Zu stressig während des Studiums mit Partner zu wohnen?
Eine Bekannte von mir streitet sich derzeit mit ihrem Freund. Es geht darum, dass dieser sie gefragt hat, ob sie mit ihm zusammen ziehen möchte, doch sie möchte nicht. Ihr ist das derzeit wegen dem Studium zu stressig und sie hat Angst, dass sie sich viel streiten und ein Parallelleben führen werden. Sie findet das es erst nach zwei oder drei Jahren eine gute Idee ist, wenn sie ihren Master schon in der Tasche hat.
Ich finde das plausibel, denn ich kann mir derzeit auch nicht vorstellen mit jemandem zusammen zu leben. Ich habe so viel mit der Uni zu tun, dass da nur an einigen Abenden Zeit für meinen Freund ist. Würden wir zusammen wohnen würde das sicherlich zu Konflikten führen. Mein Freund versteht diese Argumentation aber leider auch nicht.
Geht es euch auch so, dass ihr euch wegen einem stressigen Studium nicht vorstellen könnt mit eurem Partner zusammen zu wohnen? Oder wäre das für euch auch während des Studiums kein Problem?
Ich kann mir vorstellen, dass man während der Prüfungsphase anderes zu tun hat, als sich um umziehen, Wohnungssuche generell oder Möbelshoppen zu kümmern. Aber ich verstehe die Argumentation nicht, warum man während dem Studium nicht mit seinem Partner zusammenwohnen kann.
Wenn sie lernen muss am Abend ist es natürlich wieder was anderes - aber Prüfungs- und Lernphasen mal ausgenommen. Ich nehme an, dass sie auch so unter der Woche ein paar Tage hintereinander bei ihm schläft oder umgekehrt. Und da ist es ja auch kein Problem. Also ich verstehe das Problem in der Sache wirklich überhaupt nicht.
Was soll stressig daran sein, sich eine Wohnung zu teilen, wenn man studiert? Man putzt weniger, kauft weniger ein und ähnliches, das heißt, man spart sehr viel Zeit. Wie kommt man dabei auf die Idee, dass man abends die Zeit zwangsläufig gemeinsam verbringen muss?
Ist man kein Individuum mehr, wenn man mit seinem Partner zusammen wohnt? Mutiert man zu siamesischen Zwillingen? Hat man dann nach seiner Arbeit oder der Uni nur x Minuten Zeit und dann beginnt der nächste Job und man muss den Partner unterhalten? Wenn das so wäre, dann wäre ich Single geblieben!
Ich würde es auch eher als Erleichterung empfinden. Nicht nur was das Putzen und das Finanzielle angeht. Man kann während dem Lernen mal eben fünf Minuten Pause machen und sich beim Freund ein paar Streicheleinheiten abholen. Danach kann man viel besser weiterlernen.
Auch fällt es weg, dass man sich abends noch auf den Weg zum Partner machen muss. Anstatt die Zeit in der Straßenbahn oder im Auto zu verbringen, geht man einfach in sein Zimmer und kann sofort Zeit mit ihm verbringen.
Und wenn man mal nicht den Abend miteinander verbringen will, ist das doch kein Problem. Wenn man da offen drüber redet, dass man auch Zeit für sich braucht, kann man sich doch jederzeit in zurückziehen. Der Vorteil ist, dass man sich trotzdem an dem Tag gesehen hat, obwohl man nicht den Abend miteinander verbringt. Man kann sich eben auch mal nur für fünf oder zehn Minuten zusammensetzen, kuscheln, reden oder was anderes machen. Es ist so viel einfacher und stressfreier, wenn man dafür nicht das Haus verlassen muss.
Also meiner Meinung nach muss man nur offen darüber reden, was man vom Zusammenziehen erwartet. Erwartet natürlich der eine, dass man dann jeden Abend gemeinsam verbringt, wird das sicherlich zum Problem. Aber das muss man eben vorher klären, ob man da zusammenfindet. Auch muss man klären, ob jeder sein Zimmer bekommt oder ob man die Wohnung mit gemeinsamem Schlafzimmer und Wohnzimmer gestaltet. Wenn man viel Zeit zurückgezogen verbringen will, bietet sich natürlich ersteres an.
Was soll denn daran stressig sein? Ich empfinde es eher als Entlastung und Bereicherung mit dem Partner zusammen zu wohnen. Gestern zum Beispiel, da musste mein Partner leider am Samstag zu irgendeiner komischen Schulung in seiner Firma. Er war also den ganzen Tag bis 16:30 Uhr beschäftigt.
Wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte er anschließend noch den Wocheneinkauf erledigen müssen und dann hätte er 1,5 Stunden mit dem Auto zu mir fahren müssen, dass wir uns sehen können. Sonntag Nachmittag hätte er dann zurückfahren müssen, weil er Montag arbeiten muss und so wirklich Erholung hätte er am Wochenende nicht gehabt. Wir haben das dann so geregelt, dass ich ihn zur Arbeit gebracht und später abgeholt habe und dann das Auto zu meiner freien Verfügung hatte und sämtliche Besorgungen und Einkäufe erledigt hatte. Als er kam, war sogar das Essen fertig auf dem Tisch und musste nur noch kurz aufgewärmt werden.
Umgekehrt ist es genauso. Wenn ich von der Uni oder Arbeit nach Hause komme, dann steht auch schon mal das Essen fertig auf dem Tisch und er nimmt mir auch diverse Sachen im Alltag ab. Ich finde es wunderbar entlastend, wenn ich während Lernphasen nichts machen muss und er mir so viel abnimmt wie Kochen oder einige Sachen im Haushalt. Ich hätte viel mehr zu tun und wäre viel gestresster, wenn ich so viele Sachen beachten müsste. So kann er mir Sachen abnehmen und mich so entlasten, während ich den Kopf frei bekomme für die wirklich wichtigen Dinge. Für mich ist es selbstverständlich und auch normal, dass man sich in einer intakten, gesunden Beziehung gegenseitig den Rücken freihält und sich gegenseitig unterstützt.
Hinzu kommt, dass man sich dann nicht gezielt X Abende in der Woche für den Partner freihalten muss. Man kann quasi "nebenbei" viel Zeit zusammen verbringen, wenn man zusammen wohnt. Das kann durch das gemeinsame Einkaufen sein, aber auch durch die gemeinsamen Mahlzeiten, während denen man sich unterhält. So würde ich nicht sagen, dass da so viel Zeit draufgeht, die man eigentlich fürs Lernen bräuchte. Ich lerne ja auch nicht den ganzen Tag. Wenn der Kopf voll ist und ich eine Pause brauche, kann man sich auch mal eine Serie anschauen und zusammen kuscheln, das ist doch nicht stressig.
Ich denke, dass es mir auch zu stressig geworden wäre, im Studium mit jemandem zusammen zu wohnen. Ich hatte ja im Studium auch Beziehungen und die haben mich durchaus vom Lernen abgehalten, der Partner wollte sich ja unterhalten oder wollte bespaßt werden und da konnte ich mich nicht in Ruhe auf den Lernstoff konzentrieren. Ich erinnere mich etwa an Prüfungsphasen, wo ich einfach jeden Tage von früh bis abends gelernt habe und da meckerte dann der Partner per SMS herum, dass ich nicht da bin. Also sowas kann ich gar nicht gebrauchen.
Den Haushalt habe ich während des Lernens nicht als belastend empfunden. Welchen Haushalt auch? Ich hab nichts im Haushalt gemacht und Essen habe ich mir irgendwo vom Imbiss geholt und während des Essens dann wieder weitergelernt. Wenn ich stattdessen jemand um mich herum gehabt hätte, dann hätte ich bestimmt keinen Einserabschluss geschafft.
Zudem brauche ich auch einfach mal meine Ruhe und meine Zeit komplett für mich, in der ich mich mit niemandem beschäftigen muss - auch nicht mit dem Partner.
Zitronengras hat geschrieben:Ich hatte ja im Studium auch Beziehungen und die haben mich durchaus vom Lernen abgehalten, der Partner wollte sich ja unterhalten oder wollte bespaßt werden und da konnte ich mich nicht in Ruhe auf den Lernstoff konzentrieren. Ich erinnere mich etwa an Prüfungsphasen, wo ich einfach jeden Tage von früh bis abends gelernt habe und da meckerte dann der Partner per SMS herum, dass ich nicht da bin. Also sowas kann ich gar nicht gebrauchen.
