Zu Arzt gehen den man auch privat kennt?

Ich habe in meinen Gruppen beim Sportverein, in der Hundeschule und auch im Gitarrenkurs den ein oder anderen Arzt. Wir verstehen uns in den Gruppen untereinander auch ziemlich gut. Ich habe jetzt schon mehrmals mitbekommen, dass andere Gruppenmitglieder zu den Ärzten aus unseren Gruppen gehen, weil man sich ja sowieso vom Tennis oder aus der Hundeschule kennt und sich gut versteht.

Auch wenn ich dort privat mit den Ärzten gut klar komme und diese auch nett finde würde ich dennoch nicht als Patient zu diesen gehen. Das wäre mir irgendwie zu privat und intim. Ich hätte kein Problem damit einen Arzt mit dem ich zusammen Tennis spiele wegen eines gebrochenen Fußes aufzusuchen, aber sobald es um so Sachen wie Hämorriden, Depressionen oder Krebs geht wäre mir das einfach zu privat.

Wie seht ihr das? Geht ihr zu Ärzten die ihr auch privat kennt oder würdet ihr das lieber nicht tun? Welche Gründe sprechen für euch dafür oder dagegen?

Prinzipiell gehe ich nur zu Ärzten, die ich nicht privat kenne. Ich fühle mich dann auch sicherer, da mich jemand fremdes behandelt. Es gab aber eine Situation, in der mir nichts anderes übrig blieb. Wir haben im Dorf einen Arzt, der ein guter Bekannter meines Vaters ist. Mein Vater hat dort den Ausbau der Praxis übernommen und der Arzt lebte eine Zeit lang in einer unserer Mietwohnungen.

Ich habe einen ziemlich heftigen Magen- und Darminfekt bekommen und hatte mich bereits drei Tage ständig übergeben und einige Zeit natürlich auch auf der Toilette verbracht. Bleibt ja leider bei diesem Infekt nicht aus. Da überhaupt nichts in meinem Körper blieb und ich nicht ins Krankenhaus wollte, da ich die Fahrt bis dahin eh nicht ohne Erbrechen überstanden hätte, rief meine Mutter den Notarzt an. Und genau dieser uns bekannte Arzt hatte an dem Wochenende Notdienst.

Ich habe mich dann schon sehr unwohl bei der Untersuchung gefühlt. Natürlich war das ein Notfall und mir ging es letztendlich dann auch einen Tag später wieder besser, aber ich hätte auch gut auf diesen Besuch verzichten können. Wenn ich die Wahl habe bleibe ich natürlich bei den Ärzten, die mir vertraut sind, mit denen aber persönlich kein Kontakt besteht. Ich könnte jetzt auch keinen weiteren Grund nennen, warum es mir so unangenehm ist, aber so lange ich es vermeiden kann, vermeide ich es auch.

Von solchen beruflichen, professionellen und privaten Vermischungen halte ich nicht viel und die einzigen Ärzte, die ich selbst ganz gut kenne sind ein Internist, mit dem ich zusammen das Tanzen gelernt habe, Abi gemacht habe und später gefeiert hatte sowie ausgerechnet eine Gynäkologin. Das sind Konstellationen, die man für seinen Arzt nicht unbedingt will.

Und was, wenn sich herausstellt, dass der Mensch, den man eigentlich privat total gerne mag fachlich eine Pfeife ist? Dann hat man den Salat und kommt aus der Nummer nicht so einfach für beide wieder heraus. Ich möchte auch nicht im Pilates-Kurs mit meiner Gynäkologin über die letzten Befunde reden oder mit meinem Zahnarzt an der Bar sitzen. Für mich und mein Gefühl passt das alles nicht zusammen.

Auch von der ärztlichen Seite stelle ich mir das gar nicht so prickelnd vor. In seiner Freizeit möchte man doch nicht kontinuierlich mit seinem Beruf und der Arbeit konfrontiert werden. Gerade solche Berufe wie Medizin, Psychologie, Informatik oder Handwerk laden sowieso schon genug dazu ein, auch außerhalb der Arbeitszeiten ständig um Rat gefragt zu werden.

Ehrlich gesagt würde ich es furchtbar finden zu einem Arzt zu gehen, den ich kenne. Man geht ja nicht nur aus Spaß zum Arzt und wenn man dann eh schon etwas hat, was einem unangenehm ist, mag man das doch auch keinem Freund oder Bekannten zeigen. Das würde bei mir auch dazu führen, dass ich nicht hingehen würde, wenn ich dann etwas für mich Unangenehmes haben würde. Ich bevorzuge da eine professionelle Distanz, wobei ich es mag, wenn der Arzt dann freundlich ist und auch eventuell auch etwas von sich erzählt um die Situation zu lockern.

Eigentlich ist alles halb so wild. Einer meiner Ärzte ist ein Bekannter von mir, der damals mit mir die Schule besucht hat. Treffen wir uns privat, dann wird nicht über die Krankengeschichte geredet, sondern es werden ganz normale Unterhaltungen geführt.

Einer meiner ehemaligen Psychologen ist im gleichen Verein wie ich. Das ist auch kein Problem. Mit einer Gynäkologin gehe ich regelmäßig essen, sie hat mich untenrum auch schon nackt gesehen, genauso wie ich einem Bekannten, der kein Arzt ist, auch schon im Krankenhaus den Intimbereich gewaschen habe, als er schwer verunfallt war. Etwas peinlich war es schon, aber es wurde einmal darüber geredet und gesagt, dass es nichts Schlimmes ist und damit war das Thema auch privat durch.

Ich unterhalte mich auch mit meinem Hausarzt über private Dinge. Vielleicht sehe ich es schlichtweg entspannter, weil ich mir denke, dass auch Ärzte nur Menschen mit einem Freundeskreis sind. Ich frage die Ärzte, die ich privat kenne, aber auch nie um Rat. Gesundheitliche Probleme werden in der jeweiligen Praxis besprochen und da ich als ITler weiß, wie furchtbar es ist, wenn man in der Freizeit auf jedes Computerwehwehchen angesprochen wird, bleibe ich in meiner Freizeit vor allem Mensch und werde nicht Patient.

Muss im Endeffekt jeder selbst wissen. Für mich wäre das aber gar nichts. Ich kenne mehrere Ärzte auch privat, wobei ich die aber nur dann um Rat frage, wenn ich eine zweite Meinung einholen möchte was bestimmte Behandlungen oder Diagnosen angeht. Denn da weiß ich, dass diese Menschen nicht profitieren von meiner Behandlung und da ist dann das Vertrauen von meiner Seite auch größer.