Zu viel Lebensmittel-Müll - sind Lebensmittel zu billig?

vom 02.05.2019, 14:06 Uhr

Im Radio heute wurde gesagt, dass die Deutschen ca. 18 Millionen Tonnen Lebensmittel jedes Jahr wegschmeißen und die Theorie ist, dass die Lebensmittel einfach zu billig sind. Wären sie teurer, würde man weniger kaufen und besser damit umgehen bzw. sie eher verwerten. Was haltet ihr von dieser Theorie?

Ich denke, dass ja schon in den Geschäften einiges weggeschmissen wird und wenn die Lebensmittel noch teurer wären, dann würde noch mehr in den Geschäften weggeschmissen. Das wird dann wahrscheinlich nicht in diese Statistik hineinfallen, weil diese Lebensmittel noch nicht beim Verbraucher sind. Aber ist das weniger schlimm? Wird nicht einfach zu viel produziert? Was denkt ihr, warum so viel Lebensmittel weggeschmissen wird und was könnte man dagegen machen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das eigentlich Problem sind nicht die niedrigen Lebensmittelpreise, sondern dass die Leute nicht in der Lage sind, ihr Verhalten zu reflektieren und daraus zu lernen. Meine Mutter z.B. kocht immer Portionen, die für eine ganze Fußball Mannschaft reichen. Egal, wie oft ich ihr sage, sie soll doch beim nächsten Mal weniger Zutaten einkaufen, weil sowieso immer massig Reste übrig bleiben, die sich dann weg schmeißen kann, weil es keiner mehr isst, sie lernt einfach nicht daraus.

Und ich gehe schwer davon aus, dass andere Menschen mindestens genau so lernresistent sind, denn so Sprüche wie "Meine Mutti kocht für die ganze Nachbarschaft." die haben wir alle schon gehört. Ich bin da ganz anders. Ich weiß ganz genau, was und wie viel wir zu Hause essen und bei uns wird deshalb auch seltenst Essen weg geworfen. und da ich relativ günstig einkaufe (außer bei Tierprodukten, da gibt es nur Bio), kann es nicht am Preis liegen.

Außerdem gebe ich Dir Recht mit Deiner Hypothese, dass bei einer Preissteigerung der Lebensmittel im Geschäft noch mehr Müll anfällt, da sich nicht jeder teure Lebensmittel leisten kann. Der Verbraucher und der Produzent müssen beide ihr Verhalten überdenken und sich wirklich mal fragen, ob es Sinn macht, so viel zu kaufen bzw. zu produzieren.

» cherrypie » Beiträge: 567 » Talkpoints: 30,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Von der vom Beitragseröffner zitierten These, dass Lebensmittel nur deswegen ungegessen im Müll landen, weil sie zu billig zu haben wären, habe ich ehrlich gesagt noch nichts gehört. Ganz anders verhält es sich bei der Vernichtung von Lebensmitteln aufgrund des Überschreitens des aufgedruckten Verfallsdatums, über dessen Sinn und Zweck bereits so stark diskutiert wurde, dass diese Angabe sogar irgendwann einmal gänzlich gestrichen werden könnte.

Sicherlich konnte ich feststellen, dass bestimmte Waren auch noch mehrere Tage oder sogar Wochen nach aufgedrucktem Mindesthaltbarkeitsdatum immer noch genießbar waren und bei mir beim Verzehr keine gesundheitlichen Probleme verursacht hatten. Andererseits sind auch einige Lebensmittel bereits vor Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums schimmelig oder sind beim Vorkosten irgendwie in ihrem Geschmack derart verändert, dass man mit Fug und Recht von kurz vor dem Verderben stehender Ware sprechen könnte.

Letzteres passiert mit regelmäßig bei Milch und Milchprodukten. Bei Brot steht das Schimmeligwerden im Vordergrund. Insofern landet bei mir gelegentlich geschnittenes Brot in der Biotonne und Frischmilch im Ausguss. Leider. Und dass daran eine geänderte Preisstruktur der Lebensmittelhändler etwas ändern würde, wage ich zu bezweifeln.

» Gorgen_ » Beiträge: 1123 » Talkpoints: 398,96 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Natürlich sind Lebensmittel billig in Deutschland. Man braucht sich doch nur anschauen, wie viel Prozent seines Einkommens man heute im Durchschnitt für Lebensmittel ausgeben muss und wie viel man früher im Durchschnitt ausgeben musste. Auch interessant ist der Vergleich mit den Preisen im Ausland, unter Berücksichtigung der Einkommensverhältnisse natürlich. Auch da sind die deutschen Lebensmittel sehr billig.

