Zu viele Schnulzen negativ für Beziehung?

vom 02.11.2015, 13:29 Uhr

Ich habe vorhin von einer Studie gehört, nach der der Konsum von zu vielen Liebesfilmen (und vermutlich auch Liebesromanen) angeblich negativ für die Beziehung sein soll. Denn je mehr man davon konsumieren würde, desto mehr würde man unbewusst ähnlich romantische Verhaltensweisen vom Partner erwarten und dann umso enttäuschter sein, wenn diese Erwartungen eben nicht erfüllt werden. Daher wäre ein zu hoher Konsum von Schnulzen und dergleichen Schuld an nicht wenigen Trennungen.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll. Einerseits denke ich schon, dass da was dran ist, aber andererseits sollte man doch seinen Partner nach vielen Jahren gut genug kennen um zu wissen, dass er Zuneigung eben auf andere Weise zeigt als es in Schnulzen unbedingt vermittelt wird.

Was meint ihr darüber? Könnte die Studie mit ihren Ergebnissen Recht haben? Sind zu viele Schnulzen tatsächlich schädlich für die Beziehung oder ist das nur Panikmache, um den Fokus mehr auf andere Filmgenres zu lenken?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke schon, dass es nicht gut für eine Beziehung ist immer nur Idealbilder einer solchen anzusehen. Ich denke, dass man dann einfach ein falsches Bild bekommt und dann auch immer mehr am Partner kritisieren wird. Das kann der Beziehung schon schaden. Wobei man auch wirklich mal darüber nachdenken muss, dass das eben nur ein Buch oder nur ein Film ist, aber ich denke, dass man sich irgendwann darin verliert, wenn man das immer nur konsumiert.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Im Prinzip dürften dieser Studie zufolge ja auch Thriller nicht besonders gut für eine Beziehung sein. Immerhin kommt in den Büchern immer wieder Gewalt vor, so dass man sich ja vielleicht auch irgendwann selbst ein aggressives Verhalten angewöhnt und den Partner daher immer nur schlecht behandelt. Dabei ist man dann direkt wieder bei der Frage, ob alle Killerspiele-Spieler selbst zu Killern werden. Ich finde, dass das immer sehr schwer zu beurteilen ist.

Es kann schon sein, dass man sich unbewusst irgendwelche Verhaltensweisen oder Erwartungen aneignet, wenn man immer wieder davon liest. Von daher kann es durchaus sein, dass man durch Schnulzen zumindest unbewusst Handlungen vom Partner erwartet, die man von den Büchern her kennt. Wenn der Partner nicht entsprechend handelt, ist man enttäuscht. Allerdings wissen ja erwachsene Menschen auch, dass Bücher eben fiktiv sind und dass Autoren das niederschreiben können, was sie wollen. Das muss ja nicht wirklich etwas mit der Realität zu tun haben.

Ich finde das Thema ganz interessant, wobei man da sicherlich noch weitere Studien dazu durchführen müsste. Momentan weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll. Ich denke, dass sich Schnulzen sowohl negativ auf eine Beziehung auswirken können, aber auch positiv. Immerhin werden ja auch Glücksgefühle ausgeschüttet, wenn man ein gutes Buch liest, weshalb man Zufriedenheit ausstrahlt. Das kann ja auch positiv für eine Beziehung sein. Möglicherweise ist es ja auch neutral oder bei jeder Person und bei jedem Buch unterschiedlich.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Warum sollten Schnulzen die Erwartungen an den Partner verändern? Ich mag keine Schnulzen, egal ob die niedergeschrieben oder auch noch verfilmt worden sind. Trotzdem hat eine gute Beziehung für mich typische Elemente einer Schnulze. Großes Drama muss es definitiv nicht sein, das stößt mich ab.

Aber so kleine Dinge, Dinge von denen ich keine bestimmte Vorstellung habe, die gehören für mich dazu. Ich meine keine klischeehaften Dinge wie Rosen, Kerzen in Herzformation oder so etwas. Es sind die anderen Klischees, die man nicht planen kann.

Ein Mann muss sich beispielsweise sehr lange um mich bemühen. Er muss kein Geld investieren, keine romantischen Dates planen, keine Geschenke anschleppen. Aber er muss alles auf eine Karte setzen, mir seine Zeit und seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, ohne zu wissen, ob es Erfolg hat. Er muss überzeugt sein, von sich und von mir.

