen wird, lässt in der Regel auch das Interesse bei den allermeisten Menschen nach. Vielleicht stört es ihn auch nur, dass er deutlich weniger Besuch bekommt und sich weniger Menschen für ihn interessieren seit er zu Hause ist.
Klar. Nicht jeder hat das Glück, einen Partner oder eine Partnerin zu haben, sondern muss selber schauen, wie er zurecht kommt, wenn er krank oder verletzt ist. Dass man nicht zum Auskurieren ins Krankenhaus kommt, sondern, sobald es geht, wieder heimgeschickt wird, ist ja auch eine bekannte Tatsache.
Ich selber kann Krankenhäuser nicht ausstehen und fühle mich dort auch nicht "umsorgt". Die Leute, die dort arbeiten, sind leider pausenlos am Rennen, sodass ich schon ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich um eine frische Flasche Wasser gebeten habe.
Das Essen ist grauenhaft, die Zimmernachbarn meistens nicht minder, da selber schlecht beieinander und nicht ihr vorzeigbares Selbst und man bekommt eben Medikamente, Physio, was zu futtern und gelegentlich eine hektische Chefvisite. Wer das als "umsorgt" ansieht, hat daheim fürwahr wenig zu lachen.
Aber was will man machen, wenn man alleinstehend ist oder der Partner/die Partnerin zum Beispiel keinen Urlaub nehmen kann oder möchte oder selber schlecht beieinander ist? Umsorgt werden ist für Erwachsene kein Recht, sondern ein Privileg.
Das Krankenhaus ist nicht mein beliebtester Aufenthaltsort. Ich war nur zu den Geburten dort, aber es war damals okay. Gestört haben mich nur die vielen Besucher meiner Zimmergenossinnen. Ich wurde zwar nicht umsorgt, aber es wurde für mich und mein Baby gesorgt.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich nach meiner letzten Geburt gerne noch zwei Tage länger geblieben wäre, weil ich wegen eines heftigen Blutergusses kaum sitzen konnte. Ich wusste genau, dass ich zuhause wieder alles selber machen musste, da ich keine Eltern oder Schwiegereltern hatte, die mich umsorgen, und meine Ehe war auch nicht mehr so toll, dass mein Mann freiwillig zu Hause geblieben wäre. Ich habe mich also tatsächlich im Krankenhaus mehr umsorgt gefühlt als zu Hause.
Da ich allein wohne, muss ich mich zuhause natürlich selbst um mich kümmern. Im Krankenhaus kann man sich im akuten Krankheitsfall hingegen schon auf eine relativ gute und professionelle Versorgung verlassen, was ich in meinem Fall auch vorziehen würde.
Ich bin bisher nur einmal eine Woche lang im Krankenhaus gewesen, und ich fand es weniger schlimm als befürchtet. Ich hatte ein Bett in einem Zweierzimmer, und zeitweise war ich sogar allein gewesen. Das Essen war auch besser als befürchtet, und die Pfleger und Krankenschwestern waren alle nett. Das war schon besser als zuhause. Trotzdem würde ich natürlich nicht freiwillig ins Krankenhaus gehen.
Natürlich musst du dich im Krankenhaus nicht um solche Sachen wie einkaufen, kochen oder putzen kümmern. Und du musst sich nicht selber um deine Therapie kümmern. Du bekommst deine Medikamente jeden Morgen aufs Zimmer gebracht, der Physiotherapeut kommt auch ins Zimmer, zum Röntgen wirst du abgeholt und wieder zurück gebracht und so weiter.
Und manch einer hat im Krankenhaus tatsächlich wesentlich mehr sozialen Kontakt als zu Hause. Zu Hause kommt an einem normalen Tag höchstens der Postbote vorbei, im Krankenhaus werden sie von der besorgten Familie besucht und von den Angestellten steht auch ständig jemand im Zimmer weil Visite angesagt ist oder Blut abgenommen werden muss.
Ich selber bin glaube ich nicht der Typ, der umsorgt werden besonders toll findet. Mein letzter Krankenhausaufenthalt war wegen Pneumothorax und ja, das kann gefährlich werden, aber ich hatte während der ganzen Zeit nie wirklich Atemnot, nur einen hartnäckigen Husten. Trotzdem stand ständig jemand in meinem Zimmer und hat sich erkundigt, wie es mir geht und ob ich gut Luft bekomme.
Ich war wirklich extrem genervt, weil ich nicht mal ins Bad gehen konnte ohne mir vorher zu überlegen, ob der Stationsarzt vielleicht gleich Feierabend hat und vorher noch mal bei mir rein schauen will. Das soll jetzt natürlich keine Kritik an aufmerksamem Pflegepersonal sein.
Gerbera hat geschrieben:Das Essen ist grauenhaft, die Zimmernachbarn meistens nicht minder, da selber schlecht beieinander und nicht ihr vorzeigbares Selbst und man bekommt eben Medikamente, Physio, was zu futtern und gelegentlich eine hektische Chefvisite. Wer das als "umsorgt" ansieht, hat daheim fürwahr wenig zu lachen.
Du zeichnest aber auch ein ziemlich düsteres Bild eines Krankenhauses. Das dürfte wohl nicht auf jedes Krankenhaus so zutreffen. Es gibt tatsächlich auch einige, in denen man sich um Patienten kümmert.