Bei allem Respekt, aber was hattest du denn für einen kindischen Partner? Ich bin seit fast vier Jahren mit meinem Partner zusammen und es spielte keine Rolle, ob wir zusammen gewohnt haben oder getrennt, er hat mich nie nonstop per SMS oder sonstwie genervt, wenn ich Lernphase hatte. So etwas kann man auch klar kommunizieren und dann nimmt man eben Rücksicht darauf. Auch jetzt, wenn ich lernen möchte, dann schnapp ich meine Sachen und gehe nach nebenan und mein Partner ist so lange ruhig und sagt nichts, bis ich von mir aus komme und äußere, dass ich eine Pause vom Lernen brauche.
Das ist für mich auch ein normaler, erwachsener Umgang mit der Situation und Crispins Partner müsste so Anfang, Mitte 30 sein. In dem Alter muss man eigentlich nicht chronisch bespaßt werden wie ein Kleinkind und geht auch erwachsener mit solchen Situationen um.
Bei allem Respekt, aber was hattest du denn für einen kindischen Partner? Ich bin seit fast vier Jahren mit meinem Partner zusammen und es spielte keine Rolle, ob wir zusammen gewohnt haben oder getrennt, er hat mich nie nonstop per SMS oder sonstwie genervt, wenn ich Lernphase hatte.
Ja, das war kindisch. Aber da war man auch irgendwas zwischen 18 und 23. Da ist man noch nicht so reif und manche haben vielleicht auch noch jenseits des 23. Lebensjahres solche Macken, dass sie Bespaßung brauchen. Nonstop genervt hat auch keiner, es kamen nicht andauernd SMS, aber es kamen eben welche.
Ich finde deine Argumentation mehr als merkwürdig, da ich es überhaupt nicht zu stressig finde, während dem Studium mit dem Partner zusammen zu wohnen. Bei mir ist es eher umgekehrt und ich fand es dann als eine richtige Erleichterung, während des Studiums mit meinem Freund zusammen zu wohnen, gerade während der stressigen Phasen. So konnte man sich nämlich auch in der Prüfungszeit, beziehungsweise während der Bachelorarbeit täglich sehen, was sonst niemals möglich gewesen wäre. Immerhin nimmt die Bachelorarbeit doch viel Zeit in Anspruch, so dass man den Partner auch nicht so oft sehen kann, wenn man nicht zusammen wohnt.
Ich fand es aber gerade schön und entspannend, dass ich meinen Freund täglich sehen konnte, auch wenn wir beide mit der Bachelorarbeit eingespannt waren. Außerdem war es natürlich auch gut, dass wir uns so den Haushalt teilen konnten, was dann auch wieder weniger Arbeit für jeden einzelnen war. Durch meinen Freund hatte ich außerdem auch immer einen Ausgleich zur Bachelorarbeit und in seinen Armen konnte ich mich direkt entspannen.
Mein Freund und ich wohnen in einer Einzimmerwohnung, wobei ich meine Bachelorarbeit auch noch überwiegend zu Hause und nicht in de Uni geschrieben habe. Dennoch war es nie stressig, sondern ich habe diese Zeit ehrlich gesagt sogar als sehr schön in Erinnerung. Es ließ sich einfach leichter für mich schreiben, wenn ich wusste, dass mein Freund mir auch Arbeit im Haushalt abnehmen kann oder dass wir uns dafür abends gemütlich einen Film anschauen können.
Ich empfand es während des Studiums immer als lästig und total nervig, nicht mit meinem Freund zusammen zu wohnen, gerade in stressigen Phasen. Da musste man immer noch zwischendurch Treffen abmachen, viel Zeit ging für die Fahrt drauf und ich war deprimiert, wenn ich eine Lernpause gemacht habe und mein Freund nicht da war, sondern ich immer allein war. So empfand ich das Lernen immer als noch unangenehmer.
Ich werde ja nun auch demnächst meinen Master anfangen und empfinde es als wahnsinnige Erleichterung, dass ich dann eben von Anfang an mit meinem Freund zusammen wohne. Darauf freue ich mich auch total, so dass ich dich leider kein Stück verstehen kann.
@Zitronengras: ich gehe mal ganz stark davon aus, dass ein erwachsener Mann jenseits der 30, der bereits selbst ein Jura-Studium abgeschlossen hat und jetzt als Anwalt arbeitet, durchaus Verständnis hat, wenn Crispin (seine Partnerin) den Wunsch äußert, sich jetzt auf den Stoff zu konzentrieren. Wenn man als Anwalt noch so kindisch und unreif sein sollte, hat man in dem Berufs nichts verloren und sicherlich auch den Beruf verfehlt, wovon ich jetzt aber nicht ausgehe.
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