Und wenn es geklappt hat, dann hat eine gute Beziehung für mich dauerhaft diese kurzen, intensiven Momente. Kleine, alltägliche Berührungen, die Schmetterlinge flattern lassen. Blicke, die unvermittelt aneinander hängen bleiben. Solche Kleinigkeiten eben, die immer wieder die tiefe Verbundenheit zeigen.

Das erwarte ich komplett ohne den Konsum von Schnulzen, obwohl es natürlich guter Stoff dafür ist. Das unterscheidet für mich einfach meinen Partner von allen anderen Menschen. Das gibt es nicht bei Freunden, nicht bei Verwandten und nicht bei sehr guten Sexualpartnern. Und das trägt auch über schlechte Zeiten, Stress und Unstimmigkeiten.

Wobei auch die Frage ist: Verändert der Konsum von Schnulzen die Erwartungen an den Partner wirklich? Oder sind Schnulzen das Ventil, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden? Und kommt es dann zum Einfordern der fehlenden emotionalen Verbindung?

» cooper75 » Beiträge: 13428 » Talkpoints: 519,39 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Pauschal beantworten kann man das sicherlich nicht. Ein Stück weit spielen da auch Faktoren wie der Charakter des Individuums, die Häufigkeit von "schnulzigem" Konsum und vielleicht auch das Alter des Individuums eine Rolle.

Ich habe zum Beispiel die Beobachtung gemacht, dass gerade Teenager sich gerne in solche Schnulzen reinsteigern, weil sie eben noch nicht so viel Erfahrung mit Jungs haben und dann annehmen, dass das normal und "Standard" ist, was in diesen Büchern beschrieben ist. Außerdem haben manche von ihnen massive Selbstwertprobleme, fühlen sich in ihrem Körper unwohl und möchten bestätigt werden. Die nehmen dann interessanterweise alles in diesen Büchern für bare Münze und schmachten dann die männlichen Protagonisten an, die sich genauso verhalten wie sie es gerne hätten, dass ein Junge oder Mann sich ihnen gegenüber verhält. Dass da Frustration vorprogrammiert ist, sollte klar sein.

Ich kenne sogar ein weibliches Exemplar, bei dem das tatsächlich so war. Sie las als Teenager die ganze Zeit diese Twilight-Reihe und steigerte sich in die Figur des Edward Cullen hinein und verglich dann auch alle Jungs mit ihm, wobei die echten Jungs viel schlechter abgeschnitten haben, weil sie sich nicht genauso verhalten haben wie dieser Vampir. So ein Verhalten und eine derartige Denkweise kann ich nur begrenzt nachvollziehen.

Man muss aber auch den Charakter für so etwas haben. So gibt es ja immer wieder Menschen, die eine sehr romantische Ader haben und so etwas einfach brauchen und andere wiederum brauchen das überhaupt nicht und verzichten lieber darauf. Gerade letztere werden sich vermutlich kaum beeinflussen lassen von Schnulzen.

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube, mit meinem Partner habe ich bislang noch keinen einzigen Film gesehen, der eine reine Romanze war. Ich finde solche Filme generell nicht unbedingt spannend, mein Partner noch weniger. Allgemein fände ich es etwas seltsam, wir reden gerne über die Filme, die wir gemeinsam gucken und das Gespräch wäre vielleicht etwas seltsam, wenn man vielleicht dazu Ex-Partner auf den Tisch bringt, weil man etwas ähnliches schon mal erlebt hat zum Beispiel. Oder wenn es dann zu solchen Phrasen kommt wie: "Also ich würde dir so etwas nicht verzeihen." So oder ähnlich seltsam stelle ich mir das vor.

Ob da besonders große Erwartungen geweckt werden, kann ich nicht sagen. Vielleicht kommt es ja zu einer Szene mit einem Hochzeitsantrag und der Partner glaubt, man selbst möchte auch einen Kniefall vor dem Eiffelturm. Oder es wird eine Szene, wie man sie aus dem eigenen Alltag kennt, gespielt, die ganz anders gelöst wird als man das selbst normalerweise macht und diese Methode wird als schlecht hingestellt. So etwas in der Art könnte ich mir jedenfalls vorstellen.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Vereinzelt mögen ja solche Fälle auftreten, aber verallgemeinern würde ich so etwas nicht. Ich kann mir schon auch vorstellen, dass wenn man zu viele solcher Schnulzen verkonsumiert, sich dann eine Art Kopfkino breit macht und sich romantische Phantasien ausbreiten. Aber da muss man von vornherein der Typ dafür sein, sonst funktioniert das nicht. Meine Beziehung würde bestimmt nicht darunter leiden.