Dass das Essen nicht unbedingt das Beste ist, das ist halt so. Ein Krankenhaus ist eben kein Restaurant, das ist die heimische Küche aber auch nicht immer. Und hin und wieder schmeckt das Essen sogar gar nicht so schlecht. Wenn die Medikamente nicht passen oder die Schmerzen noch nicht auszuhalten sind, brauchst du im Krankenhaus nur nach einem Arzt zu rufen und früher oder später kommt der zu dir gedackelt und macht sich höchstwahrscheinlich noch mehr einen Kopf als es der Hausarzt zwischen Patientenkontakt Nummer 80 und 81 am Nachmittag machen könnte, wenn man denn irgendwie dahin gekommen ist. Physiotherapie kriegst du je nach Station täglich, teilweise auch mehrmals am Tag oder zumindest Bewegungsschienen. Das kriegst du in draußen so in aller Regel nicht hin. Auch bekommt man in aller Regel jeden Tag eine Visite. Da ist natürlich auch meistens einmal in der Woche eine nicht brauchbare Chefvisite dabei, aber trotzdem kannst du jeden Tag mit einem Arzt über deine Probleme reden.
Also ein paar Vorteile hat das Krankenhaus durchaus schon und medizinisch gesehen, ist man da in aller Regel schon besser aufgehoben als zu Hause. Ob das natürlich auch immer zwingend notwendig ist und ob man das für sich selbst braucht, steht auf einem anderen Blatt. Aber für viele Menschen ist das eben schon eine Erleichterung sich im Zweifelsfall eigentlich um gar nichts kümmern zu müssen. Erst recht, wenn man sich viele betagtere Herrschaften ansieht, die zu Hause kein Mensch waschen würde oder die zu keiner Therapie raus kommen würden.
Für mich selber wäre das aber auch nichts. Aber ich bin eben auch noch recht jung und habe auch eine Frau, die mir sehr helfen kann. Das ist aber eben auch eine gewisses Privileg, dass nicht jeder hat.
Klehmchen hat geschrieben:Dass das Essen nicht unbedingt das Beste ist, das ist halt so. Ein Krankenhaus ist eben kein Restaurant, das ist die heimische Küche aber auch nicht immer. Und hin und wieder schmeckt das Essen sogar gar nicht so schlecht. Wenn die Medikamente nicht passen oder die Schmerzen noch nicht auszuhalten sind, brauchst du im Krankenhaus nur nach einem Arzt zu rufen und früher oder später kommt der zu dir gedackelt und macht sich höchstwahrscheinlich noch mehr einen Kopf als es der Hausarzt zwischen Patientenkontakt Nummer 80 und 81 am Nachmittag machen könnte, wenn man denn irgendwie dahin gekommen ist..
Da widerspreche ich auch gar nicht. Ich gehe ja nicht ins Krankenhaus, weil das Essen dort so lecker ist, und ich bin natürlich froh und dankbar, in einem Land zu leben, wo die medizinische Versorgung der Bevölkerung im Großen und Ganzen exzellent ist. Das weiß ich schon zu schätzen.
Aber mir geht es hier eher um den Begriff "umsorgen", der für mich eine emotionale Komponente hat, die es in meinen Augen in einem Krankenhaus nicht unbedingt gibt, was ich aber auch nicht erwarte(!). Wenn ich beispielsweise erkältet bin und mein Partner kocht mir Hühnersuppe nach Omas Spezialrezept, füllt mir die Wärmflasche nach und bringt mir die Fernbedienung, obwohl ich nicht gerade mit 40 Fieber halbtot daliege, ist das für mich "umsorgen".
Oder Gäste in einem richtig tollen Wellnesshotel werden "umsorgt", weil sie entsprechend zahlen. Wenn mir im Krankenhaus jemand den Blutzucker misst oder mir irgendwelche "Bewegungsschienen" verpasst, werde ich nach meiner eigenen Interpretation nicht "umsorgt", sondern behandelt. Was natürlich auch vollkommen in Ordnung ist.
Gerbera hat geschrieben:Aber mir geht es hier eher um den Begriff "umsorgen", der für mich eine emotionale Komponente hat, die es in meinen Augen in einem Krankenhaus nicht unbedingt gibt, was ich aber auch nicht erwarte(!). Wenn ich beispielsweise erkältet bin und mein Partner kocht mir Hühnersuppe nach Omas Spezialrezept, füllt mir die Wärmflasche nach und bringt mir die Fernbedienung, obwohl ich nicht gerade mit 40 Fieber halbtot daliege, ist das für mich "umsorgen".
Es dürfte aber eben auch genug Leute geben, die dieses Umsorgen zu Hause nicht haben. Und dann hast du eben die Wahl zwischen emotional schlecht und medizinisch schlecht oder emotional höchstwahrscheinlich schlecht, dafür medizinisch höchstwahrscheinlich deutlich besser. Das macht dann die Wahl schon wieder ganz anders. Und wenn man eine emotionale Komponente eh nicht erwartet, dann gehört die Behandlung ja auch zum Umsorgen. Da kümmert sich eben jemand um deine Gesundheit.
Ich denke halt einfach, dass man so etwas eben nicht pauschal für jeden Menschen beurteilen kann. Jeder hat halt andere Bedürfnisse und vor allem hat jeder eben auch andere Möglichkeiten sich diese Bedürfnisse zu erfüllen.
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