Zu viel Nähe schädlich für eine Beziehung?

Laut einer Studie von Kaspersky Lab soll zu viel Nähe das Ende der Beziehung bedeuten, da eben die Überraschungs-Kultur verloren ginge. Es gibt ja durchaus Paare, die quasi unzertrennlich sind wie siamesische Zwillinge. Meint ihr, dass das schädlich ist für die Beziehung? Wie viel Nähe verträgt eine Beziehung eurer Ansicht nach? Ist das nicht auch abhängig vom Paar selbst und dem individuellen Bedürfnis der beiden Partner?

Ich kenne ein Paar, dass sich wirklich nur trennt, wenn beide auf die Arbeit müssen. Ansonsten spielt sie noch das Hausweibchen für ihn und umsorgt ihn und macht und tut. Die Beiden machen ansonsten alles nur gemeinsam. Fahren wöchentlich zusammen einkaufen, gehen nur zu Familienfeiern zu zusammen, ins Kino oder sonst wohin. Ich habe nie erlebt, dass sie sich auch mal einfach nur mit einer Freundin getroffen hätte.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für eine Beziehung gut ist, wenn man dermaßen viel zusammenklebt. Da ist doch etwas Freiraum durchaus wichtig und das man sich auch mal mit anderen trifft oder selbst Unternehmungen macht, bei denen der Partner nicht dabei ist. Ich denke daher schon, dass zu viel Nähe durchaus schaden kann.

Wenn es für die unmittelbar Beteiligten passt, kann es für diese spezielle Beziehung nicht schädlich sein, und Pauschalaussagen verbieten sich hier sowieso, da jeder Mensch zwar prinzipiell die gleichen Bedürfnisse, aber in unterschiedlicher Ausprägung hat, und diese sich im Lauf des Lebens auch ändern.

Ich selber habe über Jahrzehnte quasi eine Wochenendbeziehung geführt. Wohlgemerkt, immer mit dem gleichen Partner, und ich dachte in dieser Zeit, dass mir eine gemeinsame Wohnung schon zu viel an "Nähe" darstellen würde. Aber dann hat uns das Leben doch dazu gebracht, zusammenzuziehen, und jetzt sind wir eins der Pärchen, die die meiste Zeit außerhalb der Arbeit zusammenkleben. Was soll ich sagen, ich mag den Mann eben und habe eine Menge Spaß mit ihm.

Der Unterschied mag wohl darin liegen, dass ich im Zweifelsfall auch ohne ihn auskäme und durchaus auch mal alleine unterwegs bin. Wenn aus dem freiwilligen Bedürfnis, Zeit miteinander zu verbringen, eifersüchtiges Klammern oder mangelnde Lebenstüchtigkeit wird, ist es für die Beziehung sicherlich nicht so optimal, weil einfach der Druck steigt.

Das muss doch jedes Paar für sich entscheiden. Dem einen Paar tut Nähe sehr gut und das andere Paar braucht viele Freiräume. Mein Mann und ich sind schon sehr gerne zusammen und das tut uns auch gut. Wir genießen es unsere gemeinsame Zeit auch miteinander zu verbringen. Natürlich kann jeder jederzeit etwas ohne den anderen machen, aber wir genießen es eben auch zusammen zu sein. Wir ticken auch sehr gleich, weswegen ich es nicht als Belastung ansehe, wenn wir viel Zeit miteinander verbringen.

Letztendlich kann man aber nicht sagen was schadet oder was nicht schadet, da es nicht nur ein Paar gibt. Man muss als Paar darüber reden was man will und was nicht, was man mag und was nicht und so kann es dann auch nicht zu zu viel Nähe kommen.

Als ob eine Beziehung so einfach aufzuschlüsseln wäre wie ein Backrezept. Keine zwei Menschen gleichen als Paar einem anderen und selbst ein- und derselbe Mensch kann bei einem anderen wieder ein ganz anderes Beziehungsmuster haben. Worin soll denn dieses Zuviel an Nähe eigentlich bestehen? Geht es da um die räumliche Nähe oder um das Vertrauensverhältnis? Was ist mit Paaren, die immer aufeinanderhocken, aber sich gar nichts mehr zu sagen haben? Sind die zu nah oder doch entfremdet?

Ich muss da an diese extreme Variante von Leuten denken, die möglichst Tag und Nacht zusammen sind und im Partnerlook rumlaufen. Die trennen sich doch meistens nie, im Gegenteil, solche Leute sind so extrem symbiotisch aufeinander fixiert, die könnten sich nicht mal trennen, wenn sie es wollten. Und die Paare, die gemeinhin als Traumpaar gelten, wirken auf mich auch so, als wären sie sich sehr nah und sind teilweise Jahre oder schon Jahrzehnte zusammen.

Mein Freund und ich wohnen zusammen, allerdings ist er beruflich oft unterwegs und verlässt die Wohnung sonntags am Nachmittag oder montags am Morgen und kommt am Donnerstag oder Freitag nach Hause. Das bedeutet für uns, dass wir die Woche größtenteils getrennt voneinander verbringen, allerdings über WhatsApp und Telefonate viel Kontakt zueinander haben, und die Wochenenden meist gemeinsam verbringen.

Für uns fühlt sich das perfekt an, so hat jeder Zeit für sich und wir sind eigentlich ziemlich glücklich mit der jetzigen Situation. Anders wäre es, wenn wir unter der Woche keinen Kontakt hätten. Ich freue mich nach wie vor jedes Mal, wenn er wieder nach Hause kommt, auf ihn. Ich denke aber, dass es wirklich sehr auf die Personen in der Beziehung ankommt, wie viel Nähe das jeweilige Paar für sich braucht.

Ich glaube, dass es schwierig ist, darauf eine pauschale Antwort zu geben. Ich persönlich habe damit auch null Problem 24 Stunden aufeinander zu hocken und es gab eine Zeit, da war dem so. Das heißt also, dass ich auch weiß, wie es ist, Nonstop aufeinander zu hängen und das hat mit dem Partner eben auch funktioniert. Wiederum wäre das bei einem anderen Mann oder meiner Ex-Freundin weniger gut gewesen.

Mit meinem jetzigen Freund geht das zum Beispiel auch hervorragend. Ehe er seinen Job gewechselt hat, haben wir uns auch sehr häufig gesehen. Jetzt weniger, aber beides klappt und verändert bei uns als Beispiel überhaupt nichts innerhalb der Beziehung.

Ich kenne auch Menschen, die hängen Nonstop zusammen, aber es klappt einfach nicht. Trotzdem verändern sie nichts und machen da weiter, wo sie aufgehört haben. Die merken nicht einmal, dass die sich ständig in den Haaren hängen, was mir ein Rätsel ist.

Andere sehen sich kaum und sind auch nicht zufrieden. Ich glaube daher, dass man es auch nie wirklich jedem Recht machen kann. Entweder es passt mit der intensiven Nähe oder nicht. Das ist wohl von Mensch zu Mensch sowie Partnerschaft und grundlegende Erwartungshaltung ganz unterschiedlich.

Ich hätte mir früher auch nie vorstellen können, so viel Zeit mit einem Partner zu verbringen, aber seit mein Partner und ich uns kennen, verbringen wir eigentlich jede freie Minute miteinander. Wir sind wirklich schnell zusammengezogen und haben uns davor auch schon täglich gesehen. Daran hat sich bisher nichts geändert. Und wenn wir beide zu Hause sind, machen wir auch da alles gemeinsam. Es kommt also kaum vor, dass wir in unterschiedlichen Räumen sind und etwas unterschiedliches machen.

Ich finde, dass unsere Beziehung auf diese Weise sehr schnell sehr intensiv geworden ist. Selbst als wir erst kurz zusammen waren, hatten wir beide das Gefühl, uns schon ewig zu kennen. Wir genießen das aber sehr und wir mögen es auch beide so. Ansonsten würden wir uns gegenseitig immer die Möglichkeit geben, auch mal etwas anderes zu machen.

Jeder soll es so handhaben, wie er es möchte. Es gibt Menschen und Paare, die sehr viel Freiraum brauchen und die sehr schnell genervt sind, wenn sie den Partner dauernd um sich herum haben. Da ist es sicherlich schädlich, wenn man sehr viel Nähe hat und sich auf diese Weise eingeengt fühlt und sich auf den Keks geht. Immerhin hat man dann nicht die notwendige Zeit für sich, die man eigentlich braucht.

Dann gibt es wiederum Menschen, die sehr gerne ihre gesamte Freizeit mit dem Partner zusammen verbringen und die gar nicht unbedingt so viel ohne den Partner machen müssen. Solange man sich selbst und auch Freunde nicht vernachlässigt und trotzdem das macht, worauf man Lust hat, ist das ja auch in Ordnung und so kann eine Beziehung auch wunderbar funktionieren.