» baerbel » Beiträge: 1519 » Talkpoints: 602,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



In dem Beitrag geht es doch ganz klar um unbewusste Handlungen, also gehen sämtliche Argumente nach dem Motto "ich aber nicht!" total am Thema vorbei. Denn wenn ich mit "ich aber nicht!" ankomme bin ich mit einer Handlung ja bewusst und das ist hier ja nun offensichtlich nicht der Fall.

Es gibt auch Studien die belegen, dass Pornos dazu führen, dass die Konsumenten eine unrealistische Vorstellung von Sexualität bekommen. Da würde wahrscheinlich auch jeder argumentieren, dass man doch weiß, dass das nicht real ist und alles nur gestellt ist und, dass die Darstellerinnen eh alle operiert sind und so weiter. Aber das ändert doch nichts am Einfluss auf das Unterbewusstsein. Und genauso ist es bei den Liebesfilmen wahrscheinlich auch.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Kann ich mir eigentlich schon vorstellen. Meine Schwester hat eine Freundin, die immer im Hollywood-Stil nach einem Streit auf die Straße rennt und sich dann umdreht um zu schauen, ob der Partner ihr hinterherläuft, so wie in den Filmen. Außerdem hat sie bei den ersten Dates immer Erwartungen mit irgendwelchen Blumen oder dass beim ersten Kuss ihr Gesicht in die Hände des Mannes genommen werden. Keine Ahnung, ob sie sich Liebesfilme anschaut, aber irgendwoher muss das Verhalten und die Erwartungshaltung auch kommen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich habe auch eine gewisse Sehnsucht nach Romantik und den großen Gesten. Uns insgeheim habe ich mir immer eine Beziehung gewünscht, in der mir der Mann mehrfach täglich sagt, wie toller mich findet, in der man sich nie streitet, es keine Spannungen gibt und wo es ganz viele romantische Gelegenheiten gibt. Kerzen usw. meine ich gar nicht, aber dass man ganz romantisch miteinander umgeht und nicht so grob, dass man Händchen hält und auf dem Sofa kuschelt oder sich selbst bei alltäglichen Tätigkeiten irgendwie nahe ist.

Allerdings würde ich nicht sagen, dass diese Sehnsucht aus Liebesschhnulzen stammt. Ich denke eher, dass ich in Beziehungen, die nicht gut liefen, solche Sehnsüchte entwickelt habe, nach dem Motto "ich will das, was ich gerade nicht habe". Schnulzen habe ich auch gerne angeschaut, etwa die Inga Lindstroem Romanverfilmungen. Die liebe ich. Aber wahrscheinlich nur deswegen, weil sie ein Bedürfnis, was ich ohnehin schon habe, aufgreifen und das darstellen, was ich mir ohnehin erträumt habe.

Die Realität ist ja ohnehin nie so schön, wie das, was man sich gedanklich vorstellt. Das beziehe ich nicht nur auf Schnulzen und Vorstellungen von Romantik, sondern generell eigentlich auf alles. Wenn ich mir in der Fantasie etwas ausmale, dann ist die Realität meist nicht so angenehm und toll, was jetzt aber auch nicht heißt, dass das dann ganz schlimm wäre.

Wen ich mich in jemanden verguckt habe und mir vorgestellt habe, wie das wäre, mit demjenigen zusammen zu sein, dann waren das Idealvorstellungen, die eigentlich noch über typische Schnulzen hinausgehen. Die anderen haben sich aber nie so verhalten, wie ich das gerne hätte. Denn in der Realität macht ja ein Mensch nicht immer genau das, was ich will und sagt nicht immer genau das, was ich mir da vorstelle und was ich in dem Moment am romantischsten finde und hört genau da auf, wo ich nicht weitergehen will.

Es gibt ja dann auch Leute, die einem einreden wollen, dass es keine harmonischen Beziehungen gibt und dass Streit immer dazu gehöre und dass man sich seine Vorstellungen aus dem Kopf schlagen muss. Sehe ich aber nicht so. Aber ich finde, mit meinem aktuellen Freund komme ich schon nah ran, das ist alles sehr harmonisch und streitfrei und es gibt viele kleine romantische Gesten. Man muss vielleicht manchmal nur eine Weile suchen, bis man so jemanden finden.

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