Ob das jetzt aber zwangsläufig die Ursache für Lebensmittelverschwendung ist weiß ich natürlich nicht, aber wenn dich eine Kartoffel vielleicht zehn Cent gekostet hat oder sogar noch weniger und du nie wirklich gelernt hast wie man kocht und Reste verwertet ist die Hemmung die übrigen Kartoffeln einfach wegzuwerfen sicher geringer als wenn sie deutlich teurer wären.

Und nein, teurere Lebensmittel würden natürlich nicht dazu führen, dass Geschäft mehr wegwerfen müssen. Jedenfalls nicht dauerhaft. Denk doch mal logisch. Wenn die Kartoffeln teurer werden, werden weniger Kartoffeln gekauft, was dann natürlich dazu führt, dass der Supermarkt weniger Kartoffeln bestellen muss. Das Kartoffelangebot wird in Zukunft als kleiner sein.

Aber du hast natürlich Recht, die meisten Lebensmittel werden nicht von den Endverbrauchern weggeworfen und wenn man das Problem wirklich angehen möchte muss man viel früher ansetzen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich glaube es wird auch sehr viel von den Supermärkten selber weggeworfen, nicht mal nur von den Leuten zu Hause, wobei es da sicherlich auch mehr wehtun würde, wenn die Sachen teurer wären. Aber für den Schrott, den man da teilweise im Supermarkt bekommt, kann man eben auch nicht mehr verlangen. Ich meine würde man hochwertigere Sachen anbieten, dann würde ich es auch fair finden dafür mehr zu verlangen, aber wenn man geschmacklose Massenware anbietet, die bis zum Himmel gespritzt ist, dann kann man meiner Meinung nach auch nicht viel dafür verlangen.

Ich finde richtige Planung ist wichtig und das kann leider nicht jeder. Ich würde es daher gut finden, wenn man das schon mit Kindern übt, auch den Umgang mit Lebensmitteln im Allgemeinen und da viele das leider zu Hause nicht erklärt bekommen wäre das doch mal etwas für einen Workshop in der Schule. Meiner Meinung nach kann man da auch gut zeigen, was man aus Lebensmitteln noch machen kann, wie man Reste gut verwertet und so weiter. Bei mir fliegen Lebensmittel nur dann in den Müll, wenn man sie wirklich nicht verwenden kann, sie also schneller schlecht geworden sind, als man das gedacht hat. Normalerweise plane ich aber gut vor und komme damit dann auch gut ohne Lebensmittelmüll aus.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Natürlich sind die Lebensmittel zu billig in Deutschland. Denkt doch einfach mal zwei Generationen zurück. Da wurde nicht so viel in den Müll geworfen, weil man für manche Lebensmittel, wie Fleisch und Wurst, wesentlich mehr bezahlt hat. Dazu waren die Einkommen auch geringer und man hat viel bewusster eingekauft.

Heute ruft man an allen Ecken und Enden nach Tierwohl, besseren Löhnen und so weiter. Aber ist denn der Verbraucher auch bereit mehr zu bezahlen? Frag vor einem Supermarkt, ob man auch mehr für die Milch zahlen würde und schaut dann, welche Milch die Leute kaufen. Es sind Mundbekenntnisse, die man abgibt, aber dann nicht umsetzt.

Und es beginnt im Kleinen. Wir verbrauchen zu Hause weniger Milch als noch vor ein paar Jahren. Kaufen aber auch bewusst die Milch des hiesigen Werkes. Einfach weil ich weiß, dass die Landwirte, welche ihre Milch dort abliefern mehr Geld bekommen, als der bundesdeutsche Durchschnitt.

Ebenso bei den Getränken. Wir nutzen fast ausschließlich die Hersteller hier aus der Region. Da bekomme ich zwar kein billiges Mineralwasser, aber es sind kurze Lieferwerke und Arbeitsplätze sichern wir damit auch noch.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Leider haben wir wirklich in Deutschland dieses Problem, dass gute und qualitative Lebensmittel oft zu teuer sind und nicht so qualitative Lebensmittel zu günstig, also was passiert ----> qualitative Lebensmittel werden nicht gekauft und weggeworfen; nicht so qualitative Lebensmittel werden im Übermaß gekauft und dennoch zum Teil weggeworfen, weil es dann zu viel ist. Dass Lebensmittel überhaupt weggeworfen werden, finde ich kontrovers, denn bevor sie schlecht werden, sollten sie wenigstens kostenlos zur Verfügung gestellt werden oder zur Tafel geschickt werden, wie Frankreich es tut. In einigen Orten von Deutschland wird das zwar getan, aber das sollte ein festes Gesetz werden.

» miraa » Beiträge: 9 » Talkpoints: 0,94 »



Das hat doch nichts mit der Qualität der Lebensmittel zu tun, ob diese nun mehr oder weniger konsumiert werden. Nein, der Verbraucher will von allem bis Ladenschluss alles da haben und daher stehen die Regale voll. Dass das viel zu viel ist, was dem Kunden geboten wird, zeigt doch, weil am Ende viel im Müll landet.

Dazu das Einkaufsverhalten der Kunden selbst. Da wird teilweise für die ganze Woche geplant, sich dann alles drei Mal anders überlegt und dann wird entsorgt, weil schlecht geworden. Immerhin gibt es schon Nachweise, dass die Kunden, die mehrmals die Woche kleinere Mengen einkaufen, wesentlich weniger wegwerfen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass weniger Müll produziert werden würde, nur weil die Lebensmittel teurer sind. Eine Familie mit zwei Kindern würde ja noch genau so viel Essen benötigen wie vorher, die Menge, die man verbraucht, bleibt am Ende die Gleiche. Ich glaube, dass der Anteil an Lebensmitteln, die weggeschmissen werden, nur einen geringen Teil der Kosten ausmachen würde. In meinen Augen würde es daher eher Sinn machen auf Verpackungen zu setzen, die leichter biologisch abbaubar und umweltfreundlich und am besten noch wieder verwertbar sind.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Wir leben in einer Gesellschaft des Überflusses, und das ist nun mal Fluch und Segen zugleich. Die meisten von uns haben das große Glück, nie echte Armut, Versorgungs- oder Hungersnot kennengelernt zu haben und werden dies wohl auch nie erleben und das verdanken wir ja unter anderem dem Umstand, dass Lebensmittel nahezu aller Kategorien ubiquitär verfügbar und günstig erhältlich sind.

Gleichzeitig wird einem aber doch fast schlecht, wenn man die Unmengen an unverkauften, verdorbenen und zurückgelassenen Nahrungsmitteln in Haushalten, Supermärkten und Restaurants sieht, und fragt sich manchmal, ob man das Angebot nicht locker um die Hälfte reduzieren könnte, um das zu vermeiden.

Schlussendlich kann man meiner Meinung nach sowieso nur an seinem eigenen Konsumverhalten ansetzen, aber da ist es definitiv kein Ding der Unmöglichkeit, nahezu 0% Verschwendung zu erreichen. Vorausschauendes Planen bei Einkäufen, die Investition in teurere aber besser portionierbarer Waren, den Bezug von saisonalen Produkten vom Markt oder Einzelhändler nach individuellem Bedarf und die rechtzeitige Resteverwertung und -konservierung kann man sich angewöhnen, wenn man nur bereit dazu ist, seinen Lebensstil ein wenig umzustellen.

Früher habe ich als Studentin nach dem Motto „viel Essen für wenig Geld“ eingekauft, und da landete dann auch mal eine halbe Packung Toast mit Schimmel in der Tonne. Heutzutage habe ich den Anspruch an mich selbst und auch die Möglichkeiten, da besser zu wirtschaften, und entweder kaufe ich lieber die Singlepackung für den im Verhältnis höheren Preis, oder ich friere die Hälfte ein.

Auf jeden Fall tut es mir immer irgendwo in der Seele weh, wenn ich etwas wegwerfen muss, und lieber verzichte ich dann an einem Tag auf das Gericht, auf das ich wahnsinnig Lust habe, und verwerte dafür Reste, die kurz vor dem Verfall stehen, als dass ich verschwenderisch mit meinen Vorräten umgehe. Auch kaufe ich lieber mehrmals pro Woche kleine Mengen als einmal groß für einen längeren Zeitraum ein, weswegen ich Frischwaren auch unmittelbar verbrauchen kann.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


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