Zu sehr mit sich und eigenen Problemen beschäftigt sein?

vom 12.05.2020, 14:37 Uhr

Es kann ja sein, dass man gar nicht merkt, wenn es den besten Freunden, dem Partner oder nahen Verwandten nicht gut geht, weil man viel zu sehr mit sich selbst und eigenen Problemen beschäftigt ist. Natürlich sollte man auch auf sich selbst achten und darauf, dass es einem selbst besser geht. Trotzdem ist es natürlich schade, wenn man dann so sehr auf sich selbst fokussiert ist, dass man es gar nicht mitbekommt, was im Umfeld so abläuft und dass es auch andere Menschen gibt, denen es nicht gut geht.

War es bei euch schon so, dass ihr so sehr mit euch selbst und euren eigenen Problemen beschäftigt wart, dass ihr gar nicht gemerkt hat, wie es anderen für euch wichtigen Menschen um euch herum nicht gut ging? Wie kam es dann zu der Erkenntnis und was habt ihr dann daraufhin gemacht?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Bei meiner Mutter ist das regelmäßig so. Sie ist dabei auch jedes Mal so, dass man sich wirklich schämen muss. So hatten wir beispielsweise Mal die Situation, dass jemand verstorben war und sie mitten in dem Weinen der Partnerin der Person davon erzählt, dass sie Schulterschmerzen hat und kaum etwas machen kann, also völlig unpassend. Bei ihr ist das leider normal. Ich bin da anders, ich habe zwar auch meine Probleme, aber ich möchte mein Umfeld eigentlich wenig bis gar nicht damit belasten. Ich habe meine Personen denen ich mich anvertraue, aber da rede ich dann auch keine Stunden darüber.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde, dass es hier wichtig ist, eine gesunde Balance zu finden. Gerade Frauen werden immer noch dazu sozialisiert, die "eigenen Probleme" hintanzustellen und sich um die tatsächlichen oder vermeintlichen Probleme anderer zu kümmern, um nicht als "egoistisch" zu gelten.

Die Frage: Ist das wirklich mein Problem? ist in meinen Augen in vielerlei Hinsicht hilfreich. Viele Leute mögen es zum Beispiel auch gar nicht, wenn ich ihre Probleme zu den meinigen mache und sie mit Ratschlägen, Kommentaren und besorgten Nachfragen belästige. Und generell ist es natürlich auch eine Frage der Empathie und des Taktgefühls, wofür nicht jeder Mensch ein Händchen hat.

In meinen Augen geht es hier also wie so oft um das gesunde Mittelmaß. Manchmal sind die eigenen Probleme wirklich dominanter und gravierender als das Gejammere von jemand anderem. Und ich finde nicht, dass ich verpflichtet bin, quasi unabhängig von meinem Gesamtzustand immer darauf zu achten, wem es sonst gerade "nicht gut geht" und selbstverständlich immer ein offenes Ohr zu haben oder sonstwie hilfreich zu sein. Manchmal müssen die anderen auch selber mit ihren Problemen klarkommen.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kenne das. Man erzählt etwas, was einen beschäftigt und ein anderer grätscht rein mit "Also ich habe immer...". In einem emotionalen Trauerfall wäre das selbst für mich unsensibel (Lösung weiter unten).

Allerdings muss man sich auch fragen, warum unbedingt erzählen, was einen gerade beschäftigt? Interessiert das irgend jemanden? In dieser Situation? Knigge hat mal gesagt "Drängen wir niemand unsere Spezifika auf" und was ich persönlich sehr bedenkenswert finde: "... klage Dein Leid, Deine Schwäche niemand als dem, der helfen kann, ... Wenige helfen tragen; fast alle erschweren die Bürde ..."

Das mag ein Bisschen am anderen Ende der Skala sein, wie immer gilt jedoch: es ist die Ausgewogenheit. Was man aber immer lernen kann ist, manchmal einfach die Klappe zu halten anstatt seine eigenen Befindlichkeiten rein zu werfen. "Rede nur, wenn dein Reden besser ist als dein Schweigen gewesen wäre."

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» Lammiauma » Beiträge: 27 » Talkpoints: 6,65 »



Ich kenne dieses Phänomen durchaus von anderen Personen, denke allerdings, dass ich selbst zu hypersensibel bin, dass mir das nicht auffallen würde. Selbst wenn es mir gerade selbst nicht gut geht, bin ich sehr empfänglich für positive und negative Stimmungen von anderen. Dies lässt sich auch gerne mal auf meine persönlichen Empfindungen nieder, was natürlich nicht unbedingt das Ziel sein sollte und woran ich mittels Meditationstechniken und anderen Methoden sehr viel arbeite.

In meinem Freundeskreis und auch bei meinem Partner bin ich tatsächlich eher die Person, die schon beim kleinsten Anflug von Verstimmung etwas wahrnimmt. Ich versuche das dann immer so vorsichtig es geht zu kommunizieren, da man natürlich der anderen Person auch nichts falsches unterstellen möchte. Bisher liege ich dabei allerdings fast immer richtig, was mich dann in der Feinfühligkeit doch irgendwie bestätigt.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ja, ich denke, das ist schon jedem von uns mal passiert. Es gibt Zeiten im Leben, in denen man so sehr mit sich selbst und eigenen Problemen beschäftigt ist, dass man gar nicht merkt, was um einen herum passiert. Das ist zwar schade, aber auch ganz normal. Wir alle haben unsere eigenen Baustellen und manchmal braucht es einfach Zeit und Ruhe, um diese zu bearbeiten und zu lösen.

Bei mir war es so, dass ich während meines Studiums eine schwere Phase hatte, in der ich mich sehr stark auf meine Klausuren und Prüfungen konzentrieren musste. Ich war so sehr damit beschäftigt, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie es meiner besten Freundin nicht gut ging. Sie hatte Probleme in ihrer Beziehung und auch in ihrem Job und ich habe das erst viel später mitbekommen.

Als ich es dann endlich mitbekommen habe, habe ich mich natürlich schlecht gefühlt, dass ich sie nicht früher unterstützen konnte. Wir haben dann aber offen darüber gesprochen und ich habe ihr erklärt, dass es mir in dieser Zeit einfach nicht gut ging und ich mit meinen eigenen Problemen zu kämpfen hatte. Das hat sie verstanden und wir konnten gemeinsam an Lösungen für ihre Probleme arbeiten.

Ich denke, es ist wichtig, dass man ehrlich miteinander spricht und sich gegenseitig unterstützt, auch wenn man mal nicht so aufmerksam sein kann wie sonst. Es ist menschlich, dass man sich manchmal auf sich selbst fokussiert, aber man sollte trotzdem immer im Hinterkopf behalten, dass es auch andere Menschen gibt, die einem wichtig sind und die Unterstützung brauchen könnten.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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