Zivilcourage - ein tödliches Phänomen?

vom 11.05.2015, 05:23 Uhr

Ich las vorhin, dass die Zivilcourage eines Mannes ihm zum tödlichen Verhängnis wurde. Er beobachtete einen Streit einer jungen Frau mti deren Partner, griff ein und wurde letztendlich erstochen. Er starb noch an der Unfallstelle.

Ich finde, das erinnert irgendwie an den Fall der Studentin Tugce, die Ende letzten Jahres auch eingegriffen hatte als einige junge Frauen von Männern bedrängt wurden. Sie bekam einen heftigen Schlag ab, prallte mit dem Kopf auf dem Bordstein auf und war sofort hirntot.

Ich finde, wenn man solche Geschichten immer häufiger mitbekommt, könnte man glatt Angst bekommen überhaupt Zivilcourage zu zeigen. Ich würde so etwas wirklich schade finden, wenn immer weniger Menschen deswegen helfen würden, eben aus Angst selbst zu Schaden zu kommen. Die Polizei rät deswegen auch dazu, sich Zeugen zu suchen und statt einzugreifen direkt die Polizei als Verstärkung zu rufen.

Machen euch solche Fälle von Zivilcourage Angst? Oder würdet ihr trotzdem eingreifen?

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ganz ehrlich, das habe ich auch schon überlegt, aber ich würde da nur im absoluten Notfall dazwischen gehen und sonst die Polizei rufen. Heutzutage wirst du sowieso sofort verprügelt. Sowas hält mich leider davon ab, jemandem zu helfen. Wenn es vielleicht ein Täter alleine ist, kann man darüber nachdenken, aber bei einer Gruppe immer die Polizei rufen.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich würde auf jeden Fall helfen. Was würde man denn als Opfer wollen? Polizei rufen mag ja nett gemeint sein, aber letztendlich kann es auch noch eine halbe Ewigkeit dauern bis diese endlich kommen kann und dann steht man da und muss zusehen. Das würde ich nicht aushalten können und würde auf jeden Fall dazwischen gehen.

Wenn ich dann dabei sterben würde, würde das natürlich furchtbar sein, aber ich muss auch kein schlechtes Gewissen haben, dass ich nur daneben gestanden habe. Ich wäre dann wenigstens mit dem guten Gefühl geholfen zu haben gestorben, wenn ich bei so einer Aktion sterben würde.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Wenn ich dann dabei sterben würde, würde das natürlich furchtbar sein, aber ich muss auch kein schlechtes Gewissen haben, dass ich nur daneben gestanden habe. Ich wäre dann wenigstens mit dem guten Gefühl geholfen zu haben gestorben, wenn ich bei so einer Aktion sterben würde.

Glaubst du den Mist den du geschrieben hast ernsthaft? Du wirst in dem Moment erstochen und lebst ab und denkst dir nichts anderes "ach ich hab nun ein gutes Gefühl geholfen zu haben"? Mit Sicherheit nicht, du rechnest damit nicht und wenn dann zugestochen wird, dann wirst du das auch gar nicht so recht begreifen und dann kommt es darauf an wie lange die Zeit zum Ableben ist.

Du denkst an deine eigenen Sachen, aber mit Sicherheit nicht an das Opfer und deinen Heldenmut den du an den Tag gelegt hast und selbstlos warst. Da könnte man schon drüber lachen wenn es nicht so traurig wäre was manche sich in ihrer Fantasie ausmalen und wie sehr es sich von der Realität unterscheidet. Ich habe schon Leute sterben sehen auch nach solchen Angriffen, niemand hat mir gesagt "ach war schön noch geholfen zu haben", es ging nur um sie selbst.

Man muss immer damit rechnen, dass etwas passiert. Egal ob man nun das Opfer ist oder ein Helfer. Vorbereiten kann man sich darauf nicht, aber das mindeste was gemacht werden muss ist eben die Polizei zu rufen. Je nach dem was dort beschrieben und geschildert wird, wird auch ausgerückt. Vorkommen tut einem alles wie eine Ewigkeit, selbst wenn nur 2 Minuten vergehen schwören alle es waren 10 oder 20 Minuten, weil alles langsamer geht wenn man so etwas beobachtet oder drinnen steckt.

Natürlich wird niemand aufrufen, dass man sich nun vor jeden Täter stellt und mit seinem eigenen Leben ein Opfer verteidigt. Dazu hätte die Polizei auch gar kein recht und die Leute würden nur mit dem Kopf schütteln. Aber es ist halt generell wichtig, dass auf das Thema hingewiesen wird, dass Zivilcourage notwendig ist, aber man auch als Helfer zum Opfer werden kann.

Ob man nun dazwischen geht oder nicht, dass hängt auch davon ab was gerade am laufen ist, was man selbst wahrnimmt und wie man in dem Moment drauf ist. Mache werden wütend wenn sie etwas sehen und rennen dann vor ohne Nachzudenken, andere sind feige und beobachten erst einmal und entscheiden für sich "zu gefährlich" und warten ab. Grundsätzlich erst einmal die Lage überblicken und dann Entscheiden ob sofortige Hilfe notwendig ist oder man abwarten kann.

Das eigene Leben muss dabei niemand bewusst aufs Spiel setzen, dafür sind andere zuständig aber der der zivile Bürger der den Helden spielen möchte. Ich meine welcher zivile Bürger läuft auch mit einer geladenen Waffe und einer Schuss- und Stichsicheren Weste den ganzen Tag herum um jemand helfen zu können, der gerade abgestochen wird?

Ich denke doch mal niemand und somit auch gar nicht die Mittel zur Verfügung so etwas zu stoppen ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Selbst wenn man es sich 2mal im Leben anschaut wie jemand anderes gerade abgestochen wird, wird man immer unterschiedlich handeln. War bei mir auch nicht anders, das eine mal direkt drauf los und Koffer über den Schädel vom Angreifer das andere mal unkalkulierbar und abgewartet auf Verstärkung der Polizei, die dann den Täter überwältigt haben mit ihrem Schusswaffen.

Denn der hatte nicht im Traum dran gedacht aufzuhören als er schon mit gezogener Waffe dazu aufgefordert wurde und ist noch auf die Polizei los. Wäre er somit auch auf mich und mein Körper und Geist hat mir in dem Moment gesagt, "warte ab", was ich gemacht habe.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Wenn ich dann dabei sterben würde, würde das natürlich furchtbar sein, aber ich muss auch kein schlechtes Gewissen haben, dass ich nur daneben gestanden habe. Ich wäre dann wenigstens mit dem guten Gefühl geholfen zu haben gestorben, wenn ich bei so einer Aktion sterben würde.

Glaubst du den Mist den du geschrieben hast ernsthaft? Du wirst in dem Moment erstochen und lebst ab und denkst dir nichts anderes "ach ich hab nun ein gutes Gefühl geholfen zu haben"? Mit Sicherheit nicht, du rechnest damit nicht und wenn dann zugestochen wird, dann wirst du das auch gar nicht so recht begreifen und dann kommt es darauf an wie lange die Zeit zum Ableben ist.

Ich finde diese Aussage von Ramones auch sehr zweifelhaft. Was bringt einem das, sich für andere zu opfern? Was hat das mit guten Gewissen zu tun? Und das Kind wächst dann ohne seine Mutter ein, weil die sich in fremde Streitigkeiten einmischen musste? Na, da würde sich das Kind aber bedanken. Kein Kind will, dass seiner Mutter was passiert, nur weil die Fremden helfen musste. Du musst auch mal ein bisschen realistisch denken, Ramones, und mal aus deiner heilen Regenbogenwelt herauskommen.

Ich habe mich neulich eingemischt, weil zwei Eltern beim Einkaufen im Supermarkt ihre Kinder übelst angebrüllt haben. Und das führte nicht zur Einsicht der Eltern; nein, die haben mich dann bedroht. Sie konnten mir ja nichts tun, waren ja zig Menschen rings herum. Aber das waren eben wirklich solche Assis - anders kann man es nicht sagen - die vermutlich auch zu dumm zum Verhüten waren und versehentlich Kinder gezeugt haben, mit denen sie dann nicht umgehen können und die die anbrüllen. Mir taten die Kinder dann leid; am liebsten hätte ich mal dem Jugendamt einen Tipp gegeben, aber ich hatte nur das Kennzeichen von denen und nicht die Namen und bei der Polizei wollte ich sie nicht melden, weil ich dann Sorge hatte, dass die dann erfahren, wer sie gemeldet hat und mir Probleme bereiten.

Aber es zeigt halt, dass man sich da echt nicht einmischen darf. Das werde ich auch nicht mehr machen. Menschen, die sich so verhalten, sind gestört. Da braucht man nicht auf Einsicht zu hoffen. Wenn das einsichtige und normal begabte Menschen wären, dann würden sie sich gar nicht erst so verhalten. Daher bringt man sich nur selbst in Gefahr, wenn man sich da hineinhängt. Und am Ende hat man nichts davon, wenn man selbst zu Schaden kommt.

Meine Tante hat mal eine Zeit lang für die Opferhilfe des weißen Rings gearbeitet und das dann wieder sein gelassen, weil sie den Eindruck hatte, dass viele Menschen selbst daran Schuld waren, wenn sie Opfer von Gewalttaten geworden sind. Natürlich trägt die Hauptschuld der Täter, aber manche Menschen passen einfach nicht auf sich auf und provozieren damit, dass etwas passiert; etwa Frauen, die sich auf Beziehungen mit alkoholkranken Männern einlassen oder Menschen, die spät nach Mitternacht im Dunklen durch Parks laufen usw. - muss man ja nicht machen.

Dabei ist jeder für sich selbst verantwortlich. Jeder soll mal in erster Linie auf sich selbst aufpassen. Ich würde nicht wollen, dass ein Mensch, an dem mir etwas liegt, sich für irgendwen anderen opfert. Das fände ich sinnlos.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Talkmaster am 07.10.2016, 22:41, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Sagen wir so, ich gehe in jedem Fall immer dazwischen. Ich behaupte nicht, dass dies immer eine kluge Entscheidung ist und auch ich kenne mich mit Bedrohungen von Waffen aus. Ich sage daher nicht, dass man so sein sollte wie ich und überall reingehen muss. Um Gottes Willen tut das nicht, weil Zivilcourage mittlerweile auch arg gefährlich werden kann.

Ich bin jedoch jemand, der auch bei einem gezückten Messer dazwischen geht. Fragt mich jetzt bitte nicht, wieso ich so doof bin, aber so war ich schon immer. Womöglich liegt es daran, dass man mir nie geholfen hat. Als mich mal 4 Männer verprügelt haben am helllichten Tag vor einer Gaststätte hat mir niemand geholfen. Stattdessen dauerte es gefühlte 15 Minuten, ehe mal die Polizei eintraf, um die Spinner von mir zu reißen.

Ich habe mir daher irgendwann schon in der Jugend angewöhnt, immer zu helfen. Der erste Schritt ist jedoch, dass ich organisiere, dass jemand die Polizei ruft und einen Krankenwagen. Ich probiere durchaus auch, andere zum Helfen mit zu animieren, um eine Mehrzahl zu haben, die hilft und einen Täter möglicherweise einkreisen zu können.

Doch ansonsten gehe ich immer dazwischen und das ohne Rücksicht auf mein eigenes Leben. Sehr fahrlässig, das weiß ich. Doch ich bin schon in so vielen Situationen, rein beruflich, gelandet, dass ein Messerzücken bei mir nicht mehr allzu viel auslöst. In dem Milieu in dem ich verkehrte sind Messer noch wirklich das harmloseste. Da gehe ich dann dazwischen.

Bei Pistolen habe ich aber wirklich Angst. Da würde ich wohl weniger dazwischen gehen, als schnell Hilfe suchen. Ich weiß zwar, wie ich eine scharfe Waffe von einer Fake-Pistole oder Gaspistole unterscheiden kann, aber ich möchte nicht behaupte, dass ich dies in der Schnelligkeit kann. Da bin ich dann auch etwas vorsichtiger.

Zivilcourage kann tödlich sein. Ob mit Waffengewalt oder ohne. Wie oft werden Menschen verprügelt, die vorher einen Streit beendet haben? Schon oft passiert. Tugce war auch das beste Beispiel. Solche Leute tun mir leid, die helfen und sterben mussten, weil es Leute gibt, die einfach ihre Grenzen und Kontrollen der Aggressionen nicht im Griff haben.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Kätzchen14 hat geschrieben:Bei Pistolen habe ich aber wirklich Angst. Da würde ich wohl weniger dazwischen gehen, als schnell Hilfe suchen. Ich weiß zwar, wie ich eine scharfe Waffe von einer Fake-Pistole oder Gaspistole unterscheiden kann, aber ich möchte nicht behaupte, dass ich dies in der Schnelligkeit kann. Da bin ich dann auch etwas vorsichtiger.

Willst du nun sagen, dass du das auf wenige Meter bereits erkennnen willst? Ganz ehrlich, das halte ich für sehr unwahrscheinlich da die Fakes immer besser werden und man sie teilweise auch nur erkennt, wenn man sie direkt in der Hand hat und zerlegt. Denn es kommen auch immer mehr dieser Fake Pistolen aus dem 3D Drucker und sind ebenfalls aus Plastik vom Aussehen und Anfassen her, aber funktionieren wie eine scharfe Waffe und sind es auch.

Zwar ist die Reichweite und Durchschlagskraft dann geringer, aber auf die nahe Distanz macht das keinen Unterschied. Man möchte damit auch nicht auf 200 oder 800 Meter jemand treffen, aber alles was im 10-20 Meter Bereich ist trifft man damit durchaus tödlich.

Aus Spaß habe ich mir solch ein Ding ebenfalls aus meinem Drucker gelassen. Die Vorlagen und Anleitungen findet man an jeder Ecke frei im Internet und stellen noch nicht einmal das Problem dar. Aber die restlichen Teile für die scharfe Waffe zu bekommen ebenfalls nicht, da vieles legal erworben werden kann als Ersatzteil und den Lauf macht man sich selbst, da nur das eines der wenigen Teile ist welches unter das Kriegswaffenrecht fällt. Auch dazu findet man genug Anleitungen, daher kann jeder sich eine funktionsfähige Waffe bauen mit dem Wissen welches frei im Internet zur Verfügung steht. Im optimalen Fall hat man einen eigenen 3D Drucker Zuhause, aber man kann sich das auch normal bestellen den Ausdruck im Internet und nach Hause schicken lassen. Alles andere ist ein Aufwand von 5 Tagen, bis die ganzen Lieferungen eintreffen mit den Teilen.

Daher gehe ich immer davon aus, dass eine Waffe scharf ist und lasse mich nicht davon blenden wenn etwas aus Plastik ist, dass sich diese nur um einen Fake handelt. Ich denke du hattest mit diesen Nachbauten noch nichts zu tun, aber sie sind immer mehr im kommen. Ist schon niedlich wenn jemand mit einer pinkfarbenen Waffe auf dich zielt und du das für ein Spielzeug hältst aber diese echt ist. Aus dem Ausland bekommt man diese auch in schrillen Farben, schau dir mal eine Waffenbörse in den USA an.

Diese sind alle echt und sehen aus wie Kinderspielzeug. Die schrillen Farben liegen daran, dass diese für Kinder gemacht sind. Aber ein Gewehr in Pink und mit Blümchen sieht weniger Bedrohlich aus als wenn das ganze nur einfarbig schwarz ist wie die meisten eine Waffe in ihrem Kopf als Bild haben. Gleiche Waffe, zwei Farben und dennoch wird die schwarze als Bedrohlicher empfunden